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Veränderungen der globalen Ernährungsgewohnheiten

2.1 Verfügbarkeit von Nahrungskalorien und Nahrungsprotein

Die Verfügbarkeit von Nahrung hat sich in den letzten Jahrzehnten im weltweiten Durchschnitt verbessert – dies bedeutet aber nicht, dass das Problem der unzureichenden Versorgung der hungernden Menschen gelöst ist (s. u.). Von 1970 bis 2000 erhöhte sich die durchschnittliche Nahrungsenergieversorgung von rund 2.400 auf 2.800 kcal/Person/Tag (Tab. 1). Während in den 1960er Jahren 57 % der Weltbevölkerung weniger als 2.200 kcal zur Verfügung hatten, trifft dies heute nur noch auf ungefähr 10 % der Menschen zu (FAO, 2003, S. 29 f).

Die Zunahme der durchschnittlichen Nahrungsenergieversorgung zeigt vor allem Fortschritte in Entwicklungsländern, wohingegen Industrieländer schon vor 30 Jahren einen hohen Versor-gungsgrad aufwiesen. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Weltreg-ionen und Ländern. Die Fortschritte innerhalb der Entwicklungsländer sind stark beeinflusst von einigen bevölkerungsreichen Regionen. In Ostasien, vor allem in China, hat sich die Kalorien-verfügbarkeit in kurzer Zeit sehr stark erhöht und nähert sich den Industrienationen tendenziell an. Auch Brasilien, Mexiko, Indonesien, Nordafrika und der Nahe Osten haben mittlerweile eine relativ hohe durchschnittliche Kalorienversorgung. In Indien steigen die verfügbaren Kalorien nach einer längeren Phase der Stagnation wieder langsam an, von etwa 2.400 kcal/Person/Tag im Jahr 2000 auf etwa 2.470 im Jahr 2003 (FAO, 2006b, S. 8 f; FAOSTAT, 2008).

Tab. 1: Durchschnittlich verfügbare Nahrungsenergie in verschiedenen Weltregionen (kcal/Person/Tag)

1969/711 1979/811 1989/911 1999/011 2015 2030 2050 Entwicklungsländer 2.111 2.308 2.520 2.654 2.860 2.960 3.070 Sub-Sahara-Afrika 2.100 2.078 2.106 2.194 2.420 2.600 2.830 Nordafrika/Naher Osten 2.382 2.834 3.011 2.974 3.080 3.130 3.190 Lateinamerika 2.465 2.698 2.689 2.836 2.990 3.120 3.200 Südasien 2.066 2.084 2.329 2.392 2.660 2.790 2.980 Ostasien2 2.012 2.317 2.625 2.872 3.110 3.190 3.230

Transformationsländer 3.323 3.389 3.280 2.900 3.030 3.150 3.270 Industrieländer 3.046 3.133 3.292 3.446 3.480 3.520 3.540

Welt 2.411 2.549 2.704 2.789 2.950 3.040 3.130

1 Mittelwerte für die jeweilige Drei-Jahres-Spanne

2 einschließlich Südostasien Quelle: FAO, 2006b, S. 16

In anderen Regionen gibt es keine derartigen Fortschritte. In Sub-Sahara-Afrika konnte die Nahrungsversorgung nicht nennenswert verbessert werden. Einige Länder wie Nigeria, Ghana oder Benin steigerten zwar ihre Versorgung auf über 2.400 kcal/Person/Tag, jedoch beeinflusst dies kaum den unzureichenden Durchschnitt der gesamten Region (FAO, 2006b, S. 12).

Die Transformationsländer verzeichneten als einzige Weltregion in den letzten 30 Jahren ei-nen Rückgang der Nahrungskalorien, allerdings auf einem relativ hohen Niveau. Der Grund hierfür sind die Veränderungen der politischen und wirtschaftlichen Systeme in den 1990er Jah-ren. Zukünftig wird den Prognosen zufolge die Verfügbarkeit wieder ansteigen.

Die Trends bis 2050 zeigen, dass die verfügbaren Kalorien pro Person vermutlich weiter zu-nehmen. In allen Regionen wird ein hoher Grad der Versorgung erwartet, teilweise mit deutlich über 3.000 kcal/Person/Tag. Bis 2050 sollen 90 % der Weltbevölkerung in Ländern mit einer durchschnittlichen Kalorienverfügbarkeit von über 2.700 kcal leben. Heute liegt dieser Wert bei etwa 51 %, vor 30 Jahren waren es nur etwa 4 % (FAO, 2006b, S. 19).

Die von der FAO berechnete Kalorienverfügbarkeit, die den genannten Zahlen zugrunde liegt, ist ein rein kalkulatorischer Wert. Er errechnet sich aus den Länderdaten zu Produktion und Handel mit Lebensmitteln sowie der Bevölkerungszahl. Der Zugang zu Nahrung ist jedoch in-nerhalb der Gesellschaft unterschiedlich verteilt, das heißt auch in Entwicklungsländern mit ei-ner scheinbar ausreichenden Kalorienverfügbarkeit ist das Problem der Unterernährung be-stimmter Bevölkerungsgruppen weiterhin ungelöst. Hauptgrund hierfür ist, dass die unterernähr-ten Menschen nicht genügend Einkommen erzielen, um sich die notwendigen Lebensmittel kau-fen zu können (FAO, 2006b, S. 14 f).

Im Jahr 2001/03 waren weltweit etwa 854 Mio. Menschen unterernährt, davon 820 Mio. in Entwicklungsländern (17 % der dortigen Bevölkerung), 25 Mio. in Transformationsländern und 9 Mio. in Industrieländern (FAO, 2006a, S. 8; FAOSTAT, 2008). Laut Prognosen sinkt die Zahl der Unterernährten in den Entwicklungsländern bis zum Jahr 2015 auf 580 Mio. (10 %), bis 2030 auf 430 Mio. (7 %) und bis 2050 auf 290 Mio. (4 %). Jedoch müssen große Anstrengun-gen unternommen werden, um diese prognostizierten Zahlen tatsächlich zu erreichen (FAO, 2006b, S. 4).

Eine besondere Rolle spielt der Proteinanteil an den gesamten Nahrungskalorien. Anfang der 1980er Jahre waren weltweit 67 g Protein/Person/Tag verfügbar, im Jahr 2003 lag dieser Wert bei 75 g. Besonders große Zuwächse verzeichneten beispielsweise China (von 54 auf 82 g), Brasilien (von 64 auf 83 g) und Indonesien (von 47 auf 64 g). Zum Vergleich: in Deutschland stieg die Proteinverfügbarkeit in dieser Zeit von 96 auf 100 g (FAO, 2007, S. 184 ff).

Besonders hervorzuheben ist der Anteil an Protein aus tierischen Quellen. Anfang der 1960er Jahre waren in Entwicklungsländern durchschnittlich 9 g tierisches Protein pro Person und Tag verfügbar, in 2001/03 waren es schon 21,5 g. In Industrieländern stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 44 auf 57 g (FAOSTAT, 2008), was wegen des hohen begleitenden Fettanteils vieler tierischer Lebensmittel als gesundheitlich problematisch zu bewerten ist. Bei ähnlichem Anstieg auch in Entwicklungsländern würde dies den Bedarf landwirtschaftlicher Flächen für die Erzeugung tierischer Produkte erheblich erhöhen (s. Kap. 3).

2.2 Verfügbarkeit und Verzehr von Lebensmitteln

Mit der Zunahme der verfügbaren Nahrungskalorien verschiebt sich auch die Nahrungszusam-mensetzung. In Entwicklungsländern wird eine sehr kohlenhydratreiche Ernährung mit pflanz-lichen Lebensmitteln (wie Getreide, Wurzeln, Knollen, Hülsenfrüchte) allmählich verdrängt.

Stattdessen verbreitet sich eine fett- und proteinreichere Ernährung mit mehr tierischen Le-bensmitteln (wie Fleisch, Milch, Milchprodukte, Eier) sowie mehr Zucker und Pflanzenölen. Der Anteil von tierischen Lebensmitteln, Zucker und Pflanzenölen an den gesamten Nahrungskalo-rien wird den Prognosen zufolge von heute 29 auf 37 % in 2050 steigen (FAO, 2006b, S. 22 f).

In Industrieländern ist vor allem ein Trend zu mehr Außer-Haus-Verzehr und Convenience-Produkten, aber auch zu größeren Portionen und häufigeren Zwischenmahlzeiten zu erkennen.

Außerdem steigt der Konsum zuckerhaltiger Getränke (Popkin, 2006, S. 293).

Getreide

Getreide ist heute mit einem Anteil von 50 % am gesamten Nahrungskonsum die weltweit wich-tigste Lebensmittelgruppe. In Entwicklungsländern ist es mit durchschnittlich 54 % noch be-deutender, in einigen Ländern basiert die Ernährung sogar bis zu 80 % auf Getreide (FAO, 2006b, S. 23).

Der Pro-Kopf-Konsum von Getreide für den direkten Verzehr war in den 1990er Jahren im glo-balen Durchschnitt am höchsten, nämlich 171 kg/Person/Jahr in 1990. Seitdem ist er auf 165 kg im Jahr 2000 gefallen. Nur in Sub-Sahara-Afrika und Lateinamerika ist die durchschnittliche Verfügbarkeit in den 1990er Jahren nicht gesunken, sondern weiter gestiegen (FAO, 2006b, S. 23, 26).

Die Entwicklung des Getreidekonsums ist nach Prognosen zukünftig von zwei gegensätzli-chen Trends geprägt: Zum einen verändert sich die Lebensmittelauswahl weg vom direkten Konsum von Getreide hin zu mehr tierischen Produkten, vor allem in Ländern, die ein mittleres bis hohes Niveau im Nahrungskonsum erreicht haben. Zum anderen steigt der Getreideverzehr in Ländern, die weiterhin eine relativ niedrige Nahrungsversorgung aufweisen oder die ihre Ernährung von Wurzeln und Knollen auf Getreide umstellen.

Vermutlich wird der Anteil an Getreide für den direkten Konsum weltweit von durchschnittlich 165 kg pro Person im Jahr 2000 auf 162 kg bis 2050 langsam abnehmen. Betrachtet man je-doch die Entwicklung für alle Verwendungszwecke (einschließlich Nahrung, Futtermittel und andere Verwendungen, wie Saatgut oder Produktion von Ethanol und Stärke), soll der Ver-brauch von Getreide ansteigen, von 309 kg pro Person im Jahr 2000 auf zu erwartende 339 kg bis 2050 (FAO, 2006b, S. 23 ff).

Neben der direkten Nutzung für die menschliche Ernährung ist Getreide als Futtermittel ein wichtiger Faktor für die Entwicklung des gesamten Getreidesektors, besonders vor dem Hinter-grund der steigenden Nachfrage nach Fleisch. Nach Prognosen werden in Entwicklungsländern im Jahr 2020 65 kg Futtergetreide pro Person und Jahr verwendet. Für Industrienationen be-läuft sich dieser Wert auf 374 kg, das ist fast sechsmal so hoch (Delgado et al., 1999, S. 26).

Keyzer et al. (2005, S. 187, 192) merken diesbezüglich an, dass Prognosen die Nachfrage nach Getreide als Futtermittel oft stark unterschätzen. Für Entwicklungsländer wird demnach ein großer Anteil von nicht für den menschlichen Konsum geeigneten Stoffen (wie Haushaltsab-fälle und Erntereste) als Futtermittel angenommen. Zukünftig wird jedoch eine Verlagerung von

traditionellen zu getreideintensiven Fütterungsmethoden erwartet. Demnach könnte die Futter-getreidenachfrage in den kommenden Jahrzehnten höher sein, als bis jetzt prognostiziert.

Auch Naylor et al. (2005, S. 1621) verdeutlichen, dass die globale Tierhaltung durch Intensivie-rung und IndustrialisieIntensivie-rung bestimmt ist und Futterpflanzen einen immer größeren Stellenwert in der Tierernährung einnehmen. Dies wirkt sich wiederum stark auf den Flächenbedarf der Fut-termittelproduktion aus (s. Kap. 3 und 5).

Fleisch, Milch und Milchprodukte

Die Veränderungen des Ernährungsstils in Entwicklungsländern werden beim gestiegenen Ver-zehr tierischer Lebensmittel am deutlichsten. Der Konsum von Fleisch, Milch, Milchprodukten und Eiern wird den Prognosen zufolge weiter steigen. Dabei existieren große regionale und länderspezifische Unterschiede, auch in der Art und Qualität der Produkte (Tab. 2).

Tab. 2: Verbrauch von Fleisch, Milch und Milchprodukten in verschiedenen Weltregionen

Fleisch

2 Mittelwerte für die jeweilige Drei-Jahres-Spanne

3 einschließlich Südostasien Quelle: FAO, 2006b, S. 25 f

Die Menschen in Sub-Sahara-Afrika konsumieren nur wenige tierische Lebensmittel. Für die Zukunft wird dort ein geringes, aber stetiges Wachstum prognostiziert.

Der traditionell relativ hohe Fleischkonsum in Lateinamerika wird vermutlich weiter steigen.

Brasilien nimmt dabei eine Sonderstellung ein und nähert sich voraussichtlich bis 2030 dem Konsumniveau der Industrienationen (FAO, 2003, S. 159 f). Ebenso soll der Milchkonsum in Lateinamerika weiter steigen und auch zukünftig den größten Pro-Kopf-Verbrauch in Entwick-lungsländern aufweisen (FAO, 2006b, S. 26).

Südasien verzeichnet einen langsamen aber stetigen Anstieg an tierischen Lebensmitteln, vor allem an Milch und Milchprodukten, aber auch an Geflügelfleisch (FAO, 2003, S. 159 f). Die Potenziale für einen steigenden Konsum von Milch(-produkten) sind hier besonders hoch, da Milch ein beliebtes Lebensmittel ist, jedoch der Verbrauch noch relativ niedrig liegt (FAO, 2006b, S. 51). Das langsame Wachstum des Fleischverzehrs wird stark durch Indien beein-flusst, das ca. 70 % der Bevölkerung Südasiens beheimatet. Aus kulturellen und religiösen Gründen wird dort traditionell sehr wenig Fleisch verzehrt. Es gibt jedoch Anzeichen, dass mit höherem Einkommen und voranschreitender Verstädterung eine Verlagerung vom Vegetaris-mus zu weitaus mehr tierischen Produkten entstehen könnte (Keyzer et al., 2005, S. 194 f;

Rosegrant et al., 2001, S. 131).

In Ostasien steigt der Anteil tierischer Produkte rapide an, vor allem bei Schweinefleisch und zu einem geringeren Anteil bei Geflügel (FAO, 2003, S. 159 f). Bis 2050 soll Ostasien, hinter Lateinamerika, den zweithöchsten Pro-Kopf-Konsum an Fleisch in Entwicklungsländern aufwei-sen. Der Milchkonsum steigt ebenfalls, spielt aber insgesamt nur eine untergeordnete Rolle und

wird 2050 wahrscheinlich nur rund ein Zehntel (24 kg/Person/Jahr) des Konsums in Industrie-ländern (227 kg) betragen (FAO, 2006b, S. 25 f).

Auch die Transformationsländer steigern voraussichtlich ihren Konsum von Fleisch und Milchprodukten und erreichen zukünftig eine mittlere bis hohe Versorgung.

Der Fleischkonsum wird den Prognosen entsprechend in Zukunft weniger schnell wachsen als in den Jahren zwischen 1960 und 2000. Denn die Länder, die den rapiden Anstieg bisher ge-prägt haben (hauptsächlich China und Brasilien) erreichen zunehmend eine Sättigung ihrer Nachfrage (FAO, 2006b, S. 48).

Zucker

Zucker ist ein wichtiges Exportprodukt für verschiedene Länder wie Brasilien, Kuba oder Thai-land. Auf der anderen Seite werden einzelne Entwicklungsländer zunehmend zu Importeuren, z. B. Ägypten, Iran oder Korea (FAO, 2006b, S. 28).

Der Zuckerverbrauch ist in Industrieländern bzw. Transformationsländern seit den 1970er Jahren von ca. 40 auf 33 bzw. 37 kg/Person/Jahr im Jahr 2000 gefallen. Die Transformations-länder werden den Prognosen zufolge entgegen der Entwicklung der letzten Jahrzehnte bis 2050 den Zuckerverbrauch auf 41 kg steigern. In Industrieländern wird er jedoch nahezu kon-stant bleiben (FAO, 2006b, S. 61 f).

Die Entwicklungsländer befinden sich hingegen in einem stetigen Aufwärtstrend und steiger-ten ihren Konsum seit 1970 von 15 auf 21 kg/Person/Jahr im Jahr 2000. Dieser Trend soll auch weiterhin bestehen, bis 2050 werden dort 26 kg erwartet. Ein Großteil des Anstiegs wird ver-mutlich auf Asien entfallen, da Lateinamerika und Nordafrika sowie der Mittlere Osten bereits einen hohen Zuckerkonsum aufweisen.

Pflanzliche Öle

Der Anbau von Ölpflanzen ist in den letzten Jahrzehnten einer der am stärksten wachsenden Bereiche der Landwirtschaft und überholte in seiner jährlichen Wachstumsrate sogar die Tier-haltung. Den größten Einfluss darauf hat der steigende Lebensmittelkonsum in Entwicklungs-ländern: zum einen der direkte Verzehr von mehr Öl und Ölsaaten, zum anderen nimmt auf-grund des erhöhten Fleischverzehrs die Nachfrage nach Futtermitteln aus Ölpflanzen stark zu.

Der Konsum von pflanzlichen Ölen wird nach Prognosen in Entwicklungsländern nicht so schnell steigen wie in den vergangenen Jahrzehnten (von 4,9 kg/Person/Jahr in 1970 auf 10,4 in 2000; FAO, 2006b, S. 52 ff). Bis 2050 wird ein langsamerer Anstieg auf 16 kg erwartet (FAO, 2006b, S. 25). Wesentlich schneller wird wahrscheinlich der Verbrauch von Ölpflanzen in anderen Bereichen zunehmen: für Reinigungsmittel, Schmierstoffe oder auch Biodiesel (FAO, 2006b, S. 57).

2.3 Einflussfaktoren auf die Veränderung der Lebensmittelnachfrage

Die Lebensmittelnachfrage wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, vor allem durch das Bevölkerungswachstum, die Verstädterung und die damit verbundenen Lebensstiländerungen sowie das Einkommen.

Das weltweite Bevölkerungswachstum ist bisher der größte Einflussfaktor auf die Lebensmit-telnachfrage. Derzeit leben schätzungsweise 6,6 Mrd. Menschen auf der Erde, davon etwa 80 % in Entwicklungsländern, in entwickelten Ländern dagegen nur etwa 20 % (FAOSTAT, 2008). Prognosen zufolge wird sich das Wachstum bis Mitte des Jahrhunderts verlangsamen.

Bis 2030 wird die Weltbevölkerung auf ca. 8,3 Mrd. und bis 2050 auf ca. 9,2 Mrd. Menschen ansteigen (United Nations, 2006). Fast das gesamte Bevölkerungswachstum wird in Entwick-lungsländern erwartet, vor allem in den am wenigsten entwickelten Ländern. Die Letztgenann-ten werden vermutlich auch 2050 noch großenteils unzureichend mit Nahrung versorgt sein, was im Falle einer Verbesserung zu einem weiteren Anstieg der Lebensmittelnachfrage führen würde (FAO, 2007, S. 134).

Eine weitere wichtige Einflussgröße auf den Wandel der Ernährungsgewohnheiten ist die zu-nehmende Verstädterung und die damit verbundene Veränderung des Lebensstils.

In Industrieländern leben schon heute ungefähr 74 % der Bevölkerung in städtischen Gebieten, in Entwicklungsländern sind es mit 43 % weitaus weniger. Bis zum Jahr 2030 wächst nach den Prognosen die städtische Bevölkerung auf 81 % in Industrieländern und 56 % in Entwicklungs-ländern. Im globalen Durchschnitt werden demnach 60 % der gesamten Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben - ein weiterer Anstieg ist wahrscheinlich (United Nations, 2005). Vor allem Sub-Sahara-Afrika und Asien werden voraussichtlich große Zuwachsraten von 5 % pro Jahr verzeichnen (Schmidhuber und Shetty, 2005, S. 3 f).

Studien zufolge beinhaltet die Ernährung in Städten tendenziell mehr helle Mehle, Fett, Zucker sowie andere verarbeitete Lebensmittel und der Anteil des Außer-Haus-Verzehrs nimmt zu (Mendez und Popkin, 2004, S. 56). Die veränderte Angebotsstruktur in Städten unterstützt die-se Entwicklung. Das städtische Leben ist verbunden mit einem stärkeren Zugang zu modernen großen Supermärkten, die mehr verarbeitete Lebensmittel anbieten, sowie zu

Schnell-restaurants (Popkin, 2006, S. 293).

Das verfügbare Einkommen ist für die Lebensmittelauswahl ebenfalls sehr bedeutsam. In den nächsten 30 Jahren soll das Einkommen in Entwicklungsländern schätzungsweise um durch-schnittlich 2 % pro Jahr steigen, in sehr armen Regionen wird ein höheres Wachstum von 4 % erwartet (Schmidhuber und Shetty, 2005, S. 6).

Mehr Geld für Lebensmittel bedeutet zumeist eine größere Vielfalt in der Ernährung, einen er-höhten Verzehr von hochwertigen Lebensmitteln, stärker verarbeiteten Erzeugnissen und Con-venience-Produkten (FAO, 2007, S. 124). Vor allem bei den Konsumgewohnheiten von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln ist dieser Zusammenhang erkennbar. Während in armen Bevölkerungsgruppen die Nachfrage nach Fleisch eher gering ist, wächst die Nachfrage mit steigendem Einkommen stark an (Keyzer et al., 2005, S. 189). Ist schließlich ein hohes Ein-kommensniveau erreicht, stagnieren die Zuwächse beim Konsum tierischer Lebensmittel und es tritt eine Sättigung des Marktes ein (Delgado et al., 1999, S. 6; Keyzer et al., 2005, S. 189).

Obgleich das Einkommen weltweit steigt, leben viele Menschen weiterhin in Armut. In Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen werden Prognosen zufolge auch im Jahr 2030 noch ca. 27 % der Bevölkerung von weniger als 2 $ pro Tag leben, das sind etwa 1,9 Mrd. Menschen (World Bank, 2007, S. 60). Eine ausreichende Nahrungsversorgung ist damit schwierig.