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6 DISKUSSION

6.4 V ERGLEICH DER P ARAMETER IN A BHÄNGIGKEIT EINZELNER M ERKMALE DER

6.4.1 Häufigkeit der Urtikariaschübe

Nach den entsprechenden Angaben in dem Urtikariaanamnesefragebogen lassen sich die Urtikariapatienten in drei Untergruppen hinsichtlich der Häufigkeit des Auftretens der Quaddelsymptomatik einteilen. Auffällig sind nun in den Ergebnissen signifikante Unterschiede im Vergleich einiger Parameter zwischen den Untergruppen zum jeweils ersten Messzeitpunkt. So findet sich die Angabe einer stärkeren Rötung der Quaddeln in der Gruppe der Urtikariapatienten, die einen täglichen Quaddelschub angeben. In der Literatur findet sich hierzu keine eindeutige Erklärung, auch gibt es bisher keine Klassifikation der Quaddelsymptomatik (Größe, Häufigkeit, Dauer) in Assoziation zur Genese der Urtikaria. Einzig die Urtikaria-Vaskulitis macht hier eine Ausnahme.

Pathophysiologisch wird die Entstehung des Reflexerythems zum Großteil dem Effekt des Histamins zu geschrieben. Das Histamin bewirkt über die Stimulation der Nervenendigungen eine Freisetzung diverser Mediatoren (z.B. Substanz P) und damit zu einer verstärkten Vasodilatation und einer Erhöhung der Gefäßpermeabilität und darüber zur Bildung eines Erythems und Ödems (Burrall, Halpern et al. 1990;

Sabroe und Greaves 1997). Eine Erklärung der verstärkten Rötung bei Patienten mit

täglicher Symptomatik könnte eine größere Anzahl an Mastzellen bzw. basophiler Granulozyten in der Haut sein und damit eine deutlichere kutane Symptomatik hervorrufen, als bei Patienten mit mehrfach wöchentlicher oder seltenerer Symptomatik. Hierfür wäre eine Hautbiopsie zum quantitativen Vergleich der ubiquitär vorkommenden Mastzellen in nicht betroffener Haut und urtikariellen Läsionen bei Patienten mit unterschiedlichen Schubfrequenzen notwendig.

Juhlin und Venge fanden in ihrer Stichprobe bei Urtikariapatienten mit fast täglicher Quaddelbildung einen signifikant höheren ECP-Level (Juhlin und Venge 1991). Dies ließ sich jedoch in unserer Untersuchung nicht bestätigen.

Des Weiteren zeigen die Gruppe der Patienten mit mehrfach wöchentlicher Urtikariasymptomatik und mehrfach monatlich/selteneren Schüben höhere Werte der Parameter MCV und MCH. Anders als bei den Parametern Kortisol, IgE und Thrombozyten verliert sich diese Signifikanz nicht im direkten Vergleich. Bisher fehlen vergleichbare Untersuchungen, so dass eine Bewertung dieser Ergebnisse schwierig ist. Ein Erklärungsversuch könnte sein, dass die tägliche Quaddelsymptomatik wie ein chronischer Stressor wirkt, der längerfristig über entsprechende Zytokinaktivierung zu einer Stimulation des hämopoetischen Systems und damit zu einem vermehrten Eisenbedarf mit der Folge von hypochromen, mikrozytären Erythrozyten führen könnte (Qureshi, Alam et al. 2002). Aufgrund Fehlen ähnlicher Untersuchungen und Ergebnisse in der Literatur gelingt eine Einordnung und Bewertung dieser Daten aktuell nicht.

6.4.2 Rubrik Symptomdauer und Rubrik Besserung der Symptomatik im Urlaub

Eine weitere Einteilung der Urtikariapatienten erfolgt nach der Angabe hinsichtlich der Symptomdauer. Hier werden zwei Untergruppen gebildet. In der einen Gruppe bilden sich die Quaddeln innerhalb von 24 Stunden zurück, in der anderen erst nach mehr als 24 Stunden. In der Gruppe mit Rückbildung nach mehr als 24 Stunden liegen zum Messzeitpunkt zwei signifikant höhere ECP Wert vor.

Interessant wäre nun zu wissen, ob in den 24 Stunden vor dem UT eine Symptomatik vorlag und sich die ECP Werte darauf beziehen lassen könnten, da dies auf eine zurückliegende Degranulation der eosinophilen Granulozyten hinweisen könnte. Des Weiteren gibt es bereits Hinweise, dass bei länger anhaltenden

entzündlicher Infiltrate verantwortlich sein könnten und damit ein erhöhte Anzahl an eosinophilen Granulozyten in der Haut vorliegen und degranulieren könnten (Henz 1996a). Dabei ist eine Erhöhung der eosinophilen Granulozyten im Serum selbst nicht zwingend erforderlich, da sich nur eine Minderheit im Blut befindet (Juhlin und Venge 1991). In der Literatur finden sich unterschiedliche Angaben zur Quantität des Serum ECP bei Urtikariapatienten. So finden sich sowohl erhöhte ECP-Serumspiegel bei Patienten mit chronischer Urtikaria (Juhlin und Venge 1991), als auch Untersuchungen ohne signifikante Erhöhung des ECP-Serumspiegels bei Patienten mit chronischer Urtikaria (Kim, Park et al. 1997).

Wieder lassen sich signifikante Unterschiede einiger Blutbildparameter (Erythrozyten, Hb, Hkt) nachweisen. Und zwar liegen die Werte der Parameter in der Gruppe der Urtikariapatienten, die keine Besserung ihrer Beschwerden im Urlaub angaben signifikant über den Werten der Urtikariapatienten, die eine Besserung im Urlaub bemerken. Auch hier ist eine pathophysiologische und pathogenetische Einordnung auch mangels vergleichbarer Ergebnisse nicht möglich.

6.5 Vergleichende Betrachtung einiger Parameter der Untergruppen zur Häufigkeit der Urtikariasymptomatik

6.5.1 Anpassung/Nervosität und vegetative Parameter

Hier zeigt sich wie zu erwarten eine signifikante Veränderung der Parameter während der Messreihe, als Zeichen der Reagibilität auf den Stressor, jedoch ohne signifikante Gruppenunterschiede oder Interaktionseffekte. Somit scheint die Häufigkeit der Urtikariasymptomatik keinen Unterschied in der Reagibilität auf das Stressexperiment und die subjektive Selbsteinschätzung während der Testteilnahme zu machen. Es bleibt bei einem Zeiteffekt des Gesamtkollektivs.

6.5.2 ECP und Tryptase

In der differenzierten Betrachtung des Parameters ECP fällt weiterhin im Gesamtkollektiv der Urtikariapatienten eine Abnahme des Levels über die Messzeitpunkte auf. Auch hier fehlen signifikante Gruppenunterschiede oder Interaktionseffekt der Patienten mit unterschiedlicher Häufigkeit der Urtikariasymptomatik. Jedoch ist auffällig, dass in der Untergruppe der Patienten mit

täglicher Quaddelbildung der Ausgangswert des ECP-Spiegels deutlich über dem der anderen Gruppen liegt und um fast 50% abfällt, wenn auch ohne Signifikanz. Dies könnte für eine schnellere Migration der eosinophilen Granulozyten aus dem Kompartiment Blut in andere Gewebe und somit abnehmende ECP-Konzentration im Serum sprechen (Juhlin und Venge 1991; Henz 1996a; Qureshi, Alam et al. 2002).

Auch bei Betrachtung der Tryptasewerte fällt ein Zeiteffekt im Gesamtkollektiv während der Messreihe auf, die Ausgangswerte liegen in allen Gruppen über den Werten am Ende der Messungen, jedoch bleiben auch hier Gruppenunterschiede oder Interaktionseffekte aus. Somit scheint nach unseren Ergebnissen die Schubfrequenz keinen Effekt auf die Stressreagibilität der Parameter ECP und Tryptase auswirken zu können.

6.5.3 Weitere Laborparameter

Entsprechend den Ergebnissen der Parameter ECP und Tryptase finden sich bei einigen Parametern des Differentialblutbildes signifikante Effekte über die Zeit ohne relevante Gruppenunterschiede oder Interaktionseffekte (Leuko-, Erythrozyten, Hb, Hkt, MCHC, Thrombozyten, Lymphozyten). Auch hier scheint die jeweilige Schubfrequenzen keine Unterscheidung der Stressreagibilität unseres Stressors zu bedingen.

Einzig der Parameter MCV weist sowohl einen signifikanten Effekt über die Zeit auf, als auch einen signifikanten Gruppenunterschied. Die Werte der Gruppe mit täglicher Quaddelbildung liegen deutlich unter den Ausgangswerten der anderen Patienten und weisen die gleiche abnehmende Entwicklung über die Zeit auf. Interessant ist der Parameter MCH, hier lässt sich nur ein Gruppenunterschied aufdecken, jedoch ohne signifikante Veränderung über die Messzeit. Passend zu den Ergebnissen des Parameters MCV finden sich auch hier signifikant niedrigere Spiegel in der Gruppe der Patienten mit täglicher Quaddelbildung. Wie sich allerdings dieser hypochrome, mikrozytäre Befund pathophysiologisch durch die tägliche Urtikariasymptomatik deuten lässt ist noch unklar. Möglicherweise könnte es sich um eine entsprechende Eisenumverteilung bzw. Mangel wie bei chronischen Erkrankungen handeln. Durch die tägliche Urtikariasymptomatik könnte auch ein chronischer Stress vorliegen, der über entsprechende Zytokinaktivierung zu einer Stimulation des hämopoetischen Systems und damit zu einem vermehrten Eisenbedarf mit der Folge von

hypochromen, mikrozytären Erythrozyten führen könnte (Qureshi, Alam et al. 2002).

Vergleichbare Ergebnisse bei Urtikariapatienten fehlen jedoch in der Literatur.

6.6 Symptomatik der Urtikariapatienten am Folgetag und