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Unterstützende Faktoren auf dem Weg zu einer klimaresilienten Welt

Im Dokument 05/2019 (Seite 32-37)

4 Wirkungen von 1,5 °C und 2 °C globale Erwärmung auf Klimasystem, natürliche und

6.3 Unterstützende Faktoren auf dem Weg zu einer klimaresilienten Welt

Die durch den Sonderbericht aufgezeigte Dringlichkeit des Handelns zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 °C erfordert keine grundsätzlich neuen Handlungsansätze. Wege zur schnellen und fundamentalen Transformation in eine nachhaltige dekarbonisierte Gesellschaft sind uns im Grundsatz bekannt. Einzelne Ansätze werden bereits in Pilotentwicklungen

umgesetzt, jedoch mangelt es an der großmaßstäbigen Umsetzung. Es bedarf einer Stärkung von Steuerungsinstrumenten auf allen Ebenen, um die angestrebten Systemveränderungen zu unterstützen.

Abb. 16: Handlungsansätze für eine schnelle Transformation und erfolgreiche Beispiele aus der EU und Deutschland

Quelle: nach IPCC, 201815

15 IPCC-Sonderbericht über 1,5 °C Globale Erwärmung, Summary for Policymakers, D7

Drei Handlungsansätze sind im Sonderbericht explizit noch einmal hervorgehoben worden:

1. Eine bessere Regierungsstruktur und internationale Kooperation sind Schlüsselfaktoren zur Unterstützung der Transformation von Entwicklungsländern und vulnerablen Regionen. Ein Beispiel ist der seit 2010 existierenden Green Climate Fund (GCF). Dieser könnte

konsequent weiterentwickelt werden, um den Zugang zu Finanzen für Anpassung und Minderung zu ermöglichen.

2. Auf globaler und nationaler Ebene können zwar Visionen für einen nachhaltigen Klimaschutz entwickelt werden. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert jedoch insbesondere auch das Handeln auf regionaler und lokaler Ebene. Hierfür müssen u. a. in einem Multi-level-Governance-Ansatz durch die nationale Ebene Rahmenbedingungen verbessert und Kapazitäten gestärkt werden. Dies bedeutet beispielsweise den verbesserten Zugang zu tatsächlich anwendbarem Wissen und Services, den Zugang zu Technologien, die Stärkung von Fähigkeiten durch Training und gegenseitiges Lernen sowie den Zugang zu

Investitionen.

Ein erfolgreicher Ansatz für den Kapazitätsaufbau im kommunalen Klimaschutz in

Deutschland ist beispielsweise die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI). Seit 2008 wurden ca. 3500 der 12000 deutsche Kommune im Klimaschutz gefördert. Konkret wurden sie mittels Förderprogrammen dabei unterstützt, strategische Klimaschutzkonzepte zu entwickeln und gemeinsam mit Akteuren vor Ort umzusetzen. Für die im 1,5 °C -Bericht- aufgezeigte schnellere und umfassende Transformation der Kommunen in Richtung Dekarbonisierung wäre es aber nötig, dass die Regierungen auf Landesebene stärker

unterstützende Rahmenbedingungen dafür schaffen. So könnte der kommunale Klimaschutz beispielsweise von einer freiwilligen zu einer Pflichtaufgabe umgewandelt und mit

Ressourcen unterlegt werden.

Darüber hinaus könnte eine stärkere Verknüpfung der Förderprogramme von Minderung und Anpassung auf Bundesebene einen besseren Rahmen für die strategische Planung und Umsetzung von Maßnahmen auf kommunaler Ebene schaffen. Derzeit stellen alle Förderer (Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW, und NKI zum Klimaschutz, Förderprogramme zur Anpassung aus der Deutschen Anpassungsstrategie; DAS) Ihre Programme getrennt dar.

Eine einheitliche Kommunikation von Förderprogrammen für Kommunen zu Minderung und Anpassung könnte den Zugang zu den Fördermitteln und die Integrativität der Maßnahmen verbessern

Zugänge zu handlungsrelevantem Wissen, so beispielsweise durch das neue Klimaschutz- vorsorge-Portal des Bundes (KlivO), das im Rahmen der DAS aufgesetzt wurde, sollte konsequent im Sinne der Erschließung von Synergien zwischen Anpassung und

nachhaltigem Klimaschutz weiterentwickelt werden. Wissensangebote auf EU-Ebene wie die Online-Wissensplattform der Europäischen Kommission, Climate-ADAPT, dienen dem gegenseitigen Lernen in Europa und sollten noch stärker mit nationalen, regionalen und lokalen Angeboten verknüpft werden.

Alle Akteure der Zivilgesellschaft einschließlich der Wirtschaft und Wissenschaft müssen in koordiniertem querschnittsorientiertem Handeln, insbesondere auf regionaler und lokaler Ebene, in die Umsetzung von Transformation einbezogen werden.

3. Politikinstrumente zur Mobilisierung von Ressourcen mit begleitenden Maßnahmen zur Sicherung der Verteilungsgerechtigkeit müssen konsequent genutzt werden. Dabei geht es beispielsweise um den Erhalt oder die Weiterentwicklung von Arbeitsplätzen in Branchen, die durch einen ambitionierten klimapolitischen Kurs unter starken Transformationsdruck geraten .In Deutschland hat beispielsweise der Deutsche Gewerkschaftsbund /DGB) in seinem Bundeskongress von 2018 gefordert, eine proaktive Modernisierung und Beschäftigungssicherung durch unterstützende technologische und betriebliche

Innovationen in bedrängten Branchen sowie den Ausbau von neuen „grünen“ Branchen mit neuen Beschäftigungspotentialen gezielt zu fördern. Aus-, Fort und Weiterbildung in sind weitere Stichworte zur Sicherung der Verteilungsgerechtigkeit.

7 Ausblick/nächste Schritte

Dieses Kapitel präsentiert die Synthese des UBA zu den aus dem IPCC-Sonderbericht

dargestellten Informationen. Es enthält auch einen Ausblick auf die folgende Kommunikation des UBA zum Sonderbericht und zu weiteren Berichte aus der 6. IPCC-Berichtsperiode (Block V des Webinars).

Der Sonderbericht zu 1,5 °C globaler Erwärmung hat wegen seines direkten Bezugs zum Pariser Abkommen eine besonders hohe Relevanz für die Politik. Der Bericht unterstützte, im Talanoa-Dialog auf der COP24 die Fortschritte der internationalen Staatengemeinschaft beim

Klimaschutz einzuordnen. Der Sonderbericht macht deutlich, dass die derzeitigen

Anstrengungen der Staaten ungenügend sind. Mit dieser Botschaft wirkt der Bericht im besten Fall wie ein Katalysator, mit dem Ergebnis, dass die Ziele und Maßnahmen der Staaten

verbessert werden.

Abb. 17: Zusammenfassung politikrelevanter neuer Erkenntnisse des SR1.5

Quelle: UBA

Aus Sicht des UBA liefert der Sonderbericht eine hoch-qualitative Zusammenfassung der aktuellen wissenschaftlichen Informationen zum Klimawandel, die es in der Breite und Tiefe so kein zweites Mal gibt. Er liefert eine verbesserte Wissensgrundlage zu den Risiken für das Klimasystem, für den Menschen und die Umwelt. Wegen seiner klaren Aussagen zum

Handlungsbedarf in allen Sektoren ist der Bericht auch für die Diskussion über die europäischen und deutschen Klimaziele von besonders hoher Relevanz. Er verdeutlicht die Notwendigkeithin zu einer umfassenden globalen Transformation zu einer nachhaltigen und klima-resilienten Entwicklung. Das Wissen über die Wege dahin steht zur Verfügung. Es bedarf einer Ableitung für die nationalen Ebenen und einer konsequenten Umsetzung im Dialog mit allen relevanten Akteuren.

Wir hoffen, mit diesem Webinar den Bericht und seine Ergebnisse weiter bekannt gemacht zu haben, so dass er eine unverzichtbare Quelle für Ihre Entscheidungsgrundlagen wird.

Abb. 18: Weitere Vorgehensweise des UBA zur Kommunikation politikrelevanter Inhalte des SR1.5

Quelle: UBA

In dem Webinar wurden die im Chat eingegangenen Fragen kursorisch beantwortet. In der Dokumentation des Webinars werden diese in konsolidierter Form schriftlich beantwortet (Anhang 1) und auf den thematischen Webseiten des UBA veröffentlicht. Sofern sich die

Webinar-Teilnehmer entschieden haben, auf dem Verteiler für das Webinar zu bleiben, werden sie Sie dazu eine Information erhalten.

Das UBA fährt in der Kommunikation zu diesem IPCC-Sonderbericht fort, in dem es ein weiteres Webinar für deutsche Experten, die in Brüssel für diverse Gremien in den Klimaverhandlungen unter der Klimarahmenkonvention tätig sind, durchführt (23. November 2018). Im Rahmen des UBA-Auftrages zur Öffentlichkeitsarbeit wird Anfang 2019 ein drittes Webinar für

Multiplikatoren durchgeführt, um deren Aktivitäten zur Kommunikation der Ergebnisse des IPCC-Sonderberichtes für die breite Öffentlichkeit zu unterstützen.

Sofern erkennbar wird, dass das UBA seine Arbeiten zur Politikberatung und Aufklärung der Öffentlichkeit mit dem Format dieser Webinare für die angestrebten Zielgruppen erfolgreich durchführen kann, wird angestrebt, dieses Format weiter zu nutzen. Derartige Webinare könnten auch für die Kommunikation zu den folgenden IPCC-Sonderberichten über

Klimawandel und Land (SRCCL) und über Kryosphäre und Ozeane (SROCC) im Herbst 2019 sowie für den Sechsten Sachstandsbericht (AR6) genutzt werden.

Im Dokument 05/2019 (Seite 32-37)