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2. Analyse der Außenwirtschaft Sachsen-Anhalt und ihrer strukturellen Rahmenbedingungen

2.1. Unternehmen des Landes in der Außenwirtschaft

Sachsen-Anhalt ist durch eine kleinteilige Unternehmensstruktur geprägt. An dieser Tat-sache hat sich in den vergangenen Jahren wenig verändert und sie wird auch einhellig als eine der wichtigsten Ursachen der niedrigen Exportquote benannt. Die Exportquote hat sich zwar kontinuierlich entwickelt, der Abstand zu den alten Bundesländern von nahezu 20 Pro-zentpunkten ist aber geblieben. Dabei genießt die Marke „Made in Germany“ weltweit eine hohe Reputation, was einen Markteinstieg durchaus erleichtern kann. Aber das qualitative Merkmal ist leider nicht der einzige Faktor, der bei einem Markteinstieg zu beachten ist.

Die Unternehmen des Landes erzeugen qualitativ hochwertige und international wettbe-werbsfähige Produkte. Es fehlt jedoch häufig an erfahrenem Personal, finanziellen Mitteln und den Kontakten, die eigenen Produkte zu exportieren. In Sachsen-Anhalt fehlen neben Konzernzentralen und Großunternehmen (nur 14 Prozent der Beschäftigten Sachsen-Anhalts arbeiten in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern, in Westdeutschland liegt dieser Anteil bei über 23 Prozent), auch Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten (76

2 PricewaterhouseCoopers (PWC) – Analysen und Empfehlungen für ein neues Außenwirtschaftskon-zept für Sachsen-Anhalt vom 04.09.2013.

Prozent der Beschäftigten Sachsen-Anhalts arbeiten in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern, in Westdeutschland liegt dieser Anteil bei nur 67 Prozent), die als „Motor“ oder auch „Kernstück“ einer Volkswirtschaft bezeichnet werden.

Eine weitere, sich zuspitzende Entwicklung ist die hohe Zahl nicht geregelter Unterneh-mensnachfolgen, die Sachsen-Anhalts Wirtschaft vor große Herausforderungen stellt.

Dennoch ist die Motivation der Unternehmen, sich außenwirtschaftlich zu betätigen, größer als oft vermutet. So gelangt das PWC-Gutachten z.B. zu dem Ergebnis, dass nach Einschät-zung von 70 Prozent der Unternehmen, die an der Befragung teilgenommen haben, das Thema Außenwirtschaft für sie in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewin-nen wird.

Abb.: Die Mehrheit der Unternehmen misst Export und Auslandsaktivitäten eine zu-nehmende Bedeutung bei

Quelle: PricewaterhouseCoopers (PWC) – Analysen und Empfehlungen für ein neues Außenwirtschaftskonzept für Sachsen-Anhalt vom 04.09.2013.

Die wesentlichen Besonderheiten der außenwirtschaftlichen Entwicklung Sachsen-Anhalts liegen in folgenden strukturellen und historischen Faktoren:

 Kleinteiligkeit der Wirtschaft;

 regionale Absatzorientierung überwiegt noch;

 Profilierung in der Zulieferindustrie; heimische Märkte bringen oft schnellere und si-cherere Zahlungsflüsse; durch globalisierte Beschaffungsmärkte auch hier hoher Wettbewerbsdruck;

 traditionell weniger exportintensive Wirtschaftsbranchen (z.B. Baubranche).

Die tatsächlichen Aktivitäten bzw. die Situation im Außenwirtschaftsbereich gestalten sich jedoch meist günstiger, als aus den Außenhandelsstatistiken abzulesen ist:

 Es gibt einen überdurchschnittlichen Anteil indirekter Exporte.

 Es ist eine relativ hohe Attraktivität für Auslandsinvestitionen vorhanden.

 Exportbetriebe sind wettbewerbsfähiger und mit besseren Geschäftsaussichten als die übrige Wirtschaft, auch aufgrund ihrer Innovationsorientierung.

Gleichwohl gilt es, Unternehmen für die mit dem Export verbundenen Chancen stärker zu sensibilisieren. Hierauf sollten dann auch die Instrumente der Außenwirtschaftsförderung (z.B. Informationskampagnen) entsprechend ausgerichtet werden. Dabei werden insbeson-dere folgende Exportreserven gesehen:

 Erhöhung der Anzahl exportierender Betriebe;

 Steigerung des Absatzes in exportierenden Betrieben;

 flexibleres Reagieren auf Instabilität des Exportgeschäfts;

 höhere Wertschöpfungsintensität der Produkte.

Branchenschwerpunkte sind im Außenwirtschaftsbereich grundsätzlich schwer auszu-machen, allerdings haben innovative, wertschöpfungsintensive Wirtschaftsbereiche häufig eine höhere Affinität zum internationalen Geschäft.

Im Ergebnis der PWC Untersuchung lässt sich feststellen, dass das Thema Innovation für die Unternehmen zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dies ist folgerichtig, denn ein innovati-ves Produkt generiert – insbesondere auf stark frequentierten Märkten – einen Wettbe-werbsvorteil. Die Mehrheit der exportierenden Unternehmen unterhält Kontakte zu Forschungseinrichtungen bzw. Hochschulen und hat oft auch bereits in einem konkreten Projekt mit wissenschaftlichen Institutionen kooperiert. Die exportaffinen Branchen Maschi-nenbau und Chemie sind hierbei am stärksten vertreten. PWC empfiehlt daher, bei der künf-tigen Außenwirtschaftsförderung weitere Bestrebungen von Wirtschaft und Hochschulen für eine Intensivierung der Zusammenarbeit aufzugreifen und vom Land zu unterstützen.

Mehr als 50 Prozent der an der PWC Untersuchung teilnehmenden Außenwirtschaftsunter-nehmen Sachsen-Anhalts exportieren auch in Länder außerhalb Europas. Dies geht einher mit der Einschätzung in der Internationalisierungs- und Europastrategie des Landes, wonach neben dem stets wichtigen europäischen Markt der außenwirtschaftliche Fokus verstärkt auf Märkte außerhalb Europas gelegt werden sollte. Darunter befinden sich häufig Zielmärkte, deren Wirtschaftssystem nicht nach den Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft funktioniert und deren politisches System nicht denen der europäischen Demokratien entspricht. Hinzu kommen Unterschiede in Mentalität und Kultur. PWC weist in diesem Fall explizit darauf hin, dass eine Unterstützung durch den Ministerpräsidenten und die politischen Leitungen des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft sowie anderer Ressorts als Türöffner notwen-dig ist, da dies von den staatlichen Institutionen des jeweiligen Zielmarktes erwartet wird.

Zur Festlegung von Schwerpunkten bei den politisch-außenwirtschaftlichen Zielsetzun-gen des Landes im Hinblick auf globale Zielmärkte bedarf es einer umfassenden, stets aktu-ellen Betrachtung und Erörterung unter Einbeziehung aller Akteure der Außenwirtschaft.

Dabei muss eine Unterscheidung zwischen global bedeutenden Zielmärkten bzw. Regionen, die ständiger Aufmerksamkeit und einem langfristigen Engagement bedürfen, wie z.B. EU, Russland, China, Ost- und Südostasien und den USA sowie einem flexiblen Engagement in vielen anderen Teilen der Welt stattfinden, dessen Ausrichtung sich aus aktuellen Entwick-lungen und Bedarfen der Wirtschaft, z.B. in Südamerika, Afrika oder dem arabischen Raum, ableitet.