In den Interviews mit den befragten Kindern und Bezugspersonen wurde über Wünsche und Anregungen in Bezug auf das Sommercamp gesprochen. Die Ideen und Vorschläge werden im Folgenden aufgegriffen und können bei der zukünftigen Weiterentwicklung und Planung des Sommercamps berücksichtigt werden.
8.1 Gemeinsame Treffen vor und nach dem Camp
Besonders eine Mutter sprach davon, dass sie sich mehr Austausch nach dem Camp mit den Betreuungspersonen wünschen würde. Die Kinder kommen mit dem Autobus am Westbahnhof an, werden den Bezugspersonen übergeben und verabschieden sich voneinander. Es findet kein ausreichender Austausch mit den Betreuungspersonen statt.
Vor allem für jene Elternteile, deren Kinder nicht mehr in Beratung sind, gibt es keine Nachbesprechung oder Informationen, wie das Sommercamp gelaufen ist.
Deshalb besteht die Idee darin, ein Treffen nach dem Sommercamp für die Kinder und Bezugspersonen anzubieten. Dieses Treffen könnte dafür genutzt werden, die Fotos zu präsentieren und die Bezugspersonen über den Ablauf und die Aktivitäten zu informieren.
Die Kinder erhalten dadurch die Möglichkeit, sich wiederzusehen und die Bezugspersonen können einander kennenlernen. Womöglich können Kontakte für weitere Treffen geknüpft werden.
Eine andere Idee besteht darin, für alle interessierten Kinder, die wieder und zum ersten Mal das Sommercamp besuchen möchten, einige Tage vor der Sommercampwoche ein Informationstreffen/Kennenlerntreffen anzubieten. Manchen Kindern ist es sehr wichtig, im Vorhinein die Kinder kennenzulernen, um zu wissen, mit wem sie die nächsten Tage verbringen werden. Einigen könnte ein Kennenlerntreffen womöglich die Ängste und Unsicherheiten nehmen und einen leichteren Abschied von Zuhause ermöglichen. Kinder, die bereits teilnahmen, könnten über ihre Erfahrungen und die Aktivitäten sprechen und es besteht die Möglichkeit, schon die ersten Kontakte zu knüpfen. Die Bezugspersonen lernen nicht nur andere Bezugspersonen kennen, sondern auch die Kinder selbst. Auch für sie kann es entlastend wirken, zu wissen, mit welchen anderen Personen ihr Kind/ihre Kinder Zeit verbringen werden. Zudem erhalten sie einen Überblick über die Aktivitäten und den
genauen Ablauf. Sie haben außerdem die Chance, Betreuungspersonen kennenzulernen und persönliche Fragen an sie zu richten.
Auch im Rahmen des Kennenlerntreffens und des Nachbesprechungstreffens ist zu bedenken, wo die Treffen stattfinden sollen und welche Möglichkeiten für den Anreiseweg angeboten werden.
Durch die regelmäßigen Treffen mit Fr. Anders und den Austausch über die Ergebnisse, konnte die Idee, ein Treffen nach dem Sommercamp für die Kinder und Bezugspersonen anzubieten, bereits aufgegriffen werden. Für das Sommercamp 2019 wird der Folgetermin den Bezugspersonen bei der Anmeldung bekanntgegeben. Voraussichtlich wird das Treffen im September 2019 stattfinden.
8.2 Angebote für Jugendliche ab dem 14. Lebensjahr
Das Sommercamp ist ein Angebot für acht bis 13-jährige Kinder. Ab dem 14. Lebensjahr dürfen Kinder nicht mehr am Sommercamp teilnehmen. Eine Trennung der Kinder und Jugendlichen nach ihrem Alter ist durchaus sinnvoll. Jugendliche haben andere Vorlieben als jüngere Kinder und die Themen der Jugendlichen unterscheiden sich von denen der Kinder.
Am Sommercamp 2017 wurden zwei Kinder am letzten Tag verabschiedet, da sie im nächsten Jahr 14 Jahre alt werden würde und daher nicht mehr am Sommercamp 2018 teilnehmen können. Einem Mädchen und ihren gewonnenen Freund_innen fiel dieser Abschied besonders schwer. Für beide gibt es danach kein Folgeangebot. Vor allem wenn die Beratung bereits abgeschlossen ist, gibt es nach dem Sommercamp kein ähnliches Präventionsangebot für die Kinder.
Aber nicht nur Kinder im Schulalter benötigen Präventionsangebote um die psychische Gesundheit zu stäken, sondern für Jugendliche sind weitere Unterstützungsangebote auch von großer Bedeutung.
In der Pubertät (zwölf bis 18 Jahre) suchen die Jugendlichen nach Selbstständigkeit, wobei die Peerbeziehungen dabei eine wichtige Rolle spielen. Durch ihre Freundschaften lernen sie neues Sozialverhalten, wodurch die emotionale Stärke gefördert und eine Ablösung von den Eltern ermöglicht wird. Die Jugendlichen entwickeln eine gesteigerte Selbstwahrnehmung und beginnen die Verhaltensweisen der Eltern kritisch zu betrachten
und zu hinterfragen. Dafür müssen die Eltern mit Konflikten klarkommen und sich ihnen stellen. Eltern mit einer psychischen Erkrankung können diesen Anforderungen oft nicht gerecht werden wodurch die Jugendlichen in einen Konflikt zwischen ihrem Wunsch nach Selbstständigkeit und dem persönlichen Verantwortungsbewusstsein geraten. Sie übernehmen in Krisensituationen oft viel Verantwortung und zusätzliche familiäre Aufgaben, die ihnen bis zu einem bestimmten Ausmaß durchaus zumutbar sind. Trotzdem sollten sie Freundschaften mit Gleichaltrigen haben und altersgerechten Unternehmungen nachgehen. Durch ihre steigende Reflexionsfähigkeit und den Wunsch, sich selbst ein Bild zu machen, suchen sie vor allem im Internet nach Informationen über die psychische Erkrankung des Elternteils. Aufgrund des zunehmenden Wissens bezüglich genetischer und psychosozialer Belastungsfaktoren entsteht oft die Angst, selbst an einer psychischen Störung zu erkranken. Die Jugendlichen müssen deshalb die Möglichkeit bekommen, über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen und entsprechende Unterstützung erhalten (vgl.
Wiegand-Grefe et al. 2011: 73). Für weitere Angebote ist zu beachten, dass Jugendliche andere Themen und Fragen interessieren als jüngere Kinder:
• Sie beschäftigen sich mit der Frage, ob sie ähnliche Entwicklungen wie ihre Eltern machen.
• Sie haben Schuldgefühle aufgrund ihrer Autonomiebestrebungen und haben das Gefühl, ihre Eltern im Stich zu lassen.
• Sie fühlen sich für ihre Eltern verantwortlich (vgl. Borg-Laufs 2010: 125).
Weitere Präventionsangebote sollen diese Themen berücksichtigen und die Fragen und Anliegen der Jugendlichen in den Fokus nehmen. Ein konstantes und regelmäßiges Gruppenangebot ist genauso sinnvoll wie die Förderung der Peerbeziehungen.
Während des Sommercamps entwickeln sich laut Fr. Zirngast immer wieder feste Gruppen, die über mehrere Jahre hinweg das Sommercamp zusammen besuchen. Mit dem 14.
Lebensjahr können sie nicht nur am Sommercamp nicht mehr teilnehmen, sondern auch der Kontakt zu den gewonnenen Freund_innen verliert an Intensität aufgrund der nunmehr wenigen Berührungspunkte der Kinder. Für sie sind Folgeangebote und der weitere Kontakt zueinander besonders wichtig, denn Kontaktabbrüche sind für Kinder, die nur schwer Vertrauen zu anderen Personen aufbauen, sehr schmerzhaft. Peerbeziehungen nehmen mit steigendem Alter an Bedeutung zu und helfen bei der Ablösung von den Eltern.
Zudem gilt der Austausch mit Kindern die Ähnliches erleben und das Gefühl, „nicht alleine zu sein“, als wichtiger Schutzfaktor für Kinder psychisch kranker Eltern.
8.3 Anderer Treffpunkt
Für eine Bezugsperson stellte sich die Frage, ob es möglich wäre, den Abfahrts- und Ankunftsort des Autobusses zu ändern. Die Anfahrt zum Wiener Westbahnhof ist mit viel Stress und Verkehrschaos verbunden. Klar ist, dass ein Startpunkt gewählt werden sollte, der sowohl für die Bezugspersonen als auch für die Betreuungspersonen und den Bus gut erreichbar ist. In Niederösterreich eine gute Mitte zu finden ist eine große Herausforderung.
Die Bezugsperson schlägt die U1-Station „Alte Donau“ vor. Der Bus müsste nicht durch die Stadt fahren und die U-Bahn-Station ist mit dem Auto gut erreichbar. Ein weiterer Pluspunkt wären die vorhandenen Parkmöglichkeiten und die gute öffentliche Verkehrsanbindung.
8.4 Telefonische Erreichbarkeit am Camp
Eine Mutter äußerte den Wunsch einer verlässlichen Erreichbarkeit der Betreuungspersonen am Sommercamp. Vor allem wenn Kinder kein eigenes Handy mit haben, würde sie sich wünschen, dass die Betreuungspersonen auch tatsächlich über das Diensthandy erreichbar sind. Die zuvor vereinbarte Handyzeit am Mittwoch sollte wie angekündigt eingehalten werden. Die Bezugspersonen würden zu der ausgemachten Zeit auf den Anruf ihrer Kinder warten. Für einige ist die Handyzeit sehr wichtig und entlastend, da der fehlende regelmäßige Kontakt auch für die Bezugspersonen eine ungewohnte Situation darstellt.