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Transkripte der Interviews 1–11

Im Dokument #Online-Lehre meets #Online-Coaching (Seite 57-153)

Interview_1_21092020_70_m

1  I: Interview am 21.9.2020. Männlich, siebzig Jahre. Vielen Dank für Ihre Bereitschaft, für die Zeit, die Sie sich  nehmen. Der Ton funktioniert. Und ich würde dann gleich anfangen. Uns geht es um die Qualität des virtuellen  Unterrichts und uns geht es um das kollegiale Coaching, um Teacher Beliefs, wie wir es in Anlehnung an einen  Forscher genannt haben, und die Frage nach dem Sinn. In diesen vier Kategorien bewegen sich unsere  Forschungsfragen. Und ich würde ganz grundlegend einfach mal einstiegen, indem ich Sie frage: Wie lange Sie  jetzt bei der [Organisation] virtuell unterrichten und wie Sie Ihre Lehre in der Entwicklung in diesen Jahren selbst  beschreiben würden? 

2  B: Ja, ich habe vor fünf Jahren angefangen. Ich wollte ursprünglich Präsenzunterricht machen in [Ort]. Dazu ist es  nicht mehr gekommen, weil die Kurse eben zu klein waren, und dann hat mir [Person] schon davor geraten, auf  virtuellen Unterricht umzusteigen. Und ich bin dann praktisch vor fünf Jahren dazu gezwungen worden, das heißt  ich hatte eine Gruppe, wo ich dachte, das wäre Präsenzunterricht und die war aber denn gleich virtuell und dann  bin ich innerhalb von zwei Wochen auf virtuell umgestiegen. Das heißt, ich habe eine kleine Anlernphase  bekommen von der Chefin vom virtuellen Studienzentrum und dann habe ich mich etwa ein, zwei Wochen damit  befasst und dann ging es gleich los. Ansonsten habe ich Lehrerfahrung zwanzig Jahre. Ich habe also an den  Universitäten [Ort] und an der Universität [Ort] Lehrveranstaltungen gemacht und habe außerdem ein Jahr an der  Freien Universität [Ort] gearbeitet im Zusammenhang mit der Einführung der Familienzentren in [Ort]. 

3  I: Vielen Dank. Da haben Sie ja einen breiten Horizont, um die Qualität der Unterstützung, die die [Organisation] 

leistet, einschätzen zu können. Wie bewerten Sie das im Rückblick dieses Hinein‐geworfen‐werden und was hat  Sie gut unterstützt? 

4  B: Ja, die Einführung war ja ziemlich einfach und eingängig. Da hat mich ja [Person] eingeführt eben für Virtuell  und dann habe ich regelmäßig die Informationen gelesen, die es zum virtuellen Unterricht gegeben hat. Und ich  habe jetzt immer mehr, immer mehr Dinge ausprobiert, also ich unterrichte ja einmal Qualitäts‐ und 

Personalmanagement für Kindertageseinrichtungen und dann unterrichte bei den Medizinal Fachberufen das  komplette Paket Empirische Sozialforschung mit Ausnahme von Statistik. Und entsprechend arbeite ich denn also  einmal mit dem Chat und ich arbeite mit einer Präsentation, also die Studierenden kriegen von mir alle eine  Power‐Point‐Präsentation. In dieser Power‐Point‐Präsentation, die ich im PDF‐Format verschicke, sind praktisch  alle wichtigen Informationen aus der Lehrveranstaltung drin, und es ist außerdem auch die Grundlage für die  Klausuren. 

5  I: Da haben Sie Ihr Vorgehen schon skizziert. Was wäre, wie würden Sie dann einen guten virtuellen Unterricht  denn in Worte bringen? Was macht den aus? Vielleicht können Sie Kategorien bilden oder Aspekte nennen? 

6  B: Es gibt die Ergebnisse der Evaluierung und da wird die Fachkompetenz eben mit "sehr gut" bis "gut" bewertet. 

Schlechter bewertet wird halt, dass ich nicht alle Werkzeuge aus dem Werkzeugkoffer nehme. Das hat Gründe. 

Also mit dem Whiteboard kann ich nicht so viel anfangen. Da würde ich ganz gerne lieber freihändig zeichnen. Und  da hat mir auch schon ein Kollege, der Statistik unterrichtet, einen Tipp gegeben, dass ich einfach eine zweite  Kamera brauche, dass ich also für die Studierenden richtig zeichnen kann. Das Whiteboard hat mich nicht  überzeugt. Ansonsten arbeite ich mit dem Chat, das heißt in den Chat schreibe ich Fragen rein und dann können  praktisch alle ihre Antworten eintragen. Und das diskutieren wir in der Runde durch, meistens visuell auch  sichtbar, das heißt ich kann dann sehen, wie die Einzelnen reagieren, wie die Einzelnen antworten. Und die  Sachen, die im Chat (kurze Störung) eingetragen sind, diskutiere ich durch. Also entweder, dass sich die Leute von  sich aus melden oder ich von vorne bis hinten persönlich frage. Und dann arbeite ich noch mit den Abstimmungen. 

Da wird zum Beispiel abgestimmt, wo ich Vertiefungen machen soll und was ich nochmal erklären soll, also stimmt  zu oder stimmt nicht zu? Mit den Abstimmungen (kurze Störung) arbeite ich auch sehr häufig. 

7  I: Vielen Dank. Die Feedbacks, haben Sie erwähnt, die ja ein Qualitätsinstrument sind auch der Hochschule und Sie  haben gesagt, dass Sie die regelmäßig lesen. Wie wichtig auf einer Skala von "eins" bis "zehn", würden Sie die oder  schätzen Sie die, bewerten Sie die, für Ihre Weiterentwicklung im virtuellen Unterricht in den letzten fünf Jahren? 

8  B: Diese Bewertungen sind für mich sehr wichtig, sie haben allerdings einen methodischen Mangel, und zwar vor  allen Dingen in der Gruppe Qualitäts‐ und Personalmanagement bei den Erzieherinnen, bei den pädagogischen  Fachkräften, weil sich zu wenig daran beteiligen. Und insofern ist dieses Bild dann eben nicht repräsentativ. 

Während die Medizinalfachberufe eigentlich sehr gut daran teilnehmen, also mindestens die Hälfte, das ist  eigentlich ein gutes Ergebnis für so eine Umfrage, für so eine Online‐Befragung und entsprechend das auch  bewertet. Die Ergebnisse summarisch bei den pädagogischen Fachkräften taugen nicht viel. Das hat eben damit zu  tun, dass trotz mehrfacher Aufforderung die Beteiligung extrem schlecht ist. 

9  I: Danke Ihnen für diese Einschätzung. Ich stelle jetzt mal eine enge Frage. Würden Sie sagen, dass dieses  Feedback, dieses Instrument des Feedbacks für die Qualität Ihrer Lehre auch in Zukunft wichtig ist? 

10  B: In jedem Fall. Es wäre auch vielleicht noch günstig, – so lernt man es auch im Unterricht – als empirische  Sozialforschung, wenn man nicht nur standardisiert abfragen würde, sondern zum Schluss dann noch eine offene  Frage stellen würde. Ich habe immer Evaluationen durchgeführt an den Universitäten in [Ort] und in [Ort] zu  meiner Veranstaltung und da konnten die Leute eben einmal standardisiert einschätzen mit Noten und sie  konnten ein positives und etwas Negatives zu meiner Veranstaltung frei reinschreiben. Und das war immer sehr  hilfreich. 

11  I: Diese Optimierung wäre meine nächste Frage gewesen. Herzlichen Dank, dass Sie da selbst das weiter  ausgeführt haben. Das spricht ja bereits für Ihre Kompetenzen und Erfahrung in diesem Bereich. Wollen Sie von  sich aus weitere Aspekte nennen, die die Lehrkompetenz befördert, gesteigert, ja, haben? 

12  B: Ja, wichtig ist halt nach meiner Erfahrung, dass man in den Sachen, die man lehrt, drinsteckt und dass man den  Studierenden auch vermittelt, dass man zu dieser Sache steht. Das ist vor allen Dingen bei den pädagogischen  Fachkräften wichtig, weil die eine große Entfernung zur empirischen Sozialforschung haben und ich hoffe / oder  ich habe den Eindruck, dass es gelingt, empirische Sozialforschung diesen Leuten, die eigentlich eher mehr  geisteswissenschaftlich denken, zu vermitteln. Und zwar habe ich diesen Eindruck gewonnen, dass sehr viele bei  mir eben ihre Thesis betreuen lassen und in der aller Regel mit einem empirischen Teil. 

13  I: Jetzt haben Sie als Soziologe die Empirie ganz stark im Auge. Da möchte ich gerne anknüpfen. Welche  Gelingenskriterien könnten Sie uns anbieten, mitgeben, in Erinnerung rufen, die wir aus der Empirie als  Handlungskonzept für einen guten virtuellen Unterricht entwickeln könnten? 

14  B: Ja, ich würde in jedem Fall mich mal in die Evaluierung vertiefen und würde das durch einen offenen, nicht‐

standardisierten Teil ergänzen. Und von dort würde ich mir versprechen, dass man noch weitere Rückmeldungen  bekommt. Ich sage hier schon, ich habe also eine Studierendengruppe, die beteiligt sich sehr schlecht an dieser  Umfrage und in dem Fall wäre auch, ist das Feedback denn nicht so viel wert. Das muss man schon sagen. 

15  I: Okay. Ich darf / 

16  B: (unv., Störung) Ich habe jetzt die Tonleiter von pädagogischen Farbkasten unterrichtet und da in der Box sind  vielleicht dreißig Rückmeldungen drin. Das kann ja nicht sein. 

17  I: Okay. Lassen wir mal den Punkt Feedback soweit stehen. Ich stelle nochmal eine enge Frage. Ist Ihnen das  viermonatige didaktische Schulungsprogramm, das wir anbieten für Ihre Qualität im virtuellen Unterricht am  Anfang, als Sie es belegt haben, das Schulungsprogramm, auch wichtig gewesen? Und vielleicht können Sie das in  eine Note bringen? 

18  B: Natürlich war das (kurze Störung) wichtig. Da geht es ja um technische Fragen auch, natürlich auch um  pädagogisch didaktische Fragen. Und ich habe mich vor allen Dingen auch mit diesen pädagogisch didaktischen  Fragen, also mit den Hinweisen und den Anweisungen beschäftigt. Und das rein Technische mache ich nicht, das  heißt das macht dann der Mission IT‐Fachmann. Ich musste ja einmal umsteigen auf Google Chrome. Das sind  Sachen, die mache ich nicht, das lasse ich vom IT‐Fachmann machen. Ich traue mir das nicht zu, entsprechendes,  ich arbeite ja beruflich mit SPSS. Diese Sachen macht auch der IT‐Fachmann, also da traue ich mich nicht dran. Das  sind für mich viel zu komplizierte Sachen. 

19  I: Das heißt aber auf der anderen Seite, dass Sie diese hohe technische Qualität, die Sie da anlegen im Prinzip,  durch einen Fachmann sicherstellen lassen. Das ist es Ihnen wert. 

20  B: Ja. Ich kann das ja auch nicht beurteilen, was ich an Technik brauche und wenn mir der Fachmann sagt, ich  brauche kein Headset, "ich mache Ihnen eine so gute Technik und (kurze Störung) eine so gute Qualität." Und es  bestätigt sich ja auch, es ist ein hervorragendes Bild und so weiter. Dann hat sich ja das bewahrheitet, was der IT‐

Fachmann gesagt hat. Ich habe den IT‐Fachmann auch gefragt, ob ich zum Beispiel hier meinen Bildschirm auch  videografieren könnte? Und da hat er gemeint, das wäre dann technisch ungeeignet, da brauche ich eine zweite  Kamera. Und der Kollege, der Statistik unterrichtet, hat neben sich noch eine zweite Kamera, weil er viele Sachen  eben handschriftlich in der Statistik macht oder auch grafisch, visuell. 

21  I: Ja. Solche technischen Fragen, aber auch / (unv.) 

22  B: Und da ist eben dieses / (unv., dieses Whiteboard, Störung)  23  I: Entschuldigung, wir waren asynchron. 

24  B: (unv., Tonstörung) Also die technischen Sachen macht für mich der IT‐Fachmann, also zum Beispiel, wo es dann  hieß, wo das Studienzentrum sagte: "Wir steigen um von Firefox auf Google Chrome", hat das eben der IT‐

Fachmann gemacht. Also da steige ich dann nicht mehr ein. Ähnlich wie ich auch keine Statistikprogramme  installiere. Das ist für mich ein zu großer zeitlicher Aufwand. 

25  I: Vielen Dank. Technische Unterstützung /  26  B: Was da falsch ist, noch aussteht ist, ja /  27  I: Ich glaube, wir sind manchmal asynchron. 

28  B: Also ich habe schon mal technische / Ich habe mir technische Unterstützung vom virtuellen Studienzentrum  angefordert, weil ich bei der Umstellung auf das neue Betriebssystem Probleme hatte. Und da habe ich halt im  virtuellen Studienzentrum angerufen und da gibt es ja tatsächlich einen Mann, der das technisch durchblickt und  der konnte mir dann auch helfen. Das war die Umstellung von Windows 7 auf Windows 10 und dann hatte ich  Probleme. Und dieses technische Problem konnte ein Herr vom Studienzentrum machen, lösen. 

29  I: Sehr schön. Ich würde gern weitergehen, hoffe nur, dass ich Ihnen nicht wieder reinrede. Das liegt an der  Asynchronizität, die wir offensichtlich haben. Das macht ja nichts. Von den Redeanteilen her ist das ja kein  Problem. Jetzt scheint es auch funktioniert zu haben. Ich würde gern mal umlenken von diesem technischen  Support zu den Angeboten, die wir im Schulungsteam ja machen. Neben dem viermonatigen Schulungsprogramm  haben wir ja noch das kollegiale Coaching seit einem, anderthalb Jahren aufgelegt. Ich weiß jetzt nicht, doch, ich  meine / Doch, doch, ich meine, ich hätte Sie schon ein‐, zweimal auch kürzlich gesehen, aber das ist ja gänzlich  freigestellt allen Kolleginnen und Kollegen. Wie bewerten Sie denn dieses Angebot? 

30  B: Ich finde das Angebot grundsätzlich sehr positiv. Da merkt man auch, dass die Leute engagiert sind, dass der  Unterricht besser wird. Ich beteilige mich da aber jetzt weniger dran, weil ich schon sehr viel Unterricht habe. Also 

ich habe jetzt in diesem Semester sechs Lehrveranstaltungen und da ist ein zusätzliches einfach relativ viel. Also  wenn ich sechs Lehrveranstaltungen durchführen muss im Semester, ist das schon ein beachtlicher Zeitaufwand. 

31  I: Also ein Aspekt der zeitlichen Möglichkeiten. Wenn wir mal annehmen würden, Sie hätten alle Zeit der Welt. 

Eine quasi Eins‐zu‐eins‐Begleitung oder Eins‐zu‐zwei‐Begleitung ausgehend von Ihren ureigenen Anliegen und  Fragen, sowohl technisch wie methodisch‐didaktisch. Wie wichtig oder wie sinnvoll wäre das für Sie? Oder  andersherum gefragt: Wie notwendig würden Sie das erachten und würden dann auch zugreifen, wenn wir mal  den Zeitaspekt weglassen? 

32  B: Wenn ich den Zeitaspekt weglasse, würde ich daran teilnehmen. Das Erste was, also der nächste Schritt, den ich  jetzt praktisch für den Unterricht brauche, das ist Folgendes: Ich unterrichte ja Empirische Sozialforschung und die  Präsidentin der [Organisation] hatte mich vor Jahren gebeten, eine Übungsdatei zu machen für die 

Medizinalfachberufe und diese Übungsdatei wird nicht genutzt. Und da wäre der nächste Schritt bei mir, dass ich  selbst am Bildschirm mit SPSS arbeite, dass die Studierenden das sehen können. Das wäre der nächste Schritt, den  ich gerne verbessern möchte. 

33  I: Den könnten Sie einbringen ins Coaching und da würden Sie im Prinzip diese Begleitung auch bekommen. Gehen  wir mal kurz auf eine Metaebene. Wenn wir davon ausgehen, dass man entweder reingeschmissen wird ins kalte  Wasser oder durch eine Kurzschulung bei der Chefin, so wie Sie es geschildert haben, in die virtuelle Welt kommt,  und/oder durch ein didaktisches Schulungsprogramm und eben aufgesetzt nochmal das kollegiale Coaching. Wie  unterschiedlich zeigen sich für Sie denn diese Formate, wenn wir davon ausgehen, dass das Ganze auch eine  Prozesshaftigkeit hatte an der Hochschule und bei uns im Team? 

34  B: (...) Wie soll ich das jetzt einschätzen? Also ich finde das generell positiv und wenn der Zeitaspekt keine Rolle  spielen würde, das würde ich da gerne mitmachen. Und wie war jetzt die Frage? 

35  I: Ja, danke für die Rückfrage. Also mir geht es darum, diese verschiedenen Formate quasi miteinander in Abgleich  zu bringen, um die Qualität einzuschätzen und den Bedarf. Ja? Das Ganze liegt ja auch auf einem Zeitstrahl  entsprechend dieser Entwicklung, die das Virtuelle genommen hat, dieses Hineinspringen war der Anfang,  entspricht auch jetzt der Homeschooling‐Phase ja. Und wir meinen, dass wir da eine gewisse Entwicklung  genommen haben auch im Schulungsteam. Und ich bin mit Ihrer Frage, ich glaube, das war jetzt unklar mit meiner  Frage, auf der Suche nach Ihrer Antwort, welchen Weg, welches Format Sie persönlich für zukunftsträchtiger  sehen würden? Danke nochmal für die Nachfrage. 

36  B: (...) Also ich habe jetzt nicht alles akustisch so verstanden. Also ich finde das, wie jetzt, was jetzt angeboten  wird, finde ich gut. Und ich finde auch gut, dass es gewisse Spezialisierungen gibt und ich werde das gerade  unterstützen. Also einmal, dass man nicht ins kalte Wasser geschmissen wird, den Eindruck hatte ich nicht. Das  kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich ja vorher schon einige Jahre Lehrerfahrung gehabt habe. Ich  glaube, dass insgesamt eine Rolle spielt, ob man Lehrerfahrung hat oder ob man tatsächlich überhaupt gar keine  Lehrerfahrung hat und praktisch sofort anfangen muss. Ich glaube, das spielt eine wichtige Rolle, ob man  Lehrerfahrung hat oder nicht. Und in meinem Fall wären es ja schon 15 Jahre gewesen. 

37  I: Vielen Dank. 

38  B: Ich komme ja aus den Präsenzveranstaltungen. Habe noch relativ viel mit Kreide und Tafel gearbeitet. Damals  zum Beispiel habe ich Inhaltsverzeichnisse mit den Studierenden entwickelt zum Beispiel für ihre 

Abschlussarbeiten. Und diese Erfahrung kann ich natürlich teilweise nicht eins zu eins in das Virtuelle übertragen. 

39  I: Danke für diese Anlehnung /  40  B: Und technisch ist es, fehlt mir jetzt / 

41  I: Machen Sie bitte weiter! Ist wieder asynchron. 

42  B: Vorerfahrung. Also es wäre praktisch die Frage, hat man Vorerfahrung? Wenn man diese Vorerfahrung aus  Präsenzveranstaltungen NICHT hat, wird es schwierig, denke ich mir. Ich muss mir ja praktisch bloß umschalten: 

Wie setze ich das jetzt virtuell um? Und da gibt es manche Möglichkeiten, die sind besser als Präsenz, es gibt aber  auch Möglichkeiten, die sind schlechter als Präsenz. Also dieses eine Beispiel eben mit dieser Tafel, das ich eben  auf andere Weise ersetzen müsste. Ein Kollege ersetzt das eben mit einer zweiten Kamera und der zeichnet dann  trotzdem wie früher. 

43  I: Danke für das Beispiel. Ich möchte ganz gern das aufgreifen diese Anlehnung an den analogen physischen Raum. 

Schiebe nur noch eine Frage, eine abschließende, zu diesem kollegialen Coaching vorweg. Und zwar möchte ich Sie  gern fragen: Vor der größer werdenden Komplexität im Virtuellen zu unterrichten und unsere Erfahrung, dass eine  Lehrerfortbildung, die so standardisiert reingeht und etwas vermitteln will, ja, heutzutage eventuell nicht mehr  greift. Das ist so eine These, die mitschwingt und die Fragestellung ist: Ob das Coaching, das individuelle Coaching  quasi ein Zukunftsmodell für die Lehrendenfortbildung im virtuellen und/oder hybriden Raum sein könnte? Wie ist  denn da Ihre Einschätzung? 

44  B: Ich denke schon, dass das individuelle Coaching eine Zukunft hat und vielleicht in Zukunft noch eine größere  Rolle spielt. Ich vergleiche es jetzt etwas so ein bisschen mit dem Unterricht. Mein Eindruck ist, je mehr ich die  Studierenden auch persönlich einbinde und persönlich anspreche, desto besser klappt die Übermittlung. Ich sehe  es ja dann nachher an den Klausuren. Haben sie es verstanden, ist es rübergekommen? Und da habe ich eigentlich  sehr gute Ergebnisse auch bei den Klausuren, wo ich den Eindruck habe: Ja, ich habe es vermitteln können. Aber  ich denke schon, dass das individuelle Aufeinanderzugehen da eine große Rolle spielt. Und dann habe ich den  Eindruck, dass es eine Rolle spielt, dass die Studierenden den Eindruck haben, dass sie ständig nachfragen können. 

"Also Sie haben was nicht verstanden? Sofort melden, sofort das Problem vom Tisch kriegen!" Und ich sage dann  meistens wörtlich: "Ich erkläre es so lange, bis es die Letzte verstanden hat." Das, was ich vermittele, kann jeder  verstehen, der einen Kopf hatte. 

45  I: (lacht) Okay. Also in einem / 

46  B: Das gilt jetzt zum Beispiel, für Statistik gilt das nicht. Ich kriege, also ich habe jetzt mit vier Dozenten Statistik zu  tun und von dreien heißt es: "Wir verstehen es nicht!", also sagen die Studierenden. "Wir verstehen das nicht!" 

47  I: Okay. Wie ist denn mein Ton? Ich hatte den Eindruck, dass Sie mich nicht ganz verstanden haben eben mal. 

48  B: Ab und zu ist es abgehackt. 

49  I: Okay, sagen Sie es bitte, weil ich habe mehrere Mikros hier. Dann nehme ich ein anderes. Danke für diese  Brücke, die Sie uns jetzt gebaut haben zu dem Aspekt des Lehrerseins. Damit sind wir nämlich schon bei der  dritten von vier Kategorien oder bei der dritten von vier Forschungsebenen, und zwar ich führe kurz ein. Der  Hintergrund ist ja der, dass in der virtuellen Lehre oder in der Fernhochschullehre generell wenig oder kaum  ausgebildete Lehrer, also klassische Lehrer sind, sondern dass die meisten, ja, wenn man so will, auf einem  zweiten Weg zum Unterrichten und zur Lehre gekommen sind. In der Pädagogik gibt es seit einigen Jahren den 

49  I: Okay, sagen Sie es bitte, weil ich habe mehrere Mikros hier. Dann nehme ich ein anderes. Danke für diese  Brücke, die Sie uns jetzt gebaut haben zu dem Aspekt des Lehrerseins. Damit sind wir nämlich schon bei der  dritten von vier Kategorien oder bei der dritten von vier Forschungsebenen, und zwar ich führe kurz ein. Der  Hintergrund ist ja der, dass in der virtuellen Lehre oder in der Fernhochschullehre generell wenig oder kaum  ausgebildete Lehrer, also klassische Lehrer sind, sondern dass die meisten, ja, wenn man so will, auf einem  zweiten Weg zum Unterrichten und zur Lehre gekommen sind. In der Pädagogik gibt es seit einigen Jahren den 

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