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Theory of Planned Behaviour

5 Experiment 3: Untersuchung der Mechanismen und Stabilität der Verhaltensbeeinflussung durch

5.1 Ableitung Fragestellung und Methodik

5.2.5.1 Theory of Planned Behaviour

5.2.5.1 Theory of Planned Behaviour

Der Fragebogen zu den Kernvariablen der Theory of Planned Behaviour wur-de nach wur-den Richtlinien von Ajzen (2002) konstruiert und die Items sprachlich auf das konkrete Verhalten angepasst sowie mit einer fünfstufigen Likert-Skala als Antwortformat versehen.

Er misst die Einstellung der Person zum Sicherheitsverhalten, die wahrge-nommene subjektive Norm dazu, die wahrgewahrge-nommene Verhaltenskontrolle sowie die Intention des Individuums, sich sicher zu verhalten. Die Facette Einstellung zu sicherem Verhalten besteht in dieser Untersuchung aus sechs Items: „Auf die

Si-cherheitsfreigabe zu warten finde ich gut.“, „Auf die SiSi-cherheitsfreigabe zu warten finde ich lästig.“, „Auf die Sicherheitsfreigabe zu warten finde ich persönlich wich-tig.“, „Auf die Sicherheitsfreigabe zu warten finde ich sinnvoll.“, „Auf die heitsfreigabe zu warten finde ich zufriedenstellend.“ und „Nicht auf die Sicher-heitsfreigabe zu warten finde ich gefährlich.“.

Die Skala wahrgenommene Verhaltenskontrolle besteht aus drei Items: „Auf die Sicherheitsfreigabe zu warten bzw. nicht zu warten liegt in meiner Kontrolle.“,

„Wenn ich wollte, könnte ich auf die Sicherheitsfreigabe warten.“ und „Wenn ich wollte, könnte ich auch vor der Sicherheitsfreigabe handeln.“.

Die Skala subjektive Norm besteht aus vier Items: „Die meisten Personen, die mir wichtig sind, würden auf die Sicherheitsfreigabe warten.“, „Die meisten Perso-nen die mir wichtig sind, würden von mir erwarten dass ich auf die Sicherheitsfrei-gabe warte.“, „Andere denken, dass ich auf die SicherheitsfreiSicherheitsfrei-gabe warten sollte.“

und „Es ist mir wichtig, das zu tun, was Andere von mir erwarten.“

Die letzte Facette der Theory of Planned Behaviour, Intention, wird mittels zwei Items erfasst: „Wenn ich eine solche Aufgabe noch einmal bearbeite, werde ich auf die Sicherheitsfreigabe warten.“ und „Ich habe vor, bei ähnlichen Abläufen mit Robotern auch in Zukunft auf die Sicherheitsfreigabe zu warten.“.

Operationalisierung der Forschungsfragen 5.2.6

Wie in der Herleitung der dritten Untersuchung (siehe Abschnitt 5.1) darge-legt, lassen sich die Fragestellungen des Experimentes in drei Cluster gliedern:

(1) unmittelbare Verhaltenseffekte der persuasiven Systeme, gemessen durch Verhalten während des Treatments, (2) psychologische Effekte der persuasiven

Systeme, gemessen durch Fragebögen sowie (3) zeitliche Stabilität von Verhal-tenseffekten, gemessen durch Verhalten nach Beendigung des Treatments.

Aus den aufgeführten Frageclustern ergibt sich einander widersprechende Anforderungen an die Messmethodik: Die zeitliche Stabilität der Verhaltenseffekte wird durch das Verhalten in der Übertragungsphase erhoben, in der kein Treat-ment mehr eingesetzt wird. Die Fragebögen dagegen messen die subjektiven Einstellungsänderungen, um Wirkmechanismen der Verhaltensänderung aufzu-klären. Dadurch entsteht allerdings ein Konflikt in der Anordnung der Versuchstei-le. Der Fragebogen bezieht sich zwangsläufig auf die tatsächlichen Untersu-chungsvariablen, und lenkt dadurch die Aufmerksamkeit der Versuchspersonen auf das Sicherheitsverhalten. Das spricht dafür, den Fragebogen erst nach der Übertragungsphase einzusetzen. Wird der Fragebogen direkt im Anschluss an die Treatmentphase ausgefüllt, könnte dies das Verhalten der Versuchsteilnehmer in der Übertragungsphase beeinflussen.

Demgegenüber steht das Risiko, dass ein Fragebogen nach der Übertra-gungsphase nicht mehr die akute Einstellungsänderung misst, sondern aufgrund des zeitlichen Abstandes bereits verringerte Einstellungsänderungen. Um diese Wechselwirkungen zu kontrollieren, wurde die Anordnung der experimentellen Phasen, speziell der Fragebogen-Phase, in dieser Untersuchung variiert.

Einen Überblick über die resultierende Reihenfolge der experimentellen Pha-sen in den verschiedenen Versuchsgruppen geben die folgenden Abbildungen.

Abbildung 38: Gruppe 1 - Treatment durch Feedbackpersuasion

Abbildung 39: Gruppe 2 - Treatment durch Feedbackpersuasion

Abbildung 40: Gruppe 3 - Treatment durch Reminderpersuasion

Abbildung 41: Gruppe 4 - Kontrollgruppe

Im Folgenden wird erläutert, wie das Versuchssetting eingesetzt und welche Maße wann erhoben und miteinander verglichen werden, um die Forschungsfra-gen des Experimentes zu beantworten.

Fragestellung 1 beschäftigt sich mit den zeitlich unmittelbaren Verhaltensef-fekten der persuasiven Assistenzsysteme. Dabei strebt der Vergleich von Feed-back bzw. Reminderassistenz mit der Kontrollgruppe eine Replikation der Ergeb-nisse der Experimente 1 und 2 auf das Setting des dritten Experimentes an. Bei der Betrachtung der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf das Setting sind vor al-lem die beiden zentralen Besonderheiten des Industrieroboters und des tatsäch-lich autonom arbeitenden Assistenzsystems zu nennen, im Gegensatz zum Wizard of Oz Design der ersten Untersuchung. Eine zusätzliche Fragestellung besteht im direkten Vergleich zwischen Reminder- und Feedbackintervention, um Erkenntnisse über die wirksamere persuasive Strategie zu gewinnen. Um diese Fragen zu beantworten, werden die Violations der Versuchsgruppen 1 (Feedba-ckintervention), 3 (Reminderintervention) und 4 (Kontrollgruppe) in der Treat-mentphase, also während der Assistenz durch das System miteinander vergli-chen. Versuchsgruppe 2 geht nicht in diese Auswertung ein, da diese Gruppe zum Zeitpunkt der Treatmentphase mit Gruppe 1 identisch ist und daher bei

Ein-bezug zu einer Ungleichverteilung der Zellenbesetzungen führen würde. Diese würde aufgrund der nicht gegebenen Normalverteilung der Variable (siehe Ab-schnitt 5.3.4) zu einer Verzerrung der Analyseergebnisse führen.

Cluster 2 befasst sich mit der Untersuchung der psychologischen Wirkme-chanismen, die von der Intervention beeinflusst zu einer möglichen Verhaltensän-derung führen. Um diese zu untersuchen, werden die Variablen der Theory of Planned Behaviour eingesetzt, siehe Abschnitt 2.1.2 für die Begründung zur Aus-wahl dieser Variablen und Abschnitt 5.2.5.1 für die Beschreibung der Fragebögen.

Ihre Messung erfolgt in den Gruppen 1 und 3 per Fragebogen unmittelbar nach der Treatmentphase, um im Falle einer geringen zeitlichen Stabilität der Einstel-lungsänderung die volle Effektstärke erfassen zu können. In Gruppe 4, der Kon-trollgruppe, ist der Zeitpunkt der Einstellungsmessung nicht relevant, da sich die Treatmentphase nicht von der Übertragungsphase unterscheidet.

Cluster 3 befasst sich mit der zeitlichen Stabilität der Verhaltenseffekte durch die persuasive Assistenz. Um Aussagen darüber treffen zu können, ob kurzfristige Übertragungseffekte nach Beendigung der persuasiven Assistenz existieren, wer-den die Violations in wer-den Versuchsgruppen 1 und 3 in der Übertragungsphase gemessen, und mit den Violations in der Treatmentphase der Kontrollgruppe als Baseline ohne jede Intervention verglichen. Um sich außerdem der Frage der langfristigen Wirkungen bestmöglich anzunähern, wird die Verhaltensintention in der Versuchsgruppe 2 nach der Übertragungsphase erhoben und mit der der Kontrollgruppe nach der Übertragungsphase verglichen. Da laut Ajzen (1991) die Intention der zeitlich stabile beste Prädiktor für zukünftiges Verhalten ist, sollte die Verhaltensintention für sicheres Verhalten bzw. Violations zumindest Anhalts-punkte für zu erwartende Langzeiteffekte liefern. Auf eine weitere Gruppe mit

ei-ner Reminderpersuasion und Fragebogenapplikation am Versuchsende wurde aus ökonomischen Gründen verzichtet, da die grundsätzliche Fragestellung durch den Vergleich der Treatmentgruppen 1 und 2 beantwortet werden kann.

5.3 Analysen und Ergebnisse

Struktur der Ergebnisdarstellung 5.3.1

Im Folgenden werden die Analysen des dritten Experiments und deren Er-gebnisse dargestellt, die in zwei Schritten ablaufen: Zunächst werden vorberei-tende Analysen dargestellt, darunter die Deskription der Variablen, die Codierung der Verhaltensmessung, der Manipulationscheck sowie die Tests auf Normalver-teilung. Im zweiten Teil werden die zentralen Forschungsfragen in Form der Un-tersuchungshypothesen getestet, unterteilt in die drei Bereiche: (1) unmittelbare Verhaltenseffekte, (2) psychologische Wirkmechanismen und (3) Stabilität der Verhaltenseffekte.

Hypothesen 5.3.2

H1: Die Violations in der Treatmentphase sind abhängig von der Interventi-on.

H1a: In der Feedbackgruppe werden weniger Violations begangen als in der Kontrollgruppe während der Treatmentphase.

H1b: In der Remindergruppe werden weniger Violations begangen als in der Kontrollgruppe während der Treatmentphase.

H1c: Feedbackgruppe und Remindergruppe unterscheiden sich hinsichtlich der begangenen Violations während der Treatmentphase.

H2: Die Ausprägungen der psychologischen Verhaltensantezedenzen unter-scheiden sich abhängig von der Versuchsgruppe.

H2a: Die Verhaltenskontrolle unterscheidet sich zwischen den Versuchsgruppen.

H2b: Die subjektive Norm unterscheidet sich zwischen den Versuchsgruppen.

H2c: Die Einstellung unterscheidet sich zwischen den Versuchsgruppen.

H2d: Die Verhaltensintention unterscheidet sich zwischen den Versuchsgruppen.

H3: Die verhaltensändernde Wirkung persuasiver Assistenz ist zeitlich kon-stant.

H3a: Während der Treatmentphase werden in der Feedbackgruppe 2 weniger Violations begangen als der Kontrollgruppe.

H3b: Während der Übertragungsphase werden in der Feedbackgruppe 2 weni-ger Violations begangen als der Kontrollgruppe.

H3c: Nach der Übertragungsphase hat die Feedbackgruppe 2 eine höhere Si-cherheitsverhaltensintention als die Kontrollgruppe.

Deskriptive Statistik 5.3.3

5.3.3.1 Arbeitszeit

Im Durchschnitt benötigen alle Versuchsteilnehmer (N = 90) für die Bearbei-tung der 14 Steckbretter der Treatmentphase M = 29.98 (SD = 3.68) Minuten, al-so 2,14 Minuten pro Steckbrett. Der Mittelwert der Bearbeitungszeit für die Über-tragungsphase liegt minimal darunter bei M = 28.80 (SD = 2.99), was einer Bear-beitungszeit von 2,05 Minuten pro Steckbrett entspricht. Die durchschnittliche Be-arbeitungszeit für alle 28 Steckbretter liegt bei M = 58.81 (SD = 4.90), siehe Ab-bildung 42.

Abbildung 42: Mittelwerte und Standardabweichung der Bearbeitungszeit nach Versuchs-phasen

5.3.3.2 Arbeitsqualität

Durchschnittlich stecken die Teilnehmer M = 27.60 (SD = .76) von 28 mögli-chen Steckbrettern korrekt. Es kann daher weitgehend ausgeschlossen werden, dass es durch die Intervention zu einer Verschlechterung der Arbeitsqualität kam, weswegen die Variable in den weiteren Berechnungen nicht berücksichtigt wird.

5.3.3.3 Operationalisierung der abhängigen Variable/ des