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Die subjektive Beanspruchung wurde mit zwei Verfahren parallel erfasst: Zum einen der bekannte NASA-TLX und zum anderen die Rating Scale of Mental Effort (RSME). Beide Verfahren erfragen die Beanspruchung direkt vom Probanden, unter-scheiden sich aber in ihrer Konzeption (vgl. 2.4.2.4 und 2.4.2.5).

Die parallele Verwendung beider Verfahren kann zum einen der gegenseitigen Vali-dierung der Ergebnisse dienen, zum anderen ist ein Vergleich beider Verfahren be-züglich der Sensitivität interessant.

3.4.1 NASA-TLX

Beim NASA-TLX (siehe Abb. 3.4) zeigt sich ein signifikanter Einfluss des Displayty-pus bei einem Vergleich zwischen zweiter HMD-Erhebung und der Session mit dem Tablet-PC [F (1,37) = 26.952 ; p < .001]. Die Hypothese 4a kann also angenommen werden, und es ist festzuhalten, dass die Nutzung eines HMDs zu höheren Bean-spruchungswerten beim NASA-TLX führt als die Verwendung eines Tablet-PCs.

Eine Steigerung der empfundenen Beanspruchung über die Zeit (innersubject factor:

Zeitpunkt, hier nach zwei oder vier Stunden Arbeit) wird ebenso signifikant [F (1,37) = 14.267 ; p = .001], allerdings liegt keine Wechselwirkung zwischen Dis-playtyp und Zeitpunkt vor [F (1,37) = 1.375 ; p = .253]. Die Hypothese 4c kann also angenommen werden: Es zeigt sich eine Steigerung der empfundenen Beanspru-chung über die Zeit. Allerdings ist dies gleichermaßen für das HMD und den Tablet-PC der Fall, da diesbezüglich keine Wechselwirkung vorliegt.

Eine andere Wechselwirkung zwischen Displaytyp und Alter erreicht aber statistische Tendenz [F (1,37) = 3.172 ; p = .083]. Hier ist es so, dass die Beanspruchungswerte bei älteren Probanden zwar allgemein auf einem höheren Niveau sind (HMD: 72.64;

Tablet-PC: 64.55), der Anstieg zwischen Tablet-PC und HMD aber geringer ausfällt als bei den Jüngeren (HMD: 69.51; Tablet-PC: 52.98).

Und erstmals zeigt sich auch ein Einfluss von Technikaffinität in Wechselwirkung mit dem Displaytyp [F (1,37) = 5.000 ; p=.031] in der Form, dass nicht technikaffine Pro-banden nicht nur allgemein einen höheren Beanspruchungsscore haben (HMD:

73.18; Tablet-PC: 66.17) als technikaffine Nutzer (HMD: 68.96; Tablet-PC: 51.35), sondern auch weniger von der Entlastung durch den Tablet-PC profitieren.

Abb. 3.4 Gewichteter NASA-TLX Gesamtwert nach zwei und vier Stunden unter-teilt nach Versuchsession. Die Whiskers zeigen das

95%-Konfidenzintervall.

Ein Gewöhnungseffekt in der Beanspruchung zwischen erster und zweiter Messung mit dem HMD erreicht zwar nicht das Signifikanzniveau, befindet sich aber im Be-reich statistischer Tendenz [F (1,37) = 3.409 ; p = .073]: Die Beanspruchung beim zweiten Einsatz des HMDs ist also tendenziell geringer, obwohl die Hypothese H4e zurückgewiesen werden muss. Des Weiteren zeigt sich bei diesem Vergleich ein sig-nifkanter Haupteffekt des Zeitpunktes [F (1,37) = 16.270 ; p < .001] und eine signifi-kante Wechselwirkung zwischen Zeitpunkt und Alter [F (1,37) = 10.258 ; p = .003]:

Bei beiden Probandengruppen steigt die Beanspruchung über die Zeit, bei älteren Probanden aber mehr.

3.4.2 RSME

Auch bei den RSME-Werten zeigt sich ein hochsignifikanter Einfluss des Displayty-pus auf die Beanspruchung [F (1,35) = 84.435 ; p < .001]. Die Hypothese 4b kann also angenommen werden: Die subjektive Beanspruchung gemessen durch den RSME ist beim HMD höher als beim Tablet-PC.

Ebenso gibt es einen signifikanten Anstieg der Beanspruchung über die Zeit [F (1,29) = 6.956 ; p < .001], womit die Hypothese 4d ebenfalls angenommen werden kann. Eine Wechselwirkung zwischen Displaytypus und Zeitpunkt existiert nicht [F (1,29) = 1.763 ; p = .133], so dass die Steigerung der Beanspruchung über die Zeit bei beiden Displaytypen als gleichförmig angesehen werden muss.

Ein auftretender Haupteffekt des Alters [F (1,35) = 6.684 ; p = .014] gibt wieder, dass Ältere allgemein beanspruchter sind als jüngere Probanden.

Abb. 3.5 zeigt die RSME-Werte im Verlauf für die jeweiligen Versuchssessions, un-terteilt nach Altersgruppen.

Abb. 3.5 RSME-Werte über den Verlauf der einzelnen Versuchssessions, unter-teilt nach Alter und mit grafischem Hinweis auf die Pausen.

Der Gewöhnungseffekt an die HMD-Technologie verpasst auch hier das Signifikanz-niveau [F (1,34) = 3.083 ; p = .088], erreicht aber ebenso wie beim NASA-TLX statis-tische Tendenz. Die Hypothese 4f muss also zurückgewiesen werden, obwohl eine

Tendenz zu einer Verringerung der Beanspruchungswerte bei einer zweiten Erhe-bung mit dem HMD im Vergleich zur ersten ErheErhe-bung auszumachen ist.

Erneut signifikant wird ein Haupteffekt des Zeitpunktes [F (7,28) = 8,432 ; p < .001]

sowie eine Wechselwirkung zwischen Zeitpunkt und Alter [F (7,28) = 4.276 ; p = .003], die anzeigt, dass die empfundene Beanspruchung bei Älteren stärker über die Zeit steigt verglichen mit jüngeren Probanden.

3.4.3 Vergleich von NASA-TLX und RSME-Ergebnissen

Die beiden parallel eingesetzten Verfahren zur subjektiven Beanspruchungsmessung zeigen nahezu identische Ergebnisse: Bei beiden gibt es einen signifikanten Hauptef-fekt des Displaytypus, der besagt, dass die Beanspruchung allgemein beim HMD höher ist als beim Tablet-PC (Hypothesen 4a und 4b). Beide zeigen ebenso eine signifikante Zunahme der Beanspruchung über die Zeit (Hypothesen 4c und 4d), wo-bei wo-beide aber keine Wechselwirkungen zwischen Displaytyp und Zeitpunkt ausfindig machen können, was bedeutet, dass die Zunahme der Beanspruchung über die Zeit bei HMD und Tablet-PC als gleichförmig zu interpretieren ist. Ebenfalls zeigen beide Verfahren eine statistische Tendenz zur Gewöhnung an die Displaytechnologie bei einem Vergleich zwischen erster und zweiter Erhebung mit dem HMD (Hypothesen 4e und 4f).

In einigen Wechselwirkungen gibt es aber Unterschiede in den Ergebnissen. Wäh-rend der NASA-TLX eine Tendenz zur Wechselwirkung zwischen Alter und Display-typus aufzeigt, tut die RSME dies nicht. Ebenso zeigt sich beim NASA-TLX eine Wechselwirkung zwischen Displaytypus und Technikaffinität, die der RSME nicht nachweisen kann. Dahingegen zeigt die RSME einen Haupteffekt des Alters, der im NASA-TLX keine Signifikanz erreicht. Die Wechselwirkung zwischen Alter und Zeit-punkt geben aber wiederum beide Verfahren wieder.

Trotz der Detailunterschiede in den Wechselwirkungen gleichen sich die Ergebnisse beider Verfahren doch erstaunlich. Zwar erfragen beide Verfahren den gleichen Sachverhalt (die subjektive Beanspruchung) und wurden mit den gleichen Proban-den durchgeführt, so dass die Ähnlichkeit auch in Bezug auf individuelle Antwortten-denzen zu erwarten war; die Exaktheit der gleichen Ergebnisse, inklusive gleichem Ausmaß bei den statistischen Tendenzen, vermag aber schon zu erstaunen, zumal die Konzeption beider Verfahren doch recht unterschiedlich ist.

Da der NASA-TLX viel aufwendiger in der Durchführung ist, ist nach Einschätzung des Autors im Zweifelsfall der RSME vorzuziehen. Es sei denn, man interessiert sich auch für die Subskalen des NASA-TLX, die einzelne Aspekte der Beanspruchung näher beleuchten.