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Strategische Maßnahmen für die Reduktion

Im Dokument 05/2021 (Seite 118-125)

6 Treiber und Hemmnisse umweltfreundlicher Beschaffung

7.4 Strategische Maßnahmen für die Reduktion

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spielsweise durch das Aufstellen von Infotafeln, das Verteilen von Flyern, Führungen oder Info-veranstaltungen. Die Strategie gliedert sich in die Ebenen des normativen, des strategischen so-wie des operativen Managements (vgl. Abbildung 178). Die Ebene des strategischen Manage-ments enthält dabei auch Funktionen und Tätigkeiten, die in der herkömmlichen Literatur unter der taktischen Ebene des Managements zu finden sind.

118 Abbildung 17: Kommunale Strategieentwicklung

Quelle: Eigene Darstellung, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Industriebetriebslehre, Universität Würzburg

Normatives Management

• Organisationaler Entwicklungspfad

• Programmatischer Entwicklungspfad

• Wertbezogener Entwicklungspfad

Strategisches Management

Angestrebtes Ziel

„Wo und zu welchem Grad soll der Biozid-Einsatz umweltfreundlich

gestaltet werden?“

Notwendiges Programm

„Welche programmatischen Änderungen sind dazu

notwendig?“

Notwendige Strukturen und Prozesse

„Innerhalb welcher Strukturen müssen die Änderungen erfolgen?“

Notwendige Ressourcen

„Welche Ressourcen sind hierzu notwendig?“

Strategien der relevanten Bereiche

Zusammenfassung der Strategien Gemeinsame

Strategieentwicklung

Operatives Management

Beschaffungs- und

Einsatzmanagement Wirkungsmanagement

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Unter dem Begriff des normativen Managements wird hier das Management aller Tätigkeiten und Entwicklungen verstanden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Schaffung eines Bewusstseins bezüglich potenziellen Umweltgefahren des Einsatzes von Biozid-Produkten ste-hen. Da dieses Bewusstsein am Anfang jeglicher Bemühungen hin zu einem umweltfreundliche-ren Einsatz stehen muss, begründet es die übergelagerte Stellung eines systematischen normati-ven Managements.

Das normative Management lässt sich dabei in einen organisationalen, einen programmatischen sowie einen wertbezogenen Entwicklungspfad unterteilen. Unter dem Begriff der Organisation soll hier jegliche kommunale Verwaltung sowie deren an- oder nachgelagerten kommunalen Un-ternehmungen verstanden werden.

Organisationaler Entwicklungspfad

Der organisationale Entwicklungspfad beschreibt die Entstehung des Bewusstseins bezüglich Biozide und von relevanten Normen innerhalb der jeweiligen Organisation. Ausgehend von ei-ner motivierenden Anfangsinitiative, beispielsweise durch Öffentlichkeitsarbeit Dritter oder an-derer externer Ereignisse, muss ein Entwicklungspfad für die Gesamtorganisation entwickelt werden, um das Bewusstsein über die potenziellen Risiken von Bioziden bei den einzelnen kom-munalen AkteurInnen zu stärken. Dieser sollte die Entwicklungen eines normativen Verständ-nisses für die Weiterentwicklung der Beschaffung und des Einsatzes von Bioziden in Kommunen beinhalten. Dies kann von oberer Verwaltungsebene, beispielsweise durch BürgermeisterInnen initiiert werden. Dabei gilt es insbesondere sicherzustellen, dass die jeweilige Organisation ex-ternen Einflüssen, wie beispielsweise Schulungsangeboten, und dem Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen gegenüber offen ist. Weiterhin müssen die gesamtorganisationalen Struktu-ren für eine langfristige Bereitschaft zur umweltfreundlichen Beschaffung und zum Einsatz von Bioziden identifiziert und gegebenenfalls geschaffen bzw. entwickelt werden.

Checkliste zur Durchführung:

► Förderung der Innovationsbereitschaft innerhalb der Organisation

► Förderung der Offenheit der EntscheidungsträgerInnen

► Diffusion der relevanten Informationen und Stimuli in die relevanten Fachbereiche Programmatischer Entwicklungspfad

Aufbauend auf dem Entwicklungspfad für die Gesamtorganisation sollte ein programmatischer Entwicklungspfad erarbeitet werden. Dieser sollte ein inhaltliches Entwicklungskonzept für die Gesamtorganisation zum Ergebnis haben, an dem sich als Richtschnur orientiert werden kann.

Dies könnte beispielsweise durch die höhere Verwaltungsebene wie den BürgermeisterInnen, aber auch durch einen SchadstoffbeauftragtInnen erarbeitet werden. Hierbei sollten insbeson-dere die inhaltlichen Eckpfeiler definiert werden, anhand insbeson-derer die jeweilige Organisation sich entwickeln möchte. Weiterhin sollte anhand des programmatischen Entwicklungspfades die Stellung der Kommune innerhalb der mittelbaren Umwelt erkennbar werden.

Checkliste zur Durchführung:

► Definition inhaltlicher Eckpfeiler je organisatorischer Untereinheit, beispielsweise im Bau-amt, den Stadtwerken oder dem Grünflächenamt

► Herausstellen der Bedeutung, aber auch der Konsequenzen für die jeweiligen Fachbereiche.

120 Wertbezogener Entwicklungspfad

Der wertbezogene Entwicklungspfad beschreibt die verhaltensbezogene und kulturelle Begrün-dung der Strategieentwicklung und Ausrichtung der Gesamtorganisation. Dabei gilt es, die ge-samte Bereitschaft bezüglich der umweltfreundlichen Beschaffung und des Einsatzes von Biozi-den sowie die politische und allgemein verwaltungsinterne Kultur innerhalb der Organisation zu prüfen. Als Ergebnis sollte ein Entwicklungskonzept stehen, anhand dessen die unterschiedli-chen Werte und Kulturen innerhalb der Organisation zu einem Konsens gebracht werden kön-nen, der die Erreichung der Ziele sicherstellen kann.

Checkliste zur Durchführung:

► Förderung der Beschäftigung mit dem Themenfeld

► Förderung der relevanten, verwaltungsinternen Kultur

► Sensibilisierung bezüglich der Problemstellung

► Moderation der entstehenden Konfliktfelder 7.4.2 Strategisches Management

Innerhalb des strategischen Managements sollen Ziele, Programme, notwendige Strukturen und Prozesse sowie Ressourcen identifiziert, analysiert und definiert werden, die die umweltfreund-liche Beschaffung und den Einsatz von Bioziden in Kommunen fördern können. Im Folgenden soll kurz auf die einzelnen Punkte eingegangen werden.

Angestrebtes Ziel

Nicht in allen Tätigkeitsfeldern von Kommunen ist die Reduktion des Biozideinsatzes in glei-chem Maße möglich. Daher sollte zu Beginn der Analyse eine klare Zieldefinition, also an wel-chen Orten und in welchem Maße die eingesetzten Biozide reduziert werden sollen, stehen. Im Dialog mit den jeweiligen Fachbereichen, wie beispielsweise dem Grünflächenamt, dem Bauamt oder den Stadtwerken sollten realistische Zielvorstellungen entwickelt werden. In Tätigkeitsbe-reichen von Kommunen und kommunalen Unternehmen, an denen die umweltfreundlichere Ge-staltung des Einsatzes von Bioziden momentan unmöglich erscheint, sollten regelmäßige Über-prüfungen mit Bezug auf innovative Produkte oder Prozesse stattfinden.

Checkliste zur Durchführung:

► Definition klarer Ziele und Anwendungsgebiete

► Analyse des aktuellen Einsatzes von Bioziden in den jeweiligen Anwendungsgebieten

► Kontinuierliche Überprüfung der Zielvorstellungen sowie von Einsatzgebieten, in denen die Reduktion aktuell unmöglich erscheint

Notwendiges Programm

Nach der Definition der Zielvorstellungen sollte, ebenfalls im Dialog mit den jeweiligen Fachreichen, ein notwendiges Programm erarbeitet werden. Dieses sollte insbesondere die Frage be-antworten, welche (strategischen) Änderungen bezüglich der angestrebten Änderung des Biozi-deinsatzes notwendig sind. Dies sollte auch explizit die operativen Tätigkeitsfelder berücksichti-gen. Als Ergebnis sollte eine Liste mit den benötigten, mitunter langfristigen, Änderungen inner-halb des jeweiligen Fachbereiches stehen.

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► Definition der zu erreichenden programmatischen Änderungen mit Bezug zu den operativen Einsatzfeldern

► Erarbeitung von (langfristigen) Programmen im Dialog mit den jeweiligen Fachbereichen sowie Diskussion zur Konsensbildung

► Erster Aufbau von Kompetenzen Notwendige Strukturen und Prozesse

Aufbauend auf der Definition des Programms sollten die notwendigen Strukturen und Prozesse identifiziert werden, die zu einer umweltfreundlicheren Beschaffung und Einsatz von Bioziden notwendig sind. Als Ergebnis sollten Strukturen stehen, innerhalb derer die langfristige Umwelt-freundlichkeit der Beschaffung und des Einsatzes von Bioziden sichergestellt werden kann.

Checkliste zur Durchführung:

► Analyse der aktuellen Strukturen

► Definition von notwendigen Strukturen und Prozessen im Vorfeld von Einsatzentscheidun-gen von Bioziden

Notwendige Ressourcen

Unmittelbar der Definition der notwendigen Strukturen und Prozesse nachgelagert sollten die hierfür notwendigen Ressourcen identifiziert werden. Dies bezieht sich explizit sowohl auf fi-nanzielle als auch auf personelle Ressourcen. Dies könnte die Schaffung von zusätzlichen finanzi-ellen und personfinanzi-ellen Ressourcen beinhalten sowie die (Neu-)Definition von Zuständigkeitsbe-reichen.

Checkliste zur Durchführung:

► Definition von (neuen) Zuständigkeitsbereichen relevanter Stellen

► Schaffung von zusätzlichen finanziellen und personellen Ressourcen

► Sensibilisierung anderer relevanter EntscheidungsträgerInnen innerhalb der Organisation zur Unterstützung

► Sensibilisierung der operativen Bereiche

Als Ergebnis des strategischen Managements sollten die einzelnen Strategien der relevanten Be-reiche zusammengefasst werden, so dass am Ende eine gemeinsame Strategie bezüglich der um-weltfreundlichen Beschaffung und des Einsatzes von Bioziden in Kommunen besteht. Dies kann mit Blick auf die erleichterte Kommunikation nach innen und außen als vorteilhaft angesehen werden.

7.4.3 Operatives Management

Das operative Management lässt sich in die Kategorien des Beschaffungs- und Einsatzmanage-ments sowie des WirkungsmanageEinsatzmanage-ments unterteilen. Beide Bereiche sind untenstehend be-schrieben.

Beschaffungs- und Einsatzmanagement

Innerhalb des Beschaffungs- und Einsatzmanagements müssen die definierten Ziele innerhalb des strategischen Managements in die tatsächliche Beschaffungs- und Einsatzpraxis übertragen

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werden. Praktisch gesehen kann dies die Neuverhandlung von bestehenden Liefer- und Dienst-leistungsverträgen sowie das regelmäßige Hinterfragen der tatsächlichen Einsatzpraxis in den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen bedeuten.

Checkliste zur Durchführung:

► Dauerhafte Sensibilisierung der einsetzenden Stellen

► Neuverhandlung von Liefer- und Dienstleistungsverträgen

► Nutzung von anwendungsspezifischen, umweltfreundlichen Ausschreibungen zu Dienstleis-tungen und Produkten

► Hinterfragen der Einsatzpraxis Wirkungsmanagement

Das Wirkungsmanagement umfasst die Kontrolle der Wirkung der jeweiligen der umweltfreund-lichen Neugestaltung des Einsatzes von Bioziden. Andernfalls kann dies dazu führen, dass die Bereitschaft der Öffentlichkeit abnimmt, Projekte zur Beschaffung umweltfreundlicher Alterna-tiven und des reduzierten Einsatzes von Bioziden zu tragen und letztlich auch zu finanzieren.

Checkliste zur Durchführung:

► Laufende Überprüfung

► Dialog mit der Bevölkerung

► Sensibilisierung der Bevölkerung zur dauerhaften Unterstützung des Vorhabens

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