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6 Empirischer Teil

6.1 Methodische Überlegungen

6.1.4 Stichprobenbildung

Die Grundgesamtheit aller deutschen Frauen ab dem Lebensalter von 50 Jahren ist für eine begrenzte Querschnittsuntersuchung wie die vorliegende nicht handhabbar.

Eine Selektion der betroffenen Personen im Stile einer flächendeckenden Bevölkerungsumfrage bleibt für eine Einzelperson als Projektverantwortliche undurchführbar, nicht nur aus Kostengründen (Schnell et al., 2013, S. 286; Himme &

Kaya, 2009, S. 83). Eine große Zufallsstichprobe allein nach den Kriterien Alter und Geschlecht verbietet sich. Es wurden deshalb für die Grundgesamtheit Einschränkungen vorgenommen. In Anlehnung an bestehende Städte-Untersuchungen (vgl. Breuer 2004; Foerg & Rittner, 2006) wurde eine Metropole als räumliche Feldbegrenzung gewählt. Ferner wurde, da die Relation der weiblichen Altersgruppe 50 plus zur gesamten sportaktiven Bevölkerung hinreichend genau bekannt ist und eine Binnendifferenzierung von deren Sportaktivität und -konsum zur Debatte steht, ein Cluster gezogen (Schnell et al., 2013, S. 270; Himme & Kaya, 2009, S. 82). Das Kriterium von dessen Zusammensetzung ist zum Einen nachgewiesene Sportaktivität, zum Anderen nachgewiesener Sportkonsum. Die Auswahl ist insofern zufällig, als keine anderen Kriterien der Auswahl über Alter, Geschlecht und Sportaktivität/-konsum hinaus und Zugehörigkeit zum geographischen Feld verwendet wurden.

Seite | 84 Analog zur Generalisierbarkeit, wie sie die genannten Autoren unter ihren Titelformulierungen ,Sportnachfrage im Lebenslauf‘, ,Sport in Metropolen„ in Anspruch nehmen, kann das gewählte geographische Feld ebenfalls zu verallgemeinerbaren Ergebnissen genutzt werden. Die in der Fachliteratur oft gestellte Anforderung der Repräsentativität der Stichprobe im Verhältnis zur Grundgesamtheit ist damit im selben Maße erfüllt wie in den genannten Studien. Mit Rücksicht auf die statistische Unbestimmtheit des Begriffs ,Repräsentativität„

(Schnell et al., 2013, S. 296; Bortz & Döring, 2003, S. 401) wird ,repräsentativ„ hier nur im Sinne von „eine Stichprobe, die für einen bestimmten Zweck ausreicht“

(Schnell et al., 2013, S. 296) oder „Je stärker eine Stichprobe in ihrer Zusammensetzung der Grundgesamtheit entspricht, desto größer ist die Repräsentativität dieser Stichprobe“ (Himme & Kaya, 2009, S. 80) verwendet.

Auch die Größe der Stichprobe wird an der genannten Studie von Breuer gemessen, dessen 1.537 Probanden in Essen in sieben Altersgruppen mit einem Mittelwert von 220 Personen pro Gruppe (Breuer, 2004, S. 55) stehen hier zunächst 690 ausgeteilte Fragebögen in drei der bei Breuer gebildeten Altersklassen gegenüber – wobei Breuer beide Geschlechter berücksichtigt, also ein unbestimmter Anteil (erwartbar rund die Hälfte) seiner Probandenzahl Frauen betrifft. Angesichts eines aus der Forschungsliteratur heraus bereits umfassend quantifizierten Anteils sporttreibender Frauen (vgl. Kapitel 2.5.7) 50 plus an der Sport treibenden Gesamtbevölkerung, sollte im vorliegenden Fall eine Grundgesamtheit bewegungsaktiver Frauen gebildet werden – eine Ausgliederung nicht aktiver Personen hätte hier einen unnötigen Umweg bedeutet. Bei vergleichbarer Fehlervarianz lassen sich die zu erwartenden Werte gleichberechtigt auf andere vorliegende Studien beziehen.

Die Auswahl eines geeigneten Adressenpools wurde über unterschiedliche Anbieter von Sportgelegenheiten getroffen. Dazu gehören Einrichtungen der Stadt, ein kommunal finanziertes und seit 1979 bewährtes Konzept des Sozialreferates bietet neben zahlreichen Unterrichtseinheiten Sportkurse in 32 verschiedenen Zentren an.

Zwei dieser Zentren haben sich bereit erklärt, an der Forschungsstudie

Seite | 85 teilzunehmen. Ferner konnten Adressenbestände genutzt werden von drei kommerziellen Fitness-Studios (eines davon mit einer angegliederten Praxis für Physiotherapie und Präventionstraining, ferner ein Frauenstudio) sowie der Volkshochschule. Weiterhin wurde der Adressenbestand zweier Sportvereine integriert.

Abbildung 21 zeigt die Verteilung der 690 Fragebögen in der Landeshauptstadt München in insgesamt 21 unterschiedlichen Sportinstitutionen; die Tabelle 5 gibt zusätzlich Aufschluss über alle teilnehmenden Verbände, Vereine, Fitnessstudios, etc.

Die Fragebögen wurden unter den Besucherinnen der jeweiligen Einrichtungen verteilt. Um eine hohe Rücklaufquote zu erreichen, wurden Trainer und Trainerinnen der verschiedenen Einrichtungen informiert und instruiert, auf die auszufüllenden Fragebögen nach einer Kurseinheit hinzuweisen. Die Rücklaufquote betrug aufgrund dieser persönlichen Ansprache 57 %; die tatsächlich auszuwertende Stichprobe umfasst somit 391 Fragebögen in der Feldzeit 28.06.-27.07.2012.

Seite | 86 Abb. 21: Verteilung der Fragebögen in München (eigene Darstellung, Karte:

OpenStreetMap)

Seite | 87 Tabelle 5: Teilnehmende Verbände, Vereine, Fitnessstudios (eigene Darstellung)

Seite | 88 Damit die Anonymität gewahrt blieb, wurden allen Institutionen Boxen zur Verfügung gestellt (vgl. Abbildung 22), in die der ausgefüllte Fragebogen wie in eine Wahlurne eingeworfen werden konnte.

Abb. 22: Boxen zum Einwerfen der Fragebögen (eigene Fotos)

Um die Probandinnenzahl zu erhöhen, wurde eine zweite Gruppe auf anderer Adressenbasis gebildet. Wie oben dargestellt, kam dabei sowohl eine andere Form der schriftlichen Befragung zum Einsatz und außerdem ein am Ende leicht erweiterter Fragebogen. Zur Verfügung standen 435 Adressen (=N); 254 Fragebogen wurden beantwortet (=n), weitere 99 Probandinnen brachen die Beantwortung ab (=nicht gewertet), was einer gültigen Rücklaufquote von 58,3 % entspricht. Die Feldzeit dauerte vom 23.07.2012 bis zum 30.08.2012.

Die hier gewählte Online-Befragung stellt eine Alternative zur Fragebogenumfrage mit Papier dar. Sie berücksichtigt den Wandel der sozialen Kommunikation hin zur Digitalisierung, dessen Fortschreiten in der Altersgruppe 50 plus und speziell bei Frauen derzeit noch umstritten ist. Ältere Frauen gelten als die verspäteten Teilnehmerinnen an der digitalen Kommunikation, die sich erst rezent zunehmend daran beteiligen. Die Feststellung, dass „unterdurchschnittlich wenige Frauen das Internet nutzen“ (Gräf, 1999, S. 80) wird durch neuere Entwicklungen überholt (vgl.

Fritz, 2013, S. 32).

Da das Forschungsfeld Sportkonsum auch die Frage nach der Bedeutung des E-Commerce enthält, wurde deshalb auf eine Stichprobe aus dem aus derselben Metropole stammenden Adressbestand eines sportbezogenen

Internet-Seite | 89 Handelshauses zurückgegriffen. Die Ergebnisse der ersten Stichprobe sollen durch die der Zweiten auf der einen Seite fundiert und auf der anderen Seite erweitert werden. Es wird vermutet, dass mit der Online-Studie zusätzlich eine jüngere Altersgruppe der Frauen ab 50 Jahren angesprochen wird als diejenigen, die in den städtischen Einrichtungen sportlich aktiv sind. Als Kontrollgruppe ist die zweite Stichprobe nicht zu werten, da sie nicht als Zufallsauswahl aus der derselben Grundgesamtheit gezogen wurde (vgl. Schnell, Hill & Esser, 2013, S. 202). Sie dient aber wohl als Referenzgruppe mit explizit anderen Eigenschaften.

Während in der ersten Gruppe die bereits vorbestehende Sportaktivität als Auswahlkriterium maßgeblich ist, ist es bei der Zweiten der nachgewiesene Sportkonsum. Aus der Sportaktivität kann auf einen Sportkonsum zum Erwerb geeigneter Ausrüstung, beim Erwerb von Sportartikeln hingegen kann nicht in entgegengesetzter Richtung auf notwendig folgende Sportaktivität geschlossen werden.

Im folgenden Schritt der Arbeit werden die Ergebnisse der beiden Studien getrennt ausgewertet. Die Resultate werden anschließend in der Interpretation aufeinander bezogen.

Abb. 23: Forschungsdesign der empirischen Erhebung (eigene Darstellung)

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