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Stärkung der Forschungskompetenz durch Förderung von

Strukturierte Doktoratsprogramme zur Stärkung der Forschungskompetenz

Ziele

Neben den bestehenden Möglichkeiten des individuellen Doktoratsstudiums mit

Einzelbetreuung soll über strukturierte Doktoratsprogramme gezielt Nachwuchsförderung betrieben werden. In ausgewählten Forschungsfeldern wird damit die Integration von DoktorandInnen als „early stage researchers“ in bestehende Forschungsteams verstärkt gefördert.

Mit strukturierten Doktoratsprogrammen macht die Universität Wien Forschungsfelder sichtbar und entwickelt zukunftsorientiert Profil. Jene strukturierten Doktoratsprogramme, die an der Universität Wien schon etabliert sind, insbesondere im Rahmen der bestehenden Doktorats- und Initiativkollegs, haben dies bereits unter Beweis gestellt. Im nächsten Schritt sollen diese noch stärker miteinander vernetzt und durch Einwerbung zusätzlicher Mittel weiter ausgebaut werden.

Mit dem Bolognaprozess hat sich in Europa die Einrichtung von so genannten

Doktoratsschulen als eine wesentliche Maßnahme für die Qualitätsverbesserung im Bereich der Doktoratsausbildung herausgebildet.

Die Universität Wien hat durch die Einwerbung mehrerer FWF-Doktoratskollegs und

Schaffung eigener „Initiativkollegs“ (siehe S. 41: Besondere Maßnahmen zur Vernetzung von geförderten Doktoratsprogrammen) eine Vorreiterrolle bei der institutionellen Einführung strukturierter Doktoratsprogramme übernommen. Strukturierte Doktoratsprogramme sind forschungsorientiert und 3-jährig konzipiert. Eine Öffnung von strukturierten

Doktoratsprogrammen für hochqualifizierte BachelorabsolventInnen (mit oder auch ohne Master-Zwischenabschluss) wird dort, wo es fachlich angemessen ist, angestrebt, sobald dies rechtlich möglich sein wird.

Ziele von strukturierten Doktoratsprogrammen sind u. a. die frühe Einbindung der DoktorandInnen in die aktuelle Forschung in enger Zusammenarbeit mit Teams von

WissenschafterInnen und über diese in die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft, die Steigerung der Betreuungsqualität und -intensität und für die Studierenden die Ermöglichung einer konzentrierten Phase des Doktoratsstudiums.

Für die Universität Wien soll eine bessere Sichtbarkeit von innovativen Forschungsfeldern gegeben sein.

Thematische Cluster der strukturierten Doktoratsprogramme

Die möglichen Themenstellungen der strukturierten Doktoratsprogramme werden in den definierten Themenfeldern (insbesondere in den Forschungsschwerpunkten, siehe S. 44:

Forschungsschwerpunkte und fachliche Widmung von Professuren) der Fakultäten und Zentren sichtbar. Die internationale Ausrichtung der Themenstellungen wird ebenso vorausgesetzt wie auch die internationale Perspektive in der Didaktik und in der konkreten Organisation des Doktoratsprogramms, etwa durch Mitwirkung von internationalen

GastreferentInnen und durch Auslandsaufenthalte der DoktorandInnen.

Um für die Nachhaltigkeit der Initiativen an der Universität Wien zu sorgen und die Qualitätsstandards zu sichern, sollen strukturierte Doktoratsausbildungen institutionalisiert werden. Thematische Cluster, insbesondere von Initiativ- und Doktoratskollegs, sollen

gebildet und durch eine übergreifende und gemeinsame Service- und

Qualitätssicherungseinheit unterstützt werden. Die fachliche Betreuung findet in den Kollegs statt. Planung und Durchführung von Lehre zu fachübergreifenden Themen und „transferable skills“ soll in größeren Einheiten oder gesamtuniversitär angeboten werden. Die Lehre soll im Normalfall in jener Sprache durchgeführt werden, die für den wissenschaftlichen Diskurs im jeweiligen Fach die größte Bedeutung hat.

Merkmale strukturierter Doktoratsprogramme

Die Lehr-Lernstruktur im strukturierten Doktoratsprogramm soll sehr eng und unmittelbar mit der konkreten Forschungsarbeit der Fakultäten und Zentren verwoben sein. DoktorandInnen werden nicht von EinzelwissenschafterInnen betreut, sondern von mindestens einem/r weiteren BetreuerIn, der/die auch (möglicherweise komplementäre) fachliche Expertise einbringt. Sie sind in die wissenschaftliche Tätigkeit ihrer BetreuerInnen eingebunden und arbeiten eng vernetzt in einer Gruppenstruktur zusammen. Grundsätzlich sollen

Lehr/Lernverträge zwischen DoktorandInnen und den WissenschafterInnen, die das

strukturierte Doktoratsprogramm betreuen, abgeschlossen werden, deren Detaillierungsgrad über die erwähnten Betreuungsvereinbarungen hinausgeht (siehe S. 28: Das neue

Doktoratsstudium – PhD). Diese Lehr/Lernverträge haben insbesondere die laufende

Beobachtung des Fortgangs der Dissertation, die das zentrale Element des Doktoratsstudiums ist, zu regeln. Insbesondere sollen die DoktorandInnen regelmäßig ihren Arbeitsfortschritt in gemeinsamen Seminaren vor FachkollegInnen präsentieren.

Für die beteiligten WissenschafterInnen bedeutet die Einbindung in Kollegs, dass sie in der Regel bestqualifizierte und hochmotivierte DissertantInnen betreuen und damit auch ihre eigene wissenschaftliche Arbeit voranbringen können. Für DoktorandInnen bedeutet die Teilnahme in einem Kolleg die Einbindung in aktuelle Projekte der Spitzenforschung mit kontinuierlicher Betreuung, in der Regel durch mehr als eine/n Wissenschafter/in.

Getragen werden Kollegs von einer Gruppe international ausgewiesener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit einer ähnlichen Thematik befasst sind und für diese

Themenbereiche gemeinsam Doktorandinnen und Doktoranden ausbilden. In den strukturierten Doktoratsprogrammen erfolgt die Einbindung der Doktorandinnen und Doktoranden in aktuelle Projekte der Spitzenforschung, die durch kompetitiv vergebene, externe oder interne Mittel finanziert sind.

Die Auswahl der Doktorandinnen und Doktoranden erfolgt durch die einzelnen Kollegs nach gemeinsamen Standards nach dem Wettbewerbsprinzip auf Basis einer internationalen Stellenausschreibung.

Die konkrete Ausgestaltung eines strukturierten Doktoratsprogramms auf Basis des

gesamtuniversitären PhD-Curriculums ist Teil des Begutachtungsprozesses. In strukturierten Doktoratsprogrammen sollen für die TeilnehmerInnen auch Auslandsaufenthalte an anderen Spitzeninstitutionen vorgesehen werden.

Die strukturierten Doktoratsprogramme sehen jedenfalls fachübergreifende

Zusatzausbildungen etwa in Präsentationstechniken, Erstellen von Projektanträgen sowie Projekt- und Wissensmanagement vor. DoktorandInnen in strukturierten

Doktoratsprogrammen sollen nach Möglichkeit auch Lehrerfahrung, etwa in Übungen und Praktika, erwerben können.

Besondere Maßnahmen zur Vernetzung von geförderten Doktoratsprogrammen

Zusätzlich zu mehreren von WissenschafterInnen der Universität Wien etwa beim FWF eingeworbenen Doktoratskollegs fördert die Universität Wien aus eigenen Mitteln derzeit 12 strukturierte Doktoratsprogramme in Form von so genannten Initiativkollegs. Die

Qualitätsanforderungen, die an Initiativkollegs gestellt werden, orientieren sich an denen der FWF-geförderten Doktoratskollegs. Pro Initiativkolleg werden maximal 12 DoktorandInnen, die als KollegassistentInnen an der Universität Wien beschäftigt sind, von insgesamt

mindestens vier ForscherInnen betreut. KollegassistentInnen gehen vollzeitlich ihrem Studium nach.

Von der Universität Wien werden laufend bis zu 12 Initiativkollegs für drei Jahre finanziell unterstützt. Initiativkollegs dienen dem „Fitmachen“ für Doktoratskollegs kompetitiver FördergeberInnen, insbesondere des FWF. Es wird daher erwartet, dass Initiativkollegs rechtzeitig vor ihrem Auslaufen entsprechende Anträge einreichen, auch um die universitären Mittel für Initiativkollegs für neue Themenfelder freizumachen. Im Wettbewerb mit neu eingereichten Anträgen ist aber auch die einmalige Verlängerung bestehender Initiativkollegs um bis zu weitere drei Jahre oder als Überbrückung bis zur Genehmigung etwa eines FWF-Antrags möglich.

Für 2009 sollen fünf Initiativkollegs und (nach Maßgabe der Leistungsvereinbarung für die Jahre 2010 bis 2012) für 2010 mindestens sieben Initiativkollegs ausgeschrieben werden, wobei Neu- und Verlängerungsanträge miteinander konkurrieren. Zudem wird eine intensive Teilnahme an der Programmlinie „Doktoratskollegs Plus“ des FWF angestrebt, die Kollegs mit bis zu 60 WissenschafterInnen vorsieht.

In einer Weiterführung des Konzeptes der strukturierten und geförderten Doktoratsausbildung erwägt die Universität Wien auch die Etablierung von „Public-Private-Partnership“-Kollegs.

Mit dieser zusätzlichen Drittmittelkomponente soll die Finanzierung weiterer Initiativkollegs unter Wahrung der dort angewandten Qualitätsstandards ermöglicht werden.

Die Möglichkeit der Schaffung eines räumlichen Verbunds wird angestrebt, mit dem Ziel, dass DoktorandInnen verschiedener fachlicher Ausrichtungen in regelmäßigem Kontakt zueinander stehen können und damit eine Verbreiterung ihres wissenschaftlichen und persönlichen Profils erleben.

Die Personalkosten für DoktorandInnen sowie laufende Projektkosten (insbesondere für internationale wissenschaftliche Aktivitäten) werden von den beteiligten Gruppen durch die Einwerbung von Drittmitteln eingebracht. Die Universität Wien und ihre Fakultäten tragen vor allem bei durch

• die Zur-Verfügung-Stellung entsprechender Arbeitsplätze für DoktorandInnen,

• Mittel für Lehre, um gegebenenfalls WissenschafterInnen, die an strukturierten Doktoratsprogrammen beteiligt sind, von der Lehre im Grundstudium teilweise zu entlasten, sowie

• das Eingehen strategischer Partnerschaften mit international renommierten Universitäten zur Ergänzung der Lehrinhalte inkl. Joint-PhDs.

Die Qualitätssicherung bei der Einrichtung und Durchführung wird nach universitätseinheitlichen Standards erfolgen.

Personenbezogene Nachwuchsförderung

Forschungsförderungseinrichtungen wie FWF und ÖAW stellen eine Fülle von

Stipendienprogrammen zur Verfügung. Ein universitätsfinanziertes Zusatzprogramm soll zur Schließung möglicher Förderlücken, insbesondere in der späten PostDoc-Phase, beitragen:

In universitätsweiter Konkurrenz sollen jährlich 12 Stellen (finanziert gemäß FWF-Postdoc-Satz mit Zusatzmitteln etwa für Reisen und Grundausstattung) ausgeschrieben werden, deren InhaberInnen für sich für jeweils ein Jahr auf ihre Forschung konzentrieren können (nicht notwendigerweise zur Gänze am Standort Wien) mit dem Ziel, nach diesem Jahr ihre

Weiterfinanzierung für einen längeren Zeitraum etwa über FWF- oder ÖAW-Programme (Selbstantrag, START, APART, …) zu erreichen. Diese Förderung ermöglicht es den WissenschafterInnen, sich ein Jahr zur Gänze ihrer Forschung zu widmen (analog einem

„Junior Sabbatical“). Auf arbeitsrechtliche Aspekte ist Bedacht zu nehmen.

Zu weiteren Fördermaßnahmen siehe auch S. 149: Gleichstellung und Frauenförderung.

Laufbahnstellen für NachwuchswissenschafterInnen

Der gegenwärtig in Diskussion stehende Kollektivvertragsentwurf legt einen allgemeinen Rahmen für die Möglichkeit der Universität, Laufbahnstellen zu schaffen, fest („tenure track“). Die Universität plant jedenfalls die Schaffung solcher Laufbahnstellen nach folgenden Prinzipien:

Laufbahnstellen, deren InhaberInnen nach einer gewissen Qualifikationsphase in Forschung und Lehre Aufgaben wie UniversitätsprofessorInnen haben werden, sind ein wesentliches Instrument, um neue Forschungsthemen zu etablieren oder existierende Schwerpunkte zu stärken. Sie müssen daher international gut sichtbar ausgeschrieben werden und in einem berufungsähnlichen Verfahren besetzt werden. Als Bewerbungsvoraussetzung werden ein wissenschaftliches Doktorat und eine erfolgreiche PostDoc-Phase in der Regel an einer anderen Forschungseinrichtung oder in der Praxis gelten.

Bereits in der Stellenausschreibung ist anzugeben, ob für ein Arbeitsverhältnis eine Qualifizierungsvereinbarung in Betracht kommt. Zutreffendenfalls wird nach zwei Jahren entschieden, ob dem/der MitarbeiterIn der Abschluss einer Qualifizierungsvereinbarung angeboten wird, wobei diese Entscheidung auch in Konkurrenz zwischen mehreren fachlich vergleichbaren potentiellen Laufbahnstellen erfolgen kann. Die Feststellung der

Zielerreichung nach weiteren vier Jahren durch internationale GutachterInnen ist Voraussetzung für ein unbefristetes Dienstverhältnis.

Gegenstand der Qualifizierungsvereinbarung soll insbesondere die Entwicklung als selbständige/r Wissenschafter/in und akademische/r Lehrer/in mit hoher Eigenständigkeit sein. Dies stellt eine deutliche Abkehr vom „klassischen“ AssistentInnenbild dar.

4. Forschungsschwerpunkte und fachliche Widmung von