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Sozialstation Friedenau-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf

Meriem Souici

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Pß egeinhalt ist festgelegt. Unser Einsatz kann von heute auf morgen enden.

Wir können der Patientin nicht das soziale Umfeld ersetzen, das gegebenenfalls durch den Verlust des Partners, der Freunde, der Verwand-ten etc. verloren gegangen ist. Wir wahren daher eine freundliche Distanz als Ausdruck unseres professionellen Handelns.

Patientinnen mit dem Wunsch nach sozialen Kontakten vermitteln wir – ggf. mit Unterstützung der Sozialarbeiterinnen – an geeignete Dienste und soziale Einrichtungen (Kirchenkreis, Nach-barschaftsheim, Besuchsdienst, Seniorenzen-trum etc.).

Wir erbringen keine privaten entgeltlichen oder unentgeltlichen Leistungen neben der Pß ege oder nach der Pß ege (Stichwort: Treue-pflicht, Wettbewerbsverbot). Sogenannte

„Freundschaftsdienste“ (Einkäufe, Fenster putzen, Spazieren gehen, Essen gehen, Heim-tierversorgung, Übernahme von Vollmachten, Ausß üge, Geld ausleihen, Wochenendbesuche, gemeinsame Urlaubsreisen etc.) entsprechen nicht dem beruß ichen Kontakt, in dem wir mit der Patientin stehen. Soweit die Patientin zusätzlich zu unserem Pß egeauftrag Hilfe benötigt, verwei-sen wir sie an die Pß egedienstleitung oder die Sozialarbeiterinnen. Auf Wunsch der Patientin beziehen wir die Pß egedienstleitung und/oder Sozialarbeiterinnen ein.

Die Pß ege erbringen wir als Arbeitsleistung im Rahmen unserer Berufstätigkeit. Hierfür werden wir von unserem Arbeitgeber honoriert. Es gibt daher keinen Grund, dass die Patientin uns für unsere Arbeit Geld, Wertgegenstände, Lebens-mittel etc. zum Geschenk machen sollte. Die An-nahme solcher Aufmerksamkeiten erschwert die Aufrechterhaltung professioneller Distanz. Aus der Annahme von Geschenken entsteht in vielen Fällen das Gefühl, der Patientin verpß ichtet zu sein. Dies zieht eine erhebliche Belastung des Arbeitsalltags nach sich und behindert unsere Ar beit. Für die Annahme von Geschenken, die uns die Patientin individuell zukommen lassen möchte, gelten grundsätzlich die Regelungen des Mitarbeitermerkblattes. Soweit im Einzellfall die Ablehnung von Geschenken zu einer Belastung der Patientin-Mitarbeiterin-Beziehung führen würde, beziehen wir vor der Annahme die Pß e-gedienstleitung ein und sprechen die

geeigne-te Vorgehensweise ab. Unser professioneller Umgang mit dieser Situation zeigt sich darin, dass wir eine umfassende Durchschaubarkeit schaffen, die Gerüchten, Klatsch und Tratsch keinen Raum lässt.

Die Patientinnen sehen in uns anerkannte Fachleute, auf deren Wissen und Erfahrung sie zu Recht ungeprüft vertrauen können. Dieser Ver-trauensvorschuss schwindet, wenn die Patientin durch uns verunsichert wird. In Gegenwart der Patientin (und Angehörigen, Nachbarn etc.) sind Streitgespräche zwischen Mitarbeiterinnen da-her unangebracht. Unterschiedliche Meinungen bezüglich der Pß ege sowie abweichende Auf-fassungen über Pß egeinhalte, Arbeitsweisen, Verhalten etc. besprechen wir nicht vor Dritten oder für Dritte hörbar (im Treppenhaus, im Hof, auf der Straße etc.). Für Fachdiskussionen sind die Teambesprechungen der geeignete Rahmen;

bei Bedarf kön nen einzelnen Gesprächsrunden kurzfristig gebildet werden. Als professionelle Pflegekräfte beachten wir die Standards zur Schweigepß icht und zum Datenschutz.

Insbesondere geben wir nicht weiter:

• Internes aus der Sozialstation

• Personalangelegenheiten

• Informationen, die Mitarbeiterinnen betreffen (zum Beispiel private Telefonnummern, An-schriften, Auskünfte über Art und Dauer der Krankheit einzelner Mitarbeiterinnen, andere Abwesenheitsgründe wie Urlaub, Kur, Fortbil-dung)

• Informationen, die sich auf andere Patientin-nen beziehen (zum Beispiel Namen, Daten, Diagnosen)

Ist im Einzelfall ein Interesse der Patientin nachvollziehbar oder wird das Begehren mas-siv und nachdrücklich, unter Umständen sogar bedrängend geäußert, verweisen wir auf die Schweigepß icht und bitten, sich an die Pß e-gedienstleitung zu wenden, ggf. unterstützen wir hierbei.

Für viele Patientinnen bedeutet das eigene Haustier einen wichtigen emotionalen Rückhalt.

Pß egebedürftigen Menschen die Möglichkeit zu erhalten, ein Haustier zu haben, ist daher ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung von Lebensquali-tät. Die Versorgung des Heimtieres (zum Beispiel Futter/Wasser bereitstellen, Katzenklo säubern)

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kann Teil des Pß egeauftrags sein; die Pß ege des Tieres jedoch nicht (zum Beispiel bürsten, wa-schen, Begleitung zum Tierarzt). Im Zweifelsfall sprechen wir die Inhalte der Tierversorgung mit der Pß egedienstleitung vorher ab. Besteht ein Bedarf an Tierpß ege, leiten wir dies an die Pß e-gedienstleitung, die Sozialarbeiterinnen oder die Bezugspß egekraft weiter. Mitarbeiterinnen, die allergisch auf bestimmte Haustierarten reagie-ren oder aus andereagie-ren wichtigen Gründen die Versorgung von Haustieren nicht übernehmen können, werden in der Einsatzplanung entspre-chend berücksichtigt.

Wir können unseren Auftrag nur im Team erfüllen. Zu unserem Teamverständnis gehört, dass sich alle Mitarbeiterinnen in ihrer Arbeit an die vereinbarten Leitlinien halten. Im Umgang mit Men schen ist ein hohes Maß an Flexibilität im eigenen Handeln notwendig, um den Erfordernis-sen der jeweiligen Situation gerecht zu werden. In der Praxis kann es daher in Einzelfällen sinnvoll sein, von den Leitlinien abzuweichen. Grundsätz-lich gehen wir davon aus, dass jede Mitar beiterin mit dieser Möglichkeit verantwortlich umgeht. Es entspricht dem kollegialen Vertrauen, von den Leitlinien abweichendes Vorgehen gegenüber der Pß egedienstleitung /dem Team aus eigener Initiative zu erläutern.

Sozialstation Friedenau-Schöneberg, Steglitz-Zehlendorf

• Kooperationspartner der GSW (Gemein-nützige Siedlungs- und Wohnungsbau-gesellschaft Berlin mbH)

• Mitglied der Qualitätsgemeinschaft des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes

• ZertiÞ ziert nach DIN EN ISO 9001 von der DQS (Deutsche Gesellschaft zu ZertiÞ zie-rung von Managmentsystemen mbH) Leistungsangebot

• Beratung zur Pß egeÞ nanzierung

• Haus- und Krankenpß ege

• Alle Leistungen der Pß egeversicherung, Krankenkassen und Sozialämter, (spe-ziell für türkische Bevölkerung)

• Ambulante Sterbebegleitung

• Sozialberatung

• Mobiler Hilfsdienst, wie Begleitung zu Behörden und Ärzten

• Hilfsmittelberatung und -verleih

• Hilfe zur Führung des Haushaltes

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„Ich habe bis jetzt die Hälfte des Freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) in der Sozialstation Friedenau-Wil-mersdorf absolviert. Mich überhaupt für ein FSJ zu bewerben hatte zwei Gründe: Zum einen sehe ich die Ableistung eines FSJ als eine sinnvolle Alternative zur Überbrückung der Wartezeit auf einen Studienplatz an und zum anderen ist es immer gut, sich sozial zu engagieren.

Mein Arbeitstag ist so gestaltet, daß ich sowohl im Büro als auch bei den Patienten zu Hause eingesetzt werde. Anfangs Þ el es mir, trotz der Einarbeitungsphase, etwas schwer, die Patienten dann auf einmal ganz allein zu pß egen, doch ich habe mich sehr schnell an die Arbeit gewöhnt. Zu meinen derzeitigen Erfahrungen kann ich sagen, daß ich zum großen Teil nur positive Erlebnisse bei meinen Tätigkeiten gesammelt habe.

Gelegentlich erzählen mir Patienten, daß sie nicht mehr am Leben teilhaben möchten. Wenn ich ihnen dann aber beim Waschen und dergleichen helfe, sieht man, wie sehr sie sich freuen, dass sich jemand um sie kümmert. Diese Erlebnisse mach mich sehr stolz und förderten auch meine Selbstsicherheit.

Bis jetzt habe ich viel Spaß an der Arbeit gehabt – auch deshalb weil die Mitarbeiter immer ein offenes Ohr für mich haben.“

Victoria Hebner, Sozialstation Friedenau-Wilmersdorf

„Seit Ende August leisten wir unser Freiwilliges Soziales Jahr in der Sozialstation Friedenau ab. Die frei-willige Arbeit im Bereich der häuslichen Pß ege soll uns zu praktischen Erfahrungen im Umgang mit pß ege-bedürftigen Menschen verhelfen. In den letzten Monaten lernten wir Menschen mit den unterschiedlichsten Erkrankungen kennen. Wir lernten, ihre Persönlichkeit und ihren Freiraum zu wahren, ihnen Unterstützung in Problemsituationen zu geben und trotz mangelnder Vorkenntnisse professionell aufzutreten.

Unsere tägliche Arbeit mit den Patient/innen umfasst unter anderem die Grundpß ege – vom Waschen bis zur Anziehhilfe. Außerdem ist es unsere Aufgabe, den Patienten Nahrung zuzubereiten und die regel-mäßige Nahrungsaufnahme zu kontrollieren. Dazu gehört auch darauf zu achten, dass die Patient/innen immer genug Lebensmittel im Haus haben und gegebenenfalls Fehlendes nachzukaufen. Wir lernten, die Wohnungen der Patient/innen als ihren Lebensraum und unseren Arbeitsplatz zu akzeptieren und persönliche Lebensweisen anzuerkennen. Wir halten uns streng daran, nur jene Arbeiten zu übernehmen, die die Patienten auf Grund von Einschränkungen nicht mehr selbst zu tun in der Lage sind. So bleiben die Patient/innen so selbständig wie möglich. Neben unseren festen Patient/innen lernen wir des öfteren auch neue Patient/innen kennen. So haben wir die Chance, uns im Umgang mit den verschiedensten Per-sönlichkeiten und ihren jeweiligen Einschränkungen zu üben und auf sie einzugehen.

Neben den täglichen Patientenbesuchen stehen auch Ausß üge und Feierlichkeiten, bei denen wir den Patient/innen zur Seite stehen. Dies Þ ndet bei den Patient/innen großen Anklang und dient dazu, sie hin und wieder aus dem Alltag herauszuholen – und uns als Begleitpersonen bereiten sie auch sehr viel Freude.

Wir helfen auch bei verschiedenen Tätigleiten im Büro mit. Unsere Aufgaben im Verwaltungsbereich sind neben kleineren Arbeiten wie zum Beispiel Kopierarbeiten oder der Post auch die Gewährleistung der Ordnung der Patientenakten. Außerdem übernehmen wir ab und zu Aufträge der Zivildienstleistenden und holen unter anderem Verordnungen und Rezepte bei Ärzten ab.

Wir versuche zu helfen, wo wir helfen können und unsere Aufgaben schnell und gewissenhaft zu erle-digen. Dabei bieten wir uns gegenseitig viel Unterstützung. Unsere Arbeit bereitet uns viel Freude – auch wenn es hin und wieder Aufgaben gibt, die wir weniger gern erledigen. Die Beziehungen zu den Kolleginnen sind im Allgemeinen sehr gut. Bei unsere Pß egedienstleitung Þ nden wir immer ein offenes Ohr, was uns die Arbeit sehr erleichtert.

Die gemachten Erfahrungen tragen dazu bei, dass wir verstärkt den Wunsch haben, im sozialen Bereich unseren späteren beruß ichen Werdegang zu suchen.

Julia Winkler und Katja Lingner, Sozialstation Friedenau-Schöneberg