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mit Sozialleistungsbezug, die verhüten, würden die Verhütungsmethode wechseln, wenn Verhütung kostenlos wäre

Im Dokument Familienplanung in Brandenburg (Seite 32-39)

• Knapp ein Fünftel der Frauen hat schon einmal die „Pille danach“

verwendet.

Verhütung

77,6 % der Frauen, die Angaben zu ihrem Verhütungs-verhalten machen, wenden aktuell Verhütungsmetho-den an. Im Hinblick auf die MethoVerhütungsmetho-denwahl bestätigt sich das bekannte Bild: Die Pille ist – berechnet auf die verhütenden Frauen – mit 40,5 % das am häufigsten angewandte Mittel, gefolgt von Kondomen (26,8 %) und der Spirale (15,8 %). Alle sonstigen Verhütungs-mittel bzw. -methoden machen jeweils nur einen geringen Anteil aus.

• Die Pille ist in allen Altersgruppen das Verhütungs-mittel der ersten Wahl, verliert aber mit steigendem Alter der Frauen an Bedeutung: Während 68,8

% bei den unter 25-Jährigen die Pille anwenden, sind es bei den über 40-Jährigen nur noch 31,4 % (Abbildung 15).

• Das Kondom wird besonders von den mittleren Al-tersgruppen der 25- bis 34-Jährigen angewendet (32,4 % bzw. 33,3 %). Von den 20- bis 24-jährigen Frauen benutzen nur 26,3 % Kondome als Verhü-tungsmittel und bei den über 34-Jährigen sind es nur ca. 20,5 %.

• Die Nutzung der Spirale steigt mit dem Alter kontinuierlich an. Während nur 5 % der unter 25-Jährigen auf die Spirale zurückgrei-fen, sind es bei den über 34-Jährigen ca. 20 %.

Abbildung 15

Verhütungsmethoden nach Altersgruppen (in %, berechnet auf alle Frauen, die verhüten)

20 bis 24 Jahre 25 bis 29 Jahre 30 bis 34 Jahre 35 bis 39 Jahre 40 Jahre undälter

Pille 68,8 52,9 35,8 33,2 31,4

Kondom 26,3 32,4 33,3 25,9 20,5

Spirale 5 11,1 14,2 20,5 20

Sterilisation 1,3 2 9,3 13,1 22,3

Andere hormonelle Methoden 7,5 5,3 4,3 5,8 3,2

Sonstige 0 4,9 5,6 4,4 3,8

Mehrfachnennungen möglich

Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2018, 20- bis 44-jährige Frauen in Brandenburg

FORSCHUNG UND PRAXIS DER SEXUALAUFKLÄRUNG UND FAMILIENPLANUNG FRAUEN LEBEN 3 - FAMILIENPLANUNG IM LEBENSLAUF VON FRAUEN

SCHWERPUNKT: UNGEWOLLTE SCHWANGERSCHAFTEN

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Kein Kinderwunsch – trotzdem keine Verhütung – der „nicht gedeckte Verhütungsbedarf“

Insgesamt geben 22,4 % der Befragten an, aktuell nicht zu verhüten. Neben sieben Frauen mit gleich-geschlechtlicher Partnerschaft (3,5 %) haben weitere 71,9 % (zusammen 75,4 %) einen guten Grund da-für, nämlich einen Kinderwunsch bzw. eine aktuelle Schwangerschaft (38,2 %) oder aktuell keine hetero-sexuellen Kontakte (33,8 %). 24,6 % derjenigen, die nicht verhüten, haben keinen guten Grund dafür.

Berechnet auf alle (verhütenden und nicht verhüten-den) Frauen beträgt der Anteil der Frauen, die die nicht verhüten, obwohl sie keinen Kinderwunsch ha-ben, 6,3 % (52 Frauen). Das ist etwa ein Viertel (24,6 %) der Frauen, die nicht verhüten. Für sie muss theore-tisch ein „nicht gedeckter Bedarf“ („unmet need“) an Verhütung angenommen werden. Verglichen mit an-deren Bundesländern ist dieser Wert leicht erhöht.

Ja, einmal Ja, mehrmals Nein

20 KEIN Bezug von Sozialleistungen

* = signifikante Gruppenunterschiede

Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2018, 20- bis 44-jährige Frauen in Brandenburg

Abbildung 16

Jemals aus Kostengründen auf Verhütung mit Pille oder Spirale verzichtet – nach Einschätzung der aktuellen finanziellen Lage sowie Bezug staatlicher Unterstützungsleistung (in %)*

Kosten als Handicap für sichere Verhütung

Es wurde gefragt, ob die Befragte jemals aus Kosten-gründen auf die Pille oder die Spirale verzichtet hat.

Insgesamt berichteten 10 % der Befragten, aufgrund der Kosten mindestens einmal auf eines der beiden Verhütungsmittel verzichtet zu haben. Dies ist umso häufiger der Fall, je schlechter die aktuelle finanzielle Situation der Befragten ist. Vor allem bei Frauen, die aktuell staatliche Unterstützungsleistungen beziehen, liegt der Anteil deutlich höher als bei den Befragten, die ihre finanzielle Situation als (sehr) gut bezeichnen (Abbildung 16).

Die Bildung und die aktuelle finanzielle Situation hän-gen zusammen, und so gibt es einen analohän-gen Zusam-menhang zwischen der Bildung und dem Verzicht auf Pille oder Spirale: Je niedriger die Bildung, desto häu-figer wurde schon einmal aus Kostengründen auf Pille oder Spirale verzichtet. Ein knappes Viertel der Frauen der niedrigsten Bildungsgruppe berichtet über einen solchen Verzicht, bei einer sehr hohen Qualifikation kam dies nur äußerst selten vor (3,4 %; Abbildung 17).

Ja, einmal Ja, mehrmals nein

20

* = signifikante Bildungsunterschiede

Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2018, 20- bis 44-jährige Frauen in Brandenburg

Abbildung 17

Jemals aus Kostengründen auf Verhütung mit Pille oder Spirale verzichtet – nach Bildung (in %)*

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Die oben genannten Zahlen beziehen sich auf ver-gangenes Verhalten („jemals im Leben“). Die Studie

„frauen leben 3“ ermöglicht auch Aussagen zur Be-deutung der Kosten von Verhütung für das aktuelle und perspektivische Verhütungsverhalten. Da es auch in Brandenburg Programme zur Abgabe kostenfrei-er Vkostenfrei-erhütungsmittel an Sozialleistungsbeziehkostenfrei-erinnen gab, werden diese dort, wo es möglich ist, als eigen-ständige Kategorie ausgewiesen. Die Aussagen sind aber mit Vorsicht zu lesen, da in der Brandenburger Stichprobe nur 26 Frauen Sozialleistungen beziehen.

Mit diesem großen Vorbehalt lässt sich sagen, dass das für andere Bundesländer (mit Ausnahme von Hamburg) und für die Gesamtauswertung über alle Bundesländer hinweg typische Bild für Brandenburg nicht bestätigt werden kann: Sozialleistungsbezie-herinnen bzw. Frauen mit einer negativ eingeschätz-ten finanziellen Lage nutzen nicht seleingeschätz-tener die Pille oder Spirale – Mittel, die monatliche Kosten oder eine einmalige, höhere Investition verlangen – und nicht häufiger Kondome (Abbildung 18). Etwa 80 % der Sozialleistungsbezieherinnen wissen nicht, ob es Möglichkeiten der Kostenübernahme gibt. Nur bei acht werden die Kosten für Verhütung vom Sozialamt oder der Krankenkasse übernommen.

Kondome Pille Spirale Sterilisation Frau Sterilisation Mann Sonstige

20

Subj. finanzielle Lage (sehr) gut (n=359)

40,7 15,3 5,3 4,74,8

27,3

Subj. finanzielle Lage mittel (n=246)

Subj. finanzielle Lage negativ, kein Bezug Sozialleistg. (n=74)

Subj. finanzielle Lage negativ, Bezug

Filter: Alle Frauen, die aktuell verhüten, einschließlich Sterilisierter Mehrfachnennungen möglich

Die Gruppenunterschiede sind nicht signifikant

Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2018, 20- bis 44-jährige Frauen in Brandenburg,

Abbildung 18

Aktuelle Verhütung – nach subj. finanzieller Lage (in %, berechnet auf alle Frauen, die aktuell verhüten) n.s.

Nichtsdestotrotz stellen die Kosten für Verhütung für Frauen in schwieriger finanzieller Lage oft ein Problem dar. Frauen in einer negativen finanziellen Lage bzw.

mit Sozialleistungsbezug würden jedenfalls häufiger im Fall der Kostenfreiheit ihr Verhütungsverhalten verändern. Während bei den Frauen mit negativer fi-nanzieller Lage mit oder ohne Sozialleistungsbezug, die aktuell verhüten, mehr als jede dritte Frau (jeweils 38,1 %) die Verhütungsmethode wechseln würde, ist es bei den Frauen mit subjektiv (sehr) guter Lage, nur jede fünfte Frau (Abbildung 19).

Frauen die aktuell nicht verhüten, wurden gefragt, ob sie bei Kostenfreiheit mit Verhütung beginnen würden (dabei wurden diejenigen, für die diese Frage keinen Sinn macht, weil sie wegen eines Kinderwunschs oder einer bestehenden Schwangerschaft nicht verhüten, nicht berücksichtigt). Hier zeigt sich ein ähnliches Bild:

Bei den betroffenen Sozialleistungsbezieherinnen sa-gen neun von elf Frauen, dass sie bei Kostenfreiheit mit Verhütung beginnen würden. Bei einer schlechten finanziellen Lage ohne Sozialleistungsbezug würden 56,3 % beginnen zu verhüten. In etwa gleich viele geben dies bei mittlerer finanzieller Lage an, wohin-gegen die Frage nur von 21,7 % der Frauen in (sehr) guter Lage bejaht wird (Abbildung 20).

Abbildung 19

Wechsel der Verhütungsmethode bei Kostenfreiheit nach subj. finanzieller Lage (in %)*

Ja Nein Weiß nicht

20

subj. Finanz. Lage (sehr)gut (n=320)

74,7 6,3

23,1

subj. Finanz. Lage mittel (n=212)

70,3 6,6

38,1

subj. finanz. Lage negativ, KEIN Bezug von Sozialleistungen (n=63)

58,7 3,2

38,1

subj. finanz. Lage negativ und Bezug von Sozialleistungen (n=21)

57,1 4,8

Frauen, die aktuell verhüten, ohne Sterilisation

* signifikante Gruppenunterschiede

Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in Brandenburg

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SCHWERPUNKT: UNGEWOLLTE SCHWANGERSCHAFTEN

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Hier ist es sinnvoll, auf die Auswertung des Gesamtda-tensatzes der Phase 3 der Studie „frauen leben 3“ zu-rückzugreifen, der aufgrund der größeren Fallzahlen tiefergehende Auswertungen zulässt. Die Gesamtaus-wertung unter Einbezug qualitativer Interviews zeigt, dass Frauen mit wenig Geld und/oder Sozialleistungs-bezug zwar durch die Kosten nicht abgehalten wer-den zu verhüten. Sie sind aber häufiger unzufriewer-den mit den ihnen aufgrund der Kosten in eingeschränk-tem Maß zur Verfügung stehenden Mittel und gehen Kompromisse ein, die in ein riskantes Verhütungsver-halten münden können. Programme zur kostenfreien Abgabe von Verhütungsmitteln sind eine wichtige Maßnahme, sowohl um einen Zugang zur Verhütung der Wahl zu ermöglichen als auch im Zusammenhang mit der Prävention unbeabsichtigter bzw. ungewollter Schwangerschaften.

14 Die Prävalenz der Nutzung der „Pille danach“ jemals im Leben ist in Brandenburg höher als in Berlin. Allerdings sind Ländervergleiche hierbei aufgrund der veränderten Gesetzeslage nur schwer möglich.

Die „Pille danach“

Jede fünfte Frau (20,8 %) aus der Brandenburger Stichprobe hat in ihrem Leben bereits mindestens einmal in ihrem Leben die „Pille danach“ genommen.

Dabei gaben 15,4 % an, die „Pille danach“ schon ein-mal und 5,4 % sie mehrein-mals verwendet zu haben.14 Es gibt keine Unterschiede nach der eingeschätzten finanziellen Situation. Frauen mit höherer Bildung ha-ben die „Pille danach“ etwas häufiger mindestens ein-mal verwendet (niedrig/mittel: 15,5 %, höher: 21,4 %, hoch: 24,2 %).

Abbildung 20

Wechsel zu Verhütung bei Kostenfreiheit nach subj. finanzieller Lage (in %)*

Ja Nein Weiß nicht

20

subj. finanz. Lage (sehr)gut (n=46)

73,9 4,3

52,5

subj. finanz. Lage mittel (n=40)

37,5 10

56,3

subj. finanz. Lage negativ, KEIN Bezug von Sozialleistungen (n=16)

37,5 6,3

81,8

subj. finanz. Lage negativ und Bezug von Sozialleistungen (n=11)

18,2

Filter: Fertile Frauen, die aktuell nicht verhüten, und dafür andere Gründe angeben als einen Kinderwunsch, eine bestehende Schwangerschaft oder eine gleichgeschlechtliche Beziehung, n=124

* signifikante Gruppenunterschiede

Quelle: BZgA, Datensatz „frauen leben 3“, 2018, 20- bis 44-Jährige Frauen in Brandenburg

Das Bundesland Brandenburg ist zum einen Einzugs-bereich der dynamischen Metropole Berlin, zum an-deren gibt es ländliche und dünn besiedelte Gebiete, in denen die Bevölkerung schrumpft. Gerade was Fa-milienplanungsmuster angeht, lässt sich in Branden-burg ein Einfluss sowohl urbaner Lebensstile als auch ein Muster stärker ländlich geprägter Traditionen fin-den. Zudem ist Brandenburg eines der sechs „neuen“

Bundesländer im Osten Deutschlands und auch vie-le Jahre nach der Wende werden weiter bestehende Unterschiede in den Familienplanungsmustern in Ost und West beschrieben (Goldstein et al. 2010). So ist in den neuen Bundesländern nach wie vor der Anteil nichtehelicher Geburten höher, die Einstellungen zur Müttererwerbstätigkeit sind egalitärer und die Kinder-losigkeit weniger verbreitet als in den westlichen Flä-chenstaaten. Die vorgestellten Ergebnisse ergeben zusammen ein besonderes Bild der Familienplanung in einem Bundesland an der Schnittstelle zwischen den jeweiligen sozialräumlichen Besonderheiten von (Groß-)Stadt und Land, von Ost und West. Bei bestimmten Indikatoren gibt es große Übereinstim-mungen mit den anderen neuen Bundesländern, in denen die Studie „frauen leben 3“ durchgeführt wur-de, wie Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Bei anderen Indikatoren stimmen die Muster in Brandenburg eher mit denen der westlichen Bun-desländer oder der Metropole Berlin überein. Und manchmal lassen sich Übereinstimmungen ebenso

niger verbreiteten Kinderlosigkeit und der Selbstver-ständlichkeit einer Doppelorientierung an Beruf und Familie. Die befragten Frauen in Brandenburg prä-ferieren Aussagen einer Akzeptanz der Teilzeit- und Vollzeiterwerbstätigkeit von Müttern und praktizieren diese Akzeptanz: Mütter in Brandenburg arbeiten im Durchschnitt mehr Wochenstunden als Mütter in west-lichen Flächenstaaten. In Brandenburg geht ein ho-her Stellenwert von Kindern einho-her mit einem hohen Stellenwert des Berufs. Wenn Kinder zu versorgen sind, ist die Aufteilung der Hausarbeit egalitärer als im Westen. Aber auch in Brandenburg ist die Haupt-zuständigkeit des Mannes für Hausarbeit nur selten zu finden.

Der Anteil nichtehelich geborener erster Kinder und überhaupt der nichtehelichen Lebensformen mit Kin-dern entspricht ebenfalls einem „Ost-Muster“, aller-dings wird durchaus geheiratet – wenn auch später.

Im Vergleich zu den anderen östlichen Bundesländern stimmen weniger Frauen dem Einstellungsitem „Es ist besser, jung im Leben Kinder zu kriegen als spät“ zu und das Erstgeburtsalter entspricht dem Durchschnitt aller 12 befragten Bundesländer. Dies kann entweder einem Wandel in den neuen Bundesländern entspre-chen, denn auch dort steigt das Erstgeburtsalter und nähert sich dem im Westen an. Oder es sind die aus Berlin zugewanderten Frauen, die später das erste

Im Dokument Familienplanung in Brandenburg (Seite 32-39)