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Die heutige Situation und einige Hinweise bei der Suche

Haldenfunde im Hunsrückschiefer

V. Die heutige Situation und einige Hinweise bei der Suche

Wie bereits erwähnt, sind im Raum Bundenbach-Gemünden nur noch zwei Gruben in Betrieb: Die Grube Eschenbach südwestlich von Bundenbach und die Grube Altlayenkaul bei Rudolfshausen südöstlich von Bundenbach.

Eine Grube im eigentlichen Sinne ist nur noch letztere. Doch ist es fraglich, ob auch hier in Zukunft noch weiterhin abgebaut wird. Im Sommer des Jahres 79 kam es zu einem großen Einsturz (zum Glück geschah dieses Unglück während eines Wochenendes, sodaß niemand verletzt wurde), und der weitere Abbau ist dadurch derart gefährdet, daß mit Schließung gerechnet werden muß. Diese Schließung ist zwischenzeitlich erfolgt.

106 V. WILL: Haldenfunde im Hunsrückschiefer

In der Grube Eschenbach wird heute ein reiner Tagebau betrieben, was bezüg-lich der Fossilsuche eher von Vorteil ist: Da mit Bagger und Raupe gearbeitet wird, ist der Abraum auf der Halde größer, als wenn von Hand ausgelesen würde.

Allenthalben stößt man auf alte Halden und in diesen Halden ist mit etwas Ausdauer und natürlich auch Glück durchaus noch etwas zu finden. Am leichte-sten aufzusuchen sind die ehemalige Grube Schielebach zwischen Herrstein und Kempfeld, die Kaisergrube am Ortseingang von Gemünden und die diversen Gruben östlich von Bundenbach im Hahnenbachtal (ehemalige Gruben Mühlen-berg, HerrenMühlen-berg, Rosengarten. Die Grube Herrenberg ist zur Besuchergrube ausgebaut - der Besuch ist zu empfehlen, um einen Eindruck von der damaligen Arbeit zu gewinnen).

Man kann aber nicht erwarten, gleich in der ersten halben Stunde einen See-stern oder eine komplette Seelilie zu finden! In diesem Falle ist es ähnlich wie in den Solnhofer Plattenkalken. Wer je dort gesucht hat weiß, wovon ich spreche.

Hierher noch ein sehr wichtiger Hinweis für Anfänger bzw. Hobbypaläontolo-gen, die noch nie im Hunsrückschiefer „gearbeitet" haben. Geologenhämmer, auch Hämmer mit Meißelschneide sind völlig ungeeignete Instrumente. Eben-falls unbrauchbar sind gewöhnliche Meißel. Damit lassen sich höchstens größere Brocken spalten. Es kommt jedoch darauf an, den Schiefer in möglichst dünne Platten zu zerlegen (ca. 5 mm). Ein echtes Spalteisen dürften die wenigsten be-sitzen. Man kann sich jedoch relativ billig helfen, wenn man ein möglichst breites Eisen aus einem Hobel nimmt und dieses noch zusätzlich an der Schnei-de flach schleift. Damit lassen sich nach eigener Erfahrung recht gute Resultate erzielen.

Wird hingegen mit einem gewöhnlichen Meißel gearbeitet - auch einem sehr breiten - wird der Schiefer nicht gespalten, sondern bricht am Ansatzpunkt aus und bei weiteren Schlägen ist der Brocken derart geschädigt, daß er in kleine und unbrauchbare Reste zerfällt.

Zwei Trilobiten Phacops ferdinandi auf einer Platte von der Halde „Schielebach".

Das größere Exemplar gestreckt, das kleinere eingerollt.

Durchmesser der Platte 22 cm (längs).

V. WILL: Haldenfunde im Hunsrückschiefer 107

Zwei Trilobiten ebenfalls Phacops ferdinandi von der Halde des Tagebaues

„Eschenbach". Es handelt sich jeweils um Häutungsreste, das eine Exemplar in Rückenlage (Teil des Pygidiums fehlt), das andere von der Bauchseite.

Länge dieses Exemplares 8 cm.

Beim Spalten muß man versuchen, eine möglichst glatte Ansatzfläche zu er-wischen. Meist haben die Schiefer von Natur aus eine solche. (Heute werden die größeren Schieferbrocken in entsprechende Stücke zersägt. Deshalb sind auf einigen Halden Stücke zu finden, die eine glatte Kante aufweisen und Reste dieser Verarbeitung sind).

Nur selten liegt nach der Spaltung ein Fossil so vor, daß es erkannt werden kann. In den meisten Fällen ist es noch von einer mehr oder weniger starken Schieferschicht überzogen. Es gehört dann etwas Erfahrung dazu, um beurteilen zu können, ob möglicherweise ein Fossil vorliegt oder ob es sich um eine der häufigen „Blauwacken" (Quarzitgallen) handelt, die wegen schlechter Bearbei-tungsmöglichkeit auf der Halde gelandet sind. Vor allem gilt dies für die re-lativ häufigen Trilobitenkopfschilder. Bei der Kontur eines Seesternes treten wohl kaum Zweifel auf. Vom Anfänger (manchmal nicht nur von solchen!) leicht verwechselt werden ausgefüllte und pyritisierte Grabgänge mit See-lilienstengeln. Schon eine kurze Präparation zeigt den Unterschied: Seelilien-stengel sind immer deutlich gegliedert, die Grabgänge nicht. Ferner zeigen letztere oft einen geknickten Verlauf oder Aufteilungen, was bei Seelilien nur selten vorkommt.

108 V. W I L L : H a l d e n f u n d e im Hunsrückschiefer

Da die Fossilien in den Hunsrückschiefern alle m e h r oder w e n i g e r p y r i t i s i e r t sind u n d bereits m e h r oder w e n i g e r lange auf H a l d e liegen, k a n n es g a r nicht so selten v o r k o m m e n , daß b e r e i t s s e k u n d ä r e V e r ä n d e r u n g e n a u f g e t r e t e n sind.

Durch Z u t r i t t des Luftsauerstoffes h a t sich Eisenoxyd gebildet - vereinfacht ausgedrückt: das Fossil ist angerostet. I m u n g ü n s t i g s t e n Fall k a n n es so w e i t kommen, daß n u r noch d e r A b d r u c k v o r h a n d e n ist u n d die u r s p r ü n g l i c h o r g a n i -sche Substanz als r o t b r a u n e s P u l v e r abgewischt w e r d e n k a n n . Meist ist a b e r n u r ein Teil e t w a s a n g e r o s t e t u n d bedarf bei der P r ä p a r a t i o n b e s o n d e r e r V o r -sicht.

VI. S c h l u ß b e m e r k u n g

Es ist auch h e u t e d u r c h a u s lohnend, den H a l d e n im Hunsrückschiefer einen B e such abzustatten. Ich hoffe, in diesem Bericht einige b r a u c h b a r e H i n w e i s e g e g e -b e n zu h a -b e n . Wer einen Ü-ber-blick ü -b e r die dortige fossile F a u n a g e w i n n e n will, dem sei die g r o ß a r t i g e S a m m l u n g im K a r l - G e i b - M u s e u m , B a d Kreuznach, empfohlen (ehem. S a m m l u n g Herold/Monzigen), ferner das H e i m a t m u s e u m in I d a r - O b e r s t e i n u n d einige k l e i n e r e S a m m l u n g e n in B u n d e n b a c h selbst.

L I T E R A T U R V E R Z E I C H N I S

B R I N K M A N N S A b r i ß d e r Geologie. B e a r b e i t e t von K. K R Ö M M E L B E I N , Hist.

Geologie, Zweiter Band, Enke, S t u t t g a r t , 1977.

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Der Aufschluß Sonderband 30 (Koblenz) 109-118 Heidelberg 1980