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Situation: Elektromobilität im Handwerk

3.5 Elektromobilität - PKW und Nutzfahrzeuge

3.5.2 Situation: Elektromobilität im Handwerk

Unabhängig von der Antriebsart, ob mit Brennstoffzelle oder rein batterieelektrisch, hindern derzeit noch einige Faktoren den flächendeckenden Einsatz. Die folgenden Erkenntnisse wurden im Laufe eines Jahres (2016/2017) im Rahmen einer Befragung zur Elektromobilität im Allgemeinen, in vielen persönlichen Gesprächen und Diskussionen bei Fachveranstaltun-gen, mit Handwerkern und interessierten Personen, und im Austausch mit weiteren Markteil-nehmern (Autohändler, Verbände, Entwickler, Cluster) zusammengetragen. Da keine wis-senschaftliche Datenerhebung zu Grunde liegt, handelt es sich um eine rein subjektive Sammlung von Erkenntnissen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Aktualität oder Rich-tigkeit erhebt, sofern nicht explizit auf andere Quellen verwiesen wird. Technische Beschrän-kungen, wie die Belastung der Stromnetze durch flächendeckende Schnellladestationen werden hier nicht betrachtet.

44 https://www.bizjournals.com/albany/news/2017/12/06/plug-power-ceo-says-business-could-triple-in-size.html

45 NREL 2013, An Evaluation of the Total Cost of Ownership of Fuel Cell Powered Material Handling Equipment

46 http://www.fml.mw.tum.de/fml/index.php?Set_ID=870

Studie Renee: Dezember 2017

Batterieelektrische Fahrzeuge im Handwerk

Die erste Frage, die sich jeder Unternehmer stellt, ist die der wirtschaftlichen Vergleichbar-keit. Hier ist für den Einsatz von rein batterieelektrischen Fahrzeugen und die damit verbun-denen infrastrukturellen Voraussetzungen oft ein Mangel an Transparenz die erste Ein-stiegshürde. Obwohl jeder Automobilhersteller die zum Fahrzeug passende sogenannte Wallbox, also die „Zapfsäule“ mitliefert, sind Fragen zu

• Verwendung von selbst erzeugtem PV-Strom

• (Neu) Anschaffungskosten von PV-Anlagen

• Eigenstromverbrauchserhöhung durch Speicher

häufig. Im Grunde sollte für jeden Fall eine Wirtschaftlichkeitsmatrix erstellt werden, mit der diese Fragen beantwortet werden können und die die Voraussetzungen von jedem Unter-nehmer berücksichtigt. Bisher konnte ohne den Gedanken an die Infrastruktur an der Zapf-säule getankt werden. Durch die Anforderung, selbst für die Ladeinfrastruktur zu sorgen, wird der Unternehmer / Handwerker und die Privatperson zum Umdenken und handeln genötigt.

Besonders bei Handwerkern, die überwiegend im Baustelleneinsatz sind, werden die Dienst-fahrzeuge von den Angestellten auch privat genutzt (z.B. für die Fahrt nach Hause und von daheim zur Baustelle). Dadurch soll Arbeitszeit gespart werden, indem der Umweg zum Be-trieb entfällt. Hier stellt sich natürlich besonders die Frage nach den Lademöglichkeiten bei den Angestellten zu Hause. Wenn der Angestellte sein Dienstfahrzeug zu Hause laden soll, wer soll dann die Kosten für die Bereitstellung des (grünen) Stromes tragen? Im Regelfall tankt der Angestellte das Fahrzeug auf Firmenrechnung, daher sollte hier auch für reinbatte-rieelektrische Fahrzeuge eine Lösung angeboten werden.

Argumentiert wird häufig, dass es auf jeder Baustelle zumindest einen Stromanschluss gibt, der zum Laden des Fahrzeuges im Tagesverlauf genutzt werden kann. Hier sind drei An-merkungen:

• Das Fahrzeug wird auch im Laufe des Tages häufig bewegt, um Material und fehlen-des Werkzeug an die Baustelle zu liefern (sicherlich könnte eine bessere Planung und Vorbereitung seitens der Unternehmer hier eine Verbesserung bringen, aber es sollte eine Problematik nach der anderen angegangen werden)

• Es handelt sich um einen Baustellen-Stromanschluss. Die Preise für Baustellenstrom sind mit Abstand die höchsten, und die Verbrauchsmenge wird vom Anschlussneh-mer (EigentüAnschlussneh-mer) bezahlt, so dass eine Nutzung zum Fahrzeugladen vorab geklärt werden müsste.

• Unter dem Aspekt des Umwelt- und Klimaschutzes kann hier bestenfalls von der Nut-zung des durchschnittlichen Strommixes ausgegangen werden. Um mit Elektromobili-tät einen Beitrag zu Klima- und Umweltschutz zu leisten, sollte ein Fahrzeugbetrieb von nahezu 100% erneuerbarem Strom angestrebt werden.

Die Diskussion der Reichweite mit einer Batterieladung stellt sich auch der Handwerker, ins-besondere wenn er im Winter mit mehreren Mitarbeitern und schwerem Material auf die Baustelle muss.

Den möglichen Einsatz von elektrischen Nutzfahrzeugen hat insbesondere Dr. Wolfgang Christl von der Handwerkskammer München im Rahmen des Projektes VEM (Virtuelle Elekt-romobilität im Taxi- und Gewerbeverkehr München) untersucht. Aus Sicht der Reichweite steht dem Einsatz der Elektromobilität nichts entgegen. Eine Analyse der Fahrten während eines Monats in einem Handwerksunternehmen zeigt, dass mehr als 98 % der Fahrten mit einem Elektroauto problemlos absolviert werden könnten. Allerdings hat das Personal wegen einer unbegründeten "Reichweitenangst" das Elektrofahrzeug nur für die kürzesten Strecken

Studie Renee: Dezember 2017

verwendet, so dass die angedachte Tagesfahrleistung nicht erreicht und der Einsatz unwirt-schaftlich wurde.

Zusätzlich wurde auch in dieser Studie sichtbar, dass die Hauptproblematik bei der Verfüg-barkeit von Ladeinfrastruktur und deren geplanter Nutzung liegt.

Um die Mobilität für den Handwerker weiterhin als Mittel zum Zweck und nicht als zusätzliche Beschäftigung der Mitarbeiter zu gewährleisten, könnte eine leicht zu bedienende, IT-gestützte Anwendung die realen Gegebenheiten widerspiegeln, einen Ladeplan für jeden Tag erstellen und an einen verantwortlichen Mitarbeiter kommunizieren. Idealerweise werden dabei die häuslichen und gewerblichen Ladebedingungen ebenso berücksichtigt wie die vor-handene, öffentliche Ladeinfrastruktur. Je nach Digitalisierungsgrad des Unternehmens könnten die anzufahrenden Ziele automatisch berücksichtigt werden oder manuell gepflegt werden. Dadurch könnte die Umstellung erheblich vereinfacht und der zusätzliche Aufwand durch die neue Anforderung deutlich reduziert wird.

Im Winter könnte beispielsweise das an die Stromversorgung angeschlossene Fahrzeug vorgeheizt und die Batterie auf Betriebstemperatur gebracht werden, so dass die Energie dafür nicht während der Fahrt aus der Batterie entnommen werden muss.

Brennstoffzellenfahrzeuge im Handwerk

Durch Brennstoffzellenfahrzeuge wird dem Nutzer die Reichweitenangst genommen. Dies setzt allerdings eine ausreichend dichte Tankstelleninfrastruktur in der Region und die Ver-fügbarkeit entsprechender Fahrzeuge voraus. Auch hier stellt sich die Frage der wirtschaftli-chen Vergleichbarkeit und der damit verbundenen infrastrukturellen Voraussetzungen.

Einstiegshürden

Der Umstieg auf elektrische Fahrzeuge im Handwerk wird durch mehrere Hürden erschwert.

Das mangelnde Angebot an Fahrzeugen, die notwendige Installation bzw. mangelnde Ver-fügbarkeit von Infrastruktur und deren Kosten, der intransparente Kostenvergleich zwischen herkömmlichen und alternativen Antrieben und die Motivation der Verkäufer.

Aktuelle Situation

Das Angebot an erhältlichen Fahrzeugen wächst und öffentliche Investitionen in die Infra-struktur nehmen zu. Angebote wie eine günstige Miete von E-Fahrzeugen zum Test auf mo-natlicher Basis könnten die Hemmnisse zusätzlich reduzieren und die Angst vor der "Investi-tion ins Ungewisse" nehmen.

Bei der Firma Street Scooter kann ab 12/2017 ein, bei der Deutschen Post in mittleren Stückzahlen verwendeter, Kastenwagen für 321€ im Monat geleast werden 47. Dieser wird auch in Neu Ulm von der Firma Wilhelm Mayer GmbH & Co. Kg. Nutzfahrzeuge angebo-ten48. Street Scooter hat die Entwicklung eines Brennstoffzellen Range Extenders für ihr Modell "Work" angekündigt.

Renault bietet die batterieelektrische Version des Kangoo Z.E. mit einer Reichweite von 270 km an. In Frankreich wird zusätzlich die relativ erfolgreiche, mit einem Brennstoffzellen-Range Extender ausgestattete Version des Z.E.“H2“ angeboten.

Symbio FCell hat für 2018 ein mit Brennstoffzellen Range Extender versehene Version des Nissan e-NV200 angekündigt. Die batterieelektrische Version des Fahrzeugs erhält ebenfalls 2018 eine größere Batterie.

47 Electrive.net Newsletter vom 8.12.2017

48 http://www.wilhelm-mayer.com/index.php/203-neu-ulm-unter-strom

Studie Renee: Dezember 2017

4 Konzeptansätze

Mit potentiellen Partnern aus der Region Ulm und ZSW-intern wurden Ansätze für Demonst-rationsprojekte diskutiert und, sofern erfolgversprechend, ausgearbeitet. Diskutierte Projekt-konzepte waren beispielsweise

• Das Befüllen der H2-Tankstelle in Ulm mit Elektrolysewasserstoff aus lokalen Über-schüssen an erneuerbarer Energie in Zusammenarbeit mit dem Tankstellenbetreiber

• Einsatz von H2-Bussen im ÖPNV im Netz der Stadtwerke Ulm inkl. Kostenkalkulatio-nen, CO2-Einsparungen, Tankstellenauslastung

• Der Einsatz automobiler Brennstoffzellensysteme als Range-Extender für Kommunal-fahrzeuge bzw. Fahrzeuge des ÖPNV; mit passender H2-Versorgung.

• Zuginfrastruktur: eine Ladestation in unmittelbarer Nähe des Bahnknotens Ulm Im Folgenden wird das Konzept der Wasserstofferzeugung aus Wasserkraft und die regiona-le Nutzung insbesondere für die Brennstoffzelregiona-len-Eregiona-lektromobilität nach wirtschaftlichen Ge-sichtspunkten beleuchtet.