• Keine Ergebnisse gefunden

Sind alle Inventarinhalte aus wissenschaftlicher Sicht qualitätsrelevant?

8. Die Überprüfung der Grundannahmen

8.1 Grundannahme 1: Alle qualitätsrelevanten Aspekte werden erfasst Die erste Grundannahme beinhaltet die Anforderung, dass alle Aspekte in dem

8.1.6 Sind alle Inventarinhalte aus wissenschaftlicher Sicht qualitätsrelevant?

In Folge der theoretischen Ausdifferenzierung des Begriffes der Lehrqualität und der sich weiter entwickelnden Studienlage wurde die derzeitige Version des Evaluationsbogens anhand von zwei Expertinnen auf dem Gebiet der Hochschuldidaktik hinsichtlich der Angemessenheit bezüglich der Erfassung qualitätsrelevanter Aspekte begutachtet. Beide Expertinnen bescheinigten, dass die in dem Inventar enthaltenen Items alle ihre Berechtigung in einem Lehrevaluationsinventar haben. Eine Expertin merkte an, dass das Item „Ich glaube,

115 die heute erlernten Inhalte in meiner Dissertation umsetzen zu können“ nur zu dem spezifischen Kontext einer Promotion passe.

8.1.7 Weitere Studienergebnisse

Rindermann (2009, S. 55-56) sichtete verschiedene Studien und identifizierte drei Aspekte als besonders relevant für gute Lehre. Zwei dieser drei als grundsätzlich identifizierten Aspekte wurden in dem bisherigen Inventar berücksichtigt:

1. „Gute Strukturierung“ in Form der Items zu den Lernzielen, der Organisation, der Stoffmenge, des Zeitrahmens und des Unterrichtstempos.

2. „Didaktische Methodenvielfalt und –sicherheit“ in Form der Items zu den angemessenen Unterrichtsmaterialen und des „Sich Einbringenkönnens“.

3. Iteminhalte zu sozialer Kompetenz und Persönlichkeitseigenschaften wie Freundlichkeit, Offenheit und Engagement werden in dem Inventar bislang nicht abgefragt.

8.1.8 Schlussfolgerungen

Insgesamt spiegeln sich die Mehrheit der qualitätsrelevanten Aspekte des Inventars in Theorien, Befragungen und anderen Inventaren sinngemäß wider, und zwar hinsichtlich der Durchführung einer Veranstaltung (wie „Stoffmenge“ und

„zeitliche Struktur“) und der Vermittlung von Lehrinhalten („klare Vermittlung von Inhalten“).

Die in dem Inventar fehlenden Aspekte wurden über die verschiedenen Evidenzquellen hinweg ihrem Inhalt entsprechend in acht Kategorien zusammengefasst (Tabelle 8).

116

Tabelle 8: Kategorisierung der fehlenden Inventar-Inhalte

Zusammengefasste Qualitätsdomäne Aspekte aus Studierendenbefragungen, Theorien und anderen Lehrevaluationsinventaren

Das Wissens des Dozenten

Das Wissen des Dozenten über den Unterrichtsgegenstand

Experte (Wissen über den Kursinhalt und darüber hinaus)

Soziale Kompetenzen in Form von Freundlichkeit, Respekt und Gleichbehandlung

Freundlichkeit des Dozenten, Sorge und Respekt für Studierende

Moralisch

Auf die Studierenden zentriert

Das Erlernte umgesetzt (zum Beispiel durch Übungen)

Darauf aufbauend: Rückmeldung an die Teilnehmer (eingehend)

Übungsaufgaben

Angemessene Übung

Konsolidierung, Sicherung, intelligentes Üben

Eine selbstständige und aktive Auseinandersetzung mit den Lerninhalten wird in der Veranstaltung gefördert

Eingehend (responsive)

Roter Faden

In der Veranstaltung sind inhaltliche Zusammenhänge („roter Faden“) deutlich erkennbar

Begeisterung oder Enthusiasmus des Dozenten

Begeistert

Enthusiasmus des Dozenten für das Thema und für die Lehre

Erreichbarkeit und Hilfsbereitschaft des Dozenten

Verfügbarkeit und Hilfsbereitschaft des Dozenten

Möglichkeit, auch nach Ende der

Lehrveranstaltung Kontakt zum Dozenten aufnehmen zu können/Fragen klären zu können.

Eventuell Hilfe bei der Umsetzung der Inhalte der Lehrveranstaltung erbitten zu können

Verbindend (connector)

Schülerorientierung

Die richtige Kursgröße die richtige Gruppengröße

Aktualität der Veranstaltungsinhalte Aktuelle Fragestellungen werden in die Veranstaltung angemessen integriert

117 Bei dieser Kategorisierung lag die Schwierigkeit darin, dass nicht alle genannten Aspekte vollständig identisch waren und somit Interpretationsspielraum zuließen.

Folgende Aspekte werden nicht in Tabelle 8 aufgeführt, da sie mehreren Aspekten zugeordnet werden können:

1. Die Frage nach der „Erfahrung des Dozenten“: Diese wird als Teil des

„Wissens des Dozenten“ angesehen, aber auch als Teil davon, verständliche Erklärungen geben zu können oder organisatorische Aspekte wie den Zeitrahmen zu berücksichtigen.

2. Auch die Aussage, ob der Veranstalter angemessen auf Fragen der Teilnehmer eingeht, wird verschiedenen Bereichen zugeordnet: Einmal als Teil des

„Wissens des Dozenten“, da er die Frage inhaltlich beantworten muss und als Teil „sozialer Kompetenzen“; nämlich, ob er überhaupt und in einer angemessenen Art darauf eingeht.

3. Die „Vorbereitung des Dozenten“ wird als übergeordnete Aussage zu den Aspekten der Organisation, des Fachwissens und der Angemessenheit von Stoffmenge, Zeitrahmen sowie Unterrichtstempo angesehen.

4. Ob der Dozent Rückmeldung an die Teilnehmer gibt, wird an die Aussage zu den Übungen angeschlossen; da es sich beim Promotionskolleg um jeweils einmalige Veranstaltungen handelt, und Teilnehmer auch nur jeweils einen Kurs buchen können, gibt es pro Thema nur einen Kontakt zu dem Dozenten.

Die Ergebnisse der Übungen sind somit die einzige Möglichkeit, den Teilnehmern eine fachliche Rückmeldung zu geben.

Von den in Tabelle 8 zusammengefassten Kategorien werden für die in dieser Arbeit vorgestellte spezifische studentische Lehrevaluation vier als angemessen zur Abfrage durch die Studierenden eingestuft und in einer anstehenden Revision eingefügt: Das Fachwissen des Dozenten, seine sozialen Kompetenzen, Übung inklusive Rückmeldung und der rote Faden der Veranstaltung.

Bei vier Aspekten wird auf eine Berücksichtigung in einer Revision des Inventars verzichtet: Begeisterung, Erreichbarkeit, die richtige Gruppengröße und die Aktualität der behandelten Fragestellungen.

 Ob der Dozent begeistert wirkt, wird maßgeblich aus Gründen der Sparsamkeit in Kombination mit dem Nutzen weggelassen: Es muss keine dauerhafte

118

Begeisterung bei den Studierenden geweckt werden, da es sich nicht um eine semesterlange Vorlesung handelt, sondern um zweistündige Veranstaltungen mit konkretem Inhalt, der praktisch angewandt werden soll.

 Die Erreichbarkeit des Dozenten wird aus ähnlichen Gründen nicht abgefragt.

Zusätzliche Fragen von Teilnehmern sollen und werden über die Kontaktdaten der Promotionskollegsleitung beantwortet.

 Die richtige Gruppengröße wird auch nicht abgefragt, da es eine feste Gruppengröße gibt, die aus verschiedenen Gründen so festgelegt wurde. Falls es in Kursen zu Problemen in diesen Bereichen kommen sollte, gibt es auch ausreichend Platz in den Freitextantworten.

 Die Aktualität der Fragestellungen wird bei der Evaluation des Promotionskollegs als nicht besonders bedeutsam angesehen: Es geht mehrheitlich um die Vermittlung von Grundkenntnissen und grundlegender Kompetenzen.

8.2 Grundannahme 2: Die Items differenzieren plausibel hinsichtlich ihres