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8. Ergebnisse

8.2.1. Aussagen der Erzieherinnen zum selbstbestimmten Lernen

Die Elementarpädagogen der Offenen Arbeit beobachten und reflektieren das selbstbestimmte Lernen von Kindern als Akteure ihrer Entwicklung in der Praxis.

Erzieherinnen sprechen über Organisation und Tagesablauf, Erwartungen und Anforderungen, welche Einschränkungen in der Selbstbestimmung sichtbar machen. Aber auch Möglichkeiten und Vorteile des selbstbestimmten Lernens werden reflektiert. „Grenzen in der Selbstbestimmung“ und „Reflektion selbstbestimmtes Lernen“ sind die Kategorien, die diese Bereiche zusammenfassen und bearbeiten.

8.2.1.1. Kategorie: „Grenzen in der Selbstbestimmung“

Gibt es Grenzen in der Selbstbestimmung, im selbstbestimmten Lernen und welche sind das?

Die Abschlusskreise sind altershomogen und nicht für jedes Kind frei wählbar.

Die Selbstbestimmung untersteht der täglichen Organisation, sowie Regeln, Ritualen und Gemeinschaft. Ebenso wird die Selbstbestimmung eingeschränkt, wenn die Fertigkeiten nicht den Erwartungen entsprechen. Die Teilnahme am Angebot ist verpflichtend. An Rahmenbedingungen wie Personalschlüssel werden Grenzen sichtbar. Für die angehenden Schulkinder gibt es verbindliche Angebote ohne Selbstbestimmung.

Erzieherin: „Grenzen, die wir hier haben, ist schon eindeutig die Zeit, weil wir hier doch schon einen sehr strukturierten Tagesablauf haben. Und in diesem, sehr strukturierten Tagesablauf, ist es dann doch so, dass wir ganz oft viele Dinge unterbrechen müssen“ (Narratives Interview Nr. 19;

Zeile: 28-30).

8.2.1.1.1. Die Angebotsteilnahme

Eine Erzieherin nannte als eine Grenze der Selbstbestimmung, dass Kinder nicht frei wählen können, ob sie ein Angebot besuchen. Die

Teilnahme sei für alle Kinder verbindlich. Hierzu ein Beispiel:

Erzieherin: „Also, wenn wir heute ein Kind haben, so, ich hab heute gar keine Lust, es muss eins machen. Es hat also nicht die Wahl mal zu sagen

„ich will heute mal gar nicht“ (Interview Nr.20; Zeile: 20-22).

8.2.1.1.2. Erwartungen Die Selbstbestimmung wird eingeschränkt, wenn die Fertigkeiten nicht den

Erwartungen entsprechen. Um dies zu umgehen, dienen Einladung und Freunde zur Motivation. In letzter Konsequenz werden Erwartungen jedoch eingefordert, wie dieses Beispiel zeigt:

Erzieherin: „ Aber wenn nicht, ja dann, also, ja die müssen ja nun auch ein paar Sachen können. Da muss man irgendwann auch sagen, du machst das jetzt mal“ (Interview Nr. 17; Zeile 45-47).

8.2.1.1.3. Rahmenbedingungen An Rahmenbedingungen wie Personalschlüssel werden Grenzen sichtbar

(Interview Nr21; Zeile 53).

Eine Erzieherin schildert, dass der sehr strukturierte Tagesablauf die Kinder häufig beim selbstbestimmten Lernen unterbricht:

Erzieherin: „ Grenzen, die wir hier haben, ist schon eindeutig die Zeit, weil wir hier doch schon einen sehr strukturierten Tagesablauf haben. Und in diesem, sehr strukturierten Tagesablauf, ist es dann doch so, dass wir ganz oft viele Dinge unterbrechen müssen“ (Interview Nr. 19; Zeile: 27-30).

8.2.1.1.4. Schulprojekt Von verschiedenen Erzieherinnen wurde das Schulprojekt für angehende

Schulkinder als Pflichtangebot beschrieben (Interview Nr. 20; Zeile: 15; Interview Nr. 20; Zeile: 64; Interview Nr.17; Zeile: 44-47).

Erzieherinnen stellen fest, dass zur Schulreife auch angemessene Fähigkeiten gehören. Die Selbstbestimmung wird eingeschränkt, wenn anzunehmen ist, dass die Fertigkeiten nicht den Erwartungen entsprechen. Um dies zu umgehen, dient

die Einladung mit Freunden als Motivation zur Erhaltung der Autonomie. Eine Erzieherin erklärt hierzu:

„Ich denke dort ist eine Grenze. Das Kind muss irgendwann zur Schuluntersuchung. Wenn es schneiden und malen kann, ist es ja in Ordnung. Dann muss ich ihn nicht unbedingt zwingen, dass er das immer wieder macht. Aber es gibt auch Kinder, die eine Schere von zu Hause her nicht kennen und das ruhige am-Tisch-sitzen. So versucht man mal die Selbstbestimmung mit den Freunden und mit denen klappt das eigentlich gut“ (Interview Nr.16; Zeile: 104).

8.2.1.2. Kategorie: „Reflektion selbstbestimmtes Lernen“

Insgesamt bewerten die Erzieherinnen das selbstbestimmte Lernen sehr positiv.

Erfahrungen selbst machen, Partizipation, Entscheidungsfreiheit aber auch Einschränkungen sind die Bereiche, die von den Erzieherinnen zum

selbstbestimmten Lernen reflektiert werden.

8.2.1.2.1. Erfahrungen selbst machen Eine Erzieherin findet, dass Kinder Akteure ihrer Entwicklung sein sollen, indem

sie ihre Erfahrungen selbst machen:

„Ich lege schon Wert darauf, dass sie Akteur ihrer selbst werden, das sie es selbstständig machen. Die Küche ist das beste Beispiel, es gibt viele, die schnell eingreifen“ (Interview Nr.17; Zeile: 20).

8.2.1.2.2. Partizipation Von einer Erzieherin wird Partizipation bei der Gestaltung von Angebotsinhalten

genannt. Sie erklärt hierzu:

Erzieherin: „Akteur ihrer eigenen Entwicklung, also dafür fallen mir Beispiele ein. Das sind dann Projekte suchen oder Angebote suchen. Dass wir die Kinder also schon fragen, wozu sie Lust haben. Wir haben jetzt zum Beispiel Farben und Formen und Zahlen. Das war so ein Wunsch von den Kindern.

Also, die haben gesagt „wir würden gerne schreiben und Zahlen“. Wir haben dann Farben und Formen, das haben wir dann noch dazu gemacht, als ein

großes Oberthema. Das sind ganz viele Kleinigkeiten, die können zum Beispiel mitbestimmen beim Frühstück, das sie haben wollen“ (Interview Nr.20; Zeile: 57).

8.2.1.2.3. Einschränkungen Eine Erzieherin reflektiert, dass die Erwartungshaltung von Eltern und der sehr

strukturierte Tagesablauf die Selbstbestimmung der Kinder einschränken:

„Grenzen, die wir hier haben, ist schon eindeutig die Zeit, weil wir hier doch schon einen sehr strukturierten Tagesablauf haben. Und in diesem, sehr strukturierten Tagesablauf, ist es dann doch so, dass wir ganz oft viele Dinge unterbrechen müssen. Wir gucken schon so, dass wir, wenn wir sehen, dass es für die Kinder gerade sehr interessant ist, sehr spannend ist. Dann

werden wir ihnen die Zeit geben und sagen „macht weiter, es ist für uns in Ordnung“. Schmeißen unsere geplanten Angebote, was auch immer, über Kopf, aber versuchen trotzdem, aufgrund der Eltern, die uns im Nacken sitzen, dieses ab und zu, zu unterbinden. Was wir nicht immer gerne mögen“

(Interview Nr. 19; Zeile: 27-36).

8.2.1.2.4. Persönlichkeitsentwicklung Im Vergleich mit einer herkömmlichen Einrichtung beurteilt eine Erzieherin die

Entscheidungsfreiheit in der Offenen Arbeit als wichtig für eine offene, aufgeschlossene Persönlichkeitsentwicklung.

Erzieherin: „Ich selber hab schon in beiden Systemen gearbeitet und finde eigentlich das offene besser. Weil die Kinder sich besser entscheiden können. Sie kommen dann schon eher damit klar, auf die Kinder zu zu gehen, auf die Erzieher zu zu gehen. Sich selber entscheiden zu können „wo möchte ich spielen“ (Interview Nr.18; Zeile: 27-31).