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Sekundärauswertung Daten „Politische Soziologie der Corona-Proteste“

In unserer Studie „Politische Soziologie der Corona-Proteste“ (Nachtwey et al. 2020) ha-ben wir auch die ersten beiden Ziffern der Postleitzahlen erhoben, so dass wir 144 aus-gefüllte Fragebögen eindeutig dem Bundes-land Baden-Württemberg zuordnen konnten (bei einigen war keine eindeutige Zuordnung möglich, da die erhobenen Ziffern der Post-leitzahlen über Bundeslandgrenzen verteilt waren). Im Folgenden präsentieren wir neue Analysen mit Bezug aus dem Sample – so-wohl mit Bezug auf Deutschland, teilweise auch auf Österreich und die Schweiz.

Mit Bezug auf Geschlecht, Bildung und Er-werbstätigkeit sind nur wenige Unterschiede der Corona-Protestbewegung zu Gesamt-deutschland zu erkennen (vgl. Abbildung 3, 4 und 5).

Einen kleinen Unterschied gibt es bei der Bil-dung. Mit Ausnahme der Promovierten sind die Corona-Protestierenden in Baden-Würt-temberg etwas weniger qualifiziert (vgl. Ab-bildung 5).

der-partei.2790df0d-842b-4082-9e94-84de3060141a.html) in Marbach oder David Claudio Siber in Flensburg

(https://www.rnd.de/politik/rede-bei-corona-demo-

flensburger-grunen-politiker-aus-fraktion-ausgeschlossen-ESTSUYPOLRQDFMWFRQRS3NJPS4.html) die beide Mitglied DER BASISDEMOKRATISCHEN PARTEI DEUTSCHLAND (DIEBASIS) wurden.

0 5 10 15 20 25 30 35 40

Grundschule

Hauptschule

Realschulabschluss / POS / Mittlerer…

Fachhochschulreife / Abitur / Matura

Abgeschlossenes Studium (auch…

Doktor, PhD

Ohne Abschluss

Bildung (Prozent)

D AUT CH Ba-Wü

Abbildung 3 - Bildung

37.50% 41% 42%

31.3

61.50% 58.10% 56.50%

68.8

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

D AUT CH Ba-Wü

Geschlecht

männlich weiblich

0 5 1015 20 25 30 3540

Student Vollzeit

Teilzeit

Freiberuftlich_ohne Freiberuftlich_mit

erwerbslos Rentner

Hausmann_frau

Erwerbstätigkeit (Prozent)

D AUT CH Ba-Wü

Abbildung 5 – Erwerbstätigkeit

Abbildung 4 – Geschlechterverteilung nach Land/Region

Mit Bezug auf das angebene Wahlverhalten und die geäußerte Wahlabsicht für die Bundestagswahl 2021 zeigt sich jedoch ein trennschärferes Bild. Gerade in Baden-Württemberg gab es einen sehr hohen Anteil von Wähler:innen von BÜNDNIS 90/DIE

GRÜNEN, der bei der Wahlabsicht für die Bundestagswahl 2021 fast vollständig eingebrochen ist (vgl. Abbildung 6).

Der Vergleich des Wahlverhaltens bei der letzten Bundestagswahl zeigt sehr klar auf, dass Baden-Württemberg eine stärker links-geprägte Anhängerstruktur von Beginn an hatte, in Ostdeutschland von Beginn an mehr AFD-Anhänger:innen beteiligt waren (vgl.

Abbildung 7).

0 5 10 15 20 25 30 35

SPD Die Grünen

CDU, CSU, FDP

Links AFD Nichtwähler

andere Parteien

andere (die basis, wir 2020) andere (die partei, ödp)

Wahlverhalten 2017 und Wahlabsicht 2021 (Baden-Württemberg und Deutschland)

Ba-Wü (Wahl 2017) D (Wahl 2017) Ba-Wü (Wahlabsicht 2021) D (Wahlabsicht 2021)

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

Grüne, Linke CDU/CSU, SPD AFD

Wahlverhalten 2017 Ba-Wü, Ostdeutschland

Ostdeutschland Ba-Wü

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Kirche/religiöse Organisation

Gewerkschaft/Berufsverband

Gemeinschafts-/Nachbarschaftsvereinigung

Wohltätigkeits-/ humanitäre Organisation

Dritte Welt-, globale Gerechtigkeits-…

Antirassistische/Migrant*innenorganisati Menschen-/Bürgerrechtsorganisation

Protestverhalten/Zugehörigkeit zu Gruppierungen (Prozent)

D BaWü Abbildung 6 - Wahlverhalten 2017 und Wahlabsicht 2021

Abbildung 7 - Wahlverhalten 2017 Baden-Württemberg und Ostdeutschland

Protestierende aus Baden-Württemberg sind weniger in Gewerkschaft oder Berufsverbän-den und Gemeinschafts- oder Nachbar-schaftsvereinigungen organisiert im Ver-gleich zu Deutschland (vgl. Abbildung 8). An-sonsten gibt es keine signifikanten Unter-schiede von Baden-Württemberg im Ver-gleich zu Deutschland gesamt (für die Kir-chen wurde der Signifikanzwert leicht über-schritten); auch nicht bei der Teilnahme an Protesten in den letzten 12 Monaten außer-halb von Corona-Protesten (vgl. Abbildung 9).

Methodische Anmerkung

Die quantitativen Daten entstammen einer Sekundärauswertung von Daten unseres On-line-Surveys aus dem Jahr 2020 (Nachtwey et al. 2020). Erhoben wurden die Daten über offene Telegram-Kanäle, die der Szene zuzu-ordnen waren. Dafür wurden Einladungen in Telegram-Chats von Protestorganisatorin-nen und -organisatoren in Deutschland und in der Schweiz gepostet. Es handelt sich um ein convenient Sample und damit um eine nicht-repräsentative Erhebung. Durch das Verfahren konnten wir jedoch eine hohe An-zahl von Teilnehmenden (3.700 Personen haben die erste Seite der Studie angeklickt) erreichen. Es ist allerdings nicht feststellbar, wie viele Personen in den Telegram-Gruppen den Link zum Survey überhaupt wahrgenom-men haben. Vielmehr ist davon auszugehen, dass viele den Link nicht gesehen haben, da zahlreiche Gruppen durch ein sehr hohes Vo-lumen an Kommunikation gekennzeichnet sind. Auch wurden wir in einigen – vor allem größeren und professioneller geführten – Gruppen durch Moderator:innen bzw. Bots geblockt. Daher ist eine Rücklaufquote nicht befriedigend bestimmbar. Es ist zudem anzu-nehmen, dass mehrere Faktoren einen Bias hervorgerufen haben. Zum Beispiel besteht in der Protestbewegung eine ausgeprägte Skepsis gegenüber öffentlichen Institutionen

0 10 20 30 40 50 60

Niemals 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 20 21+

Teilnahme an Demonstrationen (außer Coronaprotesten)

D BaWü

Abbildung 8 - Protestverhalten und Gruppenzugehörigkeit

Abbildung 9 - Anzahl Teilnahme an Coronaprotesten (Frage „Abgesehen von Ihrer Teilnahme an den Corona-Protesten, wie oft haben Sie in der

Vergangenheit an einer Demonstration teilgenommen?“ mit Skala: Niemals (1), 1 bis 5 (2), 6 bis 10 (3), 11 bis 20 (4), 21+ (5))

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Kirche/religiöse Organisation

Gewerkschaft/Berufsverband

Gemeinschafts-/Nachbarschaftsvereinigung

Wohltätigkeits-/ humanitäre Organisation

Dritte Welt-, globale Gerechtigkeits-…

Antirassistische/Migrant*innenorganisation

Menschen-/Bürgerrechtsorganisation

Protestverhalten/Zugehörigkeit zu Gruppierungen (Prozent)

D BaWü

und damit auch der Wissenschaft. In einigen Telegram-Gruppen wurde explizit vor der Teilnahme an unserer Studie gewarnt. Er-gänzend dazu gehen wir von einem Over-coverage von Personen aus, die die Bewe-gung der Corona-Kritiker:innen in ein positi-ves Licht rücken möchten, wie es in einzelnen Gruppen auch angekündigt wurde. Da die Teilnahme über Selbstselektion stattgefun-den hat, konnte dies nicht gewichtet und kor-rigiert werden. Insgesamt wurden durch das gewählte Verfahren 1.152 ausgefüllte Frage-bögen generiert.