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Prof. Dr. Peter Bachmann

Ende August 1995 ist PD Dr. sc. math. Paul Schmid-Haas, Leiter der Forschungsgruppe «Waldmesskunde», nach über 40jährigerTätigkeit an der WSL in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Die Aktivitäten von Paul Schmid-Haas waren breit gefächert und sehr umfangreich. Die von ihm entwickelte Kontrollstichprobenmethode ermöglicht die kostengünstige Erfassung von Zustand und Verände-rung des Waldes. Sie war seinerzeit weltweit etwas ganz Neues, und alle seither entwickelten ähnlichen Methoden gehen auf seine Grundidee zurück.

Die Forschungsgruppe «Planung und Modellierung» ist gleich mehrfach und sehr erfolgreich mit ihrem Forst-betriebssimulationsmodell nach aussen in Erscheinung getreten. Es konnten zwei gut besuchte Fortbildungskurse für Forstpraktiker durchgeführt werden, das Modell wurde an der Forstmesse in Luzern präsentiert und zudem er-schien ein WSL-Bericht zum gleichen Thema.

Die Sektion «Waldentwicklung und Planung» setzte sich stark für ein neues Konzept für den Forschungsschwer-punkt Waldnutzung ein. Sie kann ihre Arbeiten erfolgrei-cher realisieren, wenn dieser zentrale Forschungsschwer-punkt in einer Versuchsanstalt, die sich mit dem Wald befasst, nach innen und nach aussen ein entsprechendes Gewicht erhält.

Die Dienstleistungsprojekte beanspruchten wie immer einen grossen Teil der Arbeitszeit. Neben der Betreuung der 114 Versuchsflächen in der ganzen Schweiz und den Beratungen der Praxis und von Forschungsgruppen ist es vor allem die Mitwirkung in der Lehre an der ETH, an der alle Akademiker der Sektion beteiligt waren.

Jahrring- und Stammanalyse Dr. Otto U. Bräker

Die Zuwachsuntersuchungen der Bohrkerne auf Sanasilva-Trakten 1984 und Nachbohrungen 1992 sind abgeschlos-sen. Die nach Modellierungen ermittelten generellen Zu-wachssteigerungen in jüngster Zeit für Fichte und Buche als auch die Zuwachserholungen der Tanne sind alterungs-und witterungsunabhängig. Der Trend bestätigt sich auch in Nachbarländern; die möglichen Ursachen werden noch diskutiert.

Mit der neu zugeteilten Arbeitskapazität von Mitarbeitern begannen die Jahrringmessungen an den über Jahre ge-sammelten Probescheiben der ertragskundlichen Flächen.

Durch die dort gut dokumentierten Beobachtungen werden die Wuchsreaktionen vor und nach forstlichen Eingriffen untersucht und für quantitative Modelle nutzbar gemacht.

Der Gastaufenthalt von Prof. A.V. Shashkin aus Krasnoyarsk, GUS, bildete den Start einer Arbeit zur Mo-dellierung der kambialen Aktivität von Fichten in der Schweiz. Aus früheren Projekten werden Daten zur Modell-eichung mitbenutzt, erste neue Daten wurden in der NFP14+-Fläche Lägern erhoben und die notwendigen In-strumente zur Bildanalyse sind im Aufbau.

Planung und Modellierung Dr. Renato Lemm

Das Berichtsjahr 1995 war stark geprägt durch Abschluss-und Umsetzungsarbeiten des Projektes «Weiterentwick-lung eines dynamischen Simulationsmodells zum Planungs-und Bewertungsinstrument». Es wurden zwei zweitägige Kurse (März/Oktober) für Praktiker zur Einführung und Handhabung des Modells organisiert und erfolgreich durchgeführt. An der Forstmesse in Luzern konnten wir während einer ganzen Woche das Modell «FBSM» an der EDV-Sonderausstellung vorstellen. Das Modell wurde von uns soweit entwickelt, dass es an Interessenten zu einem vernünftigen Preis abgegeben werden kann. Ein Wissens-transfer in die forstliche Praxis wird zudem durch unsere Beteiligung bei den Semesterübungen zur Betriebsplanung an der ETHZ sichergestellt. Verschiedene Modell-Lizenzen sind bereits an Studenten, Ingenieurbüros, Forsteinrichter und Försterschulen ausgehändigt worden.

Mit dem WSL-Bericht 341 «Ein Simulationsmodell für den Forstbetrieb- Entwurf, Realisierung und Anwendung»

konnte eine Gesamtschau der beteiligten Projekte wieder-geben und das Modell in verständlicher Form einem brei-teren Publikum zugänglich gemacht werden. Dieser Be-richt spBe-richt durch die vielen Anwendungsbeispiele einer-seits den Praktiker an, daneben gibt er aber auch dem Spezialisten eine gute Übersicht über Modellaufbau, Modellrelationen und Tests.

In einem gemeinsamen Projekt mit F. Kienast, M. Hun-ziker und B. Brzeziecki «Simulation of climate-induced tree migrations and some socio economic implications in selected regions of Central Europe» haben wir ökonomi-sche Auswirkungen von zwei Klimaszenarien auf einen Forstbetrieb mit Hilfe des Modells «FBSM» quantifiziert.

Die Ergebnisse wurden gebraucht, um mit dem Betriebs-leiter und anderen Personen Interviews zu führen und deren Risikobereitschaft bzw. deren Abwehrstrategien zu testen.

Waldentwicklung und Bewirtschaftung Andreas Zingg

Für alle Erhebungen im Rahmen des Versuchsflächenpro-grammes (Projekt 2.76.470) wurden die Grundlagen be-reitgestellt und die anfallenden neuen Daten aufbereitet und gesichert. Aussenaufnahmen erfolgten in den Ver-suchsflächen Schallenberg-Rauchgrat, Eglisau, Nieder-lenz und Zürich-Hönggerberg. Für weitere insgesamt 22

Abb. 14. Föhren-Provenienzversuch 12-005, Stadtfohren, Eglisau ZH, Provenienz Bonaduz; Alter 89 (1995). (Foto: F. Pfäffli)

Flächen der Gruppe «Entwicklung im Gebirgswald» und der Sottostazione Sud delle Alpi werden die Daten aufbe-reitet und gesichert.

Ein Schwergewicht der Tätigkeit lag in der Beteiligung am Projekt «Growth trends in European Forests» des European Forest Institutes EFI in Joensuu, Finnland. In diesem Projekt wird anhand verschiedener Datenquellen der Frage nach Veränderungen des Wachstums nachge-gangen. Für die Schweiz wurden, in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen der WSL, Daten von Ver-suchsflächen der Waldwachstumsforschung, Jahrring-daten und BetriebsinventurJahrring-daten des Kantons Bern ver-wendet. Eine Synthese dieser verschiedenen Arbeiten wurden am IUFRO-Weltkongress in Tampere (Finnland) vorgestellt und diskutiert. Für die 1996 vorgesehene Publi-kation der Ergebnisse wurde ein Manuskript eingereicht.

Im Bereich EDV-Waldwachstumsforschung konnten dank der personellen Verstärkung der Gruppe in der mobi-len Datenerfassung Fortschritte erzielt werden. Damit konn-te diese auch für die Aufnahmen im Tessin (Sottostazione, Copera) eingeführt werden. Zudem stehen jetzt Program-me zur Verfügung, die sofort nach der AufnahProgram-me einer Versuchsfläche die Erstellung einer Standardauswertung (Tabelle) und von zugehörigen Grafiken erlauben.

Waldmesskunde

PD Dr. Paul Schmid-Haas

Die Taxierung der Holzqualität am stehenden Baum: Je etwa 100 Buchen, Fichten, Tannen, Föhren und Lärchen wurden nach verschiedenen Methoden sorgfältig taxiert.

In Sägereien wurden die Stämme dann zu Brettern aufge-schnitten und die Qualität jedes Brettes nach den «Schwei-zerischen Handelsgebräuchen für Schnittholz» beurteilt.

Die Resultate einer Untersuchung über die Ansprache der Holzqualität am stehenden Baum zeigen, dass die in der Schweiz bisher angewendeten Taxierungsmethoden wenig befriedigen und zum Teil unbrauchbar sind. Sie zeigen aber auch, dass es sehr schwierig ist, die Holzqualität im Wald so zu erfassen, dass Aufwand und Informations-gewinn in einem befriedigenden Verhältnis stehen. Da es trotzdem bei vielen Waldinventuren und insbesondere bei nationalen Inventuren notwendig ist, die ökonomisch oft entscheidende Holzqualität der Stämme zu erfassen, muss eine effizientere Taxierungsmethode entwickelt werden.

Um den Gesundheitszustand unseres Waldes etwas sicherer beurteilen zu können und um Methoden zur Erfas-sung des Gesundheitszustandes in Waldinventuren zu entwickeln, haben wir an 1032 Fichten und 425 Tannen in verschiedenen Landesteilen neben Nadelverlust und Ver-färbung weitere Merkmale an Krone, Stamm und Wurzeln erfasst und den Durchmesserzuwachs gemessen. Zusam-men mit Standortsparametern wurden diese Merkmale dann für eine eingehende Auswertung mit epidemiologi-schen Methoden benützt.

Das wichtigste Resultat ist vielleicht, dass Fichten, bei denen Fäule oder Verfärbung in Stützwurzeln festgestellt werden kann, signifikant grössere Nadelverluste und klei-nere Zuwächse aufweisen als gleich grosse neben ihnen stehende Bäume. Ein Zusammenhang zwischen

Stock-fäule, Nadelverlust und Zuwachs besteht im Gegensatz dazu nicht. Interessanterweise weisen Tannen mit einem Nasskern in Stützwurzeln ebenfalls grössere Nadelverluste und kleinere Zuwächse auf, obwohl dem Nasskern bisher keine physiologische Bedeutung zugemessen wurde. Vor allem zeigt sich, dass viele zusammenhänge nach wie vor nicht verstanden werden. Insbesondere kann auch diese Untersuchung keine Erklärung dafür liefern, warum die Nadelverluste in der Schweiz seit 1984 wesentlich zuge-nommen haben.

Der Gesundheitszustand der Bäume hängt von vielen Faktoren ab und kann nur aufgrund mehrerer Merkmale beurteilt werden. Da die Diagnose sehr schwierig und noch nicht ernsthaft genug untersucht worden ist, sind unsere Kenntnisse und das Verständnis der Zusammenhänge rudimentär. Untersuchungen sind besonders schwierig, weil mit dem Baum infolge seiner Grösse und Langlebig-keit meist keine Experimente unter Laborbedingungen gemacht werden können.

Entwicklung im Gebirgswald Hansheinrich Bachofen, a.i.

Im Rahmen des langfristig angelegten Dienstleistungs-projekts 2.76.470 wurden die Versuchsflächen der Wald-wachstumsforschung in Hospental, Büren a. A., Dietikon und Rougemont behandelt und neu aufgenommen. Für sämtliche Gebirgsflächen wurden die vorhandenen Meta-informationen systematisch zusammengestellt und in ei-ner Metadatenbank zugänglich gemacht. Damit wurde auch eine Evaluation über die Fortsetzung der Beobach-tungen in diesen Versuchsflächen abgeschlossen.

Infolge von Sturmschäden mussten zwei Versuchs-flächen in Hospental und Realp aufgegeben werden.

In Zusammenarbeit mit der Gruppe «Jahrring- und Stammanalysen» wurden Zuwachs und Jahrringbreite auf Ertragskundeflächen untersucht. Zudem wurde ein neues Projekt zur Erforschung des Wachstums in rottenförmigen Beständen vorbereitet.