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Schulische Präventionsprogramme gegen Mobbing

Im Dokument Mobbing in der Schule (Seite 22-25)

2.11 Schulische Präventions- und Interventionsprogramme

2.11.1 Schulische Präventionsprogramme gegen Mobbing

Ziele des Programms:

Das Streit-Schlichter-Programm, auch Peer-Mediation genannt, ist ein Präventionsprogramm gegen Gewalt, welches oft präventiv gegen Mobbing eingesetzt wird. Unter Peer-Mediation werden Modelle der Konfliktvermittlung durch Schülerinnen und Schüler verstanden. Soge-nannte Streitschlichter oder Mediatoren versuchen, Konflikte unter Peers konstruktiv und friedlich zu lösen, ohne dabei zu richten. Der Begriff „Mediation“ bedeutet „Vermittlung“. Der Mediator ist also inmitten der Konfliktpartner und versucht, den Konfliktregelungsprozess zu moderieren. Er ist verantwortlich für die Gestaltung und Betreuung des Verfahrens. Für das Finden eines offenen und fairen Interessenausgleichs zwischen den streitenden Parteien sind die Konfliktpartner jedoch selbst verantwortlich.

Inhalte und Methoden:

Der Konfliktvermittlungsprozess vollzieht sich in fünf Phasen. In der Einleitungsphase erfolgt die Kontaktaufnahme mit dem Mediator. Die Ziele werden benannt und die Gesprächsregeln geklärt. Um ein gemeinsames Verständnis herzustellen, wird in der zweiten Phase der Kon-flikt aus Sicht der Betroffenen dargestellt. In der KonKon-flikterhellung, der dritten Phase, wird der Gefühlshintergrund angesprochen. Darauf folgt die Phase der Lösungssuche. Der Mediati-onsprozess wird mit der fünften Phase, dem Abschluss einer Vereinbarung, beendet.

Mediatoren werden in speziellen Programmen ausgebildet. Nebst Wahrnehmungs- und Kommunikationsübungen kommt in der Ausbildung dem Rollenspiel eine zentrale Bedeutung zu. Die Einführung des Mediationsmodells braucht Zeit und Geduld. Sie benötigt mindestens einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren.

Evaluationsergebnisse:

Damit die Wirksamkeit der Peer-Mediation längerfristig gesichert ist, braucht es die generelle Unterstützung sowohl seitens der Schülerschaft als auch der Lehrpersonen und Eltern. Auf die solide Ausbildung der Mediatoren, ihre kontinuierliche Betreuung und Unterstützung so-wie die Integration von Mediationselementen im Unterricht ist grossen Wert zu legen.

Programm „Faustlos“

Ziele des Programms:

„Faustlos“ ist ein für die Arbeit im Kindergarten und auf der Primarschulstufe entwickeltes Curriculum zur Gewaltprävention. Es hat zum Ziel, das impulsive und aggressive Verhalten von Kindern zu vermindern und gleichzeitig ihre sozialen Kompetenzen zu verbessern. Dies geschieht durch die Anwendung von Problemlösungsstrategien und die Einübung prosozia-len Verhaltens.

Inhalt und Methoden:

„FAUSTLOS vermittelt alters- und entwicklungsadäquate Kenntnisse und Fähigkeiten in den drei Bereichen Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut“ (Schubarth, 2010, S.121). Das Programm umfasst im Kindergarten 28 Lektionen und in der Primarschule 51 Lektionen. Unterrichtet wird „Faustlos“ durch die Lehrpersonen – unterstützt durch Bera-tungslehrer und Sozialarbeiter.

Evaluationsergebnisse:

Nach ersten Untersuchungen in Deutschland konnte in Klassen, worin das Programm durch-geführt wurde, ein Rückgang aggressiven Verhaltens und von Verhaltensauffälligkeiten nachgewiesen werden. Kinder konnten Ängste allgemein besser bewältigen und Konflikte vermehrt selbst lösen.

Sozialtraining in der Schule Ziele des Programms:

„Das Programm „Sozialtraining in der Schule“ (vgl. Petermann u.a. 1999, Petermann u.a.

2009) ist ein präventives Programm, das der Entwicklung sozial kompetenten Verhaltens vor allem für Schüler der dritten bis sechsten Klasse dient“ (Schubarth, 2010, S.123). Die Ziele des Sozialtrainings sind die Förderung differenzierter sozialer Wahrnehmung, das Erkennen und Ausdrücken von Gefühlen, die angemessene Selbstbehauptung und die Förderung ko-operativen Verhaltens und der Empathie.

Inhalt und Methoden:

Es wird empfohlen, das Sozialtraining auf allen drei Ebenen (Schulebene, Klassenebene und individuelle Ebene) gleichzeitig durchzuführen. Das Programm ist auf einen Zeitraum von zehn Wochen mit jeweils einer 90-minütigen Trainingssitzung pro Woche ausgerichtet. In den Sitzungen kommt dem Rollenspiel eine grosse Bedeutung zu. Nebenbei finden Bespre-chungen von Verhaltensregeln statt. Auch wird dem Erlernen von Entspannungs-, Selbstbe-obachtungs- und Selbstkontrolltechniken Platz eingeräumt.

Evaluationsergebnisse:

Das Sozialtraining reduziert eine erhöhte Aggressionsbereitschaft der Kinder deutlich. Eben-so konnten Schülerinnen und Schüler mit erhöhter Angst (z.B. bei Prüfungen) ihre Probleme signifikant reduzieren. Das Programm lässt sich gut in den Schulalltag integrieren.

Das Programm „fairplayer“

Ziele des Programms:

Das Programm „fairplayer“ ist ein relativ neues Präventionsprogramm gegen Mobbing und Schulgewalt. Ausgangspunkt war die Gründung des Bremer Vereins fairplayer e.V. (2004).

Der Schwerpunkt des Programms liegt auf der Förderung sozialer Kompetenzen und Zivil-courage. Mittels Musik, Mode und Medien setzen sich Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 21 Jahren mit dem Thema Fairplay kreativ auseinander.

Inhalt und Methoden:

Das Begleitbuch „fairplayer.manual“ unterstützt die Lehrperson im Unterricht. Strukturierte Rollenspiele, soziale Verstärkung und Verhaltensrückmeldung sowie moralische Dilemma-Diskussionen sind die Schwerpunkte des Programms.

Evaluationsergebnisse:

Das Programm „fairplayer“ ist noch wenig evaluiert. Die gut dokumentierten und aufbereite-ten Bausteine zu unterschiedlichen Themenbereichen können gezielt in den Schulalltag in-tegriert werden.

Das Programm „ProACT + E“

Ziele des Programms:

Das Ziel dieses Präventionsprogramms gegen Mobbing ist es, unter Einbeziehung der Schü-lerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Eltern, aggressives Verhalten von Kindern zu redu-zieren sowie positives Sozialverhalten zu fördern. „Der Name „ProACT + E“ steht für „to take promt action“ (sofort handeln) und „E“ für „in Zusammenarbeit mit den Eltern““ (Schubarth, 2010, S.149). Die Eltern werden durch ein spezielles Elterntraining aktiv mit einbezogen.

Inhalt und Methoden:

In der Lehrerberatung und dem Elterntraining werden die Themen „Wissen über Mobbing“,

„Handlungsmöglichkeiten bei Mobbing“, „Strategien zum Problemverhalten und zur Förde-rung positiven Sozialverhaltens“ sowie „Wissen über Lernpsychologische Grundlagen kindli-chen Verhaltens“ vermittelt. Das Klassentraining umfasst die Themen „Wahrnehmungsschu-lung in sozialen Situationen“, „Vereinbaren von Regeln zum Umgang mit Konflikten“ und

„Einüben von Fertigkeiten zur konstruktiven Konfliktbewältigung“.

Die Durchführung des Programms wird durch zwei Psychologen unterstützt. Ein Arbeitsbuch und ein Videofilm leiten durch das Programm.

Evaluationsergebnisse:

ProACT + E erzielt seine Wirkung vor allem über die aktive Einbeziehung der Eltern. Eine Evaluationsstudie zeigte eine signifikante Reduktion verbaler Aggression und der Gewaltbe-reitschaft auf.

Das Berner Mobbing-Präventionsprogramm „Be-Prox“

Ziele des Programms:

Beim Berner Präventionsprogramm „Be-Prox“ stehen die Lehrpersonen im Zentrum. Es will Lehrpersonen im Umgang mit Mobbing unterstützen und deren Handlungsmöglichkeiten ge-gen Mobbing erweitern. Schwerpunkte des Programmes sind: „Sensibilisierung der Lehrkräf-te für Mobbingphänomene“, „Entwicklung von HandlungsstraLehrkräf-tegien zur Umsetzung in der Klasse“ und „Intensivierung der Elternbindung“.

Inhalt und Methoden:

Das Präventionsprogramm ist ein geleiteter Fortbildungskurs. Dem Austausch im Lehrerteam wird besondere Bedeutung beigemessen. In acht Sitzungen werden die Lehrpersonen in-struiert, wie das Thema Mobbing in der Klasse aufgegriffen und behandelt werden kann. Da-bei spielen das ErarDa-beiten von Regeln gegen Mobbing und der Umgang mit Sanktionen eine wichtige Rolle.

Evaluationsergebnisse:

Erste Evaluationen des Programms in der Schweiz zeigen, dass die Opferzahlen von Mob-bing in den getesteten Kindergärten sanken und sich die Hilfsbereitschaft und das

Sicher-heitsgefühl der Kinder erhöhten. Zudem verbesserte sich der Kontakt zwischen den Lehrper-sonen und den Eltern.

2.11.2 Interventionsprogramme gegen Mobbing

Im Dokument Mobbing in der Schule (Seite 22-25)