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Für die für die bautechnische Machbarkeit relevanten Eigenschaften der Gesteine (einige In-halte der Themenkomplexe unter B) waren aufgrund der vorherigen bergbaubezogenen Tä-tigkeiten nur wenige Erkundungsmaßnahmen erforderlich.

Aufgrund der Konfiguration sonstiger Gesteine unter Tonbedeckung ist bezüglich der Ge-steinseigenschaften zwischen der Gesteinsformation, in der das Endlager angelegt ist, und den umgebenden Schichten, die die eigentliche geologische Barriere bilden, zu unterschei-den. Bezüglich der Eigenschaften der geologischen Barriere wird in den vorliegenden Informa-tionen hinsichtlich der Langzeitsicherheit auch auf die vorliegenden Erfahrungen und Ergeb-nisse der Erdölindustrie verwiesen. Jedoch ist insgesamt der standortspezifische Erkun-dungsgrad der Barrieregesteine vergleichsweise gering, da sie nur durch die Bohrung bzw.

durch die Schächte einschließlich zweier Untersuchungsstollen in der Unterkreide zugänglich waren.

Die sonstigen nicht abgedeckten abgeleiteten Erkundungsmaßnahmen dokumentieren letzt-lich neuere Erkenntnisse zur Schadstoffausbreitung in Tongesteinen bzw. dem als Lockerge-stein vorliegenden obersten Schichten des Deckgebirges, die zum Zeitpunkt der Untersu-chungen nicht bekannt waren.

6 SCHLUSSFOLGERUNGEN

Zur Bewertung wurden weiter geführt:

• 2 Standorte in Salzgestein

• 4 Standorte in Tonen/Tonsteinen

• 6 Standorte in Kristallin

• 1 Standort in sonstigen Gesteinen (ohne Tonbedeckung)

Hinsichtlich der für die weitere Bearbeitung geeigneten 13 Erkundungsstandorte ist anzumer-ken, dass in mehreren Fällen die entsprechenden Erkundungsarbeiten aktuell noch laufen.

Das bedeutet, dass für diese Standorte eine vollständige Durchführung der Erkundungsschrit-te 4 bzw. 5 im Sinne des AkEnd noch nicht gegeben ist.

6.1.2 Gesteinsübergreifende Aspekte

Die vorliegenden Informationen über die jeweiligen Endlagerprogramme sind sehr verschie-den. Daher musste im Verlauf der Bearbeitung einerseits mit großer Datenfülle und anderer-seits mit unzureichenden Datenmengen/-detaillierungsgrad umgegangen werden. Im ersten Fall bestand die Schwierigkeit darin, die vorhabensrelevanten Elemente aus den zahlreichen vorhandenen Quellen zu extrahieren. Im zweiten Fall waren teilweise bearbeiterspezifische, erfahrungsbasierte Einschätzungen erforderlich, um die Bewertungen vervollständigen zu können. In diesem Zusammenhang sind aufgrund der gewählten konservativen Vorgehens-weise eher Unter- als Überschätzungen der tatsächlich erfolgten Erkundungsintensitäten zu erwarten. Diese Tatsache wurde in den anschließenden Arbeitsschritten berücksichtigt.

Trotz der zu erwartenden Unterschiede der Endlagerprogramme sowie der Subjektivität von einigen erforderlichen Bewertungen im Rahmen der Zuordnungen zu den verwendeten Quali-täts- bzw. Quantitätskategorien deuten die Ergebnisse auf einen hohen Konsistenzgrad zwi-schen den Standorterkundungen hin. Bei Betrachtung der Standortübersichten (Anhänge 5 bis 8) zeichnet sich trotz der realen unterschiedlichen gesteinsspezifischen Anforderungen eine starke Ähnlichkeit in den gewählten Vorgehensweisen für die Erkundung ab. In den Er-kundungsprogrammen ist eine allgemein übliche Kombination von Geophysik (übertägig so-wie im Bohrloch) und Bohrungen festzustellen. Für einige Themenkomplexe sind die Bohrun-gen zur Beprobung bzw. zur Durchführung von In-situ-Tests in jedem Fall unerlässlich. Im untertägigen Anteil der Erkundungen werden diese Aspekte zusammen mit der Vertiefung der Kenntnisse der petrophysikalischen Eigenschaften weiter verfolgt.

6.1.3 Gesteinsspezifische Aspekte

Gesteinsspezifische Aspekte kommen in den Ergebnissen sowohl in den verschiedenen er-reichten Informationsständen (Zkg-Werte) als auch im Abdeckungsgrad der einzelnen The-menkomplexe (Anhang 18) zum Ausdruck. Die festgestellten Unterschiede in den jeweiligen Formationen stimmen mit der auf den konzeptspezifischen Anforderungen eines entspre-chenden Endlagers basierten Erwartung überein. So werden beispielsweise die im Zusam-menhang mit Strömungsvorgängen stehenden Themenkomplexe an den Standorten im Kris-tallin intensiver erkundet, als bei Standorten in Salzgesteinen bzw. Tonen/Tonsteinen.

6.1.4 Standortspezifische Aspekte

Bei der Bewertung der verschiedenen Standorte ergab sich, dass an Standorten, die einem expliziten Auswahlverfahren äquivalent zum Schritt 4 bzw. 5 des AkEnd-Vorschlages unterlie-gen, Umfang und Ausmaß der durchgeführten Erkundungsmaßnahmen signifikant höher sind als an Standorten, für die ein solches Auswahlverfahren nicht vorgesehen war. Dieser Unter-schied zeigt sich in einem Vergleich der Abbildung 3.2.3.4-1 (Einzelstandorte Bátaapáti/Ungarn, Onkalo/Finnland, Sellafield/England) mit der Abbildung 3.2.3.4-2 für die Standorte in einem Auswahlverfahren (Forsmark/Schweden, Oskarshamn/Schweden). Im Falle Forsmark/Schweden sowie Oskarshamn/Schweden sind eine wesentlich bessere Abde-ckung der Themenkomplexe sowie höhere Zuverlässigkeitsindexwerte für B1 bis B3 ersicht-lich.

6.2 Ableitung Erkundungsmethoden für Standorte in Deutschland

6.2.1 Basis der Ableitungen

Im Ergebnis der durchgeführten Arbeiten wird eingeschätzt, dass - obwohl nur wenige interna-tionale Standorte als Referenz vorliegen, die keine sichere statistische Basis zur Bewertung von Erkundungsmethoden und -umfängen bilden - die vorliegenden Informationen unter Ein-beziehung des Expertenwissens der Autoren trotzdem ausreichen, um eine Ableitung von Erkundungsmaßnahmen zu ermöglichen.

6.2.2 Merkmale einiger abgeleiteten Erkundungen

Bezüglich der verschiedenen Wirtsgesteinsformationen und entsprechenden Subtypen lassen sich über den Vergleich der für die einzelnen Themenkomplexe ermittelten Zuverlässigkeitsin-dizes folgende Aussagen ableiten:

• Mit wenigen Ausnahmen liegen die abgeleiteten Maßnahmen zur Bewertung der re-gionalen Geologie (Themenkomplex A) im Vergleich zu den vorhandenen Orientie-rungswerten aus internationalen Erkundungen bei den ausgewiesenen Zuverlässig-keitsindizes höher. Allerdings sind, abgesehen von der WIPP/USA, die betrachteten Erkundungsprogramme noch nicht abgeschlossen. Somit wird deren Einstufung zu-künftig höhere Werte ergeben.

Die abgeleiteten Erkundungsmaßnahmen zur regionalen Geologie liegen für alle hier betrachteten Formationen auf einem vergleichbaren Niveau. Lediglich für die Konfigu-ration „Kristallin ohne bzw. unter geringer Bedeckung“ werden bei gleichem Erkun-dungsaufwand aufgrund der günstigen Aufschlussverhältnisse signifikant höhere Zu-verlässigkeitsindexwerte zur regionalen Ausbildung der Wirtsformation, wie sie z.B.

über Wirtsgesteinslithologie und Strukturgeologie beschrieben wird, erreicht.

• Abgesehen vom Themenkomplex A, der nicht untertägig weiter erkundet wird, ergibt sich im Übergang von Verfahrensschritt 4 zu 4 + 5 erwartungsgemäß für alle Ge-steinsgruppen mit der Durchführung untertägiger Erkundungsmaßnahmen eine signifi-kante Erhöhung der Zuverlässigkeitsindizes.

• Bei der Hydrogeologie der Wirts- und Rahmengesteine (Themenkomplexe C) und be-sonders für die Parameter, die den Grundwasserfluss beeinflussen (C2, C3, C4), wird deutlich, dass bei den zumeist geklüftet vorliegenden Kristallingesteinen ein erhöhter Aufwand zur Erzielung entsprechend hoher Orientierungswerte betrieben werden muss. Allerdings werden die Maßnahmen zur Untersuchung hydraulisch wirksamer Einheiten (C1) auch bei Salz- bzw. sonstigen Gesteinen unter Tonbedeckung ver-gleichsweise hoch bewertet. Dies resultiert insbesondere aus der notwendigen Bewer-tung der Rahmengesteine, die in Abhängigkeit des BetrachBewer-tungsfalles als potenzielle zusätzliche geologische Barriere bzw. als Ausbreitungspfad wirken können. Tonge-steine mit ihrem hohen Rückhaltungsvermögen für Radionuklide erfordern einen ver-gleichsweise geringeren Aufwand.

• Hydrochemische Untersuchungen (Themenkomplexe D) sind analog zu den hydrauli-schen Untersuchungen insbesondere im Kristallin von Bedeutung. Aufgrund der gerin-gen Wassergehalte von Salzgesteinen sind dort hydrochemische Untersuchungerin-gen,

abgesehen von geochemische Untersuchungen zur stratigraphischen Einordnung der Gesteine, von untergeordneter Bedeutung. Allerdings ist bei zutretenden Lösungen nachzuweisen, dass es sich jeweils um primäre Formationslösungen (Restlösungen) handelt, ohne Beeinflussung durch Grundwasser der Rahmengesteine.

• Sonstige Gesteine unter Tonbedeckung stellen einen Sonderfall dar, da es internatio-nal keinen vergleichbaren Standort gibt. Weiterhin ist als Ausnahme die Erkundung der eigentlichen Wirtsformation gegenüber der Exploration der Rahmengesteine, die letzt-lich die geologische Barriere bilden, von nachgeordneter Bedeutung. In der Konse-quenz kommt hier der übertägigen Erkundung der Barrieregesteine ein höherer Stel-lenwert zu.

6.2.3 Gesteinsübergreifende Ähnlichkeit

Abgesehen von wenigen gesteinsspezifischen Unterschieden ist festzustellen, dass sich die abgeleiteten Erkundungen für Standorte in den verschiedenen Formationen bzw. Konfigura-tionen nicht erheblich voneinander unterscheiden. Gleichzeitig zeigte sich, dass eine untertä-gige Erkundung zur Erlangung einer ausreichenden Erkundungsbasis unverzichtbar ist.

6.2.4 Praktische Einschränkung

Bei der Ableitung der Erkundungen wurden nur allgemein anwendbare Methoden und Umfän-ge berücksichtigt, da konkrete Erkundungsmaßnahmen für spezifische Standorte erst nach der Betrachtung der vorhandenen Informationen definiert werden sollen.

6.3 Vergleich mit den deutschen Erfahrungen

6.3.1 Bedeutung der Randbedingungen und Zielstellungen für die Erkundung Der Vergleich der im Zusammenhang mit der Endlagerung radioaktiver Abfälle vorgenomme-nen Erkundungen an den drei deutschen Standorten mit den auf Grundlage der internationa-len Erfahrungen abgeleiteten Erkundungsmaßnahmen hat die große Bedeutung der spezifi-schen Rahmenbedingungen bzw. der Zielstellungen der Arbeiten zur Zeit der jeweiligen Er-kundungsaktivität gezeigt.

Die zum Vergleich mit den deutschen Erfahrungen betrachteten abgeleiteten Erkundungs-maßnahmen beziehen sich auf die folgenden angenommenen Bedingungen: Anwendung des vom AkEnd vorgeschlagenen Auswahlverfahrens für Endlagerstandorte mit im Schritt 4

über-tägiger und anschließend im Schritt 5 unterüber-tägiger Erkundungen alternativer Standorte sowie der Durchführung eines Langzeitsicherheitsnachweises zur Bewertung jedes Standortes mit Abschluss des jeweiligen übertägigen bzw. untertägigen Erkundungsschritts.

Die tatsächlichen Zielstellungen für die vorgenommenen Erkundungen an den Standorten Gorleben, Morsleben sowie Konrad entsprachen jedoch nicht dem für die Ableitung der Er-kundungsmaßnahmen angenommenen Zustand nach den Vorstellungen des AkEnd, was einen wesentlichen Teil der Unterschiede zu den abgeleiteten Erkundungsmaßnahmen er-klärt.

• Im Fall des Erkundungsbergwerkes Gorleben war die Zielstellung der Arbeiten die Auf-fahrung und Erkundung eines Standortes im unverritzten Salzgebirge, jedoch nicht im Rahmen einer vergleichenden Bewertung mehrerer Standorte; darüber hinaus wurden die Erkundungen vor dem Abschluss unterbrochen.

• Am Standort Morsleben (ERAM) wurde in einem vorhandenen Bergwerk in intensiv durchbautem Gebirge ein Endlager für LAW- und MAW-Abfälle betrieben. Die Ergeb-nisse der umfangreichen Erkundungen dienten zur Durchführung eines planrechtlichen Schließungsverfahrens. Dies beinhaltete auch die Erarbeitung eines Langzeitsicher-heitsnachweises.

• Für den Standort des Endlagers Konrad war Zielstellung der Erkundung die mögliche Umnutzung eines vorhandenen ehemaligen Bergwerkes für Eisenerz als Endlager für radioaktive Abfälle, wobei bereits umfangreiche Standortinformationen vorlagen. Wei-terhin ist der Zeitpunkt der am Standort Konrad durchgeführten Erkundungen in den 1980er Jahren, die den aktuellen Kenntnisstand bilden, zu berücksichtigen.

• Die Anforderungen an die Untersuchung eines Standortes hängen weiterhin von der Art der Abfälle ab. Vor dem Hintergrund einer Einlagerung radioaktiver Abfälle mit ver-nachlässigbarer Wärmeentwicklung können die thermischen Eigenschaften des Wirts-gesteins für das ERAM bzw. das Endlager Konrad als von nachgeordneter Bedeutung betrachtet werden.

6.3.2 Erreichte Bearbeitungsstände der Erkundung

Für die Standorte Gorleben und Morsleben deuten die im vorliegenden Bericht durchgeführten Vergleiche auf einen insgesamt sehr guten Bearbeitungsstand hin. Morsleben weist in diesem Zusammenhang einen generell besseren Bearbeitungsstand als Gorleben auf. Am Standort Gorleben wurden die untertägigen Erkundungen vor Beendigung abgebrochen. Der

gegenü-ber den abgeleiteten Erkundungsmaßnahmen dokumentierte schlechtere Erkundungsstand des Endlagers Konrad spiegelt die den Bearbeitern des Forschungsvorhabens vorliegenden Daten zu den Erkundungsmaßnahmen von 1982 bis 1990 wider, wobei allerdings noch die zum damaligen Zeitpunkt vorliegenden anderen Informationen, z.B. aus der Erschließung bzw. dem Betrieb des Bergwerkes, für die Sicherheitsanalyse herangezogen wurden.

6.4 Relevanz der internationalen Erfahrungen für die zukünftige Praxis in Deutschland

Aus der Bearbeitung der Fragestellung bzw. aus den erzielten Ergebnissen ergeben sich eini-ge Hinweise in Zusammenhang mit der zukünftieini-gen Erkundung von potenziellen Endlaeini-ger- Endlager-standorten in Deutschland:

• Die festgestellten Ähnlichkeiten zwischen den aktuellen internationalen Erkundungen demonstrieren, dass die daraus abgeleiteten Maßnahmen zumindest eine hinreichen-de Basis für die Definition von Inhalt und Umfang durchzuführenhinreichen-der Erkundungen dar-stellen und damit für einen internationalen Stand von Wissenschaft und Technik.

• Die Erkundung im Rahmen eines stufenweise standortvergleichenden Auswahlverfah-rens nach den Vorschlägen des AkEnd führt zu einem höheren Erkundungsaufwand, aber die auf diese Weise erhaltenen umfassenderen Informationen ermöglichen siche-re Entscheidungen bei der letztlich durchzufühsiche-renden Standortauswahl mit dem Ziel der Errichtung eines Endlagers für radioaktive Abfälle.

• Bei der Auswertung des internationalen und nationalen Datenmaterials zeigt sich, dass für eine ausreichende Datenbasis zur Bewertung eines Endlagerstandortes eine unter-tägige Erkundung unverzichtbar ist.

• Der nur eingeschränkt mögliche Vergleich der internationalen Erkundungsanforderun-gen mit den entsprechenden deutschen ErfahrunErkundungsanforderun-gen deutet nicht auf das Erfordernis von Änderungen der deutschen Vorgehensweisen bzgl. der Methoden bzw. des Um-fangs für die Erkundung eines Standortes für die Endlagerung radioaktiver Abfälle hin.

• Internationale Kooperationen sowie die nachvollziehbare Veröffentlichung von ausführ-lichen Erkundungsinformationen fördern den wissenschaftausführ-lichen Erfahrungsaustausch, und können zu einer Verbesserung der Vorgehensweisen führen.