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6. Feldarbeiten und Beschreibung ausgewählter Rutschungen

6.3 Beschreibung und Untersuchung ausgewählter Rutschungen

6.3.4 Rutschung Reulbach (Röt-Muschelkalk-Basalt) - FD-EH 1

R 3569860 / H 5598340

Länge der Rutschung L: 1100 m Breite der Rutschung Wd: 550 m Max. Höhenunterschied H: 180 m

Die Rutschung Reulbach liegt östlich des Ortsteils Reulbach (Gemeinde Ehrenberg) am Westhang des Ehrenberges. Die Rutschmasse reicht bis an die östlichsten Gebäude des Ortes heran. Die Rutschung gehört mit zu den größten Massenbewegungen im Untersuchungsgebiet und gibt einen guten Einblick in die rückschreitende Entwicklung von Rutschungen der Region. Von der Rutschung betroffen sind Gesteine des Röts (Bunte Tonsteinschichten (soRöo,t), Quarzitschichten (soRöo,q), Braunrote Tonsteinschichten (soRöu,t)), des Muschelkalks (muW1 bis muW2) und tertiäre Vulkanite (Tuffe und Basalte).

Abb. 6.25: 3D Bild der Rutschung Reulbach (1,5 fach überhöht), Blick aus SW.

Der heute sichtbare Teil des Abrisses läßt sich in mehrere Einzelbereiche aufteilen, welche die Entstehungsgeschichte der Rutschung nachzeichnen. Der offensichtlich älteste Teil befindet sich im nördlichen Bereich auf einer Höhe von 715-720 m ü.NN. Er ist heute nur noch als ungefähr NNW-SSE

Ehrenberg - OT Reulbach

Sportplatz

Teich auf oberer Verebnungsfläche Teich auf unterer

Verebnungsfläche

streichende Steilkante im Gelände erkennbar. Der Abriß liegt in Gesteinen des Unteren Wellenkalkes (muW1) und der ihn überlagernden Tuffe und Basalte.

Ihm vorgelagert befindet sich auf ca. 685 m ü. NN eine Verebnungsfläche von ca. 200 m Länge, auf der sich ein Teich gebildet hat. Zwischen dem Abriß und der Verebnungsfläche sind noch einzelne Schollen zu erkennen, zwischen denen sich auch anmoorige Naßstellen befinden. Zwei dieser Schollen bestehen aus Gesteinen des Unteren Wellenkalks.

Der südliche Teil des Abrisses besteht aus einer bis zu 10 m hohen Felswand aus Basalt, seine Oberkante streicht NNW-SSE und verläuft auf einer Höhe von 740-750 m. Diesem Abriß vorgelagert findet sich auf ca. 710 m ü. NN eine etwa 150 m lange und 100 m breite Verebnungsfläche, auf der sich ebenfalls ein Teich befindet. Die Verbindung zwischen diesen beiden Abrissen wird heute durch einen Sekundärabriß gebildet, der in den unterlagernden Tuffen liegt. Dieser Abriß ist ungefähr 100 m lang und hat eine Höhe von 8-10 m. Die Rutschscholle, die bei dieser Sekundärrutschung entstand, ist heute noch deutlich zwischen Verebnungsfläche und Abriß als ein parallel zum Abriß verlaufender Buckel von etwa 10 m Breite und maximal 30 m Länge zu erkennen. Die Abrißwand ist weitgehend von Basaltschutt überschüttet, so daß nur noch der obere Teil als Felswand zu erkennen ist. Im Abrißgraben liegen mehrere anmoorige Stellen.

Unterhalb dieser Abrißzonen und ihrer vorgelagerten Verebnungsflächen befindet sich die durch Buckel und Mulden gekennzeichnete Rutschmasse, die überwiegend aus Basaltschutt und verwittertem Tuff besteht. In der Nähe der Verebnungsflächen finden sich in der Rutschmasse auch Gesteine des Unteren Muschelkalks. Unterhalb der ältesten beschriebenen Verebnungsfläche befindet sich ein ca. 250 m langer Sekundärabriß, der bis in die Rutschmassen des jüngeren Rutschungsteils reicht. Die Komponenten des Basaltschuttmaterials haben im Mittel eine Größe von 30-40 cm und sind in eine feinkörnige, gelb-braune Matrix aus verwittertem Basalt und Tuff eingebettet. Im unteren Teil der Rutschmassen überwiegen deutlich die braunen, verwitterten Tuffe. Oberhalb der ersten Verebnungsfläche nimmt der Anteil an Basaltschutt deutlich zu. Unterhalb des oberen Teiches liegt im Westen eine größere Fläche, deren Rutschmassen aus Gesteinen des Unteren Muschelkalks bestehen. Innerhalb der gesamten Rutschmasse finden sich deutliche Sekundärabrisse, gekennzeichnet durch Versteilungen und vorgelagerte Verebnungsflächen. Auf diesen Verebnungsflächen und in Mulden bilden sich zahlreiche Naßstellen. Die Hangneigung von 15-20°

verflacht im unteren Drittel, direkt unterhalb der Verebnungsfläche, bis auf ca.

5°. Der größte Teil der Rutschmasse ist heute mit Wald bewachsen. In den

Randbereichen der Rutschung finden sich auch Viehweiden.

Der Rutschungsfuß wird überwiegend aus verwitterten Tonsteinen der Bunten Tonsteinschichten (soRöo,t) gebildet, die heute auf Sandsteinen des Mittleren Buntsandsteins, den Thüringer Chirotherien-Sandsteinen i.e.S. (smS,X), liegen. Der Wulst um die Rutschungsstirn erreicht den Ostrand des Dorfes Reulbach. Die dortigen Obstbäume zeigen keine Anzeichen für rezente Bewegungen.

Die Gleitfläche reicht durch die Bunten Tonsteinschichten und Quarzitschichten bis in die Braunroten Tonsteinschichten und hat damit eine Tiefenwirkung von 50-75 m Tiefe. Die Mächtigkeit der Rutschmassen im unteren Teil der Rutschung beträgt im Mittel etwa 20 m.

Mehrere Quellaustritte zwischen 650 und 660 m ü. NN dürften die Grenze Röt/Muschelkalk kennzeichnen. Die verwitterten Röttonsteine darunter sind stark durchfeuchtet und weisen teilweise breiige Konsistenz (Ic=0,3; wn=0,295) auf. Weitere Quellen, die auch die beschriebenen Teiche mit Wasser versorgen, entspringen an der Schichtgrenze zwischen Tuffen und dem überlagernden Basalt.

Ursache und Zeit der Entstehung sind nicht bekannt. Hauptursache dürfte auch hier die Vernässung und die Verwitterung der Röttonsteine gewesen sein. Die Gesteine des Oberen Röt müßen dabei breiartig ausgefloßen sein. Ein Beispiel für eine solche Rutschung SE-lich von Reulbach beschreiben LAEMMLEN & HANSEN (1994). Durch anfängliche Rutschungen, die unter Umständen nur die Röt/Muschelkalkgrenze betrafen, könnte es zu einer Versteilung des Hangs und einer Schwächung des Böschungsfußes gekommen sein, die zu weiteren Rutschungen führten, in die dann auch die vulkanischen Ablagerung mit einbezogen worden sind. Für diese Theorie sprechen mehrere kleinere Rutschungen unmittelbar nördlich und südlich der Rutschung Reulbach, die sich auf die Röt/Muschelkalkgrenze beschränken. In der Rutschung Reulbach selbst finden sich Indizien für mindestens drei unterschiedliche Entwicklungsphasen, auf die in Kapitel 8 noch genauer eingegangen wird.

Anzeichen für rezente Bewegungen der Rutschmasse wurden nicht gefunden.

Die Rutschmassen sind soweit konsolidiert, daß auch die Anlage eines Sportplatzes im unteren Teil der Rutschung und ein Einschnitt im Bereich desRutschungsfußes für den Bau einer Maschinenhalle keine Reaktivierung bewirkte. Im deutlich ausgebildeten Abrißbereich könnten allerdings bei ungünstigen Witterungsbedingungen erneute Teilbewegungen ausgelöst

Forstweg

Forstweg

Gebäude künstliche Böschung

A'

Bachlauf Anmoorige Stelle

Geländeeinschnitt

Böschung Rutschmasse, überwiegend aus

Röt-Tonsteinen Störung (vermutet)

markanter Buckel

A

Hauptabriß

Sekundärabriß Rutschmasse, überwiegend aus

Kalksteinen des Muschelkalks Rutschmasse, überwiegend aus tertiären Vulkaniten

3569800

3569400 3569600 3570000

Ehrenberg-Reulbach

Unkenhof

Sport-platz

Teich

Teich 5599000

5598800

3569200

3568800 3569000

5598200 5598400 5598600

800

760 740

720

Tuffe

Basalt

700

780 680

Solifluktionsschutt

640

660 mu

620

smS

Röt ungegliedert

300

620

0 150

Meter

600

smS

Abb. 6.26: Detaillkarte der Rutschung Reulbach (FD-EH 1) (Profil siehe Abb. 8.7, Kap. 8)

werden. An der Abrißkante lösen sich einige Basaltsäulen, die z.T. schon Kluftöffnungen von bis zu 20 cm aufweisen (Abb. 6.27). Frischer Basaltschutt unterhalb des südlichen Abrisses läßt vermuteten das sich in jüngerer Zeit größere Basaltbrocken aus der Felswand gelöst haben.

Abb. 6.27: Klaffende Spalte zwischen einer Basaltsäule und den anstehenden Basalten der Abrißwand im April 1997

Hinweise dafür gibt eine auf Luft- und Satellitenbildern deutlich zu erkennende Fotolineation, die parallel hinter dem Abriß verläuft und auf eine erhöhte Wasserführung hinweist. Im Bereich dieser Lineation ist es nach Aussage eines Anwohners Anfang der 90er Jahre nordöstlich des Unkenhofes im Solifluktionschutt zum Auftreten einer kleinen beschränkt ausgebildeten Rutschung gekommen, die einen ungefähr 10 m langen Abriß gebildet hat, der 30-40 cm Versatz aufweist.

Abb.6.28: Sekundärabriß einer beschränkt ausgebildeten Rutschung nordöstlich des Unkenhofs (Aufnahme April 1998)

Nach dem UNESCO MULTILINGUAL LANDSLIDE GLOSSARY (1993) handelt es sich bei der beschriebenen Rutschung um eine latente, rückschreitende komplexe (bzw. zusammengesetzte) Rutschung, mit den Rutschungstypen „Gleiten“;

„Fließen“ und „Kippen“ bzw. um eine kombinierte Rutschung.

Abb. 6.29: Blick von SW auf die Rutschung Reulbach. Unterhalb des Rutschungsfußes sind die Gebäude von Reulbach zu erkennen.

6.3.5 Rutschung Eiskaute (Röt/Muschelkalk/Tuffe/Basalte) - FD-HI 13