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3.1 Soziodemografische Merkmale der Studiengruppen

Insgesamt wurden 104 ALS-Patienten in die Befragung mit eingeschlossen. Davon waren 31 (39,4%) Teilnehmer weiblich und das mittlere Alter des Kollektivs lag bei 61,5 Jahren (SD 12,3). Bei Befragung war der jüngste 31 Jahre und der älteste Patient 84 Jahre alt.

Für die Kontrollgruppe ergab sich eine finale Teilnehmerzahl von 52 MP-Patienten mit 22 (42,3%) weiblichen Teilnehmern und einem mittleren Alter von 70 Jahren (SD 8,6). Der jüngste Patient war 48 und der älteste Patient 82 Jahre alt. Aus der Stichprobe der Allgemeinbevölkerung wurden alle Teilnehmer unter 30 Jahren ausgeschlossen und es verblieb eine Anzahl von 2069. Davon waren 1124 (54,3%) weiblich und das mittlere Alter ergab 56,6 Jahre (SD 14,4). Der jüngste Teilnehmer war 14 Jahre alt, wobei alle unter 30 Jahren aus der Studie ausgeschlossen wurden. Der älteste Teilnehmer war 95 Jahre alt.

Weitere soziodemografische Daten beinhalteten die Frage nach dem Bildungsstand. Den Schulabschluss mit einem Abitur hatten 26 (25%) der ALS-Patienten, 10 (19,2%) der MP-Patienten und 258 (12,5%) in der Bevölkerungsstichprobe. Zusätzlich wurde der Heiratsstand der klinischen Studienteilnehmer erfasst, wobei 78 (75%) der ALS-Patienten und 37 (71,2%) der MP-Patienten verheiratet waren.

3.2 Krankheitsspezifische Charakteristika der klinischen Gruppen

Es wurde die Krankheitsdauer in Monaten erfragt. Der Mittelwert ergab 18,1 (SD 24,5) Monate bei den ALS-Patienten und 132,6 (SD 85,5) Monate bei den MP-Patienten. Bei 3 (2,9%) der ALS-Patienten kam eine ADHS in der Verwandtschaft ersten Grades vor, bei den MP-Patienten waren es 4 (7,7%) der Fälle.

Weitere krankheitsspezifische Charakteristika bezogen auf die ALS war die bereits beschriebene Einteilung der El Escorial Kriterien. 44 (42,3%) Teilnehmer hatten eine definitive ALS, 38 (36,5%) eine wahrscheinliche ALS, 5 (4,8%) eine wahrscheinliche, laborgestützte ALS, 9 (8,7%) eine mögliche ALS und 4 (3,8%) eine PLS. Der Krankheitsbeginn äußerte sich bei 24 (15,4%) der Patienten bulbär, bei 79 (50,6%) spinal und in einem Fall (0,6%) generalisiert. Der Mittelwert für den ALSFRSr Score ergab 35,1 (SD 10,2). Zusätzlich wurden Komorbiditäten der ALS-Patientengruppe erfasst. In 42 (40,2%) der

Fälle lag keine weitere Erkrankung vor, keiner hatte eine Demenz oder Morbus Parkinson. 62 (59,6%) Patienten hatten eine weitere Erkrankung.

3.3 Auswertung der Fragebögen zur ADHS-Symptomatik

Bei 3 (2,9%) der ALS-Patienten wurde jeweils der cut-off für eine kindliche und adulte ADHS-Symptomatik überschritten. 2 (3,8%) MP-Patienten überschritten den cut-off für eine kindliche ADHS-Symptomatik und ein (1,9%) Patient für eine adulte ADHS-Symptomatik.

Für die Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung lag die Überschreitung des cut-offs für eine kindliche Symptomatik bei 90 (4,4%) Teilnehmern, für eine adulte ADHS-Symptomatik bei 200 (9,9%) Teilnehmern.

16 (15,4%) der Patienten mit ALS überschritten den cut-off des ADHS-SB. Bei Patienten mit MP überschritten 8 (15,4%) den ADHS-SB cut-off. In der Allgemeinbevölkerungsstichprobe lag das Überschreiten des cut-offs für den ADHS-SB bei 351 (14,2%) der Teilnehmer.

Bezüglich der cut-off Überschreitung des ADHS-SB unterschieden sich die Gruppen (ALS, MP, Allgemeinbevölkerung) nicht signifikant voneinander (X2=0,172 (df=2), p=0,918).

Der Vergleich der Prävalenzraten von kindlicher und adulter ADHS-Symptomatik zwischen den Studiengruppen zeigte, dass das adjustierte Odds Ratio (OR) für den Vergleich einer adulten ADHS-Symptomatik zwischen Allgemeinbevölkerungsstichprobe und ALS-Patienten bei 0,431 (95% KI: 0,129-1,440) und für die kindliche ADHS-Symptomatik bei 0,211 (95% KI: 0,065-0,685) lag. Dieser Wert wurde signifikant mit einem p<0,01. Der Prävalenzvergleich einer adulten ADHS-Symptomatik zwischen der Allgemeinbevölkerungsstichprobe und den MP-Patienten ergab ein adjustiertes OR von 0,259 (95% KI: 0,034-1.982), für eine kindliche ADHS-Symptomatik ein adjustiertes OR von 0,298 (95% KI: 0,070-1,273). Adjustiert wurde für Alter, Geschlecht, Bildungsgrad und PHQ-4 Werte. Somit wurden keine Unterschiede in den Prävalenzraten einer adulten ADHS-Symptomatik zwischen ALS-Patienten und MP sowie der Allgemeinbevölkerung gefunden.

Insgesamt waren die Prävalenzraten in beiden Klinikgruppen sehr niedrig. Die Prävalenz einer kindlichen ADHS-Symptomatik war in dem Kollektiv der ALS-Patienten signifikant niedriger als in der Allgemeinbevölkerung. Alle Patienten, die den cut-off einer kindlichen und adulten ADHS-Symptomatik überschritten haben, waren männlich.

Bezogen auf die ADHS-Subskalen, erreichten ALS-Patienten und MP-Patienten signifikant niedrigere WURS-k Summenwerte als die Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung. Der Mittelwert (SD) bei ALS-Patienten war 9,8 (15), bei MP-Patienten 9,3 (9,4) und bei der

Bevölkerungsstichprobe 13 (11,4). Im direkten Vergleich von ALS-Gruppe und Bevölkerungsstichprobe ergab sich ein signifikant niedrigeres adjustiertes OR von 2,19 (95% KI: 1,072-3,303) mit einem p<0,001. Der Vergleich MP-Patienten und Bevölkerungsstichprobe ergab ein signifikant niedrigeres adjustiertes OR von 4,09 (95% KI:

0,995-7,200) mit einem p<0,01.

Im ADHS-SB erreichten beide klinische Gruppen signifikant niedrigere Werte in der Subskala „attention deficit“ im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Der Mittelwert (SD) bei den ALS-Patienten lag bei 2,6 (3,3), bei Patienten mit MP bei 3 (3,8) und in der Allgemeinbevölkerungsstichprobe bei 3,9 (4,4). Im Vergleich von ALS-Patienten und der Allgemeinbevölkerung zeigte sich ein adjustiertes OR von 1,10 (95% KI: 0,678-1,523) bei einem p<0,001, für den Vergleich MP-Patienten und Allgemeinbevölkerung ein adjustiertes OR von 2,34 (95% KI: 1,153-3,519) bei einem p<0,001. Es wurden keine Unterschiede zwischen den Gruppen für die Subskalen „hyperactivity“ und „impulsitivity“ gefunden, auch der Summenscore des ADHS-SB unterschied sich nicht signifikant zwischen den Gruppen.

Die Auswertung des PHQ-4 Gesundheitsbogens ergab, dass 26 (25%) der ALS-Patienten und 12 (23,1%) der MP-Patienten den cut-off überschritten hatten. In der Allgemeinbevölkerungsstichprobe waren es 129 (6,2%).

Die Auswertung der Summenwerte des EDS-21 Fragebogens zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen, allerdings ergab sich ein signifikant höherer Wert für die Subskala „time“ bei ALS- und MP Patienten, was beutetet, dass die klinischen Stichproben mehr Zeit mit sportlichen Aktivitäten im Erwachsenenalter verbracht haben.

Das adjustierte OR für den Vergleich zwischen ALS-Kollektiv und Bevölkerungsstichprobe lag bei -0,392 (95% KI: -0,655—0,129) mit einem p<0,01 und für den Vergleich MP-Kollektiv und Bevölkerungsstichprobe bei -0,905 (95% KI: -1,625-0,185) mit einem p<0,05.