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4.7.3 Regressionsbäume (Classification and Regression Trees/CART)

Als zusätzliches exploratives Verfahren zur Identifikation von Gruppenmerkmalen innerhalb der Angehörigenstichprobe wurden Klassifikationsbäume (CART) (Breiman, Friedman, Ohlson & Stone, 1984) eingesetzt. Es sollten soziodemographische bzw.

krankheitsbezogene Variablen ermittelt werden, die Prädiktoren für eine hohe subjektive Belastung bzw. für die maladaptiven Krankheitsverarbeitungsstrategien

„Depressive Verarbeitung“ und „Bagatellisierung und Wunschdenken“ nach dem Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung (FKV) sind und somit besonderen Bedarf an professioneller Unterstützung aufzeigen.

In die CART-Analysen wurden alle personen- und krankheitsbezogenen Variablen, die über den Erhebungsbogen (vgl. letzter Teilfragebogen in Anhang G) und die psychiatrische Basisdokumentation (BADO) (Cording et al., 1995) (vgl. Tab. I-1 und I-2) ermittelt wurden, berücksichtigt.

4.7.3.1 Abhängige Variable subjektive Belastungen der Angehörigen

129 der 145 Angehörigen der Stichprobe konnten in die Analyse eingeschlossen werden, 16 mussten aufgrund fehlender Werte ausgeschlossen werden. Fünf Variablen differenzieren besonders gut zwischen Angehörigen, die viele Belastungen nennen (hoher Gesamtsumenscore der Belastungen) und Angehörigen mit wenigen Belastungen in Folge der Fürsorge für den Patienten (vgl. Abb. 4.3).

Mit dem Durchschnitt der Gesamtzahl der genannten Belastungen im Belastungsfragebogen (vgl. Tab. 4.2) (M = 15.9; SD = 3.7) als abhängige Variable zeigt sich, dass Angehörigen von Patienten mit chronischem Krankheitsverlauf mehr Belastungen (M = 17.4, SD = 3.8) erleben als Angehörigen von nicht chronisch kranken Patienten (M = 15.0, SD = 3.3).

Von den Angehörigen der chronisch kranken Patienten geben darüber hinaus diejenigen Angehörigen mehr Belastungen an, deren Familienmitglied nicht an einer Depression (M = 15.6, SD = 2.8), sondern an einer chronischen Schizophrenie, bipolar affektiven Störung oder Persönlichkeitsstörung leidet (M = 18.3, SD = 3.9). Von den Angehörigen der chronisch depressiv Erkrankten geben wiederum diejenigen Angehörigen mehr Belastungen an, welche die gesetzliche Betreuung für den Erkrankten übernommen haben (M = 17.0, SD = 1.5), im Vergleich zu den Angehörigen, die keine gesetzliche Betreuung für ihr erkrankten Familienmitglied übernommen haben (M = 14.4,SD = 3.2).

Von den Angehörigen der nicht chronisch kranken Patienten geben ferner diejenigen Angehörigen mehr Belastungen an, die mehr als 35 Stunden in der Woche Kontakt mit dem Erkrankten haben (M = 16.2, SD = 3.2), im Vergleich zu den Angehörigen, die weniger als 35 Wochenstunden mit dem Erkrankten verbringen (M = 14.0, SD = 3.1).

Letztere lassen sich darüber hinaus bezüglich ihres Familieneinkommens unterscheiden:

Diejenigen Angehörigen, die mehr als 3.000 Euro Familieneinkommen angeben (M = 14.7, SD = 2.8), nennen mehr Belastungen als die Angehörigen mit einem Familieneinkommen bis 3.000 Euro (M = 12.2, SD = 3.2).

Ergebnisse_____________________________________________________________________________________

194

> 35 Stunden

Nein Ja

Ja Ja

Ja

Nein Ja

> 3000 Euro

Nein

4.7.3.2 Abhängige Variable depressive Krankheitsverarbeitungsstrategien der Angehö-rigen

140 der 145 Angehörigen der Stichprobe konnten in die Analyse eingeschlossen werden, fünf mussten aufgrund fehlender Werte ausgeschlossen werden. Mit dem Mittelwert der von den Angehörigen genannten depressiven Verarbeitungsstrategien als abhängige Variable (vgl. Abb. 4.4) zeigt sich, dass nicht berufstätige bzw. bereits berentete Angehörige (M = 2.1; SD = 0.7) weniger depressive Krankheitsverarbeitsstrategien anwenden als berufstätige Angehörige, arbeitslos gemeldete Angehörige und Hausfrauen/männer (M = 2.7; SD = 0.8).

Von den berufstätigen Angehörigen geben darüber hinaus diejenigen mehr depressive Krankheitsverarbeitungsstrategien an, die in der Nähe der Klinik wohnen (M = 3.0; SD = 0.8) als diejenigen Angehörigen, die mehr als 50 km von der Klinik entfernt wohnen (M = 2.5; SD = 0.7).

Die berufstätigen Angehörigen mit mehr als 50 km Entfernung von der Klinik lassen sich ferner anhand ihres Familieneinkommens differenzieren: Angehörige mit einem Familieneinkommen über 3.000 Euro (M = 2.7; SD = 0.7) wenden mehr depressive Verarbeitungsstrategien an als Angehörige mit geringerem Familieneinkommen (M = 2.1; SD = 0.6). Letztere wiederum lassen sich noch einmal bezüglich des Krankheitsverlaufs ihrer erkrankten Familienmitglieder differenzieren: Treten Rezidive im Krankheitsverlauf des Patienten auf (M = 1.9; SD = 0.5), wenden die Angehörigen weniger depressive Verarbeitungsstrategien auf, als wenn es sich um Ersterkrankungen handelt (M = 2.4; SD = 0.6).

In der Gruppe der berufstätigen Angehörigen mit mehr als 3.000 Euro Familieneinkommen wenden Angehörige von Patienten mit einer abgeschlossenen Lehre (M = 2.5; SD = 0.7) weniger depressive Verarbeitungsstrategien an als die Angehörigen von Patienten ohne abgeschlossene Lehre (M = 3.1; SD = 0.5). Ferner wenden weiterhin in der Gruppe der Angehörigen von Patienten mit abgeschlossener Lehre diejenigen Angehörigen mehr depressive Verarbeitungsstrategien an, die keine Unterstützung durch Dritte in der Fürsorge für den Patienten (M = 2.8; SD = 0.7) erhalten, im Vergleich zu denjenigen Angehörigen, die von Dritten Unterstützung in der Fürsorge für den Patienten (M = 2.3; SD = 0.6) erhalten.

Ergebnisse _____________________________________________________________________________________

Abbildung 4.4: Regressionsbaum bzgl. depressiver

Krankheitsverarbeitungsstrategien der Angehörigen

Depressive Verarbeitungsstrategie

Ja

Nein

Nein Ja

Ja

Nein

Nein

Ja Ja

Ja

> 3.000

Ersterkrankung

4.7.3.3 Abhängige Variable Krankheitsverarbeitungsstrategie Bagatellisierung und Wunschdenken der Angehörigen

141 der 145 Angehörigen der Stichprobe konnten in die Analyse eingeschlossen werden, vier mussten aufgrund fehlender Werte ausgeschlossen werden. Mit dem Mittelwert der von den Angehörigen genannten Krankheitsverarbeitungsstrategien

„Bagatellisierung und Wunschdenken“ als abhängige Variable (vgl. Abb. 4.5) zeigt sich, dass Angehörige mit einem Familieneinkommen bis 1.500 Euro (M = 2.7;

SD = 1.0) mehr bagatellisierende Verarbeitungsstrategien und Wunschdenken anwenden als Angehörige mit einem Familieneinkommen über 1.500 Euro (M = 2.2;

SD = 1.0).

In der Gruppe der Angehörigen mit einem Familieneinkommen bis 1.500 Euro erweist sich ferner eine Arbeitslosigkeit des Patienten als relevante Variable:

Angehörige dieser Subgruppe, deren erkranktes Familienmitglied arbeitslos ist (M = 1.9; SD = 0.9), bagatellisieren deutlich weniger und wenden weniger häufiger Wunschdenken an als Angehörige von nicht arbeitslosen Patienten (M = 2.9; SD = 0.9).

Letztere wiederum lassen sich danach differenzieren, ob die Angehörigen bereits ein Gespräch/Gespräche mit dem behandelnden Therapeuten in der Klinik hatten oder nicht: Angehörige, die solche Gespräche hatten (M = 2.1; SD = 0.7), wenden deutlich seltener die Krankheitsverarbeitungsstrategien „Bagatellisierung und Wunschdenken“

an als Angehörige, die bisher noch kein Gespräch mit dem behandelnden Therapeuten hatten (M = 3.1; SD = 0.9).

Ergebnisse _____________________________________________________________________________________

Abbildung 4.5: Regressionsbaum bzgl. der Krankheitsverarbeitungsstrategie Bagatellisierung und Wunschdenken der Angehörigen

Bagatellisierung und Wunschdenken

> 1.500 Euro Ja

Ja

Ja Nein

Nein

4.7.4 Clusteranalysen

Ziel der durchgeführten hierarchischen Clusteranalysen war es, die Patienten bzw.

Angehörigen zu Clustern zu gruppieren, um zu analysieren, ob sich charakteristische Untergruppen innerhalb der Patienten- bzw. Angehörigengruppen finden lassen.

4.7.4.1 Analysestichprobe der Patienten

In der hierarchischen Clusteranalyse der Analysestichprobe der Patienten verweist das Dendrogramm (vgl. Abb. 4.6) auf eine 3-Cluster- oder eine 6-Cluster-Lösung. Da in der 6-Cluster-Lösung zwei Einzelpersonen je ein „Cluster“ bilden und ferner die 3-Cluster-Lösung sinnvoller interpretiert werden kann, wird in Tabelle 4.93 die 3-Cluster-3-Cluster-Lösung vorgestellt.

In Cluster 1 sind vorwiegend ledige schizophrene, sehr schwer erkrankte Patienten mit langer kumulierter Verweildauer und häufig bestehender Therapieresistenz und gesetzlicher Betreuung zusammengefasst. Ihr Wohnort ist überwiegend über 50 km von der Klinik entfernt. Das Cluster umfasst 13 Patienten.

Cluster 2 umfasst mit 12 Patienten die häufig ledigen, schizophrenen oder bipolar affektiv erkrankten Patienten mit sehr langer Verweildauer, häufig aggressivem Verhalten während ihres Klinikaufenthaltes und häufig bereits bei der Aufnahme in der Klinik bestehender gesetzlicher Betreuung.

Cluster 3 ist mit 303 Patienten ein sehr großes Cluster. Hier werden sowohl schizophrene wie bipolar erkrankte Patienten, vor allem jedoch auch unipolar depressive und persönlichkeitsgestörte Patienten zusammengefasst, welche im Vergleich zu den Patienten der Cluster 1 und 3 weniger schwer erkrankt sind, eine geringere kumulierte Verweildauer haben und eher mit einem Partner/in zusammenleben als die Patienten der anderen beiden Cluster.

Ergebnisse _____________________________________________________________________________________

3- Cluster-Lösung 6- Cluster-Lösung

Abbildung 4.6: Dendrogramm zur Clusteranalyse der Patientenstichprobe (n = 328)