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3. Umsetzung an den drei Standorten

3.1. Standort Baden-Württemberg

3.1.3. Reflexion des standortspezifischen Vorgehens

Das Weiterbildungscurriculums basiert auf dem Qualitätszirkel kompetenzorientierter Weiterbildungvon Fröhlich-Gildhoff, Nentwig-Gesemann und Pietsch (2011).

Das zugrundeliegende Lernverständnis des Projektteams orientierte sich am Ansatz einer lernenden Organisationsowie amKonstruktivismus.

Ein wesentlicher Schwerpunkt des standortspezifischen Vorgehens war es somit die Kitas partizipativ am Projektprozess zu beteiligen und sie damit in ihrer Eigenverantwortlichkeit bezogen auf die Gesundheitsförderung im Setting Kita zu stärken. Daher wurde die prozesshafte kitaspezifische Vorgehensweise neben den zwei thematischen Schwerpunkten immer wieder fokussiert.

Zusammenarbeit mit Eltern und Gesundheitsförderung zählten bereits in allen Projektkitas zum festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit. In der Art und Weise der Umsetzung zeig-ten sich jedoch erhebliche kitaspezifische Unterschiede. Die bedarfsgerechte Vorgehensweise in der Weiterbildung erwies sich daher als besonders praxistauglich. Allen Kitas war es mög-lich an bereits bestehenden Angeboten anzudocken. Das verstärkte Einbeziehen der Eltern, in die Planung und Umsetzung eines kitaspezifischen Projektes zur Gesundheitsförderung for-derten die pädagogischen Fachkräfte heraus. Das Durchführen von Bedarfsanalysen und das Einnehmen einer zielgruppenspezifischen Sichtweise erleichterten diesen Schritt.

Insbesondere ging es darum den Einbezug der Eltern nicht nur mittels Mitwirkung sondern vor allem auch mittels Beteiligung zu erreichen.

In Form von Feedbackgesprächen wurde nach den Weiterbildungseinheiten der kitaspezifische Prozess reflektiert. Dadurch war es dem Projektteam möglich die folgenden Weiterbildungseinheiten bedarfsgerecht anzupassen.

Zum Abschluss der Weiterqualifizierung wurde zudem ein Selbstevaluationsfragebogen zum Gesamtverlauf eingesetzt. Im Folgenden wird Bezug auf diese abschließende Selbstevaluation genommen. Die Tabelle gibt dazu einen Überblick. Die rechte Spalte zeigt die wesentlichen Nennungen der pädagogischen Fachkräfte, zu den linkstehenden Fragen auf.

Selbstevaluation der pädagogischen Fachkräfte zur Weiterbildung

1. Welche Inhalte der Weiterbildung waren für Sie in der Kindertagesstätte besonders relevant?

Reflexion der eigenen Familienbilder / der fremden Familienbilder

Input Grundlagen des Projektmanagements

SWOT-Analyse

Zielfindung zu Themen der Gesundheitsförderung und Zusammenarbeit mit Eltern auf der Grundlage der konzeptionellen kitaspezifischen Leitziele

Bedarfserhebung bei den Eltern

Zielgruppenspezifische Zugangswege zu den Eltern

Kommunikationskompetenz

Das kitaspezifische Projekt zum Thema Gesundheitsförderung in Zusammenarbeit mit den Eltern

2. Welche Inhalte waren für Sie und die Arbeit in der Kindertagesstätte eher überflüssig?

Gesprächsführung

3. Was hat ihnen noch gefehlt?

Intensivere Auseinandersetzung mit der seelischen Gesundheit

Stärkere Vernetzung innerhalb der Kita (da kein offenes Konzept)

Konkrete Umsetzungsideen für das kitaspezifische Projekt

Seelische Gesundheit bei den pädagogischen Fachkräften

4. Was hat ihnen in der

Das Engagement und die große Resonanz der Eltern

Durch die Präsenz der Eltern zeigten sich positive Reaktionen der Kinder

Situationsgerechte und kitaspezifische Vorgehensweise

Die direkte Umsetzung eines Projektes unter Mitwirkung der Eltern

Beteiligung des Projektteams (ZfKJ)

Zielerreichung

Verbesserte Beziehung zu den Eltern

Engagement und positive Stimmung im Team

5. Was lief innerhalb des Projektes nicht so gut?

Zu wenig Eltern mit Migrationshintergrund erreicht

Zeitlicher Rahmen des Gesamtprojekts war zu eng

6. Was nehmen sie nach

Projektabschluss in

den weiteren

Kitaalltag mit?

Reflexion der eigenen Haltung gegenüber den Eltern und verschiedener Lebensentwürfe

Elternaktionen stärken

Beibehaltung der kitaspezifischen Projektkomponenten

Weiterer Ausbau des kitaspezifischen Projektes

Erworbene Methodenkompetenz gilt als Bereicherung für weitere Projekte

Durch Dokumentation pädagogische Arbeit transparent machen

Neue Kommunikationswege beibehalten

Verbesserte Zusammenarbeit mit Eltern und im Team

Bedarfserhebung bei neuen Eltern (zur Erfassung der Ressourcen)

Tabelle 6:Selbstevaluation der pädagogischen Fachkräfte zur Weiterbildung

Die Auswertung der eben beschriebenen Selbstevaluation zeigt, dass die kitaspezifischen Projekte in gewissen Teilen zum festen Bestandteil der pädagogischen Arbeit werden. Damit ist es gelungen, die Themen des Projektes über die temporäre Projektlaufzeit hinaus fest zu verankern.8

Nach der intensiven Auseinandersetzung mit den Themen des Projektes, setzten sich die pädagogischen Fachkräfte an der regionalen Fachtagung mit weiteren Möglichkeiten der Gesundheitsförderung und der Zusammenarbeit mit den Eltern im Setting Kita auseinander.

Dadurch sollte der Blick auch über die Projektgrenzen hinweg geschärft werden. Durch die Methode des Word Cafés wurden die pädagogischen Fachkräfte der beteiligten Kitas zur Diskussion folgender Themen angeregt.

1. Was verstehe ich unter einem gesunden Arbeitsplatz?

Strukturelle Bedingungen des Arbeitsplatzes werden als gesundheitsförderlich betrachtet.

Darunter verstehen die pädagogischen Fachkräfte geregelte Arbeitszeiten, selbstgewählte Fortbildungen sowie einen sicheren Arbeitsplatz (keine befristeten Arbeitsversträge). Zudem werden Möglichkeiten der Entspannung am Arbeitsplatz gewünscht. Die Fachkräfte nennen dazu Aspekte wie geregelte Pausen, Rückzugsbereiche und Ruhe bspw. zur Bearbeitung der Dokumentation. Auch eine wertschätzende Teamkultur wird von den Fachkräften als gesundheitsförderlich betrachtet. Darunter wird, Zeit für Zwischenmenschliches, konstruktive Kritik sowie eine achtsame Grundhaltung den Kollegen gegenüber, gefasst.

8Vorhergehender Abschnitt sowie folgende Abschnitte können dem Gliederungspunkt 13 Verwertung der Projektergebnisse des Sachberichts zugeordnet werden

2. Wie gebe ich mein Wissen an die Familien weiter?

Die Fachkräfte nannten im Wesentlichen drei Möglichkeiten. Zum einen der Transfer des eigenen Wissens an die Familien mittels Dokumentation, Plakate/Flyer oder durch die Schaffung eines Multiplikationskonzeptes unter den Eltern. Zum anderen liegt die Chance zu Weitergabe von Wissen gemäß der Fachkräfte auch in der Beziehung zu den Eltern. Dies kann besonders in Gesprächen mit den Eltern zum Tragen kommen. Dabei wird aber auch angemerkt, dass die eigene Haltung gegenüber den Eltern ausschlaggebend für die Qualität des Wissenstransfers sein kann. Dies bedeutet bspw. auch dass Eltern als Experten ihrer Kinder akzeptiert werden. Die dritte Möglichkeit ist es Wissenstransfer in einem informelleren Rahmen zu ermöglichen. Beispiele dafür sind laut der pädagogischen Fachkräfte gemeinsames Kochen und Essen sowie Spieleaktionen.

3. Wie gebe ich mein Wissen an andere Fachkräfte weiter?

Das Wissen kann analog zu Punkt zwei über Dokumentationen sowie aber auch durch Austausch mit anderen Fachkräften weiter gegeben werden. Dabei ist wiederum die Haltung gegenüber den KollogInnen bedeutend. Den pädagogischen Fachkräften ist bewusst, dass sie Anderen offen gegenübertreten sollten und an deren Stärken ansetzen könnten. Neben den berufsspezifischen Kompetenzen bringt jede Fachkraft auch biografisch erworbenes Wissen, Erfahrungen, Fertigkeiten und Deutungsmuster mit, welche im gegenseitigen Erfahrungsaustausch zum eigenen Kompetenzzuwachs genutzt werden können.

4. Neue Haltung? Was hat sich verändert? Was ist geblieben?

Die pädagogischen Fachkräfte resümierten, dass sich einerseits ihre Einstellung gegenüber der Gesundheitsförderung in der Kita sowie gegenüber der Zusammenarbeit mit den Eltern veränderte. In Bezug auf die Gesundheitsförderung wurde insbesondere die Einstellung gegenüber der Qualität von Lebensmitteln aus ernährungsphysiologischer Sicht sowie aus herkunftsspezifischer Sicht (bio, regional, saisonal) reflektiert. Die veränderte Haltung gegenüber der Zusammenarbeit mit den Eltern wurde intensiver diskutiert. Dabei wurden neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit thematisiert, wie die direkte Ansprache bestimmter Elterngruppen (z. B. herkunfts- und genderspezifisch), Eltern über die Kinder verstärkt am Kitaalltag teilhaben lassen sowie andere Kommunikationswege (weniger Aushänge, persönlicher Kontakt) nutzen. Die Fachkräfte äußerten zudem, dass die veränderte Haltung bereits Auswirkungen in der Beziehung zwischen ihnen und den Eltern zeigte. Nach Einschätzung der Fachkräfte trauen sich die Eltern nun mehr Fragen zu stellen. Zudem drücken sie ihre Wertschätzung gegenüber der pädagogischen Arbeit verstärkt aus.

Wichtige Erfolgsfaktoren im Projektverlauf9

 Kitaspezifische prozess- und bedarfsorientierte Vorgehensweise

 Selbstreflexion als fester Bestandteil der Weiterbildungen

o Arbeit an der eigenen Haltung verstärkt über biografischen Zugang

 Performanzorientierter Kompetenzzuwachs zum Thema Zusammenarbeit mit Eltern und Gesundheitsförderung

 Fokussierung von Möglichkeiten der Nachhaltigkeit

9Die Erfolgsfaktoren sind dem Gliederungspunkt 13Verwertung der Projektergebnissezuzuordnen.