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Am 4. März 1997 hat die Regierung beschlossen, das DemoScope Institut in Adlin-genswil mit einer frauenspezifischen Wahlanalyse bezüglich der Landtagswahlen 1997 in Liechtenstein zu beauftragen. Mit der Auswertung und Berichterstattung der Umfrage wurde der Politikwissenschaftler Wilfried Marxer-Schädler betraut.

4 Repräsentative Meinungsumfrage 4.1 Auftrag

Das Meinungsforschungsinstitut DemoScope erhielt den Auftrag, mittels einer reprä-sentativen Volksbefragung möglichen Ursachen für das schlechte Abschneiden der Kandidatinnen bei den Landtagswahlen nachzugehen.

4.2 Methode

Die Befragung erfolgte telefonisch mit einem weitgehend strukturierten Fragebogen.

Es wurden insgesamt 401 Interviews bei stimmberechtigten Personen im Fürstentum Liechtenstein durchgeführt.

4.3 Zeitpunkt der Befragung

Die Befragung erfolgte zwischen dem 14. und 24. März 1997.

4.4 Fragebogen

Der Fragebogen wurde von Richard Moeri (DemoScope) in Zusammenarbeit mit Bernadette Kubik-Risch (Gleichstellungsbüro), Daniela Clavadetscher (Vorsitzende der Kommission Gleichberechtigung von Mann und Frau) und Wilfried Marxer-Schädler (Politikwissenschaftler) aufgrund eines Hypothesenkatalogs entwickelt.

5 Ergebnisse der Meinungsumfrage 5.1 Demografische Verteilung

Die insgesamt 401 interviewten Personen teilen sich wie folgt auf:

Diagramm 3: Anteil Männer und Frauen in der Umfrage (Total: 401 Stimmberechtig-te)

Geschlechteranteil in der Umfrage

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Männer Frauen

Prozent

Diagramm 4: Anteil der Altersklassen in der Umfrage (Total: 401 Stimmberechtigte)

Altersverteilung in der Um frage

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

20 - 34 Jahre 35 - 49 Jahre 50 ++ Jahre

Prozent

Diagramm 5: Anteil der Gruppen mit höherer und tieferer Bildung in der Umfrage (To-tal: 401 Stimmberechtigte)

Bildungsverteilung in der Um frage

0

Diagramm 6: Wahlkreisverteilung in der Umfrage (Total: 401 Stimmberechtigte)

Wahlkreisverteilung in der Umfrage

Diagramm 7: Angaben zur Parteiaffinität in der Umfrage (Total: 401 Stimmberechtig-te)

Verteilung der Parteiaffinität in der Um frage

0

Diagramm 8: Grundsätzliche Einstellung zur Frauenförderung in der Umfrage (Total:

401 Stimmberechtigte)

Einstellung zur Frauenförderung in der Um frage

0 10 20 30 40 50 60 70

Zustimmung Ablehnung Keine Antwort

Prozent

Die demografische Verteilung ist leicht verzerrt. Die Älteren sind gegenüber den Jüngeren in der Umfrage übervertreten. Die Verteilung nach Geschlecht und nach Landesteil (Oberland, Unterland) entspricht dagegen annähernd den tatsächlichen Grössenverhältnissen. In der Parteiaffinität deckt sich die Hierarchie mit den Resulta-ten der Landtagswahlen vom 2. Februar 1997. Allerdings zeigt sich im Vergleich zu den Landtagswahlen, dass die VU und die FBPL unterdurchschnittlich genannt wer-den, während die FL überdurchschnittlich in der Umfrage als Partei genannt wird, zu der am ehesten eine Affinität besteht.

Das kann zwei Ursachen haben. Einerseits kann das „Overreporting“ der FL damit zusammenhängen, dass progressive und jüngere Wählerschichten - also die Wäh-lerbasis der FL - eher auskunftsbereit sind als konservative, ältere Schichten. Ande-rerseits dürfte ein Grossteil der 21,7 Prozent, die keine Antwort gegeben haben oder keine Parteiaffinität angaben, aus dem gleichen Grund eine der beiden Volkspartei-en gewählt habVolkspartei-en. Dies geht auch aus der Analyse der AntwortVolkspartei-en hervor, die bei dieser Gruppe mehr Nähe zu der Anhängerschaft der VU und der FBPL als zur FL ergibt.

5.2 Spontane Nennungen zu den Wahlen 1997

Frage 1:

Wenn Sie an die letzten Landtagswahlen zurückdenken, was kommt Ihnen spontan in den Sinn?

Nur 8 Prozent der Befragten gingen spontan in der Einleitungsfrage auf das Thema

„Frauen“ ein. Am ehesten erwähnten Frauen, Ältere, gut Ausgebildete und Sympa-thisanten der FL das Abschneiden der Frauen bei den Wahlen.

In den spontanen Erinnerungen an die Wahlen dominieren Kommentare zum Wahl-kampf (Stichwort: Rote Karte) und das Abschneiden der einzelnen Parteien. Das schlechte Abschneiden der Frauen bei den Landtagswahlen wird weit weniger häufig erwähnt („Schade, dass nur eine Frau gewählt wurde“). Teilweise gibt es auch ge-genteilige Reaktionen („Finde gut, dass nur eine Frau gewählt wurde. Man hat sich an Männer gewöhnt und weiss etwa, wie es läuft“).

5.2.1 Unterschied nach Geschlecht

Die Frauen haben etwas häufiger als die Männer „Frauen“ thematisiert. 6 Prozent der Männer gegenüber 10 Prozent der Frauen erinnerten sich spontan an ein Ereig-nis oder ErgebEreig-nis, das mit Frauen zusammenhängt.

5.2.2 Unterschied nach Alter

Am häufigsten thematisierte die Altersgruppe der ++50jährigen die Frauen (11 Pro-zent), während in den anderen Altersgruppen die Frauen nur von 7 Prozent der Be-fragten thematisiert wurden.

5.2.3 Unterschied nach Bildung

Die Thematisierung der Frauen steigt mit dem Bildungsniveau. 7 Prozent mit tieferer Bildung gegenüber 12 Prozent mit höherer Bildung erinnerten sich spontan an ein Frauenthema.

5.2.4 Unterschied nach Wahlkreis

Zwischen den beiden Wahlkreisen Oberland und Unterland ergeben sich keine signi-fikanten Unterschiede.

5.2.5 Unterschied nach Parteiaffinität

Die Anhängerschaft der FL thematisierte fast dreimal so häufig Frauen, wenn sie an die Wahlen zurückdachte. 17 Prozent der FL-Anhängerschaft thematisierten Frauen gegenüber 6 Prozent bei VU und FBPL.

(Diagramm auf der folgenden Seite)

Diagramm 9: Thematisierung von Frauen nach Parteiaffinität

Thamtisierung von "Frauen"

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

VU FBPL FL

Prozent Antworten .

"Frauen" thematisiert

5.2.6 Unterschied nach Einstellung zur Frauenförderung

Diejenigen, die sich für eine Frauenförderung aussprechen, thematisierten doppelt so häufig Frauen wie diejenigen, die sich gegen eine Frauenförderung aussprechen (10 Prozent gegenüber 5 Prozent).

5.3 Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten

Frage 2:

Welches war Ihr allgemeiner Eindruck von den damaligen Landtagskandidatinnen, also von den Frauen? Bitte sagen Sie mir zu jeder der folgenden Aussagen, ob diese Ihrer Meinung nach im allgemeinen auf die kandidierenden Frauen eher zutraf, un-terschiedlich zutraf, oder eher nicht zutraf.

 medienwirksam

 bekannt

 durchsetzungsfähig

 politisch erfahren

 fachlich kompetent

 ehrgeizig

(Befragung mit Rotation. Die gleiche Frage wurde auch zu den Kandidaten gestellt)

Mit dieser Frage sollte überprüft werden, inwieweit das enttäuschende Wahlresultat der Frauen mit Vorurteilen zusammenhängt. Wenn die Kandidatinnen und Kandida-ten objektiv miteinander verglichen werden, kann man feststellen, dass sowohl bei den Kandidatinnen wie auch bei den Kandidaten ein breites Spektrum an berufli-chen, politischen und persönlichen Qualifikationen zur Auswahl stand. Der grösste Unterschied bestand darin, dass die Männer aufgrund ihrer massiven Übervertretung im Landtag grössere politische Erfahrung aufweisen.

5.3.1 Überblick

Auf der Skala von +1 (trifft zu) bis -1 (trifft nicht zu) ergaben sich deutliche Unter-schiede in der Beurteilung der Kandidatinnen und der Kandidaten. Die Kandidatin-nen wirken im allgemeiKandidatin-nen im Vergleich zu den Kandidaten weit gefühlsbetonter, offener und ehrlicher. Die Kandidaten übertreffen die Kandidatinnen dagegen deut-lich bei den Attributen „bekannt“, „politisch erfahren“ und „medienwirksam“. Dagegen sind die Unterschiede in Bezug auf Leistungsfähigkeit, Entschlossenheit, fachliche Kompetenz, Ehrgeiz und Durchsetzungsfähigkeit weniger deutlich.

Den Kandidatinnen werden also durchschnittlich „emotionale“ Eigenschaften zuge-schrieben, die mit dem allgemeinen Frauenbild in unserer Gesellschaft übereinstim-men, während die Kandidaten „rationale“ Eigenschaften für sich verbuchen können, die als typisch „männlich“ angesehen werden.

Interessant ist auch die Feststellung, dass kaum negative Bewertungen vorkommen.

Die Kandidatinnen bekommen lediglich bezüglich der politischen Erfahrung und der Medienwirksamkeit negative Noten - was allerdings die politischen Erfolgsaussichten

wesentlich schmälern dürfte - , während den Männern ein Mangel an Gefühlen atte-stiert wird.

Diagramm 10: Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten nach dem Grad der Zustimmung zu ausgewählten Merkmalen

Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten

-1.00

Bekannt Politisch erfahren Medienwirksam Durchsetzungs- hig Ehrgeizig Fachlich kompetent Entschlossen Leistungsfähig Ehrlich Offen Gehlsbetont

Grad der Zustimmung .

Kandidatinnen Kandidaten

5.3.2 Unterschiedliche Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten nach Geschlecht

In den meisten Einschätzungen liegen die befragten Frauen und Männer dicht be-einander. Bei drei Merkmalen liegen jedoch signifikante Unterschiede vor.

Für die Männer wirkten die Kandidatinnen gefühlsbetonter und medienwirksamer als für die Frauen. Umgekehrt schätzen die Frauen die Kandidatinnen als entschlosse-ner ein als die befragten Mänentschlosse-ner.

In Zahlen: Für 36 Prozent der Männer und für 23 Prozent der Frauen waren die Kan-didatinnen medienwirksam. Auf 58 Prozent der Männer und auf 48 Prozent der Frauen wirkten die Kandidatinnen gefühlsbetont. Und auf 65 Prozent der Frauen ge-genüber 53 Prozent der Männer wirkten die Kandidatinnen entschlossen.

Mit anderen Worten werden Kandidatinnen von den Männern stärker als von den Frauen auf ihre traditionelle gesellschaftliche Rolle festgelegt.

Hingegen gibt es keine signifikanten Unterschiede in der Beurteilung der Kandidaten durch die befragten Männer und Frauen.

5.3.3 Unterschiedliche Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten durch Altersgruppen

Die Umfrage ergibt den allgemeinen Eindruck, dass die Älteren eine positivere Ein-schätzung gegenüber den Kandidatinnen und Kandidaten haben als die Jüngeren.

Die Jüngeren sind kritischer eingestellt.

Am deutlichsten wird dies bezüglich der Kandidatinnen bei den Merkmalen „durch-setzungsfähig“, „entschlossen“, „politisch erfahren“ und „medienwirksam“.

Diagramm 11: Beurteilung der Kandidatinnen durch verschiedene Altersgruppen

Beurteilung der Kandidatinnen

0 10 20 30 40 50 60 70

Offen Entschlossen Ehrlich Leistungsfähig Gehlsbetont Ehrgeizig Fachlich kompetent Durchsetzungs- hig Bekannt Medienwirksam Politisch erfahren

Prozent Zustimmung .

20 - 34 Jahre 35 - 49 Jahre ++ 50 Jahre

Bezüglich der Kandidaten liegen die Beurteilungen deutlicher auseinander. Die ex-tremsten Differenzen sind im Diagramm dargestellt.

(Diagramm auf der folgenden Seite)

Diagramm 12: Beurteilung der Kandidaten durch verschiedene Altersgruppen

Offen Entschlossen Ehrlich Leistungsfähig Gehlsbetont Ehrgeizig Fachlich kompetent Durchsetzungs- hig Bekannt Medienwirksam Politisch erfahren

Prozent Zustimmung .

20 - 34 Jahre 35 - 49 Jahre ++ 50 Jahre

Ein Vergleich zwischen der Beurteilung der Kandidatinnen und der Kandidaten zeigt, dass die Einschätzung der Kandidatinnen bei allen Altersgruppen ziemlich identisch ist, während die Kandidaten von den ++50jährigen merklich besser bewertet werden als von den Jüngeren.

Grundsätzlich werden die Kandidaten besser bewertet als die Kandidatinnen, und zwar nicht nur bezüglich der politischen Erfahrung, bei der die Kandidaten aufgrund des hohen Anteils an bisherigen Landtagsabgeordneten einen Vorsprung haben. Bei den älteren Stimmberechtigten fällt der Vergleich zwischen den Kandidatinnen und Kandidaten noch etwas deutlicher zugunsten der männlichen Kandidaten aus.

5.3.4 Unterschiedliche Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten durch Bildungsgruppen

Bei den meisten Merkmalsbeurteilungen zeigen sich keine wesentlichen Unterschie-de zwischen Unterschie-den unterschiedlichen Bildungsgruppen. Das trifft sowohl bei Unterschie-den Kan-didatinnen wie auch bei den Kandidaten zu.

Bezüglich der Kandidatinnen gibt es die grössten Unterschiede in der Beurteilung der Entschlossenheit (64 Prozent Zustimmung bei der Gruppe mit tieferer Bildung, 51 Prozent Zustimmung bei der Gruppe mit höherer Bildung) und bei der Beurteilung der fachlichen Kompetenz (40 Prozent Zustimmung bei der Gruppe mit tieferer Bil-dung und 33 Prozent Zustimmung bei der Gruppe mit höherer BilBil-dung).

(Diagramm auf der folgenden Seite)

Diagramm 13: Beurteilung der Kandidatinnen durch Bildungsgruppen

Beurteilung der Kandidatinnen

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

Tiefere Bildung Höhere Bildung

Prozent Zustimmung .

entschlossen fachlich kompetent

Bei den Kandidaten trifft die positivere Einschätzung durch tiefere Bildungsschichten am ausgeprägtesten bei den Merkmalen „entschlossen“, „fachlich kompetent“ und

„medienwirksam“ zu. Auf 63 Prozent der Gruppe mit tieferer Bildung wirken die Kan-didaten entschlossen (höhere Bildung: 50 Prozent), auf 50 Prozent wirken sie fach-lich kompetent (höhere Bildung: 38 Prozent) und auf 48 Prozent medienwirksam (höhere Bildung: 38 Prozent).

(Diagramm auf der folgenden Seite)

Diagramm 14: Beurteilung der Kandidaten durch Bildungsgruppen

Beurteilung der Kandidaten

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

entschlossen fachlich kompetent medienwirksam

Prozent Zustimmung .

Tiefere Bildung Höhere Bildung

5.3.5 Unterschiedliche Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten im Oberland und Unterland

Im Unterland schneiden die Kandidatinnen in der Beurteilung besser ab als im Ober-land. Sie werden weit häufiger als im Oberland als bekannt, medienwirksam, ehrlich und gefühlsbetont eingestuft. Bei den anderen Merkmalen zeigen sich keine grossen Unterschiede.

Ob die Einstellung der Stimmberechtigten im Unterland gegenüber den Frauen in der Politik anders ist als im Oberland, kann daraus nicht abgeleitet werden. Es ist auch möglich, dass im Unterland eher Kandidatinnen nominiert wurden, die eine breitere Akzeptanz bei den Stimmberechtigten finden oder dass Männer nominiert wurden, die keine gute Akzeptanz gefunden haben.

Trotzdem ist auffallend, dass alle bisherigen weiblichen Landtagsabgeordneten aus dem Unterland stammen, und dass auch die bisher einzige Vorsteherin im Unterland amtierte5.

(Diagramm auf der folgenden Seite)

5 Emma Eigenmann aus Nendeln, Ingrid Hassler-Gerner aus Eschen, Renate Wohlwend aus Schel-lenberg als Landtagsabgeordnete; Maria Marxer aus Gamprin als Gemeindevorsteherin

Diagramm 15: Beurteilung der Kandidatinnen nach Landesteil (Antwort: „traf eher zu“)

Beurteilung der Kandidatinnen

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

bekannt medienwirksam ehrlich gefühlsbetont Prozent Zustimmung . Oberland

Unterland

In der Beurteilung der Kandidaten gibt es kaum signifikante Unterschiede zwischen den beiden Wahlkreisen. Am deutlichsten gehen die Meinungen bezüglich der fach-lichen Kompetenz auseinander. 50 Prozent der Wahlberechtigten im Oberland ge-genüber nur 38 Prozent der Wahlberechtigten im Unterland schätzten die Kandida-ten als fachlich kompeKandida-tent ein.

Hierin könnte also tatsächlich eine Ursache für die besseren Chancen der Frauen im Unterland liegen, wie dies im vorangegangen Kapitel festgestellt wurde.

5.3.6 Unterschiedliche Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten nach Parteiaffinität

Am stärksten fallen die Unterschiede in der Beurteilung der Kandidatinnen entlang der Parteigrenzen aus.

Die Anhänger der drei Parteien sind sich lediglich in der Beurteilung von zwei Merk-malen der Kandidatinnen mehr oder weniger einig. Bezüglich Offenheit (60 bis 67 Prozent Zustimmung) und politischer Erfahrung (14 bis 19 Prozent Zustimmung) ist die Einschätzung ähnlich positiv oder negativ. Bei allen anderen Merkmalen zeigen sich grosse Unterschiede.

(Diagramm auf der folgenden Seite)

Diagramm 16: Beurteilung der Kandidatinnen nach Parteiaffinität

Beurteilung der Kandidatinnen nach Parteiaffinität

0%

offen ehrlich ehrgeizig leistungsfähig entschlossen gehlsbetont bekannt durchsetzungs- hig fachlich kompetent medienwirksam politisch erfahren

Prozent Zustimmung .

VU FBPL FL

Die FL-Anhängerschaft hat durchschnittlich einen schlechteren Eindruck von den Kandidatinnen als die Anhängerschaft der VU und der FBPL. Die positivste Beurtei-lung erfahren die Kandidatinnen aus dem Lager der FBPL. Dies ist erstaunlich, zu-mal keine Kandidatin der FBPL den Einzug in den Landtag geschafft hat. Anderer-seits erstaunt auch, dass die FL-Anhängerschaft den schlechtesten Eindruck von den Kandidatinnen hat, obwohl die FL am meisten Kandidatinnen portiert hat. Der Grund dürfte darin liegen, dass die Wählerbasis der FL generell kritischer eingestellt ist als die Basis von VU und FBPL.

Interessant ist, dass fast durchgängig die VU-Anhängerschaft die mittlere Position einnimmt, während das FL- und FBPL-Lager die beiden Extreme besetzen. In der Beurteilung der Ehrlichkeit, des Ehrgeizes und der Bekanntheit der Kandidatinnen liegen dabei VU- und FBPL-Anhängerschaft am nächsten beieinander. In der Beur-teilung der Leistungsfähigkeit, der fachlichen Kompetenz und der Gefühlsbetontheit liegen die VU- und die FL-Anhängerschaft am nächsten beieinander.

Wie bei den Kandidatinnen erhalten auch die Kandidaten aus dem Lager der FBPL die positivste Bewertung, während die FL-Anhängerschaft eine kritische Haltung ein-nimmt. Das VU-Lager nimmt wiederum meistens die mittlere Position ein. Dabei ist deutlich mehr Nähe zur FBPL als zur FL gegeben. Die FL-Anhängerschaft hebt sich am stärksten ab.

Vor allem bei den Persönlichkeitsmerkmalen6 deckt sich die Meinung des VU- und FBPL-Lagers, während die FL-Anhängerschaft die Kandidaten nur halb so oft als

6 Als Persönlichkeitsmerkmale können „offen“, „ehrlich“ und „gefühlsbetont“ angesehen werden

ehrlich, offen und gefühlsbetont bezeichnet. Die FL-Anhängerschaft ist auch sehr viel kritischer bezüglich der Leistungsfähigkeit und der fachlichen Kompetenz der Kandi-daten eingestellt.

Diagramm 17: Beurteilung der Kandidaten nach Parteiaffinität

Beurteilung der Kandidaten nach Parteiaffinität

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

offen ehrlich ehrgeizig leistungsfähig entschlossen gehlsbetont bekannt durchsetzungs- hig fachlich kompetent medienwirksam politisch erfahren

Prozent Zustimmung .

VU FBPL FL

5.3.7 Direkter Vergleich der Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten nach Parteiaffinität

Im folgenden Diagramm wird dargestellt, wie gross die Kluft in der Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten je nach Parteiaffinität der Befragten ausfällt.

Es zeigt sich, dass in der Tendenz quer durch alle Parteianhängerschaften eine ähn-liche Einschätzung bezüglich der Kandidatinnen und der Kandidaten vorliegt. Dieser Eindruck wird auch nicht dadurch korrigiert, dass insgesamt ein etwas besseres Image der Kandidatinnen im Lager der FL als bei den anderen Parteien festgestellt werden kann.

(Diagramm auf der folgenden Seite)

Diagramm 18: Unterschiedliche Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten je nach Parteiaffinität der Befragten (0 = gleich positive oder negative Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten; + = positivere Beurteilung der Kandidatinnen; - = negativere Beurteilung der Kandidatinnen)

Beurteilung der Kandidatinnen im Vergleich zu den Kandidaten

-1.00

leistungsfähig offen bekannt fachlich kompetent medienwirksam politisch erfahren gehlsbetont durchsetzungs-hig ehrlich ehrgeizig entschlossen

Unterschied in der Bewertung .

VU FBPL FL

Das grösste Handicap für die Kandidatinnen gegenüber den Kandidaten liegt ge-mäss der Beurteilung durch die Befragten vor allem im Bekanntheitsgrad, der politi-schen Erfahrung und der Medienwirksamkeit. Im Bereich der fachlichen Kompetenz, der Entschlossenheit, dem Ehrgeiz und der Durchsetzungsfähigkeit liegen die Unter-schiede in der Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten in einer engen Band-breite.

Dagegen werden die Kandidatinnen im Vergleich zu den Kandidaten als weit offener, ehrlicher und gefühlsbetonter beurteilt.

Mit anderen Worten schneiden die Kandidatinnen in der Persönlichkeitsbewertung besser ab als die Kandidaten, während die Kandidaten als bekannter, politisch erfah-rener und medienwirksamer eingeschätzt werden.

5.3.8 Unterschiedliche Beurteilung der Kandidatinnen je nach Einstellung zur Frauenförderung

Die Beurteilung der Kandidatinnen durch diejenigen, die eine Frauenförderung be-grüssen bzw. ablehnen deckt sich weitgehend. Am deutlichsten sind die

Unterschie-de in Unterschie-der Beurteilung Unterschie-der Ehrlichkeit und Unterschie-der Offenheit Unterschie-der Kandidatinnen. FörUnterschie-de- Förde-rungsbefürworter betrachten die Kandidatinnen als ehrlicher (70 zu 58 Prozent) und offener (71 zu 59 Prozent).

In der Beurteilung der Kandidaten gibt es keine signifikanten Unterschiede zwischen denjenigen, die eine Frauenförderung befürworten und denjenigen, die eine Frauen-förderung ablehnen.

5.4 Zusammenfassung der Beurteilung der Kandidatinnen und Kandidaten Es gibt grosse Differenzen in der Beurteilung der Kandidatinnen und der Kandidaten.

Grob gesprochen schneiden die Kandidatinnen bei den emotionalen oder charakter-lichen Eigenschaften (Persönlichkeitsmerkmale) besser ab, während die Kandidaten in den Bereichen der Erfahrung, Kompetenz und Bekanntheit bessere Noten be-kommen.

Beim Urnengang dürften die Werte, bei denen die Kandidaten besser bewertet wur-den (Kompetenz, Bekanntheit, Erfahrung, Durchsetzungsvermögen u.a.) stärker ge-wichtet werden als die Werte, bei denen die Kandidatinnen positiver beurteilt wur-den.

Insgesamt liegt das Urteil der Wahlberechtigten der verschiedenen Geschlechter, Altersgruppen, Bildungsschichten und der beiden Wahlkreise sehr nahe beieinander.

Die relevanteste Segmentierung ist entlang der Parteigrenzen nachweisbar. Dabei wiederum urteilen die Anhänger der VU und der FBPL eher gleichlautend, während sich die Anhängerschaft der FL davon deutlich abhebt.

Es gibt Indizien, dass vor allem die älteren Wählerinnen und Wähler die Männer ge-genüber den Frauen stark bevorzugt haben und somit wesentlich an der Wahlmisere für die Frauen beteiligt sind. Denn im Vergleich der verschiedenen Altersgruppen zeigt es sich, dass die Beurteilung der Kandidatinnen bei allen Altersgruppen ziem-lich identisch ist, während die Kandidaten von den ++50jährigen deutziem-lich besser be-wertet werden als von den jüngeren Stimmberechtigten. Dadurch schneiden die Kandidatinnen im direkten Vergleich mit den Kandidaten bei den älteren Stimmbe-rechtigten am schlechtesten ab.

5.5 Ideales Kandidatinnenprofil

Frage 3

Die Wahlchancen von Kandidatinnen hängen von verschiedenen Faktoren ab. Ich lese Ihnen nun einige Gegensätze vor - bitte sagen Sie mir jeweils, welche der bei-den genannten Frauen Ihrer Meinung nach allgemein gesehen die grösseren Wahl-chancen hat als die andere.

 Ältere oder Jüngere

 Berufstätige oder Haushaltführende

 Ledige oder Verheiratete

 Mutter oder Kinderlose

 Höhere Ausbildung oder geringere Ausbildung

 Ehrgeizige oder Genügsame

 Exponierte oder weniger Exponierte

 Streitlustige oder Moderate

 Fortschrittliche oder Konservative

 Auffällige oder Unauffällige

(Befragung mit Rotation)

Diese Frage soll Aufschluss darüber geben, wie das ideale Profil einer Kandidatin in der Einschätzung der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger aussieht, d.h. welche Kri-terien eine Frau erfüllen muss, um gegenüber ihren Mitbewerberinnen und allenfalls auch gegenüber den kandidierenden Männern eine Wahlchance zu haben.

An die ideale Kandidatin - das zeigt die Umfrage - werden sehr hohe Anforderungen gestellt. Am deutlichsten fällt die Meinung bezüglich der Ausbildung und der berufli-chen Tätigkeit aus. 80 Prozent attestieren Frauen mit höherer Ausbildung bessere Chancen als Frauen mit geringerer Ausbildung. Nur 5 Prozent sehen das umgekehrt.

60 Prozent geben einer berufstätigen Kandidatin, 10 Prozent einer haushaltführen-den Kandidatin bessere Chancen. Gleichzeitig räumen aber auch 47 Prozent haushaltführen-den Verheirateten und Müttern bessere Chancen ein als den Ledigen und Kinderlosen.

Nur 10 Prozent rechnen damit dass Ledige bessere Chancen haben und 12 Prozent, dass Kinderlose besser Chancen haben.

Die ideale Kandidatin weist also eine hohe Ausbildung auf und ist berufstätig, gleich-zeitig aber auch verheiratet und Mutter.

Die ideale Kandidatin ist ausserdem ehrgeizig, dabei jedoch moderat. Sie ist eher fortschrittlich als konservativ und tendenziell exponiert.

Weniger deutlich gewichtet werden das Alter der Frauen und ihre Auffälligkeit bzw.

Weniger deutlich gewichtet werden das Alter der Frauen und ihre Auffälligkeit bzw.