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Rückkopplung des Network-Monitoring auf das Management

In der bisherigen Arbeit wurde Network-Monitoring hauptsächlich im Kontext der IT vorge-stellt. Bereits in der Beschreibung der qualitativen Netzwerkanalyse wurde jedoch auf eine Verbindung zwischen Network-Monitoring und Management einer Unternehmung im Rah-men des QFD Verfahrens hergestellt, welche nun erweitert wird.

Im diesem Kapitel wird eine integrative Sicht des Monitoring vorgestellt. Network-Monitoring wird als eines von vielen vollwertigen Instrumenten des strategischen Managements vorgestellt. Im Rahmen dieses Managementbereichs kann Network-Monitoring speziell in der sogenannten Performance-Messung eingesetzt werden. Bevor dieser Zusammenhang näher erläutert wird, muss das Konzept des strategischen Managements und der Performance-Messung vorgestellt werden.

4.1 Strategisches Management

Dieser Bereich der Managementlehre erweiterte die traditionellen Theorien um einen ganz-heitlichen, systemorientierten Ansatz. Unternehmungen werden nicht mehr als mechanische Maschinen sondern als reziproke, organische Systeme angenommen, welche in ständiger Wechselwirkung mit unterschiedlichen Einflüssen auf die Unternehmung stehen. Eine Kon-sequenz ist, dass das Management nicht mehr als aneinandergereihte, einzelne Entscheidun-gen gesehen wird, vielmehr muss es als kontinuierlicher Prozess verstanden werden. Nicht mehr nur das Auffinden der richtigen Entscheidung ist von Interesse, darüber hinaus befasst sich das strategische Management auch mit der Umsetzung sowie dem Einfluss der getätigten Maßnahmen auf das Unternehmen und seine Umwelt. Diese Veränderungen werden im stra-tegischen Management nicht nur auf finanzielle Kennzahlen reduziert. Im Sinne des erweiter-ten Systemfokus werden zum Beispiel auch Auswirkungen auf Systemprozesse, wie zum Bei-spiel die Reaktionszeiten eines Web-Portals, in Betracht gezogen (Welge, 2004).

Diese beschriebene Erweiterung des Managementprozesses verlangt nach neuen Formen von Kontrollsystemen. Konventionelles Controlling liefert keine ausreichenden Informationen für das strategische Management. Nicht nur die hauptsächlich finanziell ausgerichteten

Kontroll-größen sondern auch die vergangenheitsorientierte Messung sowie die Vernachlässigung von Wirkzusammenhängen sind zu eingeschränkt für ein Kontrollkonzept im Sinne des strategi-schen Managements. Aus diesem Grund wurde die eingangs erwähnte Performance-Messung entwickelt. Hierbei handelt es sich weniger um ein einzelnes Messinstrument sondern um ein Konzept, welches die Eigenschaften von Kontrollsystemen im strategischen Management definiert. Wie in Abbildung 34 gezeigt wird, müssen derartige Systeme neben finanziellen, quantitativen, ex-post und internen Messgrößen, wie sie im Controlling verwendet werden, auch nicht-finanzielle, qualitative, ex-ante und externe Informationen bereitstellen (Müller-Stewens, 2005).

Abbildung 34: Performance Messung (Müller-Stewens, 2005, p.638)

Aufgrund der soeben besprochenen Erweiterung der strategischen Kontrollsysteme können Network-Monitoring-Systeme als Instrument der Performance Messung des strategischen Managements angesehen werden. Dies beschränkt sich zwar nicht nur auf IT-Unternehmen sondern auf sämtliche Unternehmen, welche sich auf Computernetzwerke verlassen, jedoch ist in IT-Unternehmen der Zusammenhang zwischen der Netzwerkinfrastruktur und der

4.2 Einsatzmöglichkeiten

Nachdem die Verbindung von Network-Monitoring und Performance Messung auf einer konzeptionellen Grundlage hergeleitet wurde, werden nun Einsatzmöglichkeiten des Network-Monitoring in Bezug auf die Performance Messung vorgestellt.

Robert Kaplan, der Entwickler der Balanced Score Card (BSC), dem bedeutendsten Instrument des strategischen Management, folgt mit der Entwicklung der BSC dem Grundgedanken “what you can’t measure, you can’t manage“. Diese Aussage trifft auch auf das Computernetzwerk einer Firma zu. Solange es keine Messungen der Leistung gibt, ist es nicht möglich objektive Managemententscheidung zu treffen. Somit sind Network-Monitoring-Systeme nötig, um die IT-Infrastruktur managen zu können.

Das in dieser Arbeit vorgestellt Projekt kann hier als Beispiel dienen. Bevor eine umfassende Network-Monitoring-Lösung implementiert wurde, wurden dem Management häufig Probleme einzelner User mit der IT berichtet. Ein Resultat war eine negative Grundhaltung gegenüber der Belegschaft dieser Abteilung und der IT-Infrastruktur im Gesamten. Nachdem auf Grundlage von Daten aus der Netzwerküberwachung die objektive Leistung der IT dargestellt werden konnte, erkannte das Management, dass die einzelnen Fehler punktuelle Probleme ohne gröbere Auswirkungen auf die Gesamtperformance waren. Dadurch änderte sich die Einstellung gegenüber der IT, und die zuvor erwähnten Probleme wurden als vernachlässigbar eingestuft.

Neben dieser Objektivierbarkeit von Managemententscheidungen durch neue Messgrößen bietet die Performance-Messung implizit auch eine Möglichkeit zur Ausrichtung auf die Strategie eines Unternehmens. In der Literatur wird festgestellt, dass die Auswahl von Messgrößen das Verhalten der Mitarbeiter beeinflusst und somit als strategisches Steuerungsinstrument eingesetzt werden kann (Müller-Stewens, 2005).

Wiederum kann ein konkretes Beispiel diese These bestätigen und zeigen, dass Network-Monitoring-Systeme in diesem Sinne eingesetzt werden können. Das Management der Tageszeitung verfolgte unter anderem folgende Unternehmensmission:

“Höchste Aktualität des Webauftritts“

Dies sollte durch einen direkten Import der APA Pressemeldungen in das Content-Management-System der Homepage via FTP realisiert werden. Obwohl dieser Punkt dem Management derartig wichtig ist, dass er im Rahmen einer strategischen Mission festgehalten

wurde, fand keine regelmäßig Überprüfung der korrekten Funktionsweise des Imports statt.

Dadurch schenkte das IT-Personal diesem Vorgang wenig Aufmerksamkeit. Probleme wurden meist erst nach einiger Zeit durch externe Besucher der Homepage erkannt und gemeldet. Im Rahmen des Network-Monitoring-Systems werden die Verbindung zum APA-Server sowie die Funktionsweise des FTP-Dienstes überprüft, da dies die festgestellten Ursachen für einen Ausfall des Imports waren. Somit werden die Administratoren unverzüglich über Probleme informiert und können diese umgehend beheben. Die strategische Mission des Managements wird folglich erst durch das Network-Monitoring-System konkret durchgesetzt.

Das soeben genannte Beispiel zeigt noch eine weitere Funktion der Performance Messung respektive des Network-Monitoring. Es dient als Kommunikations- und Übersetzungsinstrument von Vision und Strategie. Im beschriebenen Fall wird die allgemein formulierte Mission “Höchste Aktualität des Webauftritts“ in eine konkrete Anweisung, nämlich der Aufrechterhaltung des Imports der APA Meldungen, übersetzt.

Als letzter Nutzen eines Network-Monitoring-Tools im Rahmen der Performance-Messung sei hier die Möglichkeit des raschen Feedbacks für den Mitarbeiter erwähnt. Dieser kann anhand von Vorgaben und den Daten der Network-Monitoring-Umgebung erkennen, ob er die geforderte Leistung erbringt. Wenn dies nicht der Fall ist, kann er proaktiv das Management auf mögliche Fehler der Strategie hinweisen, wenn die geforderten Leistungen aufgrund von strukturellen Fehlern nicht zu erbringen sind. Somit dient das Network-Monitoring-System nicht nur dem Feedback für den Mitarbeiter, sondern auch als Basis für Reflexion der Unternehmensstrategien.

Die genannten Punkte zeigen, dass Network-Monitoring-Systeme über eine technische Verwendung hinaus auch als Instrumente der Unternehmensführung eingesetzt werden können. Aufgrund des bisher fehlenden Bezugs zum strategischen Management, wurde aber ein derartiger Ansatz kaum näher betrachet. Im vorliegenden Projekt konnte das Management aber vom dargestellten Nutzen überzeugt werden.