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Patienten/-innen)

Frage 4 – Lohnt sich der Aufwand in ARMIN

8 DISKUSSION DER ERGEBNISSE, GESAMTBEURTEILUNG

8.3.4 Qualität der MP

Die Qualitätsanforderungen an ARMIN-MP sind eine möglichst standardisierte Befüllung von MP-Zeilen (um Änderungen aufgrund von Datenbankabweichungen zu verhindern), Voll-ständigkeit, Aktualität, die Sicherheit durchgeführter pharmazeutischer und medizinischer AMTS-Prüfungen und die kontinuierliche Fortschreibung unter Beachtung dieser Qualitäts-parameter.

Standarddaten

Eine unterschiedliche Befüllung fachlich identischer MP-Zeilen resultiert daraus, dass es in Deutschland im Wesentlichen 4 (davon 3 marktbeherrschende) Datenbankanbieter gibt, die ihre AM-Daten redaktionell unterschiedlich aufbereiten. Einheitliche Standards, die zur Befüllung von MP herangezogen werden könnten, existieren bisher nicht. Dies kann, wenn Arzt/Ärztin und Apotheker/-in mit unterschiedlichen AM-Datenbanken arbeiten, dazu führen, dass sich ein und dieselbe Zeile im MP jedes Mal ändert, wenn der andere LE den MP aktualisiert. Dazu kommt, dass die Angaben auf dem MP von den Bezeichnungen auf den AM-Packungen abweichen können. All dies kann zu Verunsicherungen der Patienten/-innen bis hin zu einer potenziellen Gefährdung führen.

Dieses Problem wurde in ARMIN durch Vorgaben in den Anforderungskatalogen für AVS und PVS reduziert, konnte jedoch nicht vollständig gelöst werden. So wurden verpflichtende

Regeln definiert, dass der erste Eintrag, den ein LE von einer MP-Zeile erstellt, nicht auto-matisch von dem zweiten LE überschrieben wird, sondern dies nur manuell nach einer inhaltlichen Bewertung durch den LE erfolgen kann (siehe Ergebnisse der Phase 0 der praktischen Umsetzung). Da im ARMIN-MM obligatorisch die Apotheken die Erfassung der Gesamtmedikation und die erste Erstellung eines vorläufigen MP durchführen, wird die Bestandsmedikation in der Regel von der Apotheke aufgenommen, die dann durch die Ärzte/

-innen lediglich um neue AM ergänzt wird. Das Problem wurde dadurch reduziert, da die Qualität der AM-Daten in Apotheken durchgängig sehr hoch und einheitlich ist und der Daten-bankanbieter durch redaktionelle Überarbeitungen auch die Verständlichkeit der Bezeich-nungen für Laien/-innen (d. h. Patienten/-innen) berücksichtigt. Dennoch zeigte sich an unter-schiedlichen Stellen im Projekt, dass es zu Abweichungen und Irritationen kam (siehe Kommentare Phase 1 und 2 der praktischen Umsetzung). Dies ist solange nicht zu verhindern, wie keine Standarddaten verwendet werden. Arbeiten LE ohne diese ARMIN-Prozesse und -Regeln, ist eine Gefährdung der Patienten deshalb nicht auszuschließen. Diese Problematik wurde als so relevant eingestuft, dass sie zeitnah an die Arbeitsgruppe, die von den Vertragspartnern der dreiseitigen Vereinbarung zum BMP nach § 31a SGB V eingesetzt wurde, übermittelt wurde.

Vollständigkeit

Die Vollständigkeit der MP wird in PRIMA durch die Einbeziehung von 4 Datenquellen (weitgehend) gewährleistet. Dies sind die AM-Bestände des/der Patienten/-in („Brown Bag“

in der Apotheke), die in der Arztpraxis und in der Apotheke gespeicherten Medikationsdaten und die Abrechnungsdaten der Krankenkasse der letzten 6 Monate. Inwieweit die Medikationsdaten damit vollständig und richtig erfasst wurden, wurde bisher nicht unter-sucht. Etwa 80 % der LE nahmen an (Frage 1, TED-Befragung, Workshop der LE am 05.09.2016), dass der in PRIMA bzw. ARMIN erstellte MP weitgehend vollständig sei. In Abgrenzung dazu nahmen die LE nicht an, dass dies beim BMP nach E-Health-Gesetz auch so wäre. Interessanterweise gaben 100 % der LE an, dass eine strukturierte Zusammenarbeit von Arzt/Ärztin und Apotheker/-in wichtig oder sogar sehr wichtig für die Qualität eines MP sei (Frage 2 der TED-Befragung).

AMTS-Prüfungen

Wesentlich für einen MP ist, dass die darauf enthaltenen AM auf ihre AMTS hin überprüft wurden. Die Aufgabenteilung, dass Apotheker/-innen sich um arzneimittelbezogene Fragen und Ärzte/-innen um die klinische Bewertung kümmern, hat sich als geeignet herausgestellt, um letztendlich umfassende AMTS-Prüfungen durchzuführen und gleichzeitig zu verhindern, dass Leistungen doppelt erbracht werden. Den Patienten/-innen war dieser Aspekt der wichtigste überhaupt in dem gesamten Betreuungskonzept (67 % der Patienten/-innen

bewerteten dies in der Akzeptanzbefragung als den wichtigsten Nutzen für sich). Sie scheinen die Erwartung an ihren MP daran zu koppeln, dass dieser auf geprüften Daten basiert. Dies ist vor dem Hintergrund relevant, dass nicht alle MP auf diesen Qualitätsparametern aufbauen.

Zukünftige Untersuchungen müssen zeigen, inwieweit entsprechende Erwartungen bei Patienten/-innen tatsächlich vorhanden sind und evtl. auch zu unkritischem Verhalten führen könnten.

Aus Sicht der LE ist der MP ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der AMTS. Dies war der am häufigsten genannte Grund für die Projektteilnahme der LE (Akzeptanzbefragung:

Apotheker/-innen 100 %; n = 8; Ärzte/-innen 70 %; n = 10) und zur Vermeidung von unerwünschten AM-Wirkungen (Akzeptanzbefragung: Apotheker/-innen 67 %; n = 6; Ärzte/

-innen 80 %; n = 10).

Fortschreibung

Als große Herausforderung stellte es sich heraus, den MP über die Zeit im Routinebetrieb aktuell zu halten. Es zeigte sich, dass dies bei dem/der Arzt/Ärztin etwas einfacher umzusetzen ist, da diese/-r alleine für die Neuverordnung von AM zuständig ist. In der Apotheke setzt dies einen hohen Organisationsgrad voraus, da sowohl OTC-AM als auch Facharztverordnungen von jedem/-r Mitarbeiter/-in, der/die den/die ARMIN-Patienten/-in im Apothekenbetrieb potenziell beraten kann, konsequent erfasst werden müssen. Da MM aber eine primär apothekerliche Tätigkeit ist, müssen andere Berufsgruppen die Informationen archivieren, sodass ein/-e Apotheker/-in dies im Nachgang prüfen und bewerten kann. Zusätzlich zur Einbindung des Teams setzt dies auch ein funktionierendes Wiedervorlagesystem voraus, was aber derzeit nicht in jedem Softwaresystem komfortabel umgesetzt ist.

Wie vollständig und aktuell MP in ARMIN wirklich über die Zeit gehalten werden, ist derzeit nicht zu beantworten. In PRIMA verfügten ca. 60 % der Patienten/-innen bereits nach 3 Monaten über mindestens einen neuen MP, was zumindest auf eine hohe Praxisrelevanz dieses Qualitätsaspektes hindeutet. Hierzu sollten weiterführende Untersuchungen durchgeführt werden, inwieweit die konsequente Durchführung von Folgeinterventionen, wie in ARMIN vorgesehen, in der Lage sein wird, die Fortschreibung der MP möglichst lückenlos umzusetzen.

2D-Barcode

Obwohl der 2D-Barcode in PRIMA aufgrund der Serverlösung nicht benötigt wurde, wurde er dennoch realisiert. Die Umsetzung und Erstellung waren problemlos. Allerdings zeigte sich, dass es bei MP mit vielen Hinweistexten dazu führen kann, dass das Fassungsvermögen des Barcodes erreicht ist, obwohl optisch noch Platz für weitere MP-Zeilen auf dem MP wäre. Dies führt dann zur Erstellung einer neuen Seite des MP. Dies führte in PRIMA zu Irritationen und Nachfragen, da aufgrund der optisch „nicht vollen“ MP keine zweite Seite erwartet und diese

deshalb nicht als dazugehörig wahrgenommen wurde. In PRIMA wurde dies gelöst, indem die LE darüber aufgeklärt wurden und dies entweder den Patienten/-innen erläutert wurde oder die LE kürzere Hinweistexte formulierten. Wie relevant dieses Problem in der Praxis ist, kann bisher nicht sicher abgeschätzt werden.