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Teil I – Gesellschaftliche Wahrnehmung heimlicher Stallaufnahmen

I.2 Public Perceptions of Undercover Investigations in Livestock Farming: An

Teil II – Konsumentenpräferenzen und Zahlungsbereitschaften für nachhaltig erzeugte Fleischwaren

II.1 Do consumers prefer pasture-raised dual-purpose cattle when considering meat products? A hypothetical discrete choice experiment for the case of minced beef

Teil III – Der LEH als Gestalter nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster

III.1 Food Retailers as Mediating Gatekeepers between Farmers and Consumers in the Supply Chain of Animal Welfare Meat – Studying Retailers’ Motives in Marketing Pasture-Based Beef

III.2 Challenges and Motives in Food Retail Cooperatives’

Approach to Supporting Alternative Niche Paths Using the Case of Locally Produced Grass-Fed Beef

Resümee und Ausblick

Teil I – Gesellschaftliche Wahrnehmung heimlicher Stallaufnahmen

Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung neuerer – teilweise gesetzeswidriger – Protestformen gegen die moderne Nutztierhaltung. Konkret wird in diesem Zusammenhang die gesellschaftliche Zustimmung und Legitimität heimlicher Aufnahmen betrachtet, die durch unbefugtes Eindringen in landwirtschaftliche Ställe von Tierschützern entstehen und über die Medien verbreitet werden (z.B. Associated Press, 2017;

Deter, 2017; FAKT, 2019). Die investigativen Aufnahmen können einerseits dazu beitragen gesetzeskonforme, aber gesellschaftlich nur wenig bekannte, Produktionsverfahren sichtbar zu machen und andererseits konkrete Tierschutzvergehen in Haltung, Transport oder Schlachtung aufzudecken. Ersteres kann gesellschaftliche Diskussionen über gängige Produktionsverfahren anstoßen (z.B. Sauenhaltung in Kastenständen) und Druck auf Anpassung der bisherigen Haltungsverfahren ausüben. Zweiteres kann dazu führen sog. ‚schwarze Schafe‘ und damit Tierschutzvergehen aufzudecken und zu unterbinden (z.B. Fall Straathof). Ob die Gesellschaft heimliche Aufnahmen aufgrund ihrer Bedeutung für Tierschutz und gesellschaftlicher Aufklärung befürwortet, obwohl sich diese in einer zivil- und strafrechtlichen Grauzone befinden, und ob es Unterschiede zwischen verschiedenen Ausprägungen heimlicher Aufnahmen gibt, ist bisher nicht abschließend geklärt.

Im ersten Beitrag „Heimliche Stallaufnahmen aus gesellschaftlicher Sicht im Wechselspiel zwischen Landwirtschaft, Tierschutzorganisationen und staatlichen Kontrollmechanismen“

werden daher zunächst Treiber der gesellschaftlichen Wahrnehmung heimlicher Aufnahmen und ihrer strafrechtlichen Ahndung identifiziert.

Da heimliche Aufnahmen je nach Schwere des aufgedeckten Tierschutzvergehens (gesetzeskonforme Bedingungen vs. Tierschutzvergehen) sowie der Art des verschafften Zugangs (Blick durch offene Stalltür vs. Aufbrechen der Stalltür) variieren (Associated Press, 2017; FAKT 2019; Lenfers, 2019) betrachtet der zweite Beitrag mit dem Titel „Public Perceptions of Undercover Investigations in Livestock Farming: An End that Justifies the Means?“ die gesellschaftliche Legitimität und die gesellschaftliche Einordnung der Notwendigkeit einer strafrechtlichen Ahnung.

Damit kann der erste Teil der vorliegenden Dissertation gesellschaftliche Anforderungen an systemische Anpassungen identifizieren, die dazu führen, dass teilweise illegale Protestformen gesellschaftliche Zu- bzw. Ablehnung finden.

Teil II – Konsumentenpräferenzen und Zahlungsbereitschaften für nachhaltig erzeugte Fleischwaren

Da eine Transformation hin zu höheren Tierwohlstandards unweigerlich mit höheren Produktionskosten einhergeht (Clark et al., 2017), müssen gesellschaftliche Erwartungen in individuelle Konsumentscheidungen umgewandelt werden. Aus diesem Grund untersucht der zweite Teil der vorliegenden Dissertation Konsumentenpräferenzen und Zahlungsbereitschaften für alternativ erzeugte Fleischwaren. Die gesellschaftlichen Anforderungen an eine tierfreundliche Tierhaltung lassen sich vor allem in weniger intensiv gehaltenen Produktionssystemen, wie z.B. der Weidehaltung wiederfinden, denn Weidehaltung ermöglicht das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen wie z.B. Bewegungsfreiheit, soziale Interaktion mit Artgenossen sowie das Erleben verschiedener klimatischer Einflüsse.

Zusätzlich zeichnet sich insbesondere die extensive Weidehaltung durch Vorteile in Bezug auf Umwelt- und Naturschutz aus (Koncz et al., 2019; Morgan-Davies et al., 2014). In der Fleischvermarktung spielt Weidehaltung trotz des scheinbar großen Marktpotenzials bisher aber eine untergeordnete Rolle.

Am Beispiel von Weiderindfleisch wird daher im Beitrag „Do consumers prefer pasture-raised dual-purpose cattle when considering meat products? A hypothetical discrete choice

Einleitung 7 experiment for the case of minced beef” untersucht, welche Produkteigenschaften für den Konsumenten in der Kaufentscheidung von Relevanz sind.

Damit kann der zweite Teil dieser Dissertation in der Kaufentscheidung relevante, nachhaltige Produktattribute identifizieren, die erfolgsversprechende Differenzierungsmöglichkeiten am Markt für Frischfleisch darlegen.

Teil III – Der Lebensmitteleinzelhandel als Gestalter nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster

Im Rahmen des dritten Teils der vorliegenden Dissertation mit dem Titel „Der Lebensmitteleinzelhandel als Gestalter nachhaltiger Konsum- und Produktionsmuster“ wird der LEH näher untersucht. Der moderne LEH ist durch Globalisierung, Effizienzsteigerungen, Standardisierung sowie hohe Marktkonzentrationen gekennzeichnet. Die größten fünf deutschen Unternehmen im LEH (Edeka, Rewe, Schwarz, Aldi & Metro) erzielen einen Marktanteil von über 75% (Nielsen Tradedimensions, 2019 aus Fleischwirtschaft) und zeichnen sich dadurch durch eine hohe Marktmacht aus. Frischfleischwaren werden im LEH gewöhnlich zu einem möglichst geringen Preis angeboten. Eine Differenzierung nach Qualitätsmerkmalen, wie einem erhöhten Tier- oder Umweltschutz in der Produktion sind wenig verbreitet und gewinnen erst langsam an Bedeutung. Als wichtigster Einkaufsort für Fleisch in Deutschland (Kohlmüller & Koch, 2018) kann dem hochkonzentrierten LEH aber eine vielversprechende Rolle im Transformationsprozess der modernen Nutztierhaltung zugesprochen werden. Als

‚ökologischer Türöffner‘ kann er den Erfolg nachhaltiger Fleischwaren beeinflussen, in dem er entscheidet welchen Produkten er Zugang zum Massenmarkt gewährt und welchen nicht (Hansen, 1993). In jüngster Zeit hat der Handel zunehmend neue Vermarktungswege etabliert, die dem bestehenden Wettbewerbsmodell des Fleischsektors (Kostenführerschaft) teilweise widersprechen und qualitativ hochwertige und nachhaltig erzeugte Fleischwaren fördern (Bui et al., 2019). Da die Vermarktung von möglichst preiswertem Frischfleisch für den LEH nach wie vor ein wichtiger Bestandteil in seinen Marketingmaßnahmen ist (Verbreitung von sog.

‚Schweinebauchanzeigen‘), ist die Listung nachhaltiger Waren, die durch höhere Produktpreise gekennzeichnet sind, mit unternehmerischen Unsicherheiten verbunden.

Um zu verstehen warum einige Lebensmitteleinzelhändler trotzdem Fleischwaren mit höheren Tierwohlstandards listen, werden im ersten Beitrag mit dem Titel „Food retailers as mediating gatekeepers between farmers and consumers in the supply chain of animal welfare meat-studying retailers‘ motives in marketing pasture-based beef“ am Beispiel der Vermarktung von Weiderindfleisch, die Motive der Listungsentscheidungen näher untersucht.

In jüngster Zeit sind zudem Initiativen des, vor allem genossenschaftlich organisierten, LEHs zu beobachten, in die Zusammenarbeit mit regionalen Landwirten zu investieren (z.B. ‘Unsere Region – Gutes von Hier’ der Edeka Gruppe, ‘Aus deiner Region’ der Rewe Group). Damit gehen sie einen alternativen, dezentralisierten Vermarktungsweg, der lokale landwirtschaftliche Betriebe fördert. Diese Betriebe können oftmals den standardisierten Anforderungen des LEHs nicht gerecht werden, produzieren aber alternative Lebensmittel produzieren, die einen Beitrag zu einer nachhaltigeren landwirtschaftlichen Produktion leisten können. Der zweite Beitrag mit dem Titel „Challenges and motives in food retailers’ approach to support alternative niche paths– using the case of locally produced grass-fed beef“ untersucht, ebenfalls am Beispiel von Weiderindfleisch, mit welchen Herausforderungen der genossenschaftlich organisierte Einzelhandel bei der Zusammenarbeit mit regionalen Landwirten konfrontiert ist. Außerdem wird analysiert, was Lebensmitteleinzelhändler trotzdem dazu motiviert einen Mehraufwand, der unweigerlich mit der Abkehr des bisher stark von Standardisierung und Zentralisierung geprägten Vermarktung, verbunden ist, auf sich zu nehmen.

Damit trägt der dritte Beitrag der vorliegenden Dissertation zu einem besseren Verständnis der Rolle des LEHs im Transformationsprozess bei. Wissen über die Herausforderungen und Motive der Listungsentscheidungen kann dazu beitragen die Möglichkeiten und Herausforderungen des LEH zu fördern bzw. zu minimieren. Die Dissertation schließt mit einem Resümee und Ausblick.

Einleitung 9 Literatur

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Teil I – Gesellschaftliche Wahrnehmung heimlicher Stallaufnahmen 13

Teil I – Gesellschaftliche Wahrnehmung heimlicher Stallaufnahmen

I.1 Heimliche Stallaufnahmen aus gesellschaftlicher Sicht im Wechselspiel zwischen Landwirtschaft, Tierschutzorganisationen und staatlichen

Kontrollmechanismen

Autoren: Maureen Schulze, Antje Risius, Achim Spiller

Dieser Beitrag ist erschienen im German Journal of Agricultural Economics 2018, 67(4), 267-280.

Zusammenfassung

Heimliche Aufnahmen aus landwirtschaftlichen Ställen haben in den letzten Jahren große mediale Aufmerksamkeit erlangt. Tierschutzorganisationen, Landwirte und Politik diskutieren über die Auswirkungen heimlicher Aufnahmen sowie die Konsequenzen für Tierschützer, die heimlich in Ställe eindringen, um dort die Bedingungen zu filmen. Die Einstellung der Gesellschaft zu Undercover-Videos in landwirtschaftlichen Ställen hat bisher wenig wissenschaftliche Beachtung gefunden und wird daher im Rahmen dieser explorativen Erhebung mit 292 Befragten beleuchtet. Mithilfe einer Strukturgleichungsmodellierung werden Einstellungen der Gesellschaft auf die Akzeptanz von heimlichen Aufnahmen analysiert. Es zeigt sich, dass heimliche Aufnahmen aus Tierschutzgründen überwiegend als notwendig angesehen werden, weil staatliche Kontrollmechanismen nicht ausreichen, die Arbeit der verantwortlichen Tierschutzorganisationen gesellschaftliche Zustimmung erfährt und Unsicherheit bezüglich der psychischen Belastung betroffener Landwirte besteht. Beeinflusst wird die positive Grundeinstellung gegenüber heimlichen Aufnahmen durch die zunehmend kritische Betrachtung der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Eine härtere strafrechtliche Ahndung findet wenig gesellschaftlichen Zuspruch. Heimliche Aufnahmen zeigen einmal mehr die Diskrepanz zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft auf und verdeutlichen, dass das Wohlergehen landwirtschaftlicher Nutztiere vermehrt in den Fokus rückt.

Teil I – Gesellschaftliche Wahrnehmung heimlicher Stallaufnahmen 15 Abstract

Undercover investigations in animal husbandry have attracted great media attention in recent years. Animal welfare organizations, farmers and politicians have been discussing the need for undercover investigations and their consequences for animal activists. Since the public perspective and its influencing factors had not previously been scientifically investigated an exploratory study with 292 German consumers is conducted. Using structural equation modeling the attitude to undercover investigations and their influencing factors are revealed.

Generally, the results show a positive attitude towards undercover investigations. They are perceived as necessary for animal welfare reasons because state-owned control mechanisms are unsatisfactory. In addition, the results show that the work of responsible animal welfare organizations receives social approval and the public is unsure about the psychological burden on affected farmers. The positive attitude towards undercover investigations is influenced by the increasingly critical view on livestock farming. However, the public rejects harsher punishment of investigators. Undercover investigations demonstrate the discrepancy between agriculture and society and show that the welfare of farm animals is becoming increasingly important.

Einleitung

Möglicherweise kranke und vernachlässigte Schweine, die sich nicht einmal umdrehen können, eng gedrängtes Geflügel mit lückenhaftem Gefieder und blutiger Haut: Diese und ähnliche heimlich gedrehte Aufnahmen aus Ställen begegnen den Verbrauchern immer wieder (u.a.

Frontal 21 vom 13.03.2018; Frontal 21 vom 28.03.2018). Die Landwirtschaft ist empört. Tiere würden gefährdet, Sachbeschädigungen verübt und nicht zuletzt wird auch die Angst vor öffentlicher Bloßstellung genannt (TONSOR undOLYNK, 2010; BBV, 2016; KRÜSKEN, 2017).

Im Gegensatz dazu sehen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) heimliche Aufnahmen als wichtiges Hilfsmittel um Tierschutzvergehen aufzudecken (JOHNSON, 2014). Dass dabei ggf.

strafrechtliche und zivilrechtliche Grenzen überschritten werden, hindert sie nicht daran, sich unerlaubt Zugang zu landwirtschaftlichen Ställen zu verschaffen (DETER, 2016; DETER, 2017).

Die heimlichen Aufnahmen werden i.d.R. über Medien verbreitet, um die Gesellschaft mit den dokumentierten Haltungsbedingungen zu konfrontieren. Die gesellschaftliche Einstellung zu heimlichen Aufnahmen hat bisher allerdings kaum Beachtung gefunden. Dies gilt sowohl für die mediale Diskussion als auch für wissenschaftliche Untersuchungen. Unklar ist dabei auch die gesellschaftliche Einstellung zu einer verschärften strafrechtlichen Ahndung.

In der Vergangenheit konnte bereits gezeigt werden, dass die gesellschaftliche Beurteilung die Akzeptanz oder Ablehnung von Haltungsbedingungen maßgeblich beeinflussen kann und aufkommende gesellschaftliche Bedenken zu Veränderungen von gesetzlichen Vorschriften führen können (SPILLER ET AL., 2016; SONNTAG und SPILLER, 2016). Sollten heimliche Aufnahmen gesellschaftlich als Hilfsmittel zur Kontrolle der Haltungsbedingungen akzeptiert werden, vertieft dies möglicherweise die ohnehin konfliktäre Auseinandersetzung zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft (z.B. SCHLECHT et al., 2010). Ziel der Studie ist eine erste Einschätzung der gesellschaftllichen Bewertung solcher Aufnahmen sowie der sich daraus ergebenden Einstellung zur Einführung eines Gesetzes, das heimliche Aufnahmen unter Strafe stellt. Damit sollen die Hintergründe eines sowohl für die Landwirtschaft als auch für die Zivilgesellschaft wichtigen Themas empirisch beleuchtet werden.

Literaturüberblick Rechtliche Situation

In Deutschland existieren keine spezifischen strafrechtlichen Normen, die heimliche Aufnahmen verbieten oder sie rechtfertigen. Im allgemeinen Strafrecht kommen je nach

Teil I – Gesellschaftliche Wahrnehmung heimlicher Stallaufnahmen 17 Sachverhalt Verurteilungen unter anderem wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch auf der Seite der Aktivisten in Betracht. Kommt es zu Auseinandersetzungen mit den betroffenen Landwirten, können auch Verurteilungen wegen Körperverletzung oder Nötigung sowohl auf der Seite der Aktivisten als auch auf Seiten der Landwirte relevant werden.

Zusätzlich können Aktivisten, aber auch Landwirte aufgrund von Tierschutzverstößen zur Rechenschaft gezogen werden. Derzeit wird anhand der bisherigen Entscheidungen im strafrechtlichen Bereich deutlich, dass eine gesetzeskonforme Tierhaltung eher zu einer Verurteilung der Aktivisten führt und in Fällen, in denen die Haltungsbedingungen nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen, eher von einer Verurteilung abgesehen wird (OBERLANDESGERICHT NAUMBURG, Urt. v. 22.02.2018, Az. 2 Rv 157/17). Es können auch zivilrechtliche Schadensersatzansprüche ausgelöst werden, wenn das Eigentum des Landwirtes beschädigt wurde (HIRT et al., 2016). Werden darüber hinaus heimliche Film- oder Bildaufnahmen veröffentlicht, spielen Fragen des Medienrechts eine Rolle. Hierbei kommt der Abwägung zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und Informationen auf der einen Seite und dem Recht am eigenen Bild sowie dem Schutz der persönlichen Daten auf der anderen Seite eine wichtige Bedeutung zu. Insgesamt geht es im Rahmen der rechtlichen Gesamtabwägung darum, Tierschutz zu gewährleisten, den Rechten des betroffenen Landwirtes gerecht zu werden und die Allgemeinheit über wesentliche Fragen im Bereich der Nutztierhaltung zu informieren.

Gesellschaftspolitisch ist vor allem die Einführung einer strafrechtlichen Gesetzesnorm umstritten. In Deutschland spricht sich die Landwirtschaft für eine härtere Bestrafung heimlicher Aufnahmen aus. Es wird gefordert, heimliche Aufnahmen mit Diebstahlsverstößen und Wohnungseinbrüchen gleichzusetzen (KRÜSKEN, 2017). Auch einige Politiker sehen heimliche Aufnahmen nicht als geeignetes Hilfsmittel, Tierrechtsverstöße aufzudecken und sprechen sich ebenfalls für eine härtere Bestrafung der Aktivisten aus (Awater-Esper, 2017). In den USA ist die gesellschaftspolitische Diskussion um heimliche Aufnahmen schon weiter fortgeschritten (KOEHLER, 2013; ROBBINS et al., 2016). Auf zahlreiche verdeckte Aufnahmen (ANIMAL VISUALS, 2015) reagieren einige Bundesstaaten mit konkreten Strafgesetznormen, die Aufnahmen aus landwirtschaftlichen Ställen ohne Genehmigung des Landwirts unter Strafe stellen (Shea, 2014). Dies gilt unter anderem auch für ein unter falschem Vorwand entstandenes Arbeitsverhältnisses, welches ausschließlich zum Zwecke der Dokumentation von Haltungsbedingungen in landwirtschaftlichen Ställen – als Form des Whistleblowings – eingegangen wurde (MARCUEA, 2015).

Gesellschaftliche Positionen zu heimlichen Aufnahmen und einer stärkeren rechtlichen

Gesellschaftliche Positionen zu heimlichen Aufnahmen und einer stärkeren rechtlichen