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2.3 Einflussgrößen auf die Pelletqualität

2.3.2 Prozessparameter

Prozessparameter sind i.d.R. mit der Pelletpresse verbundene, maschinenspezifische Ein-flussgrößen. Aus Abb. 2.6 geht eine Vielzahl von Einflussparametern hervor. Dabei sind die wichtigsten, deren Einflüsse zumeist in wissenschaftlichen Untersuchungen betrachtet werden, im Folgenden kurz umrissen.

Prozesstemperaturen

Im Wesentlichen gibt es zwei Gruppen von relevanten Prozesstemperaturen. Zum einen die Temperatur im Pressenraum, die durch alle anderen Prozessparameter beeinflusst wird, und zum anderen die Matrizentemperatur, welche durch externe Beheizung gesteuert wer-den kann und auch abhängig von wer-den Reibungskräften im Presskanal ist. Die Erfassung der Matrizentemperatur ist bislang nur bei stationären Matrizen möglich [42]. Eine Alter-native bietet ein beheizter Einzelpresskanal, um Temperatureinflüsse zu simulieren, sodass viele Forschungsgruppen diesen Ansatz betrachten.

Die Prozesstemperaturen sind entscheidend für die Aktivierung natürlicher oder zu-gesetzter Bindemittel und Presshilfsmittel (z.B. Stärke). Bei industriellen Pelletieranlagen

liegen diese zwischen 80 und 130 °C [56]. Begründet durch geringere, realisierbare Drücke und in Abhängigkeit, wo genau die Temperatur erfasst wird, kann diese im Labormaß-stab niedriger ausfallen. Bei ausreichenden Temperaturen kann der Energieverbrauch der Presse gesenkt werden. Allerdings verursachen hohe Temperaturen und das im Rohstoff vorhandene Wasser teils große Wasserdampfmengen, welche i.d.R. abgeführt werden müs-sen, um Überhitzungen zu vermeiden. Dieser Effekt muss bei der Konditionierung auf erforderliche Wassergehalte beachtet werden, um eine ausreichende Aktivierung der Bin-dekräfte und -mechanismen zu gewährleisten.

Garcia-Maraver et al. [26] studierte das Verdichtungsverhalten verschiedener Olivenbaumreste im Labormaßstab. Dabei stellte sich heraus, dass bei der Verarbeitung von Olivenbaumstammholz Prozesstemperaturen von 40 - 60C für qualitativ hochwertige Pellets ausreichen. Hingegen sind für die Pelletierung der Blätter und Äste Temperaturen von über 60C notwendig. LautGilbert et al. [27] liegt ein optimaler Temperaturbe-reich bei der Pelletierung von Rutenhirse bei 75 - 95C. Bei Temperaturen von über 100C nahm die Pelletqualität wieder ab. Anders verhält es sich bei der Holzverdichtung. Niel-sen et al.[55] identifizierte einen linearen Zusammenhang zwischen Energiereduzierung und verbesserter Pelletfestigkeit in Verbindung mit zunehmender Temperatur. Dabei kris-tallisierte sich eine optimale Verdichtungstemperatur für Kiefernpellets von 120C und Buchenpellets von 150C heraus. Auch Stelte et al. [73] bestätigt, dass bei 100C (im Vergleich zu 20C) bessere Pelletqualitäten aus Buche, Fichte und Stroh erzeugt werden können. Carone et al. [3] ist sogar der Meinung, dass die Temperatur, im Vergleich zu Wassergehalt und Partikelgröße, den größten Einfluss auf die physikalisch-mechanischen Pelleteigenschaften hat. Kaliyan et al. [34] und Lee et al. [44] un-termauern diese These durch den Nachweis der Aktivierung von Bindemechanismen in Form von verbesserter Rohstoffverteilung und weniger Lücken im Pellet (durch REM-bzw. EDX-Aufnahmen).

Bei holzartigen Rohstoffen wird deutlich, dass Temperaturen von über 100C notwen-dig sind, um eine optimale Bindung im Pellet für beste Qualitäten zu erzeugen. Die Ur-sache liegt in der bereits erläuterten temperatur- und wassergehaltsabhängigen Ligniner-weichung (Kapitel 2.3.1). Bei Halmgütern hingegen reichen geringere Temperaturen. Of-fensichtlich dominieren andere rohstoffeigene Bindemittel wie Stärke (Verkleisterung ab 65 - 90C [35]) oder Proteine (Denaturierung ab 60C [67]), die den Formschluss der Fa-sern unterstützen.

Druck

Neben der Temperatur ist der Pressdruck, der auf das Rohmaterial ausgeübt wird, essen-tiell für die Pelletqualität. Er hat die Aufgabe natürliche Bindemittel aus den Zellen der

Partikel herauszupressen [33]. Des Weiteren werden die Partikel geordnet und verformt, um möglichst viele Kontaktstellen und Haftkräfte zu generieren [68]. Somit führen höhe-re Drücke zu bessehöhe-ren physikalisch-mechanischen Pelleteigenschaften. Allerdings stehen höhere Drücke in Verbindung mit einem höheren Energieverbrauch des Herstellungsver-fahrens.

In industriellen Pelletpressen sind Drücke von 210 bis 450M P a typisch für die Ver-dichtung von Holz [55]. Mit entsprechender Antriebsleistung der Presse müssen Koller und Matrize möglichst nah zusammengebracht werden, um den Druckaufbau im Materialtep-pich zu realisieren und aufrecht zu halten. Eine direkte Druckmessung im industriellen Maßstab ist eher selten [75]. Untersuchungen zum Druckeinfluss lassen sich dagegen, wie auch bei den Temperaturbetrachtungen, im Labor über die Verdichtung mittels Einzel-presskanal ableiten.

Relova et al.[61] untersuchte das Zusammenspiel von Druck, Korngröße und Was-sergehalt bei der Verdichtung von Rinde der Karibische Kiefer im Einzelpresskanal. Dabei wurde der Pressdruck zwischen 160 - 400M P avariiert. Mittels Varianzanalyse konnte der Druck mit rund 31 % als größter Einflussparameter detektiert werden, wobei die besten Pelletqualitäten bei maximaler Druckaufwendung erzielt wurden. Carone et al. [3]

stellte hingegen eine höhere Abhängigkeit von der Temperatur als vom Pressdruck (Un-tersuchungsbereich 71 - 176M P a) bei der Verdichtung von Olivenbaumverschnitt fest. Bei hohen Temperaturen (150C) ist ein geringerer Pressdurck von 71M P aausreichend, um hohe Pelletdichten zu erzielen. AuchGilbert et al.[27] bestätigt den größeren Einfluss der Temperatur im Vergleich zum Druck.

Die Studien zeigen deutlich, dass bei der Pressagglomeration ein entsprechender Min-destdruck zur Verdichtung der Rohstoffe erforderlich ist, dieser aber im Zusammenwirken mit anderen Einflussfaktoren meist einen weniger starken Einfluss auf die Pelletqualität hat.

Matrizengeometrie

Die Gestaltung der Matizengeometrie hängt im Wesentlichen vom zu verdichtenden Ma-terial ab. Dabei ist das Verhältnis von Presskanaldurchmesser und -länge (d/l) in Ver-bindung mit den entstehenden Reibungskräften zwischen Partikel und Kanalwand ent-scheidend. Bei der Pelletierung von holzartigen Biomassen wird ein Verhältnis von 1:3 bis 1:5 empfohlen [56]. Bei nicht-holzartigen Rohstoffen sind oftmals Voruntersuchungen not-wendig. Kaliyan et al. [33] zitiert einige Studien zur Pelletierung von halmgutartigen Biomassen, in denen dasd/l-Verhältnis der Matrize variiert wurde. Dabei stellte sich für Luzerne ein d/l von 1:9 und für Gerstenkorn d/l von 1:7 als optimal heraus. Kaliyan et al. [34] untersucht weiter die Verdichtung von Maisstroh und Rutenhirse, wobei er

ein Pressverhältnis von 1:6 wählt. Auch bei der Pelletierung von Weizenstroh ist ein, im Vergleich zu holzigen Biomassen, längerer Presskanal notwendig (d/l = 1:6,67 [6]).

Längere Presskanäle führen i.d.R. zu härteren Pellets, wobei mit stärkeren Reibungs-kräften in Verbindung mit hohen Temperaturen zu rechnen ist. Zusätzlich steigt der spe-zifische Energiebedarf. Bei holzartigen Rohstoffen findet eine stärkere Lignifizierung statt.

Durch die erforderlich höhere Pressenleistung ist eine mögliche Folge das Festfahren der Presse. Bei halmgutartigen Biomassen ist dieser Effekt, aufgrund des geringen Lignin-gehaltes, nicht relevant. Durch den Formschluss als möglicher Hauptbindemechanismus müssen entsprechend zur Verformung der Fasern längere Presskanäle verwendet werden.

Zusätzlich begründet sich der längere Presskanal mit der geringeren Schüttdichte des zu verdichtenden Halmgutes (z.B. Weizenstroh 87kg/m3bei w = 24M a.-% [6] und Waldrest-holz 270kg/m3 bei w = 20M a.-% [5] und gleichem Zerkleinerungsgrad - Hammermühle (HM) Sieblochweite (SLW) 4mm).

Eine weitere Matrizeneigenschaft ist die Geometrie von Ein- und Auslauf des Presska-nals. Eine Vielzahl unterschiedlicher Matrizengestaltungen zeigt Abb. 2.11. Hierzu gibt es kaum Variationsuntersuchungen in Bezug auf den Einfluss auf die Pelletqualität bzw. den spezifischen Energieeintrag. Allerdings kann in Abhängigkeit der Fließeigenschaften des zu verdichtenden Materials die Form des Presskanals Einfluss auf die Pelletfestigkeit neh-men [30]. Eine Absenkung (Abb. 2.11, Varianten A bis C) dient der Vorverdichtung und erhöht dadurch das Kompressionsverhältnis im Presskanal. Bei Materialien mit geringen Schüttdichten finden üblicherweise Matrizen mit großen Absenkungen (Abb. 2.11, Vari-anten B und C) Anwendung. Für hohe Schüttdichten werden eher kleinere Absenkungen verwendet (Abb. 2.11, Varianten A, D bis F). [36] Pilz et al.[59] zeigt, dass die Press-kanallänge und die Gestaltung des Auslaufes bei der Pelletierung von Miscanthus sowohl einen Einfluss auf die Schüttdichte, als auch auf die Festigkeit hat. Erwähnenswert ist die Halbierung des spezifischen Energieverbrauchs bei der Anwendung einer hinterbohr-ten Matrize (6 x 30 + 10mm, Presskanallänge 40mm, vergleichbar mit Variante D, Abb.

2.11) im Vergleich zu einer nicht-hinterbohrten Matrize mit gleicher Länge (6 x 40mm, vergleichbar Abb. 2.11, A). Durch leichte Erweiterung der Auslauföffnung des Presska-nals werden zum einen Reifungskräfte minimiert. Zum anderen wird die Rückexpansion vor allem von faserigen Materialien reduziert, was sich in einer höheren Abriebfestigkeit wiederspiegelt [59].

A B C

D E F

Einlaufvariationen

Auslaufvariationen

Abb. 2.11:Gestaltungsmöglichkeiten des Presskanals einer Matrize [30]

3 Versuchsmaterial und Methodik

3.1 Rohstoffe