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2. Theoretische Grundlagen und Forschungsbericht 25

2.2. Pronominale Anrede in slavischen Sprachen

1992:15-16, 22). Für das moderne Polnisch ergibt diese Prüfung, daß Formen wie pan, ksiądz und andere nicht w cggelasscn werden können, was dafür spricht, sie als Nomina anzuschen.

A u f einer ähnlichen Ebene liegt die Frage, ob die jew eiligen Ausdrücke durch anaphorische Pronomina der 3. Person ersetzt werden können. Dies ist nach Stone heute kaum möglich (Stone 1981b:41)29; Kiełkiewicz-Janowiak hält das hingegen auch heute zumindest für denk- bar.

A ls zusätzliches Argument für die Klassifikation von p a n usw. als Pronomen w ird von Stone ( 1981 a:58) auch erwähnt, daß zu pan das Possessivum pań ski existiert, das tendenziell auf die Verwendung als Possessivum zu pan als Anredeform beschränkt ist und kaum in der Bedeutung

״des Herrn“ (also als Possessivum zum Substantiv p a n ) verwendet wird30. Allerdings kommt pań ski in dieser Verwendung tendenziell außer Gebrauch (Kiclkiewicz-Janowiak 1992:16). zu- dem existiert auch das Homonym pań ski ״herrschaftlich“, das eindeutig vom Substantiv pan abgeleitet ist.

Ich möchte im folgenden eine gebundene Anredeform dann als nominal bezeichnen, wenn sic mit einem in der Sprache außerhalb der gebundenen Anrede verwendeten Nomen identisch ist oder — wenn cs sich um eine Anredeform aus mehreren Wörtern handelt — mindestens ein solches enthält. Die letztere Abgrenzung berücksichtigt gebundene Anredeformen wie wasza m iłość, Vase M ilost usw., die synchron z. B. in ein Possessivpronomen und ein Substantiv seg- mentiért werden können. Für die gebundene nominale Anrede werde ich als Synonym den traditionellen Terminus indirekte Anrede benutzen. Wenn eine Anredeform sich dagegen syn- chron nicht mehr mit einem Nomen gleichsetzen läßt oder ein Nomen daraus isoliert werden kann, sollte man von einem Pronomen sprechen.

Nach diesem Kriterium ergibt sich, daß beispielsw eise polnisch pan, ksiądz, babcia usw.

nominale Anredeformen sind. Das gleiche gilt für Anredeformen wie polnisch w asza miłość, tschech. Vase M ilost. Hingegen sind polnisch w aszm ość oder tschechisch VaŠnost Pronomina, da sich von einem synchronen Standpunkt das Nomen m iło ść bzw. m ilost oder ein anderes N0־ men nicht mehr daraus isolieren läßt; das gleiche gilt für spanisch usted, portugiesisch você, litauisch tam sta und vergleichbare Anredeformen zahlreicher Sprachen. Diese Anredeformen gehen etym ologisch auf nominale Ausdrücke aus einem Possessivpronomen und einem dadurch determinierten Nomen zurück; mittlerweile sind jedoch durch Univerbierung und weitere Re- duktion Wortformen entstanden, die synchron nicht mehr auf Nomina zurückgeführt werden können und daher als Pronomina angesehen werden müssen.

2.2. Pronominale Anrede in slavischen Sprachen

Zur Entwicklung des System s der Anredepronomina im Tschechischen liegt bisher fast keine Literatur vor; einen wichtigen Teil der Angaben bilden Übersichten über mehrere slavische Sprachen, in denen auf das Tschechische eingegangen wird. Ein wichtiger Punkt der tschc- chischcn Entwicklung bestand in der zeitweiligen Verwendung des Pronomens der 3. Person

29A ls Beispiel für früheren Gebrauch zitiert K iełkiew icz-Janow iak( 1992:103) ein Beispiel aus einem Schauspiel von 1906. in dem ein anaphorisches Pronomen pan! ersetzt, allerdings in einem Brief, und schließt daraus, daß d iese M öglichkeit eher für schriftliche Verwendung typisch war.

*0 Slone weist allerdings auch darauf hin, daß pa ń sk i von manchen normativen Werken abgelehnt wird. Der Słow nik poprawnej p olszczyzn y ( 101987:488) b eisp ielsw eise em pfiehlt J e p ie j D. tp: pana" [besser Gen. Sg. pana).

Plural (oni) in der Anrede {onikâni). Daher wird im folgenden auch auf Angaben zu anderen slavischen Sprachen eingegangen, in denen dieses Phänomen ebenfalls eine Rolle gespielt hat;

es handelt sich dabei um Slovenisch, Slovakisch und bestimmte polnische Dialekte.

2.2.1. Literatur zu mehreren slavischen Sprachen

Übersichten über viele slavische Sprachen bieten Stone ( I 9 7 7 ) und Berger (I995). Ein wei- terer Aufsatz von Berger ( I 9 9 6 ) beschäftigt sich mit typoiogischcn Besonderheiten der Anre- desysteme in Dialekten. Stone sieht seinen Aufsatz von 1977 erklärtermaßen in erster Linie als Problembeschreibung. Ein großer Teil seines Artikels ist den Problemen bei der syntak- tischen Erfassung der Anrede mit der 2. Person Plural gewidm et, so zum Beispiel neben der Kongruenzproblematik der Notwendigkeit, Formen wie die tschechischen Präterita (die bei di- stanzicrter Anrede sowohl von der 2. Person Singular als auch von der Form bei echter 2. Person Plural mit mehreren Adressaten verschieden sind — 2. sg. p riše l js i/p riš la j s i, V-Form p rišel jste/p rišla j ste, 2. Plural p r iš li js te /ргШ у js te ) dem Sinn nach als besondere Form der 2. Per- son Singular zu beschreiben (Stone 1977:496)31. Stone geht auch auf andere Anredeformen als die 2. Person Plural ein, so neben den polnischen Formen auch auf die Anrede mit der 3.

Person Plural und Singular sow ie auf Typen indirekter Anrede, die im Slovakischen und im Westukrainischen verwendet werden bzw. wurden. A ls Sprachen, in denen die Anrede mit der 3. Person Plural eine Rolle spielt bzw. gespielt hat, werden Tschechisch, Slovakisch, Slovenisch und die polnischen Dialekte Schlesiens und des Orawagebiets genannt; obwohl die Anrede mit der 3. Person Plural auf deutschen Einfluß zurückgeführt wird, fehlt sie erstaunlicherweise im Sorbischen, das besonders intensiven Kontakt mit dem Deutschen hatte. Zur Anrede mit der 3.

Person Singular wird auf die Angaben in der Grammatik Travmčcks (vgl. 2.2.3.) verwiesen, daneben zitiert er Beispiele aus dem Slovakischcn und dem Slovenischen des 19. Jahrhunderts.

Zur Verwendung und sozialen Bedeutung von oni als Anredeform seien Angaben nur schwer zu machen. In den Sprachen, in denen es vorkam, habe es meist mit vy ein dreistufiges System der Anredepronomina gebildet; ob oni überhaupt reziprok verwendet worden sei, sei fraglich;

Stone konnte dafür keine B elege finden (Stone 1 9 77:498-500).

Berger (1995) behandelt in einem Überblick schwerpunktmäßig die nominalen und prono- minalen Anredesysteme des Polnischen, Russischen und Tschechischen synchron und in ihrer historischen Entwicklung. Danach folgte die Entwicklung der pronominalen Anrede im Tschc- chischen und Polnischen bis zum 17. Jahrhundert mit zeitlicher Verschiebung im Wesentlichen den Entwicklungen in West- und Mitteleuropa, insbesondere dem Deutschen. Das Ergebnis war ein Anredesystem mit den Pronomina der 2. Person Singular (fy), Plural (vyAvy), und im Status darüber stehender indirekter Anrede. Während im Polnischen schließlich die indirekte Anrede verallgemeinert wurde, vollzog das Tschechische noch eine weitere Stufe der deutschen Entwicklung mit. nämlich die Ersetzung der indirekten Anrede durch Pronomina der 3. Person Singular und später Plural. Während der Nationalen Wiedergeburt wurde schließlich in be- wußler Distanzierung vom Deutschen die Rückkehr zur 2. Person Plural (vy) durchgcsetzt. Die

,1Das wird dann notw endig, wenn d ie Prateriiumsformen als synthetische Formen betrachtet werden; sieht man sic als analytische Formen aus zw ei getrennten Wörtern, liegt lediglich ein e Frage der Kongruenz vor. D ie Be- Schreibung der tschcchischen Präterita als s y n th e tis c h e r Formen w ird vor allem von KopeČny(z. В. 1 9 8 5 :2 7 6 -2 7 7 ) vertreten. Überw iegend werden sic jedoch als analytische Formen aus einem Partizip ( p r ič e s tifin n é ) und (in der 1. und 2. Person) einer Form d es H ilfsverbs b yt (sein ) angesehen (z. B. M lu vn ice č e itin y 1986:424).

42 2. Theoretische G rundlagen und Forschungsbericht

2.2. Pronom inale A nrede in slavischen Sprachen 43

bewußte Wiedereinführung des iy könnte die Ursache für seine ungewöhnlichen Kongruenzei- genschaften52 sein.

Ein weiterer Artikel von Berger (1996) untersucht m ögliche Voraussetzungen, die die Ent- stchung oder Übernahme von distanzierten Anredeformen begünstigt haben könnten. Dabei wird festgestellt, daß innerhalb der nordslavischen Sprachen bestimmte Erscheinungen in ei- nem zentralen Gebiet (Schlesien, Mahren, Kleinpolcn, Slovakei) häufig sind, nämlich unter an- derem die häufige Anrede von Kindem an die Eltern mit vy, ein auch im Dialekt*3 verbreiteter Gebrauch der Anrede mit der 3. Person Plural vor allem an Personen aus der Stadt und Respekts- personen, die darauf aber meist mit vy antworten (Berger 1 9 96:21-22), und die Benutzung von Pluralformen beim Sprechen über respektierte Personen (für diese Erscheinung wird der Termi- nus ״ Honorativ“ benutzt, in der tschechischen und slovakischen D ialektologie ist der Ausdruck

״plurál licty“ üblich). Darauf gestützt schlägt Berger die Hypothese vor, daß der Honorativ in dieser Region eine alte Erscheinung sein könnte, die die Entstehung bzw. Übernahme der For- men der distanzierten Anrede mit der 2. und 3. Person Plural verursacht oder begünstigt haben könnte (Berger 1996:31-33). Damit müßte gleichzeitig die Bedeutung relativiert werden, die externen Einflüssen für die Entwicklung der Anredesysteme zugeschricben wird. Allerdings sind manche der erwähnten Erscheinungen deutlich über das genannte zentrale Gebiet hinaus verbreitet oder verbreitet gewesen; so war beispielsw eise die Anrede an die Eltern mit wy im Sorbischen vor dem 2. Weltkrieg die Regel (Stone 1 9 7 6 :1 9 0 -1 9 1 ), und die Anrede mit der 3.

Plural war außerhalb des erwähnten Gebietes nicht nur im Slovenischcn verbreitet, sondern sic ist auch in Quellen vom Ende des 18. / Anfang des 19. Jahrhunderts aus Nordostböhmen als An- rede von Bauern gegenüber Pfarrern nachgewicsen (siehe 3.2.I.). Andererseits sind bestimmte Unterschiede des Anredesystems zw ischen dem Tschcchischen und Slovakischen faßbar, und eine besonders starke Stellung von on i im Slovakischcn ist plausibel.

2.2.2. Einzelne slavische Sprachen

Mit der pronominalen Anrede im Slovenischcn beschäftigt sich ein Artikel von Stone (1986) Diesem läßt sich entnehmen, daß ont um die Wende vom 18./19. Jahrhundert vor allem ir Städten weit verbreitet war und mit vi als mittlerer Stufe ein dreistufiges pronominales Systetr bildete (Stone 1986:579-581); es w urde jedoch in der slovenischen nationalen Wiedergeburt von Autoritäten wie Kopitar oder der Grammatik von Murko abgclehnt und aus dem Standarc verdrängt (Stone 19 8 6 :5 8 2 -5 8 3 )־u .

**Im Tschcchischen kongruieren bei der Anrede mil vy nur timte Verben im Plural, alle anderen Pradikate ein schließlich der Präteritumsformen sem antisch im Singular. Damit nimmt das T sch ech isch e (zusam m en mit derr Obersorbischen) unter den modernen slavischen Sprachen ein e extrem e Stellung ein (B erger 1 9 9 5 :4 1 ); in früherer Zuständen war syntaktische Kongruenz (Plural) viel weiter ausgedehnt (v g l. 2 .3 .1 .).

" I n anderen Sprachen und G egenden gehöre d agegen ош vor allem zum (städtischen) Substandard und sei 1r Landdialekten nicht oder kaum zu belegen.

34Daneben wird die Kongruenz bei vi besprochen; in der Schriftsprache gilt gram m atische (syntaktische) Kon gruenz bei Präterita und Adjektiven (m ask, pl.), in der U m gangssprache und in w estlichen Dialekten hingeger sem antische Kongruenz (Präteritum und Adjektiv im jew eilig en G enus im Singular). D ie von Stone geaußert<

Vermutung, datt m öglicherw eise zeitw eilig der G egensatz zw ischen sem antischer und grammatischer Kongruen;

auch einen unterschiedlichen sozialen Status ausgedruckt haben könnte (S ton e 19 86:579), ist allerdings angesichts der schwachen B elege zw eifelhaft.

Im Slovakischcn war die Anrede mit der 3. Person Plural (onikanie) nach vielen Angaben offenbar bis vor kurzem weit verbreitet. Nach M isink (2 1989:59) ist es auf Kontakte mit Vertre- tem der ältesten Generation beschränkt. Er erwähnte auch, daß manche ältere Personen an oni gewöhnt seien und vv als Zeichen von Mißachtung empfänden (M isink 1970:269). onikanie ist im Slovakischen, anders als etwa im Tschechischen und Polnischen, auch in aufgezeichneten Dialcktiexten belegbar (Berger 1996:20-21). Das Aufkommen des onikanie im Slovakischen wird mit deutschem und ungarischem Einiiuß in Verbindung gebracht; die Vermutung des un- garischen Einflusses geht oft auf Isačcnko (1960:414) zurück, der auch darauf hinwics, daß sich das onikanie auf dem Land lange gehalten hatte.

Ein Aufsatz von Zaręba (1 9 7 4 ) zur polnischen Lexik für die Bezeichnung von Anrcdefor- men enthält auch Angaben zur Verbreitung der Anrede mit der 3. Person Plural in polnischen Dialekten. D iese hier als trojenie bezeichnete Erscheinung ist bzw. war danach in den Dialekten Schlesiens und des Orawagebiets, also an der Sprachgrenze zum Slovakischen, verbreitet; in diesen Dialekten existierte on i neben ivv, so daß in den Dialekten ein dreistufiges System der pronominalen Anrede vorlag.

44 2. Theoretische G rundlagen und Forschungsbericht

2.2.3. Zum Tschechischen

Neben den Übersichten über die slavischen Sprachen von Stone (1977) und Berger ( 1995, 1996) finden sich in der speziell mit dem Tschechischen befaßten Literatur Angaben zur Entwicklung des pronominalen Anredesystems nur extrem spärlich. Einige verstreute Angaben sind, neben wenigen Artikeln zum Thema, Grammatiken und Sprachgeschichten zu entnehmen. An ver- schiedenen Stellen gibt es Angaben zur Anrede mit Pronomina der 3. Person Plural (onikání) und Singular (onkáni). Unter den speziell der tschechischen Pronominalanrcdc gewidmeten Arbeiten ist vor allem der Aufsatz von Vachck (1987) wichtig. Danach wurden im 18. bis 20.

Jahrhundert in der Umgangssprache (colloquial C zech) die Pronomina der 3. Person Singular (on, ona) und Plural (ян/) ähnlich wie im Deutschen E r/Sie und Sie verwendet. Dies sei von gebildeten Sprechern entschieden abgclehnt worden, wofür möglicherweise das Vorbild des Französischen eine Rolle gesp;elt habe, habe sich aber lange gehalten (Vachek 1987:279-280).

Allerdings gibt Vachek weder Quellen noch Literatur an, auf die er seine Feststellungen stützt.

Ein Artikel von Vanck (1978) versucht primär, formalisierte Regeln für die Wahl unterschied- licher Anredepronomina zu formulieren; daneben gibt er an, die Möglichkeit, neben ty und vv in der Anrede on, on i (und evtl. sogar ja , m y) zu verwenden, sei auf Angehörige des Landadels beschränkt, die vor dem ersten Weltkrieg aufgewachsen seien, bzw on und oni seien von der Oberklasse benutzt w׳orden. die aus dem Romantizismus und Nationalismus des 19. Jahrhun- derts hervorgegangen sei (Vanek 1978:232-233). Im weiteren gibt crein e Hierarchie an, in der oni am höchsten steht, gefolgt von vv, on und ty und macht sogar detaillierte Angaben, welche Personen w elche Anrede zu welchen Personen verwendet hätten (Vanck 1978:235-236). Auch er gibt aber keine Literatur oder Quellen an, aus denen diese Angaben bezogen werden.

V. Flajshans erwähnt in seiner Geschichte der tschechischen Sprache (Flajšhans 1924:299) bei der Besprechung der Grammatik J. V. Pohls (1756) auch das onikání, das in dessen Gram- matik belegt ist; er behauptet, es sei im 17. und 18. Jahrhundert vom Adel zu den niederen Ständen verwendet worden und habe bisher (1924) in der Umgangssprache noch nicht

ausgc-2.2. Pronom inale A nrede in slavischen Sprachen 45

rottet werden können.35

Die neuere historische Grammatik von Lamprccht, Šlosar und Bauer (1986:357) datiert das Aufkommen von onikání und onkání vor allem in der städtischen Sprache sogar (mit Hinweis auf einige Zitate aus der Grammatik von Jan Blahoslav) auf das 16. Jahrhundert; in der neueren Sprache sei beides jedoch mit der Zeit geschwunden.

Schließlich werden onikání und onkání in der tschechischen Grammatik von Travniček (1951:11, 1031, 1052) neben dem üblichen vykání erwähnt. Travmcek bezeichnet beides als lid o v é y also volkstümlich oder Substandard; zu on ikání wird bemerkt, daß es am Ausstcrbcn sei, bei onkání fehlt dagegen dieser Hinweis, er sieht cs also als lebendiger an. Zur Verwendung wird unter anderem gesagt, daß on kání zwischen ty und vy stehe und einen mittleren Grad an Distanz ausdrückc.

In seiner Monographie zur tschechischen Nationalen Wiedergeburt geht Macura (“ 1995:

125) auch auf die Bedeutung der Anrede als eines sym bolischen Kennzeichens im obrozen i cm. Die aktiven Vertreter des o b ro zen i (vlasten ci) verwendeten als Anredepronomen vv, was im gesellschaftlichen Kontakt auffiel und zu Konflikten führen konnte. Nach den dort zitierten Erinnerungen von Tomek (1904:49) faßten manche Nicht-v/i*.v/*m/ die pronominale Anrede mit vy statt des üblichen oni als Beleidigung auf; demnach war vielfach on i die normale pronomi- naie Anrede.

Aus diesem kurzen Überblick wird deutlich, daß die Literatur zum Thema zwar spärlich ist, aber dennoch oder gerade deshalb völlig unterschiedliche Meinungen vertritt oder Angaben macht. Übereinstimmung besieht lediglich in der Feststellung, daß die Anrede mit on und oni existierte und zeitweise eine Rolle spielte, auch die Parallele zum Deutschen b/w . die Übemah- me des onikání aus dem Deutschen wird oft genannt. Häufig wird auch darauf hingewiesen, daß diese Anredepronomina sich sehr lange gehalten haben: dabei waren sic offenbar zuletzt für einen Substandard typisch, w ie aus den Angaben von Travniček und Vachek hervorgeht, sow ie aus der Bemerkung von Flajšhans, der oni noch zu seiner zeitgenössischen Umgangs- spräche (obecná ml u va) rechnet und Pohl offenbar vor allem die schriftliche Verwendung von oni vorwirft. Bereits zur Frage, wann sic aufgekommen oder in w elchem Zeitraum sie vor allem verwendet worden seien, gehen jedoch die Angaben äußerst weit auseinander. Dabei ist schon zur Klärung der Rolle eines deutschen Einflusses eine genaue Chronologie der Entwicklun- gen in beiden beteiligten Sprachen unbedingt erforderlich. Auch die Angaben zur Verwendung sind bei den verschiedenen Autoren stark divergierend, wobei allerdings beachtet w׳erden muß, daß Travniček seinen zeitgenössischen U sus beschreibt, die anderen Arbeiten sich dagegen mit historischen Zeiträumen befassen. Die Zeit der Nationalen Wiedergeburt war wegen der be- wußten Eingriffe in das System der pronominalen Anrede eine wichtiger Wendepunkt in der Entwicklung zum modernen tschechischen Anredesystem.

w ״ vidim c z toho. jak Pohl zavedl do sp isovn éh o jazyka o n o ohavné .on ik án í‘, v nčm ž si libovala Šlechta sioletí X V H .-X VIII. k stavúm nižSim — a je l dosud z ob ecn é m luvy nepodarilo se vykorem ti." — Wir sehen daran, w ie Pohl jenes abscheuliche onikáni (S iezen ) in d ie Schriftsprache einführte. in dem sich der A del d es 17. und 18.

Jahrhunderts zu den niederen Standen gefiel — und das bis jetzt aus der U m gangssprache nicht ausgcroitet werden konnte (FlajShans 1924:299).

2.3. Vergleich der tschechischen Entwicklung mit der deutschen