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3.6. Einstellungen der Hausärztinnen und Hausärzte zu

3.6.3. Profitierende Patientengruppe

Alle Hausärztinnen und Hausärzte wurden explizit gefragt, welche Patientengruppe von der Gabe eines Antidementivums profitiert. Die Antworten waren sehr vielfältig, in vier Fällen gab es keine Präferenz.

Im Folgenden sind die Antworten der 13 Ärztinnen und Ärzte, die Präferenzen benannten, nach ihrer Häufigkeit sortiert dargestellt.

3.6.3.1. Frühstadium Demenz

Sechs Ärztinnen und Ärzte (beachte: Interview Ha Nr. 4 und Nr. 12 ist die gleiche Person) gaben an, dass Patienten im frühen Stadium einer Demenz am ehesten profitieren würden (Interviews Ha Nr. 4, 6, 11, 12, 13, 14, 18).

Interview 14Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Nicht fortgeschrittene Demenz

I: Gibt es aus Deiner Sicht eine Patientengruppe, die am ehesten von der Einnahme von Antidementiva profitiert?

A: Frühstadium....ja.

Legende: A=Hausarzt, I=Interviewer

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Interview 4Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Frühzeitiger Beginn nach Diagnosestellung

I: Gibt es aus Deiner Sicht eine Patientengruppe, die am ehesten von einer Einnahme eines Antidementivum profitiert?

A: Also zu Memantine würde ich das, würde mir da so eher erst nichts einfallen, was Alter, Geschlecht, zugehörige Sozialschicht oder wie auch immer das politisch korrekt formuliert... oder sonstige Persönlichkeitsmerkmale betrifft. Bei den Cholinantagonisten ist schon eine

Selektionstendenz auf Grund der Indikation beginnende, frühzeitige medikamentöse Intervention.

Legende: A=Hausarzt, I=Interviewer

3.6.3.2. Jüngere Patienten

Dazu passend wurden zweimal (Interviews Ha Nr. 7, 21) eher die jüngeren Patienten als profitierende Gruppe beschrieben.

Interview 21Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Jüngere Patienten\mit Aggressionszuständen

I: Gibt es gleichwohl aus Ihrer Sicht eine Patientengruppe, die vielleicht am ehesten von einem Antidementiv profitiert, hinsichtlich Geschlecht, Alter, Versorgung, Status, Intelligenz?

A: Wenn es jetzt `ne Alzheimerdemenz ist bei jungen, jüngeren Patienten, dass ja häufig sehr tragisch ist, also wenn jemand mit, was weiß ich, mit Anfang 50 oder Mitte 50 oder 60 von mir aus auch, dann eine Demenzproblematik entwickelt …..

Legende: A=Hausarzt, I=Interviewer

3.6.3.3. Gut betreute und eher zu Hause lebende Patienten Der Hinweis, dass gut betreute Patienten eher von einer Antidementiva-Gabe profitieren, kam drei Mal (Interviews Ha Nr. 1, 15, 17). Auch bei Patienten, die noch zu Hause leben, sahen die Ärzte eher die Möglichkeit, dass die Patienten von einer Behandlung mit Antidementiva profitieren würden (Interviews Ha Nr. 11, 18), wobei das auch anders gesehen wurde, weil bei allein lebenden Patienten die Einnahme nicht immer gewährleistet sei (Interview Ha Nr. 1).

Interview 1Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Gut betreute Patienten

I: Gibt es aus Ihrer Sicht oder können Sie es zusammenfassen eine Patientengruppe, die am ehesten von der Einnahme von Antidementiva profitiert?

A: Also bei Demenz sind das sicher zumindest Patienten, die insgesamt besser betreut sind, auch im anderen Bereich besser versorgt sind, das heißt also nicht nur einfach Tabletten einnehmen, sondern auch eben mobilisiert werden, die kognitiv so zu sagen mobilisiert werden, das heißt noch soweit aktive Angehörige haben oder sogar auch im Pflegeheim wohnen, wo ein Ansprechen ja da ist…

weniger Patienten, die alleine, noch alleine vielleicht grade irgendwie leben, wo ab und zu mal jemand kommt, weil schon da auch die Einnahme unsicherer und ungesichert ist.... ja.

Legende: A=Hausarzt, I=Interviewer

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Interview 15Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Gut betreute Patienten zu Hause

I: ...Gibt es auch Ihrer Sicht oder aus Ihrer Erfahrung eine Patientengruppe, die am ehesten von der Einnahme von Antidementiva profitiert? Geschlecht, Alter, Versorgung, Status, Intelligenz?

A: Wo ich Erfolg hatte, das war ein Patient, der extrem ...gleichmäßig von seiner Frau versorgt wurde.

Der also wie auf Schienen lief. Und der hat das gekriegt und das war damals noch wie dieses Amantadin und da hatte die Frau und auch ich doch gleich so den Eindruck, das hat die Lage so ein bisschen gebessert. Der war auch so ein bisschen aggressiv und so, das war ganz gut, aber `ne Zeitlang, dann war das wieder völlig weg, da war nichts mehr von der Wirkung übrig. Ich würde mal so so schätzen, vielleicht zwei, drei Monate.

Legende: A=Hausarzt, I=Interviewer

Interview 17Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Gut betreute Patienten zu Hause

A: Wir geben das mal, nicht oft, das sind aber in der Regel Leute, die so Zuhause leben und wo wir, wo ich sehe, dass da....Potenzial zur, Potenzial da ist und vor allen Dingen, wo es etwas bewirken kann, was den Alltag leichter macht……

Legende: A=Hausarzt

3.6.3.4. Weitere Gruppen von Menschen, die von Antidementiva profitieren könnten

Im Weiteren gab es einzelne Nennungen, z.B. Menschen mit Aggressionszuständen (Interview Ha Nr. 21) oder Menschen mit einem vorhersehbaren progredienten Verlauf (Interview Ha Nr. 6).

Zwei der eher positiv zu Antidementiva eingestellten Ärzte gingen auch auf die Diagnosen ein, für die Antidementiva eher geeignet seien. Ein Arzt war der Auffassung, dass die genaue Diagnose keine Rolle spielt (Interview Ha Nr. 12), ein anderer sah vor allem die Patienten mit vaskulärer Demenz als potentielle Profiteure von Antidementiva (Interview Ha Nr. 18). Schließlich merkte einer der Ärzte an (Interview Ha Nr. 20), dass die Gabe von Antidementiva hauptsächlich die Angehörigen beruhigen würde und diese eine veränderte Einstellung zu dem dementen Patienten bekämen, wovon alle Beteiligten profitieren könnten.

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Interview 12Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Vaskuläre und Alzheimer-Demenz

I: Gibt es aus Deiner Sicht eine Patientengruppe, die am ehesten von der Einnahme von Antidementiva profitiert? Stichworte wie Geschlecht, Alter, Versorgung, Status, Intelligenz...

A: Ja. Wie ja auch den aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften zu entnehmen, spielt es tatsächlich keine Geige, was für eine Diagnose auf dem Zettel steht, ob es sich um eine primär vaskuläre

Demenz im Sinne eines Morbus Binswanger handelt oder eine Demenz vom Alzheimertyp. Vorsicht muss man bei den Sonderformen, ich sage mal frontotemporale Demenz oder Levy-Körperchen, da kann das gewaltig nach hinten losgehen, die auch damit einzusortieren, aber so in dem Alzheimer-Plus-Komplex, also...das grobe Ganze, vaskuläre plus Alzheimertyp Demenz, da macht es der Erfahrung und den Studien nach letztlich keine Geige, was das Potenzial dieser beiden Medikamentengruppen betrifft.

Legende: A=Hausarzt, I=Interviewer

Interview 18Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Generalisierte Encephalopathie

I: Gibt es aus Ihrer Sicht eine Patientengruppe, die am ehesten von der Einnahme profitiert?

A: Ja, ja klar...Patienten quasi mit so `ner generalisierten Encephalopathie, cerebrovaskulär, ganz minimal, möglichst kein Schlaganfall in der Vorgeschichte, die einfach insgesamt bisschen langsamer werden vom Kopf und wie gesagt mal vergessen, den Herd auszumachen oder den Schlüssel

verlegen, verlieren, wie auch immer, und da klappt das ganz wunderbar …... Bei Alzheimer so gut wie gar nicht, das bringt definitiv nichts.

Legende: A=Hausarzt

Interview 20Ha, Code: Hausarzt\Aussagen Demenz allgemein\Patientengruppe die profitiert\Die Angehörigen

A: Also, ich glaube die Antidementiva helfen am meisten den Angehörigen.

I: Mmh okay. Im Sinne von...

A: Es ist eine Beruhigung oder vielleicht äh es ist da eine positive Erwartung, die äh die Angehörigen dann an die Wirksamkeit des Medikaments haben und sagen wir mal solche

Einstellungsveränderungen bewirken ja häufig auch wirklich, dass vielleicht diese dementen Erscheinungen anders wahrgenommen werden von den Angehörigen.

Legende: A=Hausarzt, I=Interviewer

3.7. Äußerungen der interviewten Patientinnen und Patienten