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PROF. KLAUS-DIETER KOLENDA

gerinnung und bei fast einem Drittel fan-den sich Blutgerinnsel in fan-den Gefäßen.

Die Gerinnsel können sich verkleinern, in die Lungen verschleppt werden und dort wichtige Arterien blockieren – eine Lun-genembolie. Blutgerinnsel in den Arterien können ebenfalls in das Gehirn gelangen und einen Schlaganfall hervorrufen.

Viele Patienten haben dramatisch er-höhte D-Dimere, das ist ein spezifischer Marker für Thrombosen und Lungenem-bolien, stellt Behnood Bikdali, ein Kardio-loge im Medical Center der Columbia Uni-versität fest. Er sagt: „Je mehr wir darauf schauen, desto wahrscheinlicher wird die Einschätzung, dass die Bildung von Blut-gerinnseln ein wichtiger Aspekt ist, der für die Schwere der Krankheit und die Sterb-lichkeit an Covid-19 entscheidend ist.“

In einem Zeitungsartikel vom 20.4.2020 im Tagesspiegel wird über einen Schwei-zer Forscher berichtet, der aufgrund seiner Untersuchungen zu dem Ergebnis kommt, dass viele Covid-19-Patienten an Lungen-embolien sterben. Er schlägt vor, dass dage-gen gängige Blutverdünner helfen könnten.

Die Virusinfektion kann außerdem zu einer Blutgefäßkontraktion führen. Berich-te über das AuftreBerich-ten von dadurch beding-ten Ischämien im Bereich der Finger und der Zehen sind erschienen. Die Folge kann eine schmerzhafte Schwellung der Finger mit einem Absterben von Gewebe sein.

Eine durch die Virusinfektion beding-te mögliche Kontraktion von pulmonal-ar-teriellen Blutgefäßen in den Lungen könn-te auch erklären, wie ein bisher ungeklärkönn-tes Phänomen bei Covid-19-Patienten auf In-tensivstationen verursacht wird: Einige Pa-tienten weisen extrem niedrige Sauerstoff-werte im Blut auf und haben trotzdem kei-ne ausgeprägte Atemnot.

Man vermutet, dass in einigen Stadien der Krankheit das Virus das empfindliche Gleichgewicht der Hormone, die den Blut-druck regulieren, verändern kann und dass die zur Lunge führenden arteriellen Blut-gefäße sich deshalb kontrahieren. So könne dann die Sauerstoffaufnahme in der Lunge eher durch kontrahierende Blutgefäße be-hindert werden als durch verstopfte Alveo-len. Das könne ein Grund dafür sein, dass bei einigen Patienten so niedrige Sauer-stoffwerte gemessen werden.

Wenn man annimmt, dass das Corona-Virus die Blutgefäße schädigt, könne das

ebenfalls erklären, warum Patienten mit vorbestehenden Schädigungen der Gefäße, zum Beispiel aufgrund von Diabetes oder Bluthochdruck, ein höheres Risiko für eine schwere Erkrankung aufweisen.

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Möglicherweise schädigt das Virus aber auch direkt die Endothelauskleidung der Herzhöhlen und der Blutgefäße. Diese ein-lagigen Zellschichten sind ebenfalls, wie die Nasenschleimhaut und die Lungenalveolen, reich an ACE2-Rezeptoren.

In einer am 20.4.2020 veröffentlich-ten Untersuchung in der Wissenschafts-zeitschrift „The Lancet“ konnten bei an Co-vid-19 Verstorbenen post mortem im En-dothel des Herzens und der Blutgefäße his-tologisch Virusbestandteile nachgewiesen werden. Die Autoren sprechen von einer Endotheliitis, der sie auf die Spur gekom-men sind.

Weiteres Schlachtfeld: die Nieren

Die weltweite Furcht vor einer zu geringen Anzahl von Beatmungsgeräten, die für Co-vid-19-Patienten zur Verfügung stehen, hat große Aufmerksamkeit hervorgerufen. Zu wenig beachtet ist bei dieser Diskussion ein anderer Typ von notwendigen Maschinen auf Intensivstationen: die Dialysegeräte.

Die Neurologin Jennifer Frontera arbei-tet beim Lonone Medical Center in der Uni-versität von New York und hat dort Tausen-de von Covid-19-Patienten behanTausen-delt. Sie hat ein Protokoll für den Einsatz verschie-dener Dialyse-Geräte auf Intensivstationen entwickelt. Die Notwendigkeit dafür könn-te damit zusammenhängen, dass die Zellen in den Nieren ebenfalls ein Ziel für die Vi-ren sein können, weil sie reichlich ACE2-Rezeptoren an ihren Zellmembranen auf-weisen. Sie sagt: „Wenn Leute nicht am Lun-genversagen versterben, dann werden sie das aufgrund von Nierenversagen tun.“

Laut einem Preprint-Artikel aus Wuhan wurde bei 27% von 85 stationär aufgenom-menen Patienten in Wuhan ein Nierenver-sagen festgestellt. In einem anderen Artikel wurde beschrieben, dass 59% von nahezu 200 hospitalisierten Patienten in den chine-sischen Provinzen Hubei und Sinchuan Ei-weiß in ihrem Urin und 44% Blut aufwiesen, beides Hinweise auf eine Nierenschädigung.

Patienten mit einer akuten Nierenschädi-gung hätten ein fünffach erhöhtes Risiko, an Covid-19 zu sterben, im Vergleich mit Pati-enten ohne Nierenschädigung, wird im sel-ben Artikel berichtet.

Bei einer elektronenmikroskopischen Untersuchung von Nierengewebe, das bei Autopsien gewonnen wurde, konnten in Nierenzellen eingeschlossene Virusparti-kel festgestellt werden, die eine direkte vira-le Schädigung vermuten lassen. Aber eine Nierenschädigung könnte auch Ausdruck eines Kollateralschadens sein. Eine künstli-che Beatmung fördert das Risiko einer

Nie-renschädigung, ebenso wie antivirale Medi-kamente wie Remdesivir, das versuchswei-se bei Covid-19-Patienten eingeversuchswei-setzt wurde.

Ein Cytokin-Sturm kann aber ebenfalls den Blutfluss in der Niere dramatisch reduzie-ren und dann einen schwereduzie-ren Niereduzie-renscha- Nierenscha-den hervorrufen.

Vorbestehende Krankheiten wie Diabe-tes können das Risiko für einen Nierenscha-den erhöhen. Darüber hinaus gibt eine gan-ze Reihe von Menschen, die an einer chro-nischen Erkrankung der Nieren leiden und bei denen dann durch Covid-19 ein höhe-res Risiko für eine zusätzliche akute Nieren-schädigung besteht.

Auch das Gehirn wird vom Virus geschädigt Bei 5 bis 10% der mit dem Corona-Virus In-fizierten, die in der Klinik behandelt wer-den, finden sich neurologische Auffälligkei-ten. Wahrscheinlich wird die Zahl der Pati-enten mit neurologischen Störungen unter-schätzt. Das ist besonders deshalb so, weil viele beatmete Patienten auf der Intensivsta-tion auch sediert werden.

Auch gibt es Patienten mit einer En-zephalitis, aber auch mit Schlaganfällen oder einer Übererregbarkeit des sympathi-schen Nervensystems, das schlaganfallähn-liche Symptome hervorruft, ähnlich wie ein Hirntrauma. Einige Patienten mit Covid-19 erleiden eine Synkope, das heißt, sie verlie-ren kurzzeitig das Bewusstsein.

Häufig wird über einen Geruchs- und Geschmacksverlust geklagt. In einigen Fäl-len wird auch über den Verlust von Hirn-stammreflexen berichtet, die die Sauerstoff-versorgung beeinträchtigen könnten. Das wäre eine weitere Erklärung für die Beob-achtung, dass einige Patienten keine ausprägte Atemnot aufweisen, obwohl sie ge-fährlich niedrige Sauerstoffkonzentrationen im Blut aufweisen.

Bekannt ist auch, dass ACE2-Rezepto-ren in der Hirnrinde und im Hirnstamm vorhanden sind. Aber es ist noch unbe-kannt, wie und unter welchen Bedingungen das Virus die Bluthirnschranke passieren und in das Gehirn eindringen kann und mit diesen Rezeptoren interagiert.

In einer Anfang April 2020 veröffent-lichten Studie eines Teams aus Japan wur-de berichtet, dass Spuren wur-des neuen Virus in der cerebro-spinalen Flüssigkeit eines Co-vid-19-Patienten, der eine Meningitis und eine Enzephalitis entwickelt hatte, nach-gewiesen wurden. Daraus kann abgelei-tet werden, dass das Virus bei einigen Pati-enten in das Zentralnervensystem eindrin-gen kann. Aber auch andere Faktoren kön-nen das Gehirn schädigen. Zum Beispiel

kann ein Cytokin-Sturm eine Hirnschwel-lung hervorrufen und die Neigung, Blutge-rinnsel in den Blutgefäßen zu bilden, kann Schlaganfälle provozieren.

Ferner gibt es Vermutungen über eine mögliche Invasionsroute des Virus in das Gehirn, und zwar durch die Nase über den Nervus olfactorius, den 1. Hirnnerven, di-rekt zum Bulbus olfactorius, der Teil des Großhirns ist. Das erklärt auch, warum so viele Corona-Infizierte über einen Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns klagen.

Auch der Darm kann infiziert sein Es gibt einen Fallbericht über die Teilneh-merin einer Kreuzfahrt, die an blutigen Durchfällen, Erbrechen und Bauchschmer-zen erkrankte. Zunächst bestand der Ver-dacht auf eine bakterielle Darminfektion, zum Beispiel durch Salmonellen. Als sie dann zusätzlich Husten entwickelte, fand man über einen Nasenabstrich eine positive Reaktion auf das Corona-Virus. Eine Stuhl-probe war ebenfalls positiv auf Corona-Vi-rus-RNA. Ebenso zeigten sich bei der Endo-skopie Schleimhautverletzungen im Colon, die auf eine gastrointestinale Infektion mit dem Virus hindeuteten, wie sie kürzlich in einem Online-Paper im American Journal of Gastroenterology beschrieben worden ist.

Dieser Fall fügt sich ein in eine wach-sende Anzahl von Hinweisen, dass das neue Corona-Virus, ebenso wie das SARS-1-Vi-rus, die Schleimhaut im unteren Magen-darmtrakt befallen kann, wo sich eine große Menge von ACE2-Rezeptoren befindet. Vi-rale RNA hat sich dort in nicht weniger als 53% von positiv getesteten Patienten nach-weisen lassen.

Und in einer Arbeit, die sich in der Zeit-schrift für Gastroenterology im Druck be-findet, berichtet ein chinesisches Team über Virus-Protein, das bei Untersuchun-gen von Biopsien aus der Schleimhaut des Magens, des Duodenums und des Rektums von Covid-19-Patienten nachgewiesen wer-den konnte. Wenn man die vorliegenwer-den klinischen Studien über Covid-19 auswer-tet, kommt man zu dem Ergebnis, dass in bis zur Hälfte aller Berichte, im Mittel bei 20%, die Patienten über das Auftreten von Durchfall berichtet haben.

Gastrointestinale Symptome stehen aber nicht in der CDC-Liste der möglichen Sym-ptome bei Covid-19. Das ist wohl die Ursa-che dafür, dass diese häufig nicht diagnosti-ziert werden. Wenn man hauptsächlich Fie-ber und Durchfall hat, dann wird man in der Regel nicht auf Covid-19 getestet.

Das Vorhandensein des Virus im Gast-rointestinaltrakt wirft die Frage auf, ob das

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Virus durch den Stuhl übertragen werden kann. Bis jetzt ist nicht klar, ob der Stuhl in-taktes und infektiöses Virus enthalten kann oder nur Virus-RNA und Virus-Prote-in. Aufgrund der Erfahrungen, die mit dem MERS-Virus, einem anderen besonders ge-fährlichen Verwandten des SARS-CoV-2-Virus, gemacht wurden, ist das Risiko der Übertragung mit dem Stuhl aber wahr-scheinlich gering.

Hinweise auf Langzeitfolgen

Bei Nachuntersuchungen von Patienten, die 2002/2003 eine Infektion mit dem ers-ten SARS-Virus durchgemacht haters-ten, wur-den bis 12 Jahre nach einer angeblichen Hei-lung Langzeitfolgen in Form von Lungenfi-brosen, einem gestörten Glukose-Metabo-lismus und kardiovaskulären Erkrankun-gen festgestellt.

Kürzlich erschien ein Bericht in der Ta-gesschau aus Österreich, dass Forscher in der Universitätsklinik Innsbruck bei gene-senden Covid-19-Erkrankten offenbar auch bleibende Lungenschäden festgestellt ha-ben.

Unter den dort behandelten Patien-ten waren auch sechs aktive Taucher, die aber alle nicht stationär behandelt werden mussten, sondern sich in Heimquarantä-ne auskurierten. Sie alle waren keiHeimquarantä-ne schwe-ren Fälle, ihre Erkrankungen lagen fünf bis sechs Wochen zurück und sie galten als ge-nesen.

Bei der Kontrolle nach mehreren Wo-chen mittels Computer-Tomographie wie-sen die Lungen von vier dieser Patienten aber weiterhin deutliche typische Verände-rungen für Covid-19 auf und zwei Patienten zeigten bei Belastung eine deutliche Sau-erstoffunterversorgung, die als Zeichen ei-nes persistierenden Lungenshunts gedeu-tet wurde. Bei zwei Patienten waren bei ei-ner Belastungsuntersuchung die Bronchi-en immer noch übererregbar wie bei Asth-matikern.

Einige Schlussfolgerungen

 Von den Schäden, die Covid-19 im Or-ganismus anrichten kann, können wir uns bisher nur ein grobes und unvoll-ständiges Bild machen. Es wird noch Jahre mühevoller Forschungsarbeit er-fordern, um Klarheit über die zerstöre-rischen Folgen dieser Virusinfektion zu erlangen und um die Kaskade von Effek-ten, die im kardiovaskulären wie im Im-munsystem ausgelöst wird, richtig zu verstehen.

 Während die Erkenntnisse der Wissen-schaft schnell vorwärtsschreiten, ist

un-sere Hoffnung natürlich besonders auf eine effektive Behandlung dieser schwe-ren akuten Erkrankung gerichtet. Dabei stehen die Forscher vor der schwierigen Aufgabe, schlauer sein zu müssen als das

listige Virus, das es in den letzten Mona-ten geschafft hat, die Welt in ihrem bis-herigen Verlauf anzuhalten.

 Auch wenn wir bisher über die krank-machenden Eigenschaften des neuen Corona-Virus nur erste und unvollstän-dige Daten zur Verfügung haben, zeigt diese Darstellung eines ganz klar: Wir dürfen dieses gefährliche Virus nicht unterschätzen oder auf die leichte Schul-ter nehmen.

 Von den diskutierten Krankheitsbil-dern in Verbindung mit der Corona-Vi-rus-Infektion sind vor allem Menschen im höheren und hohen Lebensalter, das heißt, die über 70- oder 80-Jährigen, be-troffen. Sie haben zu einem großen Teil weitere Risikofaktoren in Form chro-nischer Krankheiten. Zu dieser Grup-pe gehören zum Beispiel viele Millio-nen Menschen mit einer „Nebendiagno-se“, zum Beispiel Diabetes, Herzkranzge-fäßverengung oder Bluthochdruck. Aber auch Jüngere mit einer Immunschwäche können betroffen sein. Und wahrschein-lich muss man auch viele Menschen, die Raucher sind und im Durchschnitt der mittleren Altersgruppe angehören, zu dieser Risikogruppe zählen, denn bei ih-nen besteht häufig eine chronisch-obs-truktive Lungenerkrankung, eine soge-nannte COPD.

 Gelegentlich sind Stimmen zu hören, dass es sich bei den von der Corona-Vi-rusinfektion Betroffenen oder Bedrohten um Menschen handelt, die sowieso bald gestorben wären oder nicht mehr lange zu leben hätten. Solche unsäglichen Dis-kussionsbeiträge sind nicht nur ethisch verwerflich, sondern auch dumm. Bei den „Alten“, der wichtigsten Risikogrup-pe für Covid-19, handelt es sich bei uns in Deutschland um mindestens 15 bis 20 Millionen Menschen, etwa ein Vier-tel unserer Bevölkerung. Und dabei sind die Millionen Raucher und die Adipösen noch nicht mitgerechnet. Für diese Gruppe gilt heute, dass man auch mit zwei oder drei der oben genannten „Ne-bendiagnosen“ noch viele Jahre ein le-benswertes Leben führen kann. Das wünschen sich sicher die meisten von ih-nen – sie haben dafür Jahrzehnte lang Krankenkassenbeiträge gezahlt.

Literatur und Quellen beim Verfasser klaus-dieter.kolenda@gmx.de

Info

Bei Nachuntersuchungen von Patienten, die 2002/2003 eine Infektion mit dem ers-ten SARS-Virus durchgemacht haters-ten, wurden bis 12 Jahre nach einer angebli-chen Heilung Langzeitfolgen in Form von Lungenfibrosen, einem gestörten Gluko-se-Metabolismus und kardiovaskulären Erkrankungen festgestellt.

Foto: Adobe Stock kleberpicui

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n Schleswig-Holstein sind wir im Un-terschied zu anderen Ländern in der Er-nährungsmedizin institutionell und per-sonell gut aufgestellt“, sagt Prof. Chris-tina Sina, Direktor des Instituts für Er-nährungsmedizin und Inhaber des Stif-tungslehrstuhls der UzL, im Gespräch mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzte-blatt. Doch Inhalt und Position der Ernäh-rungsmedizin scheinen bis heute für vie-le Akteure im Gesundheitswesen nicht so wichtig zu sein, vielleicht am ehesten in der Naturheilkunde, in der Gastroenterolo-gie, in der Pädiatrie oder in der Reha-Me-dizin. „Aber wir sind kein kleines Spezial-fach am Rande, sondern haben in Thera-pie und Prävention eigentlich ein riesiges Gebiet, das auf der gesamten Medizin fußt“, betonte Sina.

Das zeigt sich auch in den Lehr- und Lerninhalten der Fortbildung zur Zusatzbe-zeichnung Ernährungsmedizin, wie sie die Bundesärztekammer nach ihren Richtlini-en in größerRichtlini-en AbständRichtlini-en neugefasst her-ausgibt. Dort nehmen die Therapie und Prä-vention ernährungsmedizinisch relevanter Krankheitsbilder, von Adipositas bis zu chir-urgischen Patienten, den größten Raum ein.

Naturwissenschaftliche, lebensmittelkund-liche, methodische und andere Fragen so-wie die enterale und parenterale Ernährung runden den Lehrplan ab. Wichtig ist die Ab-grenzung zur Ernährungslehre, wie sie in der Ökotrophologie vor allem an Fachhoch-schulen vertreten ist. Auf praktische Ernäh-rungsregeln aus dieser Ecke beziehen sich, wie es heißt, oft Patienten, wenn sie etwa ih-ren Hausarzt mit der Aussage konfrontie-ren: Ich muss einfach im Winter mehr Mi-neralstoff-Tabletten nehmen. Solche Re-geln sind vielfach zu schematisch und nicht für bestimmte Patientengruppen durch gute Studien belegt. Daher kommt es wohl, dass scheinbar einfache Regeln unklar, strittig oder überholt sind: Nährwertverlust durch x Tage Lagerdauer im Haushalt, Rohkost oder dünsten (z. B. Tomaten), Meteorismus-dämpfung durch Kräuter, ein oder zwei Äp-fel pro Tag, Brainfood, Gicht-Diät früher und heute usw.

„Wir Ernährungsmediziner gehen stärker von wissenschaftlicher Forschung aus, als es die Ökotrophologen das können, wobei die Grenzen fließend sind, sagte Sina: „Uns in-teressieren vor allem die Wirkungen der Er-nährung auf kranke Menschen.“ So könne durch Veränderung des Blutzuckerspiegels Migräne oder auch Akne gebessert werden.

Heute und künftig gelte es, das molekular-biologische Wissen zu nutzen für eine per-sonalisierte oder stratifizierte Medizin. Die

Ein Fach, das