6.10 T rocknung der Gele und Eigenschaften der Aerogele
6.10.2 Die Porenstruktur der Aerogele
Die Porenstruktur von Silica - Aerogelen ist sehr komplex. Nach der
Inter-national Union of Pure and Applied Chemistry werden poröse Materialien
deshalb je nach Durchmesser ihrer Poren in folgende drei Kategorien
einge-teilt:
•
Mikroporöse Materialienmit Porendurchmessern < 2nm•
MesoporöseMaterialienmitPorendurchmessern zwischen 2und50nm•
Makroporöse MaterialienmitPorendurchmessern >50 nmSilikagele können generell Poren jeder Gröÿe besitzen. Die meisten weisen
jedoch Mesoporen mitrelativ wenigen Mikroporen auf. Charakteristisch für
Silica-AerogeleistihreoenePorenstrukturunddieTatsache,dassdiePoren
ähnlich wie bei einem Schwamm miteinander verknüpft sind. Das bedeutet,
GasundFlüssigkeitenkönnenimganzenMaterialfastungehindertvoneiner
Pore zur anderen gelangen. Aufgrund dieser Eigenschaft sind Aerogele
ge-eignete Materialienfür Katalysatoren,Mikrolter/Membrane, Adsorbentien
und Filter.FürdieUntersuchung derPorenstrukturistessehrwichtig
anzu-geben, mitwelcher Methode mandiePorositätdes Materialsuntersuchthat.
Dennverschiedene Messtechniken könnenunterschiedliche Ergebnissefürdie
gleiche Probe ergeben.
BET - Untersuchungen
Eine charakteristische Gröÿe zur Beurteilungvongetrockneten Gelenist die
spezischeOberäche.DurchsiekannmanRückschlüsseaufdiePorositätder
Probe ziehen.Je gröÿer die gemessene Oberäche pro Gramm ist,desto
po-röseristdasgetrockneteGel.DerFehlerbeiderBestimmungderspezischen
Oberächeistallerdingssehr groÿ,daman alleinschonbeimAbwiegeneiner
Probe eine Wägeungenauigkeit von
±
1 mg berücksichtigen muss. Da die Oberäche des Messbehälters mitgemessen wird, sind besonders dieErgeb-nisse kleiner Probemengen mit einem relativgroÿen Fehler behaftet, da bei
ihnendieOberächedes MessbehältersstärkerinsGewichtfällt.Eine
durch-gehende Tendenz in den spezischen Oberächen läÿt sich nicht feststellen.
Unabhängig vonPrekursor und Tensidgehalt sind diegemessenen Werte
ge-nerellsehrgroÿundliegenimBereichvon700-800
m 2 /g
.Sieliegendamitineinem für
SiO 2
- Aerogele typischen Bereich (siehe Tabelle6.12). Eingene-reller Unterschied zwischen den Proben, deren Tensidphasen imMagnetfeld
ausgerichtet wurden und dann geliert sind und solchen deren Tensidphasen
nicht orientiert wurden, ist nicht ersichtlich. Der Zusammenhang zwischen
adsorbierter Menge und dem Gleichgewichtsdruck des (adsorbierten) Gases
ist als Adsorptionsisotherme bekannt. Aus der Gestalt und dem Verlauf der
N 2
- Isothermen lassensich qualitativeAussagenüberdie Wechselwirkungs-energien und das Auftreten von Poren treen. Sing etal.klassizieren sechsprinzipielleVerläufebzw.Isothermentypen [44].Dieaufgenommenen
Isother-men der getrockneten Aerogele sind alle vom Typ IV. Ein charakterisches
Merkmal dieses Isothermentyps ist das Auftreten einer Hysterese, d.h.
Ad-Glykolester
C 12 E 5
spez. Oberäche[m 2 /g]
spez. Oberäche[m 2 /g]
[
Gew.-% ] [
Gew.-% ]
Tensidphase wurde ohne Orientierung imMagnetfeld orientiert der Tensidphase10 40 740 710
11 40 720 730
12 40 730 720
13 40 700 780
14 40 720 750
15 40 700 700
16 40 730 760
17 40 750 740
18 40 740 780
10 - - 830
18 - - 860
Tabelle 6.12: Spezische Oberäche in
m 2 /g
vonProben, deren lamellareTen-sidphasenimMagnetfeldausgerichtetwurdenundimVergleichdazudiespezischen
Oberächen von Proben deren Tensidphasen nicht orientiert wurden. Die Proben
wurden nachder überkritischen Trocknung untersucht.
Abbildung6.52:DieAbbildungzeigtdie
N 2
-Isothermeeinerunterüberkritischen Bedingungen getrockneten Probe miteinem ursprünglichen Prekursorgehalt von 14Gewichtsprozent.
sorptions - und Desorptionsisothermestimmennicht überein.Dieses
Verhal-ten wird mitder sogenanntenKapillarkondensationinVerbindung gebracht.
In Mesoporenndet dieSorptionvon Gaseninzwei mehroderweniger
von-einandertrennbarenStufenstatt:dieMonolayer-MultilayerAdsorptionund
die Kapillarkondensation. Bei der Monolayer - Adsorption benden sich im
GegensatzzurMultilayer-AdsorptionalleadsorbiertenMoleküleimdirekten
Kontakt zur Festkörperoberäche (Adsorbent). Bei der
Kapillarkondensati-onist das Porenvolumen, das nachder Multilayer- Adsorption nochfrei ist,
mitkondensierter Flüssigkeit gefüllt, dievonder Gasphase übereinen
Flüs-sigkeitsminiskus getrennt ist. Über die Kelvin - Gleichung (Gleichung 2.13)
kannsoeinemittlerePorengröÿeberechnet werden.Abbildung6.52 zeigtdie
N 2
- Isotherme einer unter überkritischen Bedingungen getrockneten Pro-be mit einem ursprünglichen Prekursorgehalt von 14 Gewichtsprozent. DerPrekursorkonzentration Tensidkonzentration mittlererPorendurchmesser
Tabelle 6.13: Mittlerer Porendurchmesser getrockneter Proben.
ache Anstieg der Isothermen bis zu einem relativen Druck
p
p 0 ≈
0.7 kannder Monolayer - Multilayer Adsorption zugeordnet werden. In der von Sing
et al. [44] vorgenommenen Einteilung der Hysterese - Schleifen, entspräche
die vorliegende dem Typ H1 bzw. H2, für die ein annähernd vertikaler und
paralleler Verlaufder beiden Kurvenäste charakteristisch ist. Es wurde
ver-sucht, diesen typischen Kurvenverlauf mitder Artder Poren inVerbindung
zu bringen. Schleifen vom Typ H1 treten vor allem bei Agglomeraten oder
dicht gepackten einheitlichen Kugeln auf und führen zu einer engen
Poren-gröÿe. H2 - Schleifen werden in erster Linie bei anorganischen, oxidischen
Gelen und porösen Gläserngefunden. Die Gröÿenverteilungund Gestalt der
Porenistdabeinichtbesonders deniert.Siewerdengernealsaschenförmig
(ink bottle pores) umschrieben [44].
ComputergestützteBerechnungenaufGrundlagederBJH-Methode,die
zy-lindrische Poren annimmt, führen zu Porendurchmesserverteilungen, wie sie
in der Abbildung 6.53 für die Probe aus Abbildung 6.52 und zwei weitere
Proben mit 10 und 17 Gewichtsprozent Si -Prekursor exemplarisch
darge-stellt sind. Die so gewonnenen mittleren Porendurchmesser sind in Tabelle
6.13 für die getrockneten und untersuchten Proben zusammengefasst.
Abbildung 6.53: Computergestützte Berechnungen aufGrundlagederBJH -
Me-thode, die zylindrische Poren annimmt, führen zu Porendurchmesserverteilungen,
wie sie hier in der Abbildung exemplarisch für Proben mit 10, 14 und 17
Ge-wichtsprozent Prekursor dargestellt sind.
Es lassen sichzwei Tendenzen ablesen. Der Unterschied im
Prekursorge-halt istzwarnichtsogroÿ, aberdennochistzu erkennen,dass diePoren mit
zunehmenden Prekursorgehaltkleiner werden. Zum anderen lässt sich
allge-mein feststellen, dass Proben mit zusätzlichem Tensid generell einen
kleine-renmittlerenPorendurchmesseralsProbenohnezusätzliches
C 12 E 5
besitzen.Ein weiterer Trend lässt sich beim Betrachten der
Porendurchmesservertei-lung erkennen. So wird die Verteilung mit zunehmendem Prekursorgehalt
immer schmäler, d.h. die Porengröÿe also immereinheitlicher.
Zwischen den Proben, deren Tensidphasen imMagnetfeld vor der Gelierung
zu einem festen Gel orientiert wurden und solchen deren Tensidphasen
un-orientiert auÿerhalb eines Magnetfeldes fest wurden, konnten keine groÿen
Unterschiede festgestelltwerden. Siegleichensich sowohlinden spezischen
OberächenalsauchindenPorendurchmesserverteilungenundmittleren
Po-renradien. Da nur wenige Proben vermessen wurden, kann an dieser Stelle
nur ein Einuss des Tensids auf die Gröÿe der Poren und deren Verteilung
vermutet werden. Aus der Gestalt und dem Verlauf der Kurve des t - plots
vonAbbildung6.54lassensichzweiAussagentreen,diedieobengetroenen
Feststellungen untermauern.
•
DieProbenweiseneinegeringeMikroporösitätauf(Mikroporen: Radi-en < 2nm). Der beigeringem adsorbierten VolumenrechtsgekrümmteKurvenverlaufspricht dafür.