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5.2 Ontologie-Entwicklungsprozess

5.2.2 Phasen

Bedingt durch ihre historische Entwicklung wird unter einer Ontologie oft eine statische Abbildung einer Domäne verstanden, die vor ihrer ersten An-wendung erstellt wird. Szenarien wie Ontologie zur Beschreibung der Do-mäne Software-Technik aber auch die meisten Ansätze aus dem Szenario Ontologie als Artefakt gehen von dieser Sicht auf eine Ontologie aus (zum Beispiel [FG02], [BMN+07], [OVRT06] [FS02] usw.). Dem entsprechend le-gen diese Verfahren ihren Schwerpunkt auf die Ontologie-Erstellung und

vernachlässigen Prozesse, um die entstandene Ontologie später zu aktualli-sieren und zu revidieren. Was für Domänen, die wenigen Veränderungen un-terworfen sind, ein gewöhnlicher Weg bei der Entwicklung einer Domänen-Ontologie ist, ist für die meisten Domänen der Software-Entwicklung nicht mehr praktikabel. Diese Domänen basieren oft auf sozialen oder wirtschaft-lichen Gebilden, die eher selten die dafür erforderliche Stabilität bieten und selbst vielen Änderungen unterworfen sind. Ein typisches Beispiel ist die Universität. Allein der Umstieg auf die Master- und Bachelor-Studiengänge hat diese Domäne weitgehend und nachhaltig verändert.

Aus OBSE-Sicht sind Ontologie-Entwicklungsprozesse zyklich und ori-entieren sich an einer ebenfalls zyklischen Sicht auf die Software-Entwick-lung. Analog zum EOS-Modell7 verläuft die Entwicklung einer Domänen-Ontologie in OBSE in vier Phasen: Kollation, Konsolidierung, Revision, Ontologie-Einsatz.

Wie bereits beschrieben, sind die Quellen für die Inhalte einer Domä-nen-Ontologie in OBSE die Exporte aus den Projekten. Das hat zur Folge, dass der Entstehung einer Ontologie zuerst eine Zeitspanne vorsteht, in der entsprechende Vorschläge aus den Projekten gesammelt werden. Zu Beginn des ersten Zyklus ist die Domänen-Ontologie leer, in späteren Durchläu-fen stellen die exportierten Ontologie-Fragmente Ergänzungen und Anpas-sungsvorschläge dar. Eine Zusammenfassung der Kollationsphase ist in der Tabelle 5.1 dargestellt.

Ein Übergang in die nächste Phase Konsolidierung kann anhand einer Kombination der Faktoren Zeit und der Anzahl der eingereichten Ontologie-Fragmente erfolgen. Über die Zeit kann gesteuert werden, dass auch bei wenigen Ontologie-Fragmenten eine Aktualisierung der Domänen-Ontologie stattndet. Die Fragmente können wichtige Änderungen enthal-ten und es darf nicht allein von der Aktivität der anderen Projekte abhän-gen, wann sie integriert werden. Umgekehrt, wenn viele Ontologie-Framente aus den Projekten exportiert werden, ist das ein Indiz dafür, dass die ak-tuelle Version der Domänen-Ontologie vorzeitig aktualisiert werden muss.

Die Aktualisierung beginnt mit einer Auswahl der Ontologie-Fragmen-te, die in die neue Version der Domänen-Ontologie einieÿen sollen. Typi-scherweise werden das alle eingereichte Fragmente sein. Allerdings kann es aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein, Einreichungen zu Paketen zu gruppieren und sie zeitversetzt zu integrieren. Dafür ist dieser Schritt in der Phase Konsolidierung vorgesehen (siehe Tabelle 5.2). Anschlieÿend gehört

7Siehe Kapitel 2.3.2 und [Sar03]

beteiligte

Rollen Systemanalytiker, Ontologie-Entwickler

Eingabe-Artefakte Konzeptuelle Modelle der Projekte

Ziele Sammeln der Veränderungsvorschläge für die Domänen-Onto-logie

Aktionen undTeilschritte

1. Führe die Export-Brücke im Rahmen eines Projekts aus 2. Sammele Änderungsvorschläge von den beteiligten Projek-ten

Ausgabe-Artefakte Ontologie-Fragmente

Werkzeuge CPL-Editoren, Export-Brücke

Tabelle 5.1: Zusammenfassung der Kollationsphase

es zu der gemeinsammen Aufgabe des Ontologie-Entwicklers und Domänen-Experten, Konzepte und Beziehungen der Fragmente zu analysieren und zu entscheiden, welche Teile davon die Domäne richtig abbilden und daher integriert werden sollen.

Der nächste Schritt in dieser Phase gehört zu den Aufgaben des Onto-logie-Entwicklers. Er soll die Ontologie-Fragmente auf die Integration in die Domänen-Ontologie vorbereiten, indem er überüssige Konzepte und Be-ziehungen entfernt und andere entsprechend der Kommunikation mit dem Domänen-Experten möglicherweise überarbeitet. Das Ergebnis dieser Phase ist eine Auswahl der überarbeiteten Ontologie-Fragmente für die Integrati-on.

Die dritte Phase Revision beinhaltet hauptsächlich die Durchführung der Integration der einzelnen Ontologie-Fragmente (siehe Tabelle 5.3) und ist eine Aufgabe des Ontologie-Entwicklers. Ist sie abgeschlossen, soll die neue Version der Domänen-Ontologie von Domänen-Experten abgenommen werden, bevor sie als neue Version veröentlicht wird. Dieser Schritt kann Nacharbeiten an der Domänen-Ontologie nach sich ziehen, die von dem Ontologie-Entwickler duchzuführen sind.

Die letzte Phase eines Ontologie-Entwicklungszyklus ist ihr operatio-neller Einsatz. Sie dauert solange an, bis eine neuere Version der Domänen-Ontologie veröentlicht wird. In dieser Zeit wird die Domänen-Domänen-Ontologie

beteiligte

Rollen Ontologie-Entwickler, Domänen-Experte

Eingabe-Artefakte Ontologie-Fragmente

Ziele Auswahl und Anpassung der Ontologie-Fragmente für die nächs-te Aktualisierung der Domänen-Ontologie.

Aktionen und Teil-schritte

1. Bestimme Ontologie-Fragmente, die in die neue Version der Domänen-Ontologie enieÿen sollen.

2. Kontrolliere, dass keine projektspezischen Lösungen enthal-ten sind.

3. Bereite Ontologie-Fragmente auf die Integration vor.

Ausgabe-Artefakte Auswahl der Ontologie-Fragmente für die Integration Werkzeuge CPL-Editoren

Tabelle 5.2: Zusammenfassung der Konsolidierungsphase

beteiligte

Rollen Ontologie-Entwickler, Domänen-Experte

Eingabe-Artefakte Auswahl der Ontologie-Fragmente für die Integration, Domänen-Ontologie

Ziele Veröentlichung einer neuer Version der Domänen-Ontologie.

Aktionen undTeilschritte

1. Integriere die ausgewählten Fragmente in die Domänen-Ontologie

2. Kontrolliere die entstandene Ontologie und gebe sie anschlie-ÿend frei.

Ausgabe-Artefakte neue Version der Domänen-Ontologie

Werkzeuge CPL-Editoren, Integration auf der CPL-Ebene Tabelle 5.3: Zusammenfassung der Revisionsphase

beteiligte Rollen Systemanalytiker Eingabe-Artefakte Domänen-Ontologie

Ziele Weitergabe der in der Ontologie erfassten Elemente an die Projekte.

Aktionen und

Teilschritte 1. Führe die Import-Brücke aus.

Ausgabe-Artefakte Konzeptuelles-Modell

Werkzeuge Import-Brücke, CPL-Editoren

Tabelle 5.4: Zusammenfassung des Ontologie-Einsatzes

bezüglich der Änderungen stabil gehalten und entspricht weitgehend der klassischen Verwendung der Ontologie, wie in den beispielhaft erwähnten Verfahren oben. In dieser Phase wird sie von Projekten verwendet, indem diese die Import-Brücke anwenden. Dafür sind allein die Systemanalyti-ker zuständig (siehe Tabelle 5.4). Der operationelle Einsatz schlieÿt den Entwicklungs-Zyklus einer Domänen-Ontologie ab.

Es ist wichtig zu beachten, dass die vorgestellten Phasen sich auf eine Version der Domänen-Ontologie beziehen. Die Ontologie kann sich insge-samt betrachtet und meistens wird dies der Fall sein gleichzeitig in meh-reren Phasen benden. So bendet sich ihre aktuelle veröentlichte Version in der Phase operationeller Einsatz. Gleichzeitig wird der Nachfolger dieser Version entwickelt und ist zum Beispiel in der Phase Analyse. Währenddes-sen stellen Projekte weitere Konzepte zur Integration in die Ontologie zur Verfügung, die den Anfang für die Nach-Nachfolger-Version legen, die sich dementsprechend in der Kollation-Phase bendet.