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Personalisierte Medizin: Wunderwaffe oder Marketing?

Im Dokument Ein PCOS geht alle an (Seite 47-51)

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27/4/2018

lich eine Behandlung, die massgeschneidert ist für jeden einzelnen Patienten.

Frauenheilkunde aktuell: Der Nobelpreis für Medizin ging 2018 an den US-Wissenschaftler James P. Allison und den japanischen Forscher Tasuku Honjo. Die Wissen-schaftler wurden für ihre Forschungen zur Krebstherapie durch Hemmung von negativen Immunreaktionen ausge-zeichnet. Entsprechend dem oben Gesagten ist die Im-muntherapie ein typisches Beispiel für Präzisionsmedizin?

Prof. D. Aebersold: Das ist korrekt. Mit den bisherigen Medikamenten im Bereich der Immuntherapie ist es so, dass bei Patienten mit einem guten Ansprechen geholfen werden kann, aber nicht bei allen Patienten. Und man versteht noch nicht bei den einzelnen Patienten, wieso der eine anspricht und der andere nicht. Wenn das in Zukunft möglich sein sollte, diese Faktoren zu erkennen und die auch zum Beispiel mit einer Zusatzbehandlung auszu-schalten, dann könnte man auch diese Immuntherapie massgeschneidert einsetzen.

Frauenheilkunde aktuell: Das heisst, dass Sie als Radio-onkologe schon bald nichts mehr zu tun haben. Wenn die Tumoren analysiert und dann mit gezielten Immunthera-pien behandelt werden, werden wir praktisch bald keine Radioonkologie mehr brauchen?

Prof. D. Aebersold: Und möglicherweise gar keine Chir-urgie mehr („lacht“). Nein ich mache nur Spass. Es ist tatsächlich so, dass man davon ausgehen kann, dass immer mehr Patienten von diesen neuen Therapien profi-tieren werden wobei man, noch sehr weit davon entfernt ist auf lokale Massnahmen, sei das die Chirurgie oder auch die Bestrahlung, verzichten zu können. Vor allem bei frühen Stadien wo der Tumor mit solchen Massnah-men entfernt werden kann.

Desweiteren kann, durch die Kombination von Bestrah-lung mit einer Immuntherapie auch eine synergistische Wirkung erzielt werden. Es gibt gute Laborhinweise, aber Frauenheilkunde aktuell: Guten Tag Professor

Aeber-sold, alle sprechen von personalisierter Medizin, ist dies nur ein neues Marketing Schlagwort oder ein wirklicher Fortschritt der modernen Medizin, was versteht man genau darunter?

Prof. D. Aebersold: Der Begriff ist in den letzten paar Jahren vor allem in der Onkologie aufgekommen, da auf Grund immer verfeinerter Möglichkeiten jeder einzelne Tumor molekularbiologisch genau beschrieben werden kann. Der Begriff ist etwas unglücklich gewählt, weil er sozusagen interferiert mit dem Begriff der Person. Man macht ja schon seit vielen Jahren eine persönliche auf Pa-tienten zugeschnittene Behandlung. Weil dieser Begriff eben etwas schwierig ist, ist er vor allem in den USA ersetzt worden durch den Begriff der Präzisionsmedizin, der jetzt auch in Europa nach und nach besser Fuss fasst.

Aber im Prinzip ist dasselbe gemeint; die genaue mass-geschneiderte Behandlung.

Frauenheilkunde aktuell: Das heisst, dass jeder Tumor zuerst molekularbiologisch analysiert wird und jeder Tumor dann entsprechend dem Resultat behandelt wird?

Prof. D. Aebersold: Im Prinzip ist das ein mögliches Sze-nario. Es geht im Wesentlichen darum, dass man die Ge-netik und Biologie der Tumoren besser versteht um die Achillessehne dieser Tumore zu erfassen. Um auch dann die Behandlung der Patientin oder dem Patienten vor-schlagen zu können, die mit einer hohen Wahrscheinlich-keit der Patientin oder dem Patienten helfen wird. Es wird durchaus ähnliche Achillessehnen geben, das heisst, dass man in Zukunft wahrscheinlich nicht für jede Patientin eine Einzeltherapie machen wird, aber es wird immer spezifischere Medikamente geben, welche gezielt einge-setzt werden können.

Es gibt auf der anderen Seite tatsächlich Versuche, insbe-sondere mit der Immunsystembeeinflussung, mit Immun-zellen zu arbeiten, die dann für jeden Patienten je einzeln hergestellt werden. In diesem Sinn wird es dann

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man ist sehr weit davon entfernt wirklich die individuelle Biologie so zu verstehen, dass man für jeden individuel-len Patienten dann die genau exakt passende Behandlung hat. Das hängt auch mit der Tumorerkrankung selber zu-sammen, respektive mit den Resistenzmechanismen, die sofort einsetzen, sobald man mit einer medikamentösen Behandlung beginnt. Tumoren sind sehr heterogen und können sich an eine Behandlung anpassen. Von Resisten-zentwicklungen versteht man noch viel zu wenig und es gibt bis heute keine Lösung um diese auszuschalten. Also wir bewegen uns, obwohl sehr viel versprochen wird durch diesen Begriff der Präzisionsmedizin, nur sehr langsam in diese Richtung.

Frauenheilkunde aktuell: Bieten Sie am Inselspital Be-handlungsprotokolle an, wo Tumoren kombiniert mit Strahlentherapie und Präzisionsmedizin angegangen wer-den?

Prof. D. Aebersold: Es gibt im Moment in Zusammen-hang mit der Strahlentherapie am Inselspital keine laufen-den Studien. Verschielaufen-dene Studien werlaufen-den zurzeit mit einer alleinigen Systemtherapie, die davon abhängt ob eine gewisse genetische Konstellation vorhanden ist oder nicht.

Frauenheilkunde aktuell: Medikamente welche nur für wenige Patienten oder beschränkte Krankheiten anwend-bar sind, sind meist sehr teuer. Heutzutage sprechen alle von Kostenreduktion im Gesundheitswesen. Ist die Ge-fahr, dass durch personalisierte oder Präzisionsmedizin die Kosten noch weiter in die Höhe getrieben werden nicht sehr gross?

Prof. D. Aebersold: Die Gefahr besteht tatsächlich. Es gibt Modelle, die versuchen dem gegenzusteuern. Zum Beispiel Modelle die davon ausgehen, dass wenn eine Therapie nicht anspricht, man diese nicht verrechnen darf. Andererseits, wenn eine massgeschneiderte Thera-pie angeboten werden kann, werden viele Patienten und zum Teil auch schon erste Patientenerfahrungen, welche

darauf hinweisen, dass man durch die Zerrstörung von Tumoren durch eine Bestrahlung viele Antigene freiset-zen und dadurch auch das Immunsystem stimulieren kann. Entsprechend sind zurzeit über 200 klinische Stu-dien am Laufen, wo eine Kombination „Bestrahlung plus Immuntherapie“ untersucht werden. Ich denke, wenn die eine oder andere Studie Erfolg haben wird, wird das im Gegenteil, zumindest für die nächsten Jahre vielleicht Jahrzehnte dafür sorgen, dass wir noch fast mehr zu tun bekommen im Bereiche der Radioonkologie.

Frauenheilkunde aktuell: Bei welchen Tumoren ist denn die Präzisionsmedizin am weitesten entwickelt?

Prof. D. Aebersold: Am Fortgeschrittensten ist die Im-muntherapie bei den malignen Melanomen wo man zwei Mutationen kennt, welche den Einsatz von hochspezifi-schen Medikamenten ermöglichen. Auch bei Lungenkar-zinomen, insbesondere beim Adenokarzinom, sind einige Mutationen bekannt die eine Immuntherapie gestatten. In aller Regel wird eine Immuntherapie erst dann eingesetzt, wenn bereits Metastasen vorhanden sind. Das heisst, wenn die Diagnose gestellt wird, sowohl beim schwarzen Hautkrebs als auch beim Lungenkarzinom, ist nach wie vor eine Vorbehandlung mit anschliessender Operation oder alleiniger Operation die Behandlung der Wahl.

Frauenheilkunde aktuell: Für die Behandlung von Ova-rialkarzinom-Patientinnen mit BRCA-Mutationen spielen PARP-Inhibitoren heutzutage eine wichtige Rolle. Die Therapie ist jedoch weit entfernt von Präzisionsmedizin.

Im Vergleich zur konventionellen platinhaltigen Chemo-therapie ist der „Hammer“ präziser geworden, aber es ist trotzdem immer noch ein Hammer. Sind die anderen Therapien wirklich präziser oder ist Präzisionsmedizin nur ein Name um die Verkaufszahlen zu steigern?

Prof. D. Aebersold: Es ist beides. Der Hammer wird stückchenweise präziser, aber da haben Sie völlig recht,

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Frauenheilkunde aktuell: Prävention wird immer wich-tiger, das Moto heute ist Prävention vor Therapie. Gibt es eine Präzisionsmedizin welche präventiv wirkt? Bezie-hungsweise, wenn gewisse Mutationen bekannt sind, vor-beugend eine Therapie angeboten werden kann? Oder ist die heutige Präzisionsmedizin nur für Tumore?

Prof. D. Aebersold: Im Moment wird vor allem über Interventionen bei vorhandenen Tumoren gearbeitet.

Selbstverständlich lässt sich der Ansatz der Präzisions-medizin aber auch dafür verwenden individuelle Risiken besser zu erfassen und so möglicherweise Präventivthera-pien oder adaptierte Nachsorgeschemen zu entwickeln.

Auch in diese Richtung sind Studien unterwegs.

Frauenheilkunde aktuell: Vielen Dank für das inter-essante Gespräch Prof Aebersold

Patientinnen von unnötigen, unwirksamen Behandlungen bewahrt, was eine Kosteneinsparung zur Folge hat.

Wie bei der Einführung neuer Therapien, ist jedoch zu erwarten, dass am Anfang vermehrte Kosten anfallen werden.

Frauenheilkunde aktuell: Haben massgeschneiderte Therapien weniger Nebenwirkungen?

Prof. D. Aebersold: Per se nicht unbedingt. Man hat gerade im Bereich der Immuntherapie gelernt, dass die Nebenwirkungen zum Teil massiv sind. Es sind neue Nebenwirkungen, welche zuerst erkannt werden müssen.

Wir müssen uns neues Wissen erarbeiten und aufbauen um mit diesen Nebenwirkungen zurechtzukommen. Man will natürlich, und das ist auch ein Teil der Präzisions-medizin, besser verstehen wieso der eine Patient Neben-wirkungen auf ein Medikament macht und der andere nicht. Auch das ist zum Teil von genetischen Faktoren abhängig. Und es wäre so zusagen eine zusätzliche Prä-zisierung, wenn man nicht nur das richtige Target des Tumors kennt, sondern auch für diesen Patienten hin-sichtlich seines Nebenwirkungsrisikos, verschiede Optio-nen anbieten kann.

Perjeta® (Pertuzumab, ein humanisierter monoklonaler Antikörper). Indikation: Perjeta ist in Kombination mit Herceptin und Docetaxel indiziert für a) die neoadjuvante Behandlung von Patienten mit HER2-positivem, lokal fortgeschrittenem, entzündlichem Brustkrebs oder Brustkrebs im Frühstadium mit hohem Rezidiv-Risiko (Tumorgrösse > 2 cm Durchmesser oder Lymphknotenbefall), und für b) die Behandlung von Patienten mit HER2-positivem metastasierendem oder lokal rezidivierendem nicht resezierbarem Brustkrebs, die noch keine Chemotherapie gegen ihre metastasierte Erkrankung erhalten haben, und c) in Kombination mit Herceptin und Chemotherapie für die adjuvante Behandlung von Patienten mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium mit hohem Rezidivrisiko indiziert (siehe Rubrik „Klinische Wirksamkeit“). Dosierung: Initialdosis 840 mg verabreicht als intravenöse Infusion über 60 Minuten;

nachfolgende Dosierung 420 mg alle 3 Wochen über 30–60 Minuten. Es wird empfohlen a) im Frühstadium die Dreifachkombination bis zur Operation zu verabreichen; b) im metastatischen Setting die Behandlung mit der Dreifachkombination zu beginnen und bei Beendigung der Docetaxel Behandlung, die Perjeta- und Herceptin-Gabe fortzusetzen bis zur Progression oder bis zu unakzeptabler Toxizität. c) Patienten, die eine neoadjuvante Therapie mit Perjeta und Herceptin beginnen, sollten diese beiden Wirkstoff e als adjuvante Therapie erhalten, bis insgesamt 1 Behandlungsjahr abgeschlossen ist. Administration:

Die benötigte Menge Perjeta Konzentrat (14 ml) in einer 250 ml 0,9 % Natriumchlorid-Lösung verdünnen. Glucoselösung (5 %) nicht zur Verdünnung von Perjeta verwenden, da es sich in solchen Lösungen als instabil erwiesen hat. Perjeta nicht mit anderen Arzneimitteln mischen oder verdünnen. Kontra-indikationen: Bekannte Überempfi ndlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoff e. Interaktionen: Keine Hinweise auf pharmakokinetische Interaktionen von Perjeta und den gleichzeitig verabreichten zytotoxischen Wirkstoff en Herceptin, Docetaxel, Gemcitabin, Erlotinib bzw. Capecitabine.

Warnhinweise: Um die Rückverfolgbarkeit von biologischen Arzneimitteln zu verbessern, ist der Handelsname Perjeta in der Patientenakte klar zu vermerken. Unter Behandlung mit Perjeta wurden Infusions- und Überempfi ndlichkeitsreaktionen beobachtet. Eine engmaschige Überwachung des Patienten wird empfohlen. Bei vorgängiger Behandlung mit Anthrazyklinen oder Radiotherapie im Brustbereich besteht ein höheres Risiko für eine Abnahme der LVEF. LVEF daher vor Beginn einer Behandlung mit Perjeta und in regelmässigen Abständen (z. B. alle 3 Monate) während der Behandlung bestimmen. Perjeta während Schwangerschaft und Stillzeit nicht anwenden. Unerwünschte Wirkungen: Häufi gste unerwünschte Wirkungen (> 50 %): Diarrhöe, Übelkeit und Alopezie. Häufi gste unerwünschte Wirkungen vom Grad 3–4 (> 10 %): Neutropenie, febrile Neutropenie. Weitere relevante selektierte Nebenwirkungen:

Leukopenie, Infektionen der oberen Atemwege, verminderter Appetit, periphere Neuropathie, Kopfschmerzen, linksventrikuläre Dysfunktion einschliesslich symptomatischer linksventrikulärer systolischer Dysfunktion, Husten, Dyspnoe, Erbrechen, Stomatitis, Obstipation, Rash, Störungen der Nägel, Myalgie, Müdigkeit, Asthenie, periphere Ödeme, Entzündungen der Schleimhäute und Fieber. Packung: Packung mit 1 Durchstechfl asche zu 14 ml (30 mg/ml). Liste A. Kassenzulässig (L). Ausführliche Angaben entnehmen Sie bitte der publizierten Fachinformation unter www.swissmedicinfo.ch. Stand August 2018.

Erweiterte Berichterstattung zur Sicherheit bei potentiell Perjeta® (Pertuzumab) oder Herceptin® SC/IV (Trastuzumab)-exponierten Schwangerschaften

Für den Fall, dass Perjeta oder Herceptin (IV/SC) während einer Schwangerschaft angewendet wird oder eine Patientin während einer Behandlung oder innerhalb von 6 (bei Perjeta) resp. 7 Monaten (bei Herceptin) nach der letzten Dosis schwanger wird, ist eine Exposition unverzüglich der Abteilung für Arzneimit-telsicherheit von Roche Pharma (Schweiz) AG unter 061 715 43 45 oder via E-Mail an switzerland.ds@roche.com zu melden. Während einer Schwangerschaft mit Perjeta, Herceptin IV oder Herceptin SC -Exposition und während des ersten Lebensjahres des Säuglings wird um Bereitstellung weiterer Informationen gebeten. Dies hilft Roche, die Sicherheit von Perjeta und Herceptin besser zu verstehen und Gesundheitsbehörden, Gesundheitsdienstleistern und Patientinnen angemessene Informationen bereitzustellen.

Warnhinweise für schwangere Frauen und Frauen im gebärfähigen Alter

• Perjeta sollte während der Schwangerschaft nur dann angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter das potenzielle Risiko für den Fötus überwiegt. Es liegen keine Daten zur Anwendung von Perjeta bei schwangeren Frauen vor und die Sicherheit einer Anwendung von Perjeta während der Schwangerschaft und Stillzeit wurde nicht nachgewiesen.

• Bestimmen Sie vor Beginn der Behandlung mit Perjeta den Schwangerschaftsstatus der Patientin. Gebärfähige Frauen sollten während der Behandlung mit Perjeta und für 6 Monate nach der letzten Gabe von Perjeta eine wirksame Verhütungsmethode anwenden.

• Patientinnen, die während der Behandlung mit Perjeta oder innerhalb von 6 Monaten nach der letzten Gabe von Perjeta schwanger werden, müssen engmaschig auf die Entwicklung eines Oligohydramnions überwacht werden. 09/2018

Roche Pharma (Schweiz) AG

4153 Reinach www.roche-online.ch

* Für Patientinnen mit HER2+ frühem Mammakarzinom mit hohem Rezidivrisiko#

# Patienten mit Nodal-positiver oder Hormonrezeptor-negativer Erkrankung.

1 von Minckwitz G et al. Adjuvant Pertuzumab and Trastuzumab in Early HER2-Positive Breast Cancer. N Engl J Med 2017;377:122-131 & supplementary appendix.

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