Zur Einschätzung der persönlichen Lebenssituation der Jugendlichen und deren eigene Sichtweise auf ihr Leben werden zwei verschiedene Indikatoren berücksichtigt: die Zufriedenheit mit bestimmten Lebensbereichen und die Problembelastung in unterschiedlichen Lebensbereichen. Bei der Zufriedenheit wurde im speziellen nach vier Lebensumständen gefragt, in denen die Jugendli-chen ihre Zufriedenheit ausdrücken sollten. Hinsichtlich der Problem-belastungen der Jugendlichen innerhalb der letzten zwei Jahre wurden ihnen zehn persönliche Probleme vorgegeben, die sie belasten können.
3.3.1 Zufriedenheit
Wie die Jugendlichen ihre eigene Lebenssituation einschätzen, wurde anhand der Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt, mit ihren beruflichen Zukunfts-aussichten, ihren Beziehungen zu Freunden und mit dem Auskommen der finanziellen Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, erhoben. In der allgemei-nen Zufriedenheit spiegeln sich wichtige Reflexions- und Wertungsprozesse des Menschen in Abhängigkeit vom jeweiligen individuellen Anspruchsniveau wider. Das Zufriedenheitsniveau stellt ein weiteres bedeutsames, relativ stabiles Merkmal der Persönlichkeit dar, das in Bezug auf eine aktive Lebensgestaltung eine große Bedeutung besitzt. So ist über einen längeren Zeitraum betrachtet, einerseits ein gewisses Maß an Zufriedenheit eine wichtige Voraussetzung für eine psychisch gesunde Entwicklung, anderseits ein gewisses Ausmaß an all-gemeiner Unzufriedenheit eine mögliche Motivationsquelle für Entwicklung.
7Von drei Viertel der Befragten liegen für eine Berechnung der Zeitdifferenz entsprechend vollständige Daten zu beiden Zeitpunkten vor.
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Um Aussagen zu möglichen Unterschieden in Bezug auf die Gesamtzufrie-denheit zwischen den betrachteten Teilgruppen machen zu können, wurde über die vier erfragten Zufriedenheitsaspekte eine Punktsumme gebildet und normiert.8 Die in Tabelle 3 dargestellten Häufigkeitsverteilungen der Gesamt-zufriedenheit über die unterschiedenen Teilgruppen verdeutlichen in Bezug auf die Merkmale Geschlecht und Migrationshintergrund keine statistisch bedeut-samen Unterschiede. Lediglich in Abhängigkeit vom Merkmal Alter zeigen sich Unterschiede: Mit zunehmendem Alter sinkt die Gesamtzufriedenheit.
Tabelle 3: Ausprägung des Gesamtzufriedenheitsindex in den unterschiede-nen Teilgruppen (N-Norm, Ausprägungsklassen 1+2 sowie 4+5 zu-sammengefasst, in Prozent)
Anmerkung: fett = signifikante Unterschiede in den Mittelwerten9 auf 5 %-Niveau (t-Test)
Betrachtet man die einzelnen Aspekte, in denen die Zufriedenheit abgefragt wurde, zeigt sich, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mehrheitlich (eher) zufrieden sind. Nur was ihre finanzielle Situation anbelangt, sind sie im Vergleich zu den anderen Bereichen mehrheitlich (eher) unzufrieden (vgl. Ta-belle 4).
Vergleicht man die Ausprägung der Zufriedenheit mit den vorgegebenen Gegebenheiten zwischen den Teilgruppen, so verdeutlichen die Verteilungen in allen Bereichen keine Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Befragten. Wie bereits im Gesamtzufriedenheitsindex zeigen sich in einzelnen Bereichen der Zufriedenheit Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter. Danach sind jüngere Teilnehmer/innen mit ihrem Leben insgesamt und mit ihrer finanziellen Situation deutlich zufriedener als ältere. Die erkennbaren Unter-schiede in Abhängigkeit vom Migrationshintergrund sind auf die unterschied-liche Alterszusammensetzung der beiden Teilgruppen zurückzuführen.
8 Zur Vergleichbarkeit verschiedener Merkmale, die über Punktsummen mit mehr als drei Items erfasst wurden, erfolgte eine N- Normierung. Dies bedeutet: 5-stufige Ausprägung mit 1 = sehr hoch bis 5 = sehr niedrig, Mittelwert = 3, Streuung = 1. Zur besseren Lesbarkeit wurden für die Häufigkeitsdarstel-lung die Merkmalswerte 1+2 und 4+5 jeweils zusammengefasst.Anmerkung: Die Analysestichprobe selbst stellt die Grundlage der Normierung dar. Wir haben es hier demzufolge nicht mit repräsentati-ven Normwerten zu tun.
9Die Prüfung des Mittelwerts erfolgte über die fünf Ausprägungsklassen.
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Tabelle 4: Zufriedenheit mit dem Leben insgesamt und verschiedenen aktuel-len Gegebenheiten in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund (MH) (Antwortmöglichkeiten „vollkommen zufrieden“ und „eher zufrieden“ zusammengefasst, in Prozent)
gesamt Geschlecht Altersgruppen MH männl. weibl. U 18 18 - 20 älter ohne mit mit dem Leben
insgesamt 72 72 69 80 71 64 67 77
mit beruflichen Zukunftsaus-sichten
58 59 57 63 54 59 55 61
mit Beziehungen
zu Freunden 87 88 85 94 86 82 89 86
mit der
finanzi-ellen Situation 44 46 41 62 34 36 38 50
Anmerkung: fett = signifikante Unterschiede auf 5 %-Niveau
3.3.2 Problembelastung
Um zu erfahren, inwieweit sich die befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den letzten zwei Jahren belastet fühlten, wurden ihnen zehn verschiedene Problemlagen vorgegeben, von denen sie persönlich betroffen sein können. Eine erfolgreiche Auseinandersetzung der Jugend-lichen mit den anstehenden Entwicklungsaufgaben kann durch mögliche individuelle Problemlagen und gesundheitliche Beeinträchtigungen be- bzw.
sogar verhindert werden.
Wie zuvor bei der Zufriedenheit wurde über die Angaben zu den Einzel-items ein Gesamtindex für die Belastung mit Problemen innerhalb der letzten zwei Jahre gebildet. Hinsichtlich der Ausprägungen dieser allgemeinen Prob-lembelastung zeigen sich bei den betrachteten Teilgruppen lediglich beim Migrationshintergrund statistische Unterschiede zwischen den Ausprägungs-klassen, die verdeutlichen, dass Jugendliche ohne Migrationshintergrund, im Vergleich zu jenen mit Migrationshintergrund, sich stärker mit Problemen belastet fühlen (Tabelle 5).
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Tabelle 5: Ausprägung der Problembelastung in den letzten 2 Jahren in den unterschiedenen Teilgruppen (N-Norm, Ausprägungsklassen 1+2 sowie 4+5 zusammengefasst, in Prozent)
Teilgruppen (sehr) hoch mittel (sehr) gering
männlich 31 46 23
weiblich 43 38 19
unter 18 Jahre 32 40 28
18 – 20 Jahre 36 41 23
älter als 20 Jahre 37 48 15
Befragte ohne
Migrations-hintergrund 45 38 17
Befragte mit
Migrations-hintergrund 26 48 26
Anmerkung: fett = signifikante Unterschiede in den Mittelwerten10 auf 5 %-Niveau (t- Test)
Betrachtet man die einzelnen Problemlagen genauer, so werden von den Befragten Probleme mit der eigenen beruflichen Zukunft mit Abstand am häufigsten bejaht. Über 40 % geben an, dass die Ungewissheit, was beruflich werden soll, für sie in den letzten zwei Jahren ein Problem war. Von der Nen-nungshäufigkeit her folgen als Probleme „dauerhafte Auseinandersetzungen mit den Eltern“ sowie „finanzielle Schwierigkeiten“ (beide von je knapp 30 % genannt). Fast ein Viertel der Befragten gibt für die vergangenen zwei Jahre
„Krankenhausaufenthalte bzw. ernsthafte Erkrankungen“ an, etwa jede(r) Fünfte „Partnerschaftsprobleme“. Mit jedem(r) Sechsten signalisiert eine nicht geringe Anzahl von Befragungsteilnehmern „Probleme mit Sucht und Abhän-gigkeit“.
Bei einem Vergleich der Geschlechtergruppen berichten junge Frauen häu-figer als junge Männer von „dauerhaften Auseinandersetzungen mit den El-tern“, von „Krankenhausaufenthalten oder Krankheiten“, „Ärger mit Freun-den“ und von „ernsthaften Problemen in der Partnerschaft“. Junge Männer geben häufiger „gewaltsame Auseinandersetzungen“ an.
Die festgestellte generell stärkere Problembelastung von autochthonen Be-fragten liegt begründet in einer größeren Häufigkeit von „dauerhaften Ausei-nandersetzungen mit den Eltern“, „finanziellen Problemen“, „größerem Ärger mit Freunden“ sowie auch einer anteilig höheren Belastung durch „Sucht oder Abhängigkeit“.
10 Die Prüfung des Mittelwerts erfolgte über die fünf Ausprägungsklassen.
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Tabelle 6: Auftrittshäufigkeit von Problembelastungen nach Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund (MH) (in Prozent)
gesamt
Geschlecht Altersgruppen MH männl. weibl. U 18 18 – 20 älter ohne mit Probleme, weil sie
nicht wussten, was aus ihnen beruflich werden soll
42 44 41 42 45 41 43 42
dauerhafte Auseinan-dersetzungen mit den Eltern
29 24 38 27 33 27 36 21
finanzielle
Probleme 29 29 29 7 31 49 41 16
Krankenhausaufent-halte / Krankheiten 23 19 30 23 16 30 27 19
ernsthafte Probleme
in der Partnerschaft 19 15 24 13 20 23 22 16
körperliche Ausei-nandersetzungen oder Schlägereien
18 21 11 18 19 16 19 17
Probleme mit Sucht
oder Abhängigkeit 16 16 17 13 14 22 22 10
großer Ärger mit
Freunden 16 12 23 19 18 11 22 10
Probleme durch Scheidung oder Trennung der Eltern
8 10 6 7 10 7 8 8
sonstige Probleme 20 17 25 21 18 21 20 20
Anmerkung: fett = signifikante Unterschiede auf 5 %-Niveau
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4 Teilnahme am XENOS-Projekt
4.1 Tätigkeitsstatus unmittelbar vor Teilnahmebeginn