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2 Das Grundwasser 010 in Baden-Württemberg

2.7 Perfluorierte Tenside - PFT

EDTA durch besser abbaubare Ersatzstoffe weiter zu ver-ringern sowie die Sanierung defekter Kanalnetze weiter voran zu treiben.

2.7.3.2 Ergebnisse der Beprobung 2010

Im Juli 2010 wurden die PFT erneut untersucht und zwar an den 26 Messstellen, bei denen bei der ersten Beprobung im November 2006 mindestens ein perfluoriertes Tensid

> 10 µg/l nachgewiesen worden war. Eine Messstelle konn-te nicht beprobt werden und wurde ersetzt. Das Spektrum der untersuchten Substanzen unterschied sich gegenüber den Vorjahren dadurch, dass die kürzerkettigen Verbin-dungen PFBA und PFPA neu aufgenommen und einige in den Vorjahren nicht gefundene, längerkettige Verbin-dungen mit sieben bis elf Kohlenstoffatomen nicht mehr untersucht wurden (Tabelle 2.7-2).

Die beiden Verbindungen PFOA und PFOS wurden an al-len 26 untersuchten Messstelal-len gefunden. Die Maximal-konzentrationen 249 ng/l PFOA bzw. 412 ng/l PFOS stellen Ausreißer nach oben dar, denn die anderen Messwerte la-gen im Falle von PFOA zwischen 1 und 21 ng/l und im Falle von PFOS zwischen 1 und 107 ng/l. PFBS war an 23 von 26 der untersuchten Messstellen nachweisbar (88 %), davon an 20 Messstellen in Konzentrationen unter 5 ng/l.

Ebenfalls häufig zu finden war PFHxS. Auch bei dieser Substanz lagen 17 von 21 Positivbefunden im unteren Kon-zentrationsbereich von 1 bis 5 ng/l. Die

Maximalkonzentra-tion betrug 201 ng/l. Die beiden erstmals untersuchten kurzkettigen Substanzen PFBA und PFPA wurden an 85 bzw. 77 % der Messstellen, d.h. relativ häufig nachgewiesen.

In Tabelle 2.7-3 sind die Messstellen mit hoher PFT-Bela-stung mit den wichtigsten Charakteristika hinsichtlich ihrer Lage zusammengestellt.

2.7.3.3 vergleich der Beprobungskampagnen

Für 25 der 26 untersuchten Messstellen konnten die Mes-sungen 2010 mit den früheren MesMes-sungen verglichen wer-den. Dazu wurden jeweils die positiven Befunde addiert und für verschiedene Konzentrationsbereiche gegenübergestellt.

Die beiden Leitsubstanzen PFOA und PFOS sind hierbei gesondert ausgewiesen. Der Untersuchungsumfang unter-scheidet sich zwar etwas, betrifft jedoch in erster Linie nur Substanzen, die bei den verschiedenen Messkampagnen nicht oder nur in geringen Konzentrationen aufgetreten wa-ren, so dass die Summenbildung fachlich vertretbar er-scheint.

Im hohen Konzentrationsbereich mit Summenwerten über 2.000 ng/l im Jahre 2006 sind zwei Messstellen vertreten (Ab-bildung 2.7-1). Bei der bereits erwähnten Messstelle 120/209-4 in Rheinnähe bei Karlsruhe lag damals eine Konzentration

Tabelle 2.7-2: Untersuchungsumfang Perfluorierte Tenside (PFT) und Ergebnisse der Untersuchungen an den 26 im Juli 2010 beprobten Verdachtsmessstellen (BG = Bestimmungsgrenze)

Substanz BG in ng/l Anzahl

Messstellen

Anzahl Positiv-Befunde

Anzahl Befunde

> 5 ng/l*

Anzahl Befunde

> 100 ng/l**

Maximalwert ng/l

Perfluorhexanoat (PFHxA) 1,0 26 19 3 0 70

Perfluorheptanoat (PFHpA) 1,0 26 16 3 0 13

Perfluoroctanoat (PFOA) 1,0 26 26 5 1 249

Perfluornonanoat (PFNA) 1,0 26 8 0 0 3

Perfluordecanoat (PFDA) 1,0 26 3 0 0 1

Perfluorundecanoat (PFUnA) 1,0 26 0 0 0

-Perfluordodecanoat (PFDoA) 1,0 26 0 0 0

-Perfluoroctansulfonat (PFOS) 1,0 26 26 16 2 412

Perfluorbutansulfonat (PFBS) 1,0 26 23 3 0 23

Perfluorhexansulfonat (PFHxS) 1,0 26 21 4 1 201

Perfluordecansulfonat (PFDS) 1,0 26 0 0 0

-Perfluorbutanoat (PFBA) 1,0 26 22 2 0 18

Perfluorpentanoat (PFPA) 1,0 26 20 4 0 76

* Dem Schwellenwert von 5 ng/l liegt keine rechtliche oder fachliche Vorgabe zugrunde, er dient nur zur Abgrenzung zwischen niedriger und hoher Konzentration.

**100 ng/l ist der Gesundheitliche Orientierungswert (GOW) aus „Vorläufige Bewertung von perfluorierten Tensiden (PFT) im Trinkwasser am Beispiel der Leitsubstanzen Perfluoroktansäure (PFOA) und Perfluoroktansulfonsäure (PFOS)“, der im Prinzip auch für andere PFT gilt.

Link: www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse/hintergrund/pft-im-trinkwasser.pdf

flusst. Die Daten liegen jeweils aus den Jahren 2006 und 2010 vor. Es ergibt sich kein einheitliches Bild: Bei den in-dustriebeeinflussten Messstellen überwiegen die Zunah-men, bei den durch Abwasser beeinflussten Messstellen überwiegen die Abnahmen. Die meisten Differenzen dürf-ten im Bereich der „normalen“ Schwankungen liegen.

2.7.4 Bewertung

Die EU hat 2006 das Inverkehrbringen und die Verwen-dung von PFOS auf der Grundlage von Risikoabschät-zungen und Kosten-Nutzen-Abwägungen eingeschränkt (Richtlinie 2006/122/EG vom 12.12.2006). In der Chemika-lien-Verbotsverordnung und der Gefahrstoffverordnung vom 12.10.2007 wurde dies in nationales Recht umgesetzt und die Verwendung und das Inverkehrbringen von PFOS und dessen Derivaten seit dem 27.06.2008 verboten. Vor von rund 2.500 ng/l PFBS vor. Bereits 2007 und nun auch 2010

lagen die PFBS-Konzentrationen mit 4 bzw. 2 ng/l nur knapp über der Bestimmungsgrenze, was die damalige Vermutung des Durchgangs einer PFBS-Welle durch den Rhein bestätigt.

Im mittleren Konzentrationsbereich (Abbildung 2.7-2) sind sechs Messstellen vertreten. An drei Messstellen sind eindeutige Abnahmen zu beobachten. Dabei handelt es sich in allen Fällen um Messstellen, die direkt durch Indus-trie beeinflusst sind. Hingegen bleiben die Konzentrati-onen bei den drei durch Abwasser beeinflussten Messstel-len eher auf gleichem Niveau oder nehmen sogar noch zu.

Im niedrigen Konzentrationsbereich (Abbildung 2.7-3) handelt es sich um 17 Messstellen, davon sind acht durch Industrie und neun vorwiegend durch Abwasser

beein-Tabelle 2.7-3: Messstellen mit hoher PFT-Belastung

Messstellen Lage der Messstelle PFOA PFOS PFBS PFHxS PFPA Summe

13 PFT* Einheit

00025/074-7 Einfluss von Rhein, Abwassersammler, Kläranlage

und Industrie 21 412 23 201 76 835 ng/l

0129/306-1 zwischen Abwassersammler und Kraichbach 249 11 3 3 3 292 ng/l

0030/306-0 zwischen Abwassersammler und Leimbach 14 63 2 8 25 152 ng/l

0003/316-0 Betriebsgelände eines metallverarbeitenden

Betriebs (mit Galvanik) 1 107 13 1 < 1 123 ng/l

2074/512-5 Einzugsgebiet von Güterbahnhof 21 69 2 3 3 111 ng/l

* Es sind nur die PFT mit den höchsten Konzentrationen gelistet, daher ist die Summe PFT höher als die Summe der genannten PFT

industriebeeinflusst abwasserbeeinflusst

120/209-4

Mess-stelle 25/074-5 3/316-0 227/020-3 232/074-1 129/306-1 30/306-0 2074/512-5

Konzentration der Summe PFT in ng/l Konzentration der Summe PFT in ng/l

0 300 600 900 1200 1500 1800 2100 2400 2700 3000

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500

20102007200620102007

2006201020072006

201020072006

20102007200620102007

2006

201020072006201020072006

sonstige PFT

PFOA+PFOS PFOA+PFOS sonstige PFT

Abbildung 2.7-1: Belastung mit PFT:

hohes Konzentrationsniveau Abbildung 2.7-2: Belastung mit PFT: mittleres Konzentrationsniveau

dem 27.12.2006 erworbene Feuerlöschschäume dürfen noch bis zum 27. 06.2011 verwendet werden. Für bestimmte Anwendungen gibt es Ausnahmeregelungen, falls keine Al-ternativen zur Verfügung stehen. Andere PFT sind bisher noch nicht gesetzlich geregelt.

Die Trinkwasserkommission (TWK) beim Umweltbundes-amt kommt in ihrer Stellungnahme vom 7. August 2007 zu dem Schluss, dass die bisherigen PFT-Befunde im Trinkwas-ser nach aktuellem Kenntnisstand keinen Anlass zu einer gesundheitlichen Besorgnis geben. Die TWK bestätigt aus-drücklich den lebenslang gesundheitlich duldbaren Höchst-wert für die Summe aus PFOA und PFOS von 0,3 µg/l im Trinkwasser. Die TWK bestätigt ferner den Vorsorgewert (Gesundheitlicher Orientierungswert - GOW) von 0,1 µg/l und rät den Behörden, ihre regulatorischen Entscheidungen im Einzugsgebiet mindestens an dieser Zielvorgabe auszu-richten.

Insgesamt gesehen ist die Belastung des Grundwassers mit PFT niedrig. Von 338 vorliegenden Messwerten an 26 risi-kobasiert ausgewählten Messstellen liegen 334 Messwerte unter dem GOW von 100 ng/l, d.h. auch bei lebenslanger Exposition im Trinkwasser wäre nicht mit einer gesund-heitlichen Beeinträchtigung zu rechnen. Von den unter-suchten 26 Messstellen dienen nur zwei der öffentlichen Wasserversorgung, alle anderen sind ausschließlich reine

Beobachtungsstellen bzw. Brunnen für Betriebswasser oh-ne Trinkwasserqualität. Der lebenslang gesundheitlich duldbare Höchstwert für die Summe aus PFOA und PFOS von 0,3 µg/l = 300 ng/l wurde bei den Messungen im Juli 2010 nur an einem Beobachtungsrohr überschritten.

PFT im Grundwasser sind in Baden-Württemberg ein punktuelles Problem in Einzelfällen, nicht jedoch ein flä-chendeckendes.