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2. Material und Methode

2.1. Patientengut

Die Zusammensetzung des Patientengutes erfolgte anhand einer Computerdatei, welche n=695 Patienten enthielt, die in dem Zeitraum zwischen 3/88 und 4/94 in der Nordwestdeutschen Kieferklinik der Universitätsklinik Hamburg Eppendorf mit einem Karzinom des Mund-Kiefer- Gesichtsbereichs oder des oberen Aerodigestivtraktes therapiert wurden. Diese Datei wurde freundlicherweise von Herrn Priv.-Doz. Dr. Dr. med. Friedrich zur Verfügung gestellt. Die Patientenakten erhielten wir anhand dieser Liste aus dem Archiv der NWDKK.

N=46 Patienten wurden nach Durchsicht der Akten aus der Studie ausgenommen.

Ausschlußkriterien waren hierbei unklare Angaben zur Histologie des Tumors, wenn z.B. nicht zwischen Primärtumor, Rezidiv oder Metastase eines unbekannten Primärtumors unterschieden werden konnte, sowie ein vorzeitiger Abbruch oder eine Ablehnung der Therapie des Tumors durch den Patienten. Wenige Akten waren im Rahmen der Erfassungszeit im Archiv nicht erhältlich.

Die insgesamt n=46 Akten wurden nach Rücksprache mit Herrn Priv.-Doz. Dr. Dr.

med. Friedrich sowie Herrn Dipl. Math. T. Bregenzer aus dem Institut für Mathematik und Datenverarbeitung des UKE aus der Studie ausgenommen, sodaß sich das retrospektiv ausgewertete Patientengut aus insgesamt n=649 Patienten zusammensetzt.

Diese Patienten befanden sich wie eingangs beschrieben, in der Zeit von 3/88 bis 4/94 wegen eines Karzinoms des MKG- Bereichs oder des oberen Aerodigestivtraktes in der NWDKK in chirurgischer, chemo- oder strahlentherapeutischer Behandlung, wobei die Diagnose und der Beginn der Therapie bei einigen Patienten bereits vor 3/88 liegt, sich die Behandlung aber in diesen Zeitraum erstreckt und diese Patienten daher in der dem Patientengut zugrunde liegenden Datei enthalten sind.

Es handelte sich bei vielen der Patienten um die erstmalige Diagnose und Therapie eines Primärtumors. D.h. bei diesen Patienten war anamnestisch bisher in keiner Körperregion ein Tumor aufgetreten, nun aber ein Tumor des MKG-Bereichs oder des oberen Aerodigestivtraktes, welcher in der NWDKK diagnostiziert und therapiert wurde.

Bei einigen der n=649 Patienten war bereits in der Vorgeschichte ein Primärtumor entweder im MKG-Bereich bzw. im oberen Aerodigestivtrakt oder aber in einer anderen Körperregion diagnostiziert und behandelt worden.

Bei diesen Patienten trat nun entweder ein Rezidiv, eine Metastase oder ein Zweittumor im MKG-Bereich bzw. im oberen Aerodigestivtrakt auf und wurde in der NWDKK chirurgisch, chemo- oder strahlentherapeutisch zwischen 3/88 und 4/94 therapiert.

Die retrospektive Erfassung der Zweittumoren innerhalb dieses Patientengutes war primäres Ziel dieser Studie.

Der Berrechnung der Überlebenszeit eines Patienten wird der Zeitpunkt des Therapiebeginns, des ersten diagnostizierten Primärtumors zugrunde gelegt. Eine Ausnahme ergibt sich bei der Berrechnung der Überlebenszeit nach Diagnose eines Zweittumors, der der Therapiebeginn des zweiten diagnostizierten Primärtumors zugrundegelegt wird. Unter Therapiebeginn wird dabei stets eine chirurgische, chemo- oder strahlentherapeutische Intervention, sei es isoliert oder in Kombination verstanden.

In der dieser Studie anhängigen internationalen Literatur wird auf die gleiche Weise verfahren, was die Vergleichbarkeit der Studien gewährleistet.

Tabelle 2.1 zeigt die exakte zahlenmäßige Verteilung der n=649 Patienten gegliedert nach dem Therapiebeginn des ersten diagnostizierten Primärtumors im MKG-Bereich bzw. dem oberen Aerodigestivtrakt oder einer anderen Körperregion.

Der Todeszeitpunkt verstorbener Patienten wurde, sofern aus den Akten nicht ersichtlich, über die entsprechenden Einwohnermeldeämter schriftlich erfragt. Der Kontrollzeitpunkt bezüglich des Patientenstatus "lebend" / "verstorben" wurde im November 1994 festgelegt.

Tabelle 2.1.: Zahlenmäßige Verteilung der n=649 ausgewerteten Patienten geordnet nach Therapiebeginn des Primärtumors

Therapiebeginn Therapiebeginn Therapiebeginn

Jahr) n (%) (Jahr) n (%) (Jahr) n (%)

1965 1 (0,2) 1975 2 (0,3) 1985 28 (4,3)

1966 1 (0,2) 1976 6 (0,9) 1986 44 (6,8) 1967 1 (0,2) 1977 6 (0,9) 1987 55 (8,5) 1968 4 (0,6) 1978 6 (0,9) 1988 91 (14,0) 1969 3 (0,5) 1979 5 (0,8) 1989 83 (12,8)

1970 - 1980 7 (1,1) 1990 80 (12,3)

1971 1 (0,2) 1981 8 (1,2) 1991 78 (12,0) 1972 - 1982 13 (2,0) 1992 63 (9,7) 1973 1 (0,2) 1983 17 (2,6) 1993 21 (3,2) 1974 - 1984 19 (2,9) -4/1994 5 (0,8)

2.2. Auswertung

Die vorhandene Patientendaten wurden in einem individuell für diese Studie erstellten Datenerhebungsbogen registriert. Folgende Punkte wurden erfaßt:

Name / Geburtsdatum / Todesdatum / Geschlecht / Blutgruppe / Beruf Erbliche Vorbelastung / Risikofaktoren: Nikotin-, Alkoholabusus, Komorbidität / Allgemein- und Ernährungszustand / Indextumordaten: Lokalisation, Stadium (TNM), Differenzierungsgrad, Certainty, Behandlungsform, Behandlungsreihenfolge bei Polytherapie Zweittumordaten: Lokalisation, Intervall des Auftretens, Stadium (TNM) Differenzierungsgrad, Certainty, Behandlungsform, Behandlungsreihenfolge bei Polytherapie, Behandlung (Art, Dauer, Reihenfolge).

Mit Ausnahme einiger weniger Stammdaten, welche sich als nicht ausreichend erruierbar erwiesen, gingen alle Punkte in unsere Auswertung ein. Wegen unzureichender Angaben nicht weiter ausgewertet wurden folgende Punkte:

- Beruf

- Certainty (bezogen auf Index- und Zweittumor)

Die Erfassung einer Folgeneoplasie des Indextumors als Zweitkarzinom wurde gemäß Warren und Gates (1932) und de Vries and Gluckman (1990) von folgenden Kriterien abhängig gemacht:

1) Jeder Tumor, also sowohl Index- als auch Folgeneoplasie, muß histologisch gesichert, malignen Ursprungs sein.

2) Es muß eine klare räumliche Trennung zwischen beiden Tumoren liegen, d.h. es muß gesundes Gewebe zwischen beiden Tumoren

vorhanden sein, wobei aber beide Tumoren in einem Organsystem auftreten können.

3) Es muß histologisch ausgeschlossen werden, daß es sich bei der Folgeneoplasie um eine Metastase oder ein Rezidiv des

Primärtumors handelt. Ist ein sicherer Ausschluß nicht möglich, so wurde ebenfalls von dem Vorliegen eines Zweitkarzinoms

ausgegangen, wenn Index- und Zweittumor, histologisch gesichert, unterschiedliche Gewebetypen aufwiesen.

Die Einhaltung dieser Kriterien wurde anhand der entsprechenden histologischen Befunde überprüft. Die Stadieneinteilung der Index- als auch der Zweitkarzinome erfolgte auf der Basis des international gültigen

TNM- Systems der UICC (Union Internationale Contre le Cancer) von 1992.

Dabei wurde der Tatsache Rechnung getragen, daß das TNM System in korrekter Weise nur bei nicht vorbehandelten Fällen sowie bei einwandfreier histologischer Verifizierung angewandt werden kann.

Die drei Komponenten des TNM Systems gemäß der UICC-Klassifikation von 1992 werden wie folgt definiert:

T = Ausdehnung und Infiltration des Primärtumors in das betroffene Gewebe.

N = Ausprägung der Metastasierung des Primärtumors in das regionäre Lymphabflußgebiet.

M= Fehlen oder Vorhandensein von Fernmetastasen des Primärtumors.

Die TNM-Klassifikation der UICC von 1992, welche wir für die Einteilung der Stadien verwenden, setzt sich für Karzinome der Lippe, der Mundhöhle und des Oropharynx wie folgt zusammen:

T = Ausdehnung des Primärtumors

Tx = Keine Beurteilung des Primärtumors möglich.

T0 = Kein Anhalt für Primärtumor.

Tis = Carcinoma in situ oder präinvasives Karzinom.

T1 = Tumor in größter Ausdehnung < 2c.

T2 = Tumor in größter Ausdehnung > 2cm aber < 4cm.

T3 = Tumor in größter Ausdehnung > 4cm.

T4 = Tumor dehnt sich auf Nachbarstrukturen aus, infiltriert Knochen und / oder Muskel.

N = Metastasierung des regionalen Lymphabflussgebietes

Nx = Keine Beurteilung der regionalen Lymphknoten möglich.

N0 = Kein Anhalt für Metastasierung in regionale Lymphknoten.

N1 = Metastasierung eines ipsilateralen, solitären Lymphknotens in größter Ausdehnung < 3cm.

N2a = Metastasierung eines ipsilateralen, solitären Lymphknotens in größter Ausdehnung > 3cm aber < 6cm.

N2b = Metastasierung ipsilateraler multipler Lymphknoten in größter Ausdehnung < 6cm.

N2c = Metastasierung in bilateralen oder kontralateralen Lymphknoten in größter Ausdehnung < 6 cm.

N3 = Lymphknotenmetastase in größter Ausdehnung > 6 cm.

M = Fernmetastasen des Primärtumors

Mx = Keine Beurteilung über Fernmetastasen möglich M0 = Keine Fernmetastasen identifizierbar

M1 = Fernmetastasen des Primärtumors vorhanden

Die Stadieneinteilung auf der Basis des TNM - Systems (UICC 1992) gliedert sich wie folgt

Stadium T N M

0 Tis 0 0

1 1 0 0

2 2 0 0

3 1 1 0

2 1 0

3 0 , 1 0

4 4 0 , 1 0

jedes T 2 0

jedes T 3 0

jedes T jedes N 1