2. Material und Methodik
2.2 Fragebögen
2.2.2 Oswestry Disability Index (ODI)
Der Oswestry Disability Index, kurz ODI, ist eine 11 Items umfassende Skala [12]. Als erste Frage gelten die schon oben erwähnten Fragen nach der Dauer von Rücken- und Beinschmerzen. Diese Fragen gehen nicht in die Ermittlung des Ergebnisses mit ein. Der Fragebogen besteht dann aus einer Anleitung für den Patienten und den zehn folgenden Fragen, wobei die Person pro Frage nur jeweils ein Kreuz in den am besten zutreffenden Antwortkasten machen soll.
Zu jedem Item gibt es sechs abgestufte Aussagen. Eine Sonderstellung nimmt die allererste Frage ein, da sie konkret die Schmerzintensität und damit direkt verbunden die Einnahme von Schmerzmitteln abfragt. Alle weiteren Fragen beziehen sich dann auf alltägliche Fertigkeiten und Situa-tionen wie die eigene Versorgung (Körperpflege, Anziehen), das Heben und Tragen, das Gehen, das Sitzen, das Stehen, das Schlafen, die Sexua-lität, die sozialen Kontakte und die Teilhabe am sozialen Leben sowie die Möglichkeit zum Reisen.
Stärke des Rückenschmerzes
Ich kann den Schmerz ohne Schmerzmedikamente ertragen
Der Schmerz ist schlimm, aber ich komme ohne Schmerzmedikamente aus
Die Schmerzmedikamente heben den Rückenschmerz vollständig auf
Die Schmerzmedikamente heben den Rückenschmerz mäßig auf
Die Schmerzmedikamente heben den Rückenschmerz nur sehr we-nig auf
Die Schmerzmedikamente wirken überhaupt nicht, und ich nehme deshalb keine
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Eigene Pflege/Fürsorge
Ich kann mich normal selbst versorgen, ohne dass dabei Rücken-schmerzen auftreten
Ich kann mich normal selbst versorgen, aber dabei treten zusätzli-che Rückenschmerzen auf
Es ist schmerzhaft, mich selbst zu versorgen, und ich bin deshalb langsam und vorsichtig
Ich brauche zwar etwas Hilfe, kann aber das meiste meiner Versor-gung noch selbst schaffen
Ich brauche jeden Tag bei den meisten Tätigkeiten meiner Versor-gung Hilfe
Ich ziehe mich gar nicht an, wasche mich unter Schwierigkeiten und bleibe im Bett
Heben
Ich kann schwere Gegenstände aufheben, ohne dass dabei zusätz-lich Rückenschmerzen auftreten
Ich kann schwere Gegenstände aufheben, aber dabei treten zusätz-lich Rückenschmerzen auf
Rückenschmerzen hindern mich am Aufheben schwerer Gegenstän-de vom FußboGegenstän-den, aber ich kann sie hochheben, wenn sie bereits erhöht stehen (z.B. auf einem Tisch)
Rückenschmerzen hindern mich am Aufheben schwerer Gegenstän-de, aber ich kann leichte bis mittelschwere Gegenstände hochheben, wenn sie bereits erhöht stehen (z.B. auf einem Tisch)
Ich kann nur sehr leichte Gegenstände aufheben
Ich kann überhaupt nichts aufheben oder tragen
Gehen
Meine Gehstrecke ist nicht durch Rückenschmerzen eingeschränkt
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht mehr als 1 km gehen
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht mehr als 500 m gehen
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht mehr als 250 m gehen
Ich kann nur mit einem Stock oder einer Stütze gehen
Ich bin die meiste Zeit im Bett und muss mich auf die Toilette schleppen
Sitzen
Ich kann auf jedem Stuhl sitzen, solange ich möchte
Ich kann nur auf einem bestimmten Stuhl sitzen, solange ich möchte
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht länger als 1 Stunde sitzen
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht länger als 30 Minuten sitzen
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht länger als 10 Minuten sitzen
Ich kann wegen Rückenschmerzen überhaupt nicht sitzen
Stehen
Ich kann stehen, solange ich möchte, ohne dass Rückenschmerzen auftreten
Ich kann stehen, solange ich möchte, aber dabei treten zusätzlich Rückenschmerzen auf
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht länger als 1 Stunde stehen
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht länger als 30 Minuten ste-hen
Ich kann wegen Rückenschmerzen nicht länger als 10 Minuten ste-hen
Ich kann wegen Rückenschmerzen überhaupt nicht stehen
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Schlafen
Ich kann gut schlafen, ohne dass mich dabei Rückenschmerzen be-hindern
Ich kann nur mit Schmerzmedikamenten gut schlafen
Sogar mit Schmerzmedikamenten schlafe ich weniger als 6 Stunden
Sogar mit Schmerzmedikamenten schlafe ich weniger als 4 Stunden
Sogar mit Schmerzmedikamenten schlafe ich weniger als 2 Stunden
Ich kann wegen Rückenschmerzen überhaupt nicht schlafen
Sexualleben
Mein Sexualleben ist normal und ruft keine zusätzlichen Rücken-schmerzen hervor
Mein Sexualleben ist normal, aber ruft zusätzliche Rückenschmerzen hervor
Mein Sexualleben ist fast normal, aber sehr schmerzhaft
Mein Sexualleben ist durch Rückenschmerzen stark beeinträchtigt
Ein Sexualleben ist durch Rückenschmerzen fast nicht mehr möglich
Ich habe wegen Rückenschmerzen überhaupt kein Sexualleben
Gesellschaftsleben
Mein Gesellschaftsleben ist normal und ruft keine zusätzlichen Rü-ckenschmerzen hervor
Mein Gesellschaftsleben ist normal, aber steigert meine Rücken-schmerzen
Rückenschmerzen haben keinen besonderen Einfluss auf mein Ge-sellschaftsleben, außer dass sie mich von einigen körperlichen Tätig-keiten (z.B. Tanzen) abhalten
Rückenschmerzen schränken mein Gesellschaftsleben ein, und ich verlasse mein Zuhause nicht mehr so häufig
Rückenschmerzen schränken mein Gesellschaftsleben so ein, dass ich nur noch zu Hause bin
Ich habe wegen Rückenschmerzen überhaupt kein Gesellschaftsle-ben
Reisen/Fortbewegen
Ich kann reisen, wohin ich möchte, ohne dass Rückenschmerzen auftreten
Ich kann reisen, wohin ich möchte, aber es treten dabei zusätzliche Rückenschmerzen auf
Rückenschmerzen sind schlimm, aber ich kann trotzdem noch länger als 2 Stunden reisen
Wegen Rückenschmerzen kann ich nur weniger als 1 Stunde reisen
Wegen Rückenschmerzen kann ich nur weniger als 30 Minuten rei-sen
Wegen Rückenschmerzen kann ich überhaupt nicht mehr reisen, au-ßer zum Arzt oder ins Krankenhaus
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Für jedes Item sind die Aussagen mit 0 bis 5 Punkten bewertet. Wenn 5 Punkte erreicht werden, liegt die höchstmögliche Beeinträchtigung vor. Bei der Auswertung des Tests werden dann die Punkte der einzelnen Fragen summiert. Das höchstmögliche Ergebnis bei der Beantwortung aller 10 Fragen liegt also bei 50 Punkten. Aus der Summe wird als Endergebnis dann ein Prozentsatz nach der folgenden Formel errechnet:
Prozentsatz = Punktesumme × 100 : höchstmögliche Punktzahl
Im Einzelfall konnte die höchstmögliche Punktzahl auch weniger als 50 betragen, wenn eine oder mehrere Fragen nicht beantwortet worden wa-ren. Aufgrund der o.g. Formel war es auch möglich, das Ergebnis in die Gesamtauswertung mit einzubeziehen, wenn Fragebögen nur unvollstän-dig ausgefüllt waren oder Fragen aus der Bewertung z.B. bei mehrfach angekreuzten Antworten herausgenommen werden mussten.
Die errechneten prozentualen Werte geben das Maß der funktionellen Ein-schränkungen wie folgt an:
0-20% → Minimale Einschränkung
>20-40% → Mäßige Einschränkung
>40-60% → Schwere Einschränkung
>60-80% → Bewegungsunfähigkeit
>80-100% → Bettlägerigkeit
Falls ein selbstständiges Ausfüllen des Fragebogens durch den Patienten nicht möglich war, konnte dieses auch im Rahmen der telefonischen Be-fragung erfolgen [37].