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3.6 Operative Therapie der iatrogenen gastrointestinalen Perforation

Beim untersuchten Patientenkollektiv erfolgte sämtlich eine operative Therapie der igP an der Charité – Campus Benjamin Franklin. In acht Fällen wurden die Patienten zunächst konservativ und in einem Fall endoskopisch mittels Stentanlage behandelt, jedoch war in diesen Fällen die konservative beziehungsweise endoskopische Therapie nicht ausreichend, sodass im Verlauf eine operative Versorgung notwendig wurde. Der operative Zugang erfolgte in 92 von 95 Fällen (96,8 %) offen über eine Medianlaparotomie, einen Rippenbogenrandschnitt, eine Querlaparotomie beziehungsweise Thorakotomie. In jeweils 1 von 95 Fällen (je 1,1 %) wurde laparoskopisch beziehungsweise laparoskopisch assistiert mit einer Minilaparotomie operiert. Bei 1 der 95 Patienten (1,1 %) fand sich in den vorliegenden Unterlagen keine Angabe zum operativen Zugangsweg.

In Abbildung 7 sind die beim in die Auswertung eingeschlossenen Patientenkollektiv angewendeten chirurgischen Verfahren zur operativen Versorgung der igP dargestellt.

In 57 von 95 Fällen (60,0 %) wurde kontinuitätserhaltend operiert, davon bei 66,7 % der Patienten (38/57) durch primären Perforationsverschluss mittels Naht und 33,3 % der Patienten (19/57) mittels Kontinuitätsresektion mit Anastomose. Bei 31 der 95 Patienten

(32,6 %) erfolgte ein diskontinuierliches Operationsverfahren, davon in 15 der 31 Fälle (48,4 %) eine Diskontinuitätsresektion, bei 10 der 31 Patienten (32,3 %) die Ausleitung der Perforationsstelle und in 6 der 31 Fälle (19,4 %) wurde neben dem Perforationsverschluss ein protektives Stoma temporär vorgeschaltet. In 7 von 95 Fällen (7,4 %) ließen sich die Operationsmethoden bezüglich der Perforation aufgrund vorliegender anatomischer Besonderheiten durch Voroperationen sowie Vorliegen anderer operationswürdiger Befunde und nicht sicher identifizierbarer Perforationsstelle nicht in oben genannte Gruppen eingliedern und wurden als „Sonstige Verfahren“

zusammengefasst. Diese Fälle werden bei der jeweiligen Perforationslokalisation genauer beschrieben.

Abbildung 7: Operative Therapie der igP (n=95)

Gründe zur Übernähung der Perforationsstelle (teilweise mit zusätzlicher Defektdeckung durch Fundoplicatio, Pleura, Musculus latissimus dorsi-Lappen, Omentum majus oder Appendix epiploicum) beziehungsweise zur kontinuitätserhaltenden Operation waren eine frische Perforationsstelle, keine Entzündung in der Umgebung sowie ein nach Vorbereitung zur Koloskopie entsprechend gereinigter Darm. Bei vorliegender ausgedehnter Peritonitis beziehungsweise Nekrosen sowie erheblicher Komorbidität wurde auf eine Wiederherstellung der Kontinuität verzichtet und ein minimaler operativer Eingriff zur

Therapie der igP durchgeführt (Ausleitung der Perforationsstelle, Diskontinuitäts-resektion). Weitere Faktoren für die Wahl der Operationsmethode waren die Größe sowie die genaue Lokalisation des Defektes.

Bei einem Patienten erfolgte die primäre operative Versorgung einer während einer ÖGD iatrogen verursachten Duodenalperforation mittels Übernähung an einem auswärtigen Krankenhaus und der Patient wurde anschließend aufgrund von Komplikationen zur weiteren Therapie an die Charité – Campus Benjamin Franklin verlegt.

Tabelle 12 zeigt die beim eingeschlossenen Patientenkollektiv angewendeten Operationsmethoden entsprechend der jeweiligen Perforationslokalisation je Patient.

Perforationslokalisation

Operatives Verfahren

Ösophagus (n=13)

Magen (n=5)

Duodenum (n=12)

Rechtes Kolon (n=25)

Linkes Kolon (n=31)

Rektum (n=9) Übernähung (n=38) 8 (61,5 %) 3 (60,0 %) 9 (75,0 %) 8 (32,0 %) 10 (32,3 %) 0

Kontinuitäts-resektion (n=19)

2 (15,4 %) 2 (40,0 %) 3 (25,0 %) 6 (24,0 %) 6 (19,4 %) 0

Diskontinuitäts-resektion (n=15)

1 (7,7 %) 0 0 2 (8,0 %) 8 (25,8 %) 4 (44,4 %)

Ausleitung (n=10) 0 0 0 6 (24,0 %) 4 (12,9 %) 0

Stoma-Vorschaltung (n=6)

0 0 0 0 1 (3,2 %) 5 (55,6 %)

sonstige Verfahren (n=7)

2 (15,4 %) 0 0 3 (12,0 %) 2 (6,5 %) 0

Tabelle 12: Operationsverfahren entsprechend der Perforationslokalisation

Im oberen GIT wurde in 90,0 % der Fälle (27/30) kontinuitätserhaltend, davon in 66,7 % der Fälle (20/30) mittels Übernähung operiert. Operative Verfahren mit resultierender Diskontinuität kamen mit einer Ausnahme im Bereich des Ösophagus bei geplant zweizeitigem Vorgehen lediglich im unteren GIT zur Anwendung. In jeweils 50,0 % der Fälle der Perforationen des unteren GIT (je 30/60; ausschließlich „Sonstige Verfahren“) erfolgte die kontinuitätserhaltende (Übernähung: 18, Resektion mit Anastomose: 12) und diskontinuierliche Operation (Diskontinuitätsresektion: 14, Ausleitung: 10, Stomavorschaltung: 6). Die Ausleitung der Perforationsstelle als doppelläufiges Stoma

fand lediglich im Kolon (10/10), vorwiegend rechtsseitig (6/10), und die Vorschaltung eines protektiven Stomas nur in den distalen Abschnitten des GIT (Linkes Kolon und Rektum, 6/6) statt.

Ösophagus Übernähung

Bei der operativen Versorgung der iatrogenen Ösophagusperforationen erfolgte in 8 von 13 Fällen (61,5 %) die Defektübernähung und bei 7 dieser 8 Patienten die zusätzliche Deckung des Defektes mittels Fundoplicatio, Pleura, Omentum oder eines Musculus latissimus dorsi-Lappens. In einem Fall erfolgte zusätzlich die Kardiomyotomie bei Achalasie. Bei einer Patientin fand zusätzlich die Abtragung eines Zenkerdivertikels statt.

Kontinuitäts- und Diskontinuitätsresektion

Bei 3 der 13 Patienten (23,1 %) erfolgte die Ösophagusteilresektion, davon in zwei Fällen kontinuitätserhaltend durch Ösophagojejuno- beziehungsweise Ösophagoileostomie und in einem Fall wurde bei zweizeitigem Vorgehen zunächst eine endständige Speichelfistel angelegt und 48 Tage später nach Stabilisierung die Ösophaguspassage mittels Magenhochzug und End-zu-Seitanastomose wieder hergestellt.

Sonstige Verfahren

Bei 2 der 13 Patienten (15,4 %), die unter „Sonstige Verfahren“ zusammengefasst wurden, fand lediglich die Spülung und Drainage statt. Bei der Patientin, bei der eine Ösophagojejunostomie erfolgte, bestand ein Zustand nach einer Gastrektomie mit Ersatzmagen bei einer Magennekrose infolge einer Strangulation. Während der endoskopischen Bougierung einer Anastomosenstenose kam es zur Ösophagus-perforation. Bei dem Patienten, bei dem eine Ösophagoileostomie angelegt wurde, bestand ein Zustand nach einer Laugenintoxikation in suizidaler Absicht zwei Monate zuvor, wobei es nun während des Dilatationsversuches einer Ösophagusstenose zur Perforation kam. Es erfolgte die Ösophagogastrektomie mit Ileum-Kolon-ascendens-Interponat zur Kontinuitätswiederherstellung, Anlage einer Ösophagoileostomie, Seit-zu-Seit-Kolojejunostomie und Seit-zu-Seit-Ileotransversostomie.

Magen Übernähung

Die Übernähung der iatrogenen Magenperforation erfolgte bei 3 von 5 Patienten (60,0

%).

Kontinuitätsresektion

Bei 2 der 5 Patienten (40,0 %) fand die Kontinuitätsresektion in einem Fall bei Magenwandaufbrauch durch ein großes Ulcus im Sinne einer modifizierten Billroth-I-Resektion und in einem Fall durch eine Gastrektomie mit Lymphadenektomie, En-bloc-Omentektomie, termino-laterale Ösophagojejunostomie mit Y-Roux-Anastomose bei einem ausgedehnten Magenkarzinom vom szirrhösen Typ statt.

Duodenum Übernähung

In 9 von 12 Fällen (75,0 %) wurde die iatrogene Duodenalperforation übernäht, davon in einem Fall extern und in zwei Fällen mit Beseitigung eines Duodenaldivertikels durch Abtragung und Naht beziehungsweise durch Einstülpen und Naht. Zusätzlich wurde in drei Fällen eine intraoperative Cholangiographie durchgeführt und eine T-Drainage eingelegt. Bei 2 dieser 3 Patienten erfolgte ferner auch die Cholecystektomie bei Choledocholithiasis; bei einem Patienten bestand bereits ein Zustand nach Cholecystektomie. Bei 1 der 9 Patienten fand weiterhin eine Cholecystojejunostomie nach Roux als biliodigestive Anastomose bei Gallenblasenhydrops infolge einer biliären Obstruktion durch eine Pankreaskopfneoplasie unklarer Dignität statt.

Kontinuitätsresektion

Bei 3 der 12 Patienten (25,0 %) kamen resezierende Verfahren mit anschließender Kontinuitätswiederherstellung zum Einsatz. In einem dieser Fälle erfolgte die Cholecystektomie mit Gallengangsrevision und biliodigestiver Anastomose zum Jejunum nach Roux-Y sowie die Anlage einer T-Drainage bei Papillenabriss. Bei einem Patienten wurde eine Billroth-II-Operation mit Gastrojejunostomie und Roux-Y-Anastomose bei intraoperativ festgestellter Pankreatitis durchgeführt. In einem Fall fand die distale Magenresektion und termino-terminale Gastroduodenostomie nach Billroth-I in abgewandelter Form statt.

Rechtes Kolon Übernähung

IgP des rechten Kolons wurden in 8 von 25 Fällen (32,0 %) durch Übernähung, davon in einem Fall laparoskopisch, operativ behandelt. Bei einem Patienten wurde zusätzlich zur Übernähung einer iatrogenen Coecumperforation eine tiefe anteriore Rektumresektion mit Anlage eines endständigen AP transversalis bei einem vorliegenden Rektumkarzinom durchgeführt. In einem anderen Fall erfolgte die Kolotomie im Bereich der Perforationsstelle zur Entfernung eines Polypen mit anschließender Übernähung dieses Bereiches. Bei den zwei Patienten, bei denen eine Fehllage einer PEG-Sonde zu Perforationen im Kolon transversum geführt hatte, wurde jeweils zusätzlich zur Kolonperforation die Durchtrittsstelle der Sonde im Bereich des Magens übernäht. Weiterhin wurde bei einem dieser zwei Patienten intraoperativ ein Ernährungskatheter in das proximale Jejunum implantiert.

Kontinuitätsresektion

Eine Kontinuitätsresektion mit Anastomose fand bei 6 der 25 Patienten (24,0 %) statt.

Dabei wurde in vier Fällen die Hemicolektomie rechts, in einem Fall die Hemicolektomie links und in einem Fall die Restresektion des Kolon transversum vorgenommen. Es wurde in vier Fällen eine Ileotransversostomie, in einem Fall eine Transversosigmoideostomie beziehungsweise in einem Fall eine Ascendodescendostomie angelegt. Bei einer Patientin erfolgte bei einer Perforation des linksseitigen Kolon transversum sowie multiplen Polypen bei bereits vormals stattgehabter iatrogener Perforation in diesem Bereich die Hemicolektomie links mit Anlage einer Transversosigmoideostomie, um weitere notwendige endoskopische Polypektomien zu vermeiden. In einem anderen Fall fand bei einem Zustand nach Hemicolektomie links aufgrund eines Sigmakarzinoms die Hemicolektomie rechts mit termino-terminaler Ileotransversostomie bei einer Perforation im Bereich des Kolon ascendens bei einem Zustand nach koloskopischer Abtragung eines breitbasigen Polypen unter onkologischen Gesichtspunkten (histologisch tubulo-villöses Adenom) sowie die Dünndarmsegmentresektion mit End-zu-End-Anastomose bei zweifacher intraoperativer Dünndarmverletzung statt. Im Bereich des rechtsseitigen Kolon transversum bestanden bei einer anderen Patientin zwei Perforationsstellen, sodass eine erweiterte Hemicolektomie rechts mit Anlage einer latero-terminalen Ileotransversostomie durchgeführt wurde. Bei einer weiteren Patientin erfolgte die erweiterte Hemicolektomie rechts mit Seit-zu-Seit-Ileotransversostomie bei einer igP im

Bereich der rechten Kolonflexur sowie eines metastasenverdächtigen Befundes im Dünndarmmesenterium, der sich histologisch jedoch als Verkalkung erwies. Die Restresektion des Kolon transversum inklusive der Perforationsstelle und dreier bekannter Stenosen mit Kontinuitätswiederherstellung durch End-zu-End-Ascendodescendostomie wurde bei einer Patientin mit Morbus Crohn und einem Zustand nach Resektion des Kolon transversum bei Carcinoma in situ sowie einem Zustand nach Sigmaresektion vorgenommen. Da bei einem weiteren Patienten intraoperativ zunächst keine Perforationsstelle lokalisiert werden konnte, erfolgte aufgrund von Lufteinschlüssen und Verklebungen zwischen Omentum majus und des rechtsseitigen Kolon, die Hemicolektomie rechts mit termino-terminaler Ileotransversostomie. Im aufgeschnittenen Operationspräparat zeigte sich schließlich eine Perforationsstelle etwa 10 cm oral der Bauhin´schen Klappe, die durch einen Appendix epiploicum abgedeckt war.

Diskontinuitätsresektion

In 2 von 25 Fällen (8,0 %) wurde die igP mittels einer Diskontinuitätsresektion nach Hartmann operativ versorgt. Hierbei erfolgte bei einer Patientin bei bestehendem Ileostoma und zusätzlich zur igP bestehenden interenterischen Fisteln bei Morbus Crohn eine Hemicolektomie links mit Anlage eines endständigen Transversostomas. In einem weiteren Fall wurde bei einer Perforation im Bereich des proximalen Kolon transversum aufgrund der Komorbidität sowie der septischen Situation der Patientin eine Hemicolektomie rechts mit Transverumblindverschluss und Anlage eines endständigen Ileostomas durchgeführt.

Ausleitung

In 6 von 25 Fällen (24,0 %) erfolgte die Ausleitung der Perforationsstelle in drei Fällen als doppelläufiger AP transversalis, in zwei Fällen als Coecostoma und in einem Fall als Ascendostoma. Bei einem dieser Patienten bestanden zwei direkt nebeneinander liegende Perforationen im Bereich des Coecums bei nicht deszendiertem Coecum mit fehlender rechter Flexur, die als doppelläufiges Coecostoma ausgeleitet wurden.

Sonstige Verfahren

In 3 von 25 Fällen (12,0 %) kamen andere operative Verfahren zur Anwendung. Zum einen erfolgte bei einer Patientin lediglich die Spülung und Drainage des Abdomens bei ausgeprägter Peritonitis, da intraoperativ keine Perforationsstelle gefunden werden konnte. Etwa eine Stunde postoperativ verstarb die Patientin und bei der Obduktion fand sich eine Perforationsstelle im Kolon ascendens. Bei einer weiteren Patientin

wurde bei bestehendem AP transversalis und einer igP im Bereich der linken Kolonflexur die Resektion des Kolon transversum inklusive der linken Kolonflexur und Anlage eines endständigen AP ascendens sowie einer Sigmaschleimfistel bei Neosigma nach vorangegangener Sigmaresektion durchgeführt. In einem anderen Fall erfolgte bei einer igP im blind verschlossenen Kolon transversum bei vorbestehendem endständigen Transversostoma bei Analkarzinom die Resektion von 15 cm des terminalen Kolon transversum, welches anschließend erneut blind verschlossen wurde.

Linkes Kolon Übernähung

Die operative Therapie von igP des linken Kolons fand in 10 von 31 Fällen (32,3 %) durch Übernähung der Perforationsstelle statt. Bei einem Patienten erfolgte bei bestehendem Ileostoma bei Morbus Crohn die Übernähung einer iatrogenen Sigmaperforation. In einem Fall erfolgte die Übernähung einer igP im Bereich des bestehenden Descendostomas mit Stomarevision sowie Naht einer intraoperativ verursachten Dünndarmverletzung bei einer ausgedehnten parastomalen Hernie. Bei Sigma elongatum wurde bei einer weiteren Patientin die Übernähung einer iatrogenen Sigmaperforation laparoskopisch assistiert durchgeführt. Bei einem Patienten fand zusätzlich zur Übernähung der Perforationsstelle im Kolon sigmoideum die Übernähung der PEG-Sonden-Eintrittsstelle im Bereich des Magens statt. In einem anderen Fall wurde die Übernähung einer Perforationsstelle 15 cm im aboralen Schenkel eines doppelläufigen AP descendens, sowie dreier bei der Präparation verursachter Serosadefekte vorgenommen.

Kontinuitätsresektion

In 6 von 31 Fällen (19,4 %) fand die operative Therapie von igP im Bereich des linken Kolons durch einen Darmteilresektion mit Wiederherstellung der Kontinuität mittels einer termino-terminalen Descendorektostomie in zwei Fällen und in jeweils einem Fall mittels einer Descendosigmoideostomie, einer Transversosigmoideostomie, einer Sigmoideo-sigmoideostomie sowie einer Sigmoideorektostomie statt. Bei einem Patienten erfolgte die Kolonsegmentresektion bei zwei flachen Polypen sowie einer igP im Bereich des Kolon descendens mit termino-terminaler Descendosigmoidostomie. Zusätzlich wurde im Kolon transversum eine Kolotomie zur Abtragung eines markierten Polypen mit anschließender Übernähung durchgeführt. Bei einem weiteren Patienten erfolgte die Hemicolektomie links bei einer igP im rektosigmoidalen Übergang sowie einem

malignitätsverdächtigem Tumor im Sigma mit Lymphadenektomie und termino-terminaler Descendorektostomie. In einem anderen Fall wurde bei einem Zustand nach Descendenssegmentresektion mit Anlage eines Ileostomas bei Morbus Crohn die Segmentresektion des perforierten Darmabschnittes beziehungsweise der stenosierten Anastomose und eine Reanastomosierung im Sinne einer Transversosigmoideostomie vorgenommen. Zusätzlich wurde ein intraoperativ verursachter Serosadefekt übernäht.

Diskontinuitätsresektion

Bei 8 von 31 Patienten (25,8 %) mit einer igP im Bereich des linken Kolons wurde die Diskontinuitätsresektion nach Hartmann mit Anlage eines Ascendostomas in einem Fall, eines endständigen AP descendens in sechs Fällen sowie eines AP sigmoideus in einem Fall zur operativen Therapie durchgeführt. Bei einer Patientin erfolgte die Sigmateilresektion mit Rektumblindverschluss. Bereits intraoperativ zeigte sich das Kolon descendens minderdurchblutet, sodass eine Nachresektion und Anlage eines endständigen AP descendens vorgenommen wurde. Bei einer anderen Patientin mit einem Zustand nach Implantation eines aortobifemoralen Bypasses acht Tage zuvor war es nun im Rahmen von Abführmaßnahmen zur Perforation im Bereich des Kolon sigmoideum gekommen. Intraoperativ zeigte sich bei ubiquitärer Blutungsneigung das gesamte linke Hemicolon sowie Kolon transversum minderdurchblutet, sodass eine erweiterte Hemicolektomie links mit Rektumblindverschluss und Anlage eines endständigen Ascendostomas erfolgte. In einem weiteren Fall wurde zusätzlich eine Sigmablasenfistel übernäht.

Ausleitung

Die Ausleitung der Perforationsstelle bei igP im linken Kolon als doppelläufiger AP erfolgte bei 4 von 31 Patienten (12,9 %); davon in einem Fall als AP descendens und in drei Fällen als AP sigmoideus. Bei einem dieser Patienten war es während einer Kontrollkoloskopie bei Colitis ulcerosa zur Perforation im Kolon descendens vor einer nicht passierbaren Stenose bei insgesamt deutlich wandverdicktem Kolon gekommen, sodass die Perforationsstelle als doppelläufiger AP descendens ausgeleitet wurde.

Stoma-Vorschaltung

Die Vorschaltung eines protektiven doppelläufigen AP sigmoideus wurde in 1 von 31 Fällen dieser Patientengruppe (3,2 %) durchgeführt.

Sonstige Verfahren

In 2 von 31 Fällen (6,5 %) wurden operative Verfahren zur Behandlung der igP des linken Kolons angewendet, die sich in keine der oben genannten Gruppen einordnen

ließen und als „Sonstige Verfahren“ zusammengefasst wurden. Bei einem dieser Patienten erfolgte bei bestehendem AP sigmoideus nach abdominoperinealer Rektumextirpation bei Rektumkarzinom zunächst die Übernähung einer koloskopisch verursachten Perforation 10 cm oral des Stomas. Intraoperativ fand sich jedoch ein malignitätsverdächtiger Tumor im Kolon descendens, sodass letztendlich die Hemicolektomie links mit Lymphadenektomie sowie Anlage eines endständigen AP transversalis durchgeführt wurde. In einem weiteren Fall erfolgte bei bestehendem AP sigmoideus nach Rektumextirpation bei Rektumkarzinom und aktuell einer igP etwa 5 cm ab Stomaeingang die Auslösung des Stomas mit Resektion des perforationstragenden Darmabschnittes sowie Neuanlage des AP sigmoideus an selbiger Stelle.

Rektum

Bei einer igP im Bereich des Rektums erfolgte bei keinem Patienten des eingeschlossenen Patientenkollektivs die operative Versorgung ohne Anlage eines AP.

Diskontinuitätsresektion

In 4 von 9 Fällen (44,4 %) erfolgte eine Diskontinuitätsresektion nach Hartmann mit Rektumblindverschluss sowie Anlage eines endständigen Descendostomas in zwei Fällen, eines Transversostomas in einem Fall beziehungsweise Sigmoidostomas in einem Fall. Bei einem dieser Patienten wurde primär ein AP sigmoideus angelegt, wobei bei Minderdurchblutung des Sigmas und zweimaliger Nachresektion ohne Besserung schließlich eine Hemicolektomie links mit Anlage eines endständigen AP transversalis erfolgte. Bei einer weiteren Patientin dieser Gruppe wurde oben genannte Operation mit Anlage eines endständigen Descendostomas, tiefer anteriorer Rektumresektion und Lymphadenektomie bei bekanntem Rektumkarzinom sowie eine Splenektomie bei intraoperativer Milzläsion durchgeführt.

Stoma-Vorschaltung

In 5 von 9 Fällen (55,6 %) wurde ein protektiver doppelläufiger AP (sigmoideus: 3, transversalis: 1 beziehungsweise eines Ileostomas: 1 bei maximal geblähtem Kolon transversum sowie dilatiertem Jejunum und Ileum) vorgeschaltet. Bei zwei dieser Patienten wurde im Operationsbericht zusätzlich die Übernähung der Perforationsstelle beschrieben. In einem Fall dieser Patientengruppe kam es intraoperativ durch eine Gefäßverletzung zum hämorrhagischen Schock mit elektromechanischer kardialer Entkopplung und erfolgreicher Herzdruckmassage.

In Tabelle 13 ist das operative Verfahren zur Behandlung der igP in Abhängigkeit von der Zeit zwischen Perforationsentstehung und Operation dargestellt. Innerhalb der ersten 48 Stunden nach Perforationsentstehung wurde in 70,0 % der Fälle (49/95) eine kontinuitätserhaltende Operation (Übernähung: 31, Resektion mit Anastomose: 18) durchgeführt. Mit zunehmender Zeit kamen vermehrt diskontinuierliche Operationsverfahren zum Einsatz.

Zeit

Operatives Verfahren

≤ 24 h post Prozedur

(n=60)

> 24 h < 48 h post Prozedur

(n=10)

> 48 h < 72 h post Prozedur

(n=10)

> 72 h ≤ 7 d post Prozedur

(n=8)

>7 d post Prozedur (n=7) Übernähung (n=38) 27 (45,0%) 4 (40,0 %) 1 (10,0%) 2 (25,0 %) 4 (57,1 %)

Kontinuitätsresektion (n=19) 14 (23,3 %) 4 (40,0 %) 1(10,0 %) 0 0

Diskontinuitätsresektion (n=15) 8 (13,3%) 1 (10,0 %) 3 (30,0 %) 2 (25,0 %) 1 (14,3 %)

Ausleitung (n=10) 5 (8,3 %) 0 2 (20,0 %) 2 (25,0 %) 1 (14,3 %)

Stoma-Vorschaltung (n=6) 2 (3,3 %) 1 (10,0 %) 2 (20,2 %) 1 (12,5 %) 0

sonstige Verfahren (n=7) 4 (6,7 %) 0 1 (10,0 %) 1 (12,5 %) 1 (14,3 %)

Tabelle 13: Operationsverfahren entsprechend der Zeit zwischen perforationsverursachender Prozedur und Operation

Das Operationsverfahren in Abhängigkeit vom Vorliegen einer Peritonitis / Mediastinitis ist in Tabelle 14 dargestellt.

Wenn intraoperativ keine Peritonitis / Mediastinitis vorlag, wurde in 79,4 % der Fälle kontinuitätserhaltend (27/34) operiert. Ein diskontinuierliches Operationsverfahren erfolgte hierbei in 14,7 % der Fälle (5/34). Lag eine Peritonitis / Mediastinitis vor, kamen in 49,2 % der Fälle (30/61) kontinuitätserhaltende Operationsverfahren und in 42,6 % der Fälle (26/61) Diskontinuitätsverfahren zur Anwendung (vgl. Tabelle 14).

Peritonitis / Mediastinitis

Operatives Verfahren ja (n=61) nein (n=34)

Übernähung (n=38) 20 (32,8 %) 18 (52,9 %)

Kontinuitätsresektion (n=19) 10 (16,4 %) 9 (26,5 %)

Diskontinuitätsresektion (n=15) 13 (21,3 %) 2 (5,9 %)

Ausleitung (n=10) 8 (13,1 %) 2 (5,9 %)

Stoma-Vorschaltung (n=6) 5 (8,2 %) 1 (2,9 %)

Sonstige Verfahren (n=7) 5 (8,2 %) 2 (5,9 %)

Tabelle 14: Operationsverfahren entsprechend dem Vorliegen einer Peritonitis / Mediastinitis

3.7 Chirurgische Komplikationen nach operativer Versorgung der iatrogenen