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Junger Varintenskifahrer stirbt in Lawine abseits der Piste.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Zwei junge Skifahrer, ein Snowboarder und eine Snowboarderin verliessen am Samstagvormittag unterhalb des Gemsstocks die Piste (Zugang Son-nenpiste). Zu Fuss stiegen sie kurz über den fel-sigen Grat und fuhren danach das sog. Vorgipfel-couloir nach Westen ab. Nach einer kurzen Rutsch-partie und Abfahrt sprang ein Beteiliger über einen Felsabsatz und löste eine Lawine aus. Die Aussage eines Beteiligten danach war: «Nach dem Sprung gab es einen gut hörbaren Chlapf». Während des Lawinenabgangs waren bereits alle 4 Personen im über 40 steilen Couloir. Die Snowboardfahrerin wurde nicht erfasst, die anderen drei wurden von der Lawine mitgerissen. Ein Skifahrer war 2.5 m tief verschüttet und wurde durch Sondieren der Ret-tungsmannschaften nach 45 Minuten gefunden. Er konnte nicht mehr reanimiert werden und starb am

Nachmittag im Kantonsspital Altdorf. Die anderen beiden Personen wurden teilverschüttet, wobei sich der eine Verletzungen zuzog.

Zwei Personen trugen ein LVS, die anderen beiden keines. Der Verstorbene hatte keines auf sich. Am 9. und 10. November wurde oberhalb des Anrisses gesprengt, Resultat: 1 mal negativ, 1 mal Oberlawi-ne ca. 30 cm Anriss.

Wetter- und Lawinensituation

Starke Stauniederschläge aus Süden brachten am Alpensüdhang sowie am Alpenhauptkamm gros-se Neuschneemengen. Starke Südwinde führten vor allem am Alpenhauptkamm zu umfangreichen Schneeverfrachtungen. Am Samstag, 11.11., war es sonnig bei gleichbleibenden Temperaturen.

Auf verschiedenen Messstationen (eine Über-sichtskarte aller Stationen befindet sich im Anhang A) wurden folgende lawinenrelevante Daten ge-messen:

Datum Neuschnee [cm] Neuschnee [cm] Mittlere

8 Uhr 8 Uhr Lufttemperatur [ C]

BED 2 (2450 m) LUK 2 (2550 m) BED 2 (2450 m)

8.11.2000 21 24 –6

9.11.2000 34 36 –6

10.11.2000 8 16 –8

11.11.2000 5 7 –9

Von den umliegenden Stationen sind von dieser Periode keine brauchbaren Winddaten vorhanden. Die nächste ENET-Station auf dem Titlis registrierte Windspitzen von rund 40 km/h.

Angaben zu den Stationen:

– Bed 2 (2450 m): IMIS-Station Bedretto Cavanna; 10,7 km entfernt.

– Luk 2 (2550 m): IMIS-Station Lukmanier Lai Verd; 13,3 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Zu diesem Zeitpunkt wurden noch keine täglichen Lawinenbulletins veröffentlicht, aber in der Mittei-lung vom 9.11. wurde von einer heiklen Lawinen-situation für Schneesportler gesprochen. Oberhalb

von 2200 m musste von erheblicher Lawinenge-fahr ausgegangen werden. Besonders gefährdet waren Windschattenhänge sowie Rinnen, Mulden und Couloirs.

Angaben zur Lawine Lawine

LK-Nr. 1231 Anrissmächtigkeit min. [cm] –

Länge [m] 550 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 150

Breite [m] 60 Anrissmächtigkeit max. [cm] 260

Gelände

Exposition WNW Hangneigung Karte [ ] 43

Höhe ü.M. 2840 Geländeform kammnah, Rinne/Couloir

Infos zur Auslösung

Auslöseart ski, snb Abstände

Anz. Auslösepersonen 4 Tätigkeit Abstieg/Abfahrt, Variante

Anz. erfasste Personen 3 Spuren unbefahrener Hang

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person tot ganz verschüttet 45 Min.

2. Person verletzt teilverschüttet

3. Person unverletzt teilverschüttet

Abbildung 10: Lawinenumriss vom Unfall Gemstock, 11.11.2000 mit Einfahrtsspur.

Karte 1:25’000 (LK 1231).

Nr. 3: Glacier de Berons, Trient 12.11.2000

Lawinenunfall beim Heliskifahren. Trotz sehr schneller Rettung überlebt der Verschüttete nicht.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Ein Bergführer liess sich mit zwei Gästen mit dem Helikopter auf der Pte des Grand absetzen. Kurz darauf begannen sie mit der steilen Nordabfahrt nach Trient. Der Bergführer ordnete vor dem Steil-hang auf rund 3000 m an zu warten, bis er am Hangfuss unten ein «OK»-Zeichen zur Abfahrt ge-be. Nachdem der Bergführer im Steilgelände aus dem Sichtfeld der Gäste verschwunden war, be-gann einer der Gäste vor der Einwilligung des Berg-führers seine Abfahrt fortzusetzten. Der Gast hatte die steilste Passage schon beinahe überwunden, als sich ein grosses Schneebrett löste. Es erfass-te ihn und den Bergführer. Der Bergführer konn-te nach links aus der Lawine ausfahren, der Gast wurde mitgerissen und ganz verschüttet. Vom Heli-kopter aus wurde die Abfahrt mit Video gefilmt. Der Pilot flog sofort zum Bergführer, lud diesen auf und

transportierte ihn zu einer aus dem Schnee ragen-den Skispitze. Der Bergführer konnte mit dem LVS den Gast innert 7 Minunten lokalisieren und aus-graben. Der Mann war 40 bis 50 cm tief verschüt-tet. Er wurde mit schweren Verletzungen ins Spital Lausanne geflogen, wo er am Abend starb.

Wetter- und Lawinensituation

Starke Stauniederschläge aus Süden brachten am Alpensüdhang sowie am Alpenhauptkamm grosse Neuschneemengen. Starke Südwinde führten vor allem am Alpenhauptkamm zu Bildung von Trieb-schneeansammlungen. Am Samstag 11.11. war es sonnig mit einer Erwärmung, die im Westen bereits einsetzte. Am Sonntag 12.11. stiegen die Tempera-turen weiter und Föhn setzte ein.

Auf verschiedenen Messstationen (eine Über-sichtskarte aller Stationen befindet sich im Anhang A) wurden folgende lawinenrelevante Daten ge-messen:

Datum Neuschnee [cm] Max. Windspitzen [km/h] Mittlere

8 Uhr Lufttemperatur [ C]

Fou 2 (2990 m) Fou 1 (3340 m) Fou 1 (3340 m)

9.11.2000 21 29 –12

10.11.2000 21 25 –13

11.11.2000 0 32 –6

12.11.2000 5 43 –3

Angaben zu den Stationen:

– Fou 2 (2990 m): IMIS-Station La Fouly, Glacier des Plines; 5,4 km entfernt.

– Fou 1 (3340 m): IMIS-Station La Fouly, Le Portalet; 5,3 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Zu diesem Zeitpunkt wurden noch keine täglichen Lawinenbulletins veröffentlicht, aber in der Mittei-lung vom 9.11. wurde von einer heiklen Lawinen-situation für Schneesportler gesprochen. Oberhalb

von 2200 m musste von erheblicher Lawinenge-fahr ausgegangen werden. Besonders gefährdet waren Windschattenhänge sowie Rinnen, Mulden und Couloirs.

Angaben zur Lawine Lawine

LK-Nr. 1344 Anrissmächtigkeit min. [cm] 60

Länge [m] 600 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 70

Breite [m] 150 Anrissmächtigkeit max. [cm] 80

Gelände

Exposition N Hangneigung Karte [ ] 42

Höhe ü.M. 2920 Geländeform kammnah, Gletscher

Infos zur Auslösung

Auslöseart ski Abstände ja

Anz. Auslösepersonen 2 Tätigkeit Abstieg/Abfahrt, Variante

Anz. erfasste Personen 2 Spuren unbefahrener Hang

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person tot ganz verschüttet 7 Min.

2. Person unverletzt nicht verschüttet

Abbildung 11: Umriss der Lawine am Glacier de Berons. Karte 1:25’000 (Blatt 1344).

Abbildung 12: Lawinenunfall Glacier de Berons, 12.11.2000. A: Einfahrtsspuren; +: Fundort Op-fer; B: Ausfahrsspur Bergführer. (Foto: Kantons-polizei Wallis).

Nr. 8: Corvatsch, Silvaplana 19.11.2000

Eine Pistenmaschine wird auf geschlossener Piste von Spontanlawine erfasst und schwer beschädigt.

Die Insassen bleiben unverletzt.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Eine grosse Lawine, die wahrscheinlich durch eine spontane Primärlawine ausgelöst worden war, ver-schüttete ein Pistenfahrzeug auf der geschlosse-nen Piste. Das Fahrzeug und der Fahrer mit seigeschlosse-nen beiden Kindern wurden teilverschüttet. Die Pisten-maschine wurde stark beschädigt. Die drei Insas-sen konnten die Kabine selbständig verlasInsas-sen und zu Fuss eine 800 m entfernte Skiliftstation errei-chen. Durch Drittpersonen war die Einsatzzentra-le der Rega über den Vorfall informiert worden. Da an diesem Sonntag verschiedene Skitourengrup-pen zur Bergstation der Luftseilbahn Corvatsch auf-stiegen und kein klares Spurenbild festgestellt wer-den konnte, musste angenommen werwer-den, dass

evtl. Skifahrer von der Lawine erfasst worden wa-ren. Deshalb wurde eine Suchaktion eingeleitet. Es wurden aber keine weiteren Personen von der La-wine erfasst. Die Gleitschicht der LaLa-wine war eine Saharastaubschicht.

Wetter- und Lawinensituation

In der Woche vor dem Unfall führte eine Stausitua-tion im Süden erneut zu ergiebigen Niederschlägen am Alpensüdhang und entlang des Alpenhaupt-kammes. Die Spitze der Lawinenaktivität war am 17. und 18.11. zu verzeichnen, als auch die La-winengefahr «gross» war. Am 19.11. war es son-nig bei kühlen Temperaturen und die Lawinenge-fahr wurde als «erheblich» eingestuft.

Auf verschiedenen Messstationen (eine Über-sichtskarte aller Stationen befindet sich im Anhang A) wurden folgende lawinenrelevante Daten ge-messen:

Datum Neuschnee [cm] Neuschnee [cm] Max. Windspitzen [km/h] Mittlere

8 Uhr 8 Uhr Lufttemperatur [ C]

7CO (2690 m) LAG 2 (2730 m) ANETZ COV (3315 m) ANETZ COV (3315 m)

16.11.2000 12 20 93 –5

17.11.2000 49 47 104 –7

18.11.2000 25 47 54 –10

19.11.2000 0 6 54 –7

Angaben zu den Stationen:

– 7CO: Vergleichsstation Corvatsch 2690 m, tägl. Messungen ca. 8 Uhr; 1,2 km enfernt.

– LAG 2: IMIS-Station Lagrev 2730 m; 7,1 km entfernt.

– ANETZ COV: Automatische Station MeteoSchweiz Corvatsch 3315 m; 0,6 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Erhebliche Lawinengefahr. Gefahrenstellen an Steilhängen der Expositionen West über Nord bis Süd oberhalb von rund 2200 m. Hinweis: In diesen

Hängen kann bereits das Zusatzgewicht einer ein-zelnen Person genügen, um eine Lawine auszulö-sen.

Angaben zur Lawine Lawine

LK-Nr. 1277 Anrissmächtigkeit min. [cm] 50

Länge [m] 1100 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 80

Breite [m] 270 Anrissmächtigkeit max. [cm] 250

Gelände

Exposition NNE Hangneigung Karte [ ] 40

Höhe ü.M. 3100 Geländeform kammnah, Gletscher

Infos zur Auslösung

Auslöseart nat Abstände –

Anz. Auslösepersonen Tätigkeit –

Anz. erfasste Personen 3 Spuren –

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person unverletzt teilverschüttet

2. Person unverletzt teilverschüttet

3. Person unverletzt teilverschüttet

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Abbildung 13: Lawinenumriss Unfall Cor-vatsch vom 19.11.2000 (LK 1:25’000, Nr.

1277). Die grosse Lawine wurde vermut-lich durch eine vorgängige Spontanlawi-ne (gestrichelt) ausgelöst. P: Standort Pistenfahrzeug beim Lawinenabgang

Nr. 25: Julier-Passstrasse, 7.1.2001

Am Sonntag 7.1.2001 um 16 Uhr löst sich am SW-Hang des Piz Albana spontan eine Schneebrettla-wine, stürzt den 1000 m hohen Hang hinab und verschüttet die Julier-Passstrasse auf einer Län-ge von rund 400 m. Die Strasse ist zu diesem Zeitpunkt offen und stark befahren (Rückreisever-kehr aus Weihnachtsferien). Mehrere Automobilis-ten melden der Polizei, dass mit grösster Wahr-scheinlichkeit mehrere Autos verschüttet seien. Es wird darauf eine gross angelegte Suchaktion ge-startet, die auf ein grosses Medienecho stösst.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Am Sonntag 7.1.2001 herrschte auf der Julier-Passstrasse starker Rückreiseverkehr aus den Weihnachtsferien. Die Witterungsverhältnisse wa-ren schlecht, und nach 14 Uhr setzte starker Schneefall mit absinkender Schneefallgrenze ein.

Etwa um 16 Uhr löste sich am SW-Hang des Piz Albana (Engadiner Seite) eine Schneebrettlawine spontan. Die stark frequentierte Passtrasse wurde auf einer Länge von ca. 400 m bis zu 5 m hoch verschüttet. Laut Aussagen verschiedener Auto-mobilisten war die Wahrscheinlichkeit gross, dass mehrere Autos von den Schneemassen verschüttet worden waren. Trotz den herrschenden kritischen Verhältnissen wurde unverzüglich mit einer gross angelegten Suchaktion gestartet. Bei Dämmerung waren auf der Engadiner Seite 8 Lawinenhunde-equipen, 1 Minensuchgerät, 19 SAC-Retter, 14 An-gestellte der Luftseilbahn Corvatsch, 2 Ärzte sowie 26 Feuerwehrleute im Einsatz. Von Bivio aus such-ten 3 Lawinenhundeequipen und 8 SAC-Retter. Die ganze Aktion stiess auf ein grosses Medienecho.

Bei weiteren starken Schneefällen nahm die Lawi-nengefahr vor Ort weiter zu. Um ca. 19 Uhr lösten sich am gleichen Hang drei Nachlawinen. Mit Glück wurden keine Rettungsleute verschüttet. Darauf hin wurde die Suchaktion abgebrochen. Eine Grobson-dierung des Lawinenkegels weckte erste Hoffnun-gen, dass kein Auto verschüttet worden war. Nach-dem am Folgetag das Ereignisgebiet durch ver-schiedene Lawinensprengungen aus dem Helikop-ter gesichert worden war, konnte die Suche wieder aufgenommen werden. Zu diesem Zeitpunkt wa-ren bei der Kantonspolizei drei Fahrzeuge mit ins-gesamt 9 Insassen als mögliche Vermisstfälle be-kannt. Die Personen hatten ihren Zielort im

En-gadin nicht erreicht und Angehörige hatten keinen Kontakt mit ihnen. Von beiden Seiten wurde weiter mit Rettungsleuten, Lawinenhunden, Pneuladern und Schneefräsen gesucht. Der ganze Lawinenke-gel wurde mit Sondiermannschaften systematisch nach Verschütteten abgesucht. Am Montag 8.1. um 17.30 Uhr waren alle Vermisstfälle aufgeklärt und die Lawine ohne Befund komplett abgesucht wor-den. Die Suchaktion wurde darauf eingestellt. Die Strasse wurde geräumt und am Dienstag 9.1., 15 Uhr, wieder für den Verkehr freigegeben.

Wetter- und Lawinensituation

Am 5.1. setzte im Unfallgebiet eine starke Föhn-strömung mit starken bis stürmischen Winden ein.

Die Niederschläge waren vorerst noch gering. Am 6.1. wurde milde Feuchtluft von Süden angeführt und dabei regnete es bis 2500 m hinauf. Der in-tensive Regen vermochte die Schneedecke in den Oberflächenschichten zu durchnässen und führ-te dort zu einem Festigkeitsverlust. Gegen Abend sank dann die Schneefallgrenze und der Neu-schnee begann, die nassen und geschwächten Schichten zu belasten und zugleich gegen eine Abkühlung zu isolieren. Auf der IMIS-Station Ju-lier auf 2430 m, rund 6 km vom Unfallort entfernt, wurden am 6.1. Temperaturen von +2 bis –2 C gemessen. Einen Tag später lagen sie zwischen –1 und –7 C. Dass der Niederschlag am 6.1. bis weit hinauf in Form von Regen fiel, zeigt ein Ver-gleich der ANETZ-Station auf dem Corvatschgipfel (3315 m) und des SLF-Beobachters bei der Mittel-station (2690 m). Bei der ANETZ-Station der Me-teoSchweiz auf dem Corvatschgipfel wurden am 6. und 7.1. ähnliche Niederschlagsmengen gemes-sen (17 und 23 mm). Der SLF-Beobachter bei der Mittelstation der Corvatschbahn (2690 m) regis-trierte am 7.1. um 7 Uhr einen 24-Stunden Neu-schneewert von 15 cm (Wasserwert 27 mm) mit einer Dichte von 180 kg/m3. Am Tag darauf waren es 62 cm (Wasserwert 69 mm) und die Dichte nur noch 110 kg/m3. Dies zeigt, dass am 6.1. auf fast 2700 m der Schnee sehr feucht war und ein Teil des Niederschlags als Regen fiel. Vom 5.1. bis 8.1.

wurden folgende Neuschneemengen(24-Stunden) in cm gemessen (jeweils 8 Uhr):

Neuschneemenge in [cm], gemessen morgens um 8 Uhr

Datum Bivio (1770 m) Maloja (1800 m) St. Moritz (1890 m) Corvatsch (2690 m)

5.1.2001 5 4 4 3

6.1.2001 Regen 6 3 0

7.1.2001 9 23 14 15

8.1.2001 41 51 51 62

Auch an den IMIS-Stationen Lagrev und Julier gab es am 6.1. wenig Schneehöhenzuwachs. Im Laufe des 7.1. stiegen dann die Werte deutlich an (Abb.

4). Die 3-Tages Neuschneesummen vom 5.1. bis zum Unfallereignis am 7.1. um 16 Uhr betrugen in Maloja und auf dem Corvatsch rund 50 cm (Hin-weis: Ein grosser Teil des am 8.1. gemessenen Neuschnees fiel bereits am 7.1.).

Die Winde waren vor allem am 6.1. stark bis stür-misch. Auf dem Piz Martegnas oberhalb von Savo-gnin wurden Windmittel von 80 km/h und Böenspit-zen von 120 km/h gemessen.

Die Lawinengefahr spitzte sich im Laufe des 7.1.

langsam zu. Die durch den Regen geschwächte Schneedecke vermochte die Überlast des Neu-schnees schon bald nicht mehr zu halten. Hinzu kam, dass bei den Lawinenabgängen die feuchte Altschneedecke zum Teil mitgerissen wurde und dadurch die Lawinen viel Masse hatten.

Vom Tal aus war der Einfluss der Niederschläge am 6.1. schwierig einzuschätzen, da viele IMIS-Stationen wegen der hohen Schneefallgrenze we-nig bis keinen Neuschnee verzeichneten. Das Un-fallgebiet liegt an der Grenze zwischen Mittelbün-den und Alpenhauptkamm. Im für Mittelbün-den 7.1. gültigen Lawinenbulletin wurde die Lawinengefahr für Mittel-bünden als «erheblich» für den Alpenhauptkamm

als «gross» eingestuft. Gemäss der Zoneneintei-lung im Lawinenbulletin war das Anrissgebiet in Mittelbünden (erhebliche Lawinengefahr) und das Ablagerungsgebiet am Alpenhauptkamm (grosse Lawinengefahr). Es sei darauf einmal mehr er-wähnt, dass die Regioneneinteilung im Lawinen-bulletin nicht als scharfe Linie, sondern als flies-sender Übergang zu verstehen ist.

Bemerkungen

Nach dem Ereignis wurde das Eidg. Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF beauftragt, in einem Gutachten die Lawinengefährdung der Ju-lierstrasse zu überprüfen. Das SLF schlug ein über-arbeitetes Sicherungskonzept der Julierpassstras-se vor und erarbeitete Kriterien für Neuschneesi-tuationen, um mit groben Faustregeln die Wahr-scheinlichkeit für Lawinen, welche die Strasse er-reichen können, zu bestimmen. Zudem empfahl es neue Ziele für die künstliche Lawinenauslösung durch Sprengen.

Die Staatsanwaltschaft leitete eine strafrechtliche Untersuchung ein. Das SLF wurde mit einer Exper-tise beauftragt. Das Verfahren gegen die Sicher-heitsverantwortlichen der Julierpassstrasse wurde eingestellt.

Angaben zur Lawine Lawine

LK-Nr. 1257 Anrissmächtigkeit min. [cm] –

Länge [m] 1450 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 120

Breite [m] 300 Anrissmächtigkeit max. [cm] –

Gelände

Exposition SSW Hangneigung Karte [ ] –

Höhe ü.M. 3000 Geländeform kammnah, felsdurchsetzt

Infos zur Auslösung

Auslöseart nat

Schaden

Geöffnete Passstrasse verschüttet Grosse Suchaktion,

Strasse für 48 Std. gesperrt.

Abbildung 14: Schneehöhenzuwachs IMIS-Stationen Lagrev und Julier vom 6.1. bis 9.1.2001.

Abbildung 15: Schneeprofil (Handprofil) des SLF-Gutachters im Anrissbereich der Lawine (Profilaufnahme am 9.1.2001).

Nr. 28: Parsenn, Davos 9.1.2001

Eine junge Snowboarderin wird von selbst ausge-löster Lawine ganz verschüttet und überlebt dank schneller Ortung und sichtbarem Snowboard.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Drei Snowboarder fuhren nacheinander in den so-genannten «Fisherhang» unterhalb der Weissfluh-gipfelbahn. Der erste Snowboarder befuhr den Hang direkt in der Falllinie. Danach folgte eine jun-ge Frau, die mitten im Hang stehen blieb. Dann fuhr der dritte Boarder in den Hang und löste ober-halb der Einfahrtsspur ein kleines Schneebrett aus, welches gleich danach ein grösseres auslöste. Die beiden Personen im Hang wurden mitgerissen. Die Frau stürzte über eine felsige Rippe und wurde ganz verschüttet. Da ihr Snowboard noch sichtbar war, konnte ihr Kopf in 2 Minuten freigelegt werden.

Beide Snowboarder blieben unverletzt. Der Vorfall wurde vom Parsenndienst vom Weissfluhjoch aus

gefilmt, da sich durch das Verhalten der Jugendli-chen eine Lawinenauslösung anbahnte.

Wetter- und Lawinensituation

Nach einer Föhnphase am 4. und 5.1. zogen vom 6.1. bis 8.1. kräftige Störungen über die Schweiz und brachten in allen Regionen Neuschnee. Der Schnee fiel in der Region Davos auf eine un-terdurchschnittlich mächtige Altschneedecke. Vor dem Neuschnee betrug die Schneemächtigkeit auf dem Weissfluhjoch 75% des langjährigen Mittels.

Die Schneedecke war verbreitet kantig aufgebaut und die Verbindung von Neuschnee zu Altschnee ungünstig. Der meiste Schnee fiel bei kalten Tem-peraturen und mässigen Winden.

Auf verschiedenen Messstationen (eine Über-sichtskarte aller Stationen befindet sich im Anhang A auf Seite 108) wurden folgende lawinenrelevante Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Neuschnee [cm] Max. Windspitzen [km/h] Mittlere

8 Uhr 8 Uhr Lufttemperatur [ C]

Angaben zu den Stationen:

– 5WJ: Vergleichsstation Weissfluhjoch 2540 m, tägl. Messungen ca. 8 Uhr; 0,9 km entfernt.

– PAR 2: IMIS-Station Kreuzweg 2290 m; 2 km entfernt.

– WFJ: ENET-Station Weissfluhjoch 2690 m; 0,5 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Erhebliche Lawinengefahr. Gefahrenstellen an Steilhängen aller Expositionen oberhalb von rund 2000 m. Hinweis: In allen Regionen können durch

die Zusatzlast eines einzelnen Wintersportlers Schneebrettlawinen ausgelöst werden. Besonders gefährlich sind die Stunden mit der ersten Sonnen-einstrahlung.

Angaben zur Lawine Lawine

LK-Nr. 1197 Anrissmächtigkeit min. [cm] 15

Länge [m] 180 Anrissmächtigkeit mittel [cm] –

Breite [m] 50 Anrissmächtigkeit max. [cm] 50

Gelände

Exposition ESE Hangneigung Karte [ ] 36

Höhe ü.M. 2680 Geländeform felsdurchsetzt

Infos zur Auslösung

Auslöseart snb Abstände ja

Anz. Auslösepersonen 2 Tätigkeit Variante, Abstieg/Abfahrt

Anz. erfasste Personen 2 Spuren vorhanden vom selben Tag

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person unverletzt ganz verschüttet 2 Min.

2. Person unverletzt nicht verschüttet –

Abbildung 17: Lawinenumriss Unfall Parsenn 9.1.2001 (LK 1:25’000, Blatt 1197).

Nr. 31: Piz Padella, Celerina, 13.1.2001

Ein Alleingänger wird nach Vermisstmeldung tot in Lawinenkegel gefunden.

Unfallhergang und Rettungsaktion

Am Abend des Dienstag 16.1.2001 ging bei der Polizei eine Vermisstmeldung ein. In der Wohnung des Vermissten wurden Indizien gefunden, wonach dieser eine Bergtour mit den Schneeschuhen ge-macht haben könnte. Am Tag darauf wurde der Ret-tungsdienst des SAC über den Vorfall informiert.

Da am Piz Padella bereits am Sonntag eine gros-se Lawine aufgefallen war und teils eingeschneite Spuren von Schneesportlern mit Skis, Snowboards und Schneeschuhen zu erkennen waren, wurde ei-ne Suchaktion im Gebiet dieser Lawiei-ne angesetzt.

Bekannte des Vermissten gaben an, dass dieser stets mit LVS ausgerüstet sei. Das grosse Lawi-nenfeld wurde mit dem Helikopter aus geringer Hö-he und mit LVS systematisch überflogen. Nach ca.

8 Minuten Suche konnte ein Sendesignal empfan-gen werden. Kurz darauf wurde der Vermisste tot

in 130 cm Tiefe geborgen. Die Lawine wurde am Samstag durch den Schneeschuhläufer, der allei-ne unterwegs war, beim Queren des an jeallei-ner Stel-le 30 steilen Hanges ausgelöst. Der Erfasste wur-de 200 m mitgerissen und 130 cm tief verschüttet.

Da keine Atemhöhle festgestellt werden konnte, er-stickte er mit grosser Wahrscheinlichkeit.

Wetter- und Lawinensituation

Bei trübem Wetter gab es vor dem Unfalltag im En-gadin wenig Niederschlag. Am 13.1. wurde es son-nig. Die Schneedecke war geprägt durch lockeren, körnigen Altschnee in den mittleren und unteren Schichten. Darüber lag rund einwöchiger Schnee.

Vor allem in Windschattenlagen war noch störan-fälliger Triebschnee vorhanden.

Auf verschiedenen Messstationen (eine Liste und Übersichtskarte aller Stationen befindet sich im An-hang A) wurden folgende lawinenrelevante Daten gemessen:

Datum Neuschnee [cm] Max. Windspitzen [km/h] Mittlere

8 Uhr Lufttemperatur [ C]

7 MZ (1890 m) BEV 1 (2490 m) BEV 1 (2490 m)

10.1.2001 0.3 29 –8

11.1.2001 3 13 –5

12.1.2001 4 9 –3

13.1.2001 3 13 –7

Angaben zu den Stationen:

– 7 MZ: Vergleichsstation St. Moritz 1890 m, tägl. Messungen ca. 8 Uhr; 3,6 km entfernt.

– BEV 1: IMIS-Station Bever Cho d’Valetta 2490 m; 2,5 km entfernt.

Inhalt Lawinenbulletin für die Unfallregion:

Mässige Lawinengefahr. Gefahrenstellen an Steil-hängen der Expositionen West über Nord bis

Süd-ost oberhalb von rund 1800 m. Hinweis: Die Haupt-gefahr bilden Triebschneeansammlungen, die sich während der letzten Tage gebildet haben.

Angaben zur Lawine Lawine

LK-Nr. 1257 Anrissmächtigkeit min. [cm] –

Länge [m] 650 Anrissmächtigkeit mittel [cm] 60

Breite [m] 200 Anrissmächtigkeit max. [cm] –

Gelände

Exposition S Hangneigung Karte [ ] 39

Höhe ü.M. 2800 Geländeform kammnah, freie Hanglage

Infos zur Auslösung

Auslöseart ssch Abstände –

Anz. Auslösepersonen 1 Tätigkeit Tour, Abstieg/Abfahrt

Anz. erfasste Personen 1 Spuren –

Schaden Schaden Verschüttungsart Verschüttungsdauer

1. Person tot ganz verschüttet 3 Tage 20 Std.

Abbildung 18: Lawinenumriss Unfall Piz Padella 13.1.2001 (LK 1257) mit Fundort (+). Der Auslöseort des Einzelgängers war rund 30 steil, die steilste Stelle im Hang fast 40 .

Nr. 32: Arête des Ombrintses, Chandolin, 13.1.2001

Ein Snowborder wird von selbst ausgelöster

Ein Snowborder wird von selbst ausgelöster