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2. LITERATUR

2.4 Notwendigkeit von Transparenz und Informationsflüssen

Nach SCHOUWENBURG (1994) hängt das Überleben der Tier- und damit der Fleischproduktion im internationalen Wettbewerb in naher Zukunft entscheidend von der Fähigkeit der Anbieter ab, sich den differenzierten Verbraucherwünschen anzupassen. So wird in den internationalen ISO-Normen Qualitätssicherung als der Teil des Qualitätsmanagements definiert, der auf das Erzeugen von Vertrauen und die Erfüllung von Qualitätsanforderungen gerichtet ist (SCHUMACHER 2003). Diese Anforderungen der Verbraucher an Lebensmittel zielen heute auf die objektiven Qualitätsmerkmale wie Geschmack, Aussehen und auf die subjektiven Qualitätsmerkmale, d.h. extrinsische Qualitätsattribute der Produkte ab, wobei Tiergesundheit und Tierschutz und das Interesse der Verbraucher an Produktionsmethoden und Umweltschutz im Zentrum stehen (NOORDHUIZEN u.

FRANKENA 1999; BLAHA 1999).

Neben diesem Recht und dem Verlangen der Verbraucher intensiver über jegliche Abläufe während der Lebensmittelproduktion beginnend mit den an lebensmittelliefernde Tiere verfütterten Futtermitteln aufgeklärt zu werden, ist der Informationsfluss ein adäquates Mittel zur prozessorientierten Qualitätssicherung.

In der Schweinefleischproduktion liegt das größte Verbesserungspotenzial in der überbetrieblichen Zusammenarbeit im Bereich des Produktionsabschnittes Ferkelerzeugung bis zur Weiterverarbeitung (ANON. 2005a).

Insbesondere im Bereich der enzootisch auftretenden Erkrankungen ist der Ansatz unbestritten, einzel- und überbetriebliche Maßnahmen im Rahmen von kettenorientierten Gesundheitsmanagementsystemen miteinander zu kombinieren (PETERSEN et al. 2000). Dies bedeutet einen Aufbau von überbetrieblichen Informations- und Kommunikationssystemen, die systematisch und produktionsbegleitend Gesundheitsdaten erfassen und Controlling-Aufgaben technisch integrieren und organisieren (BERNS u. PETERSEN 1996; ADAM 1999;

PETERSEN et al. 1999; TIELEN 2000; KNURA-DESZCZKA 2000).

So können anhand von Informationen zum Gesundheitsstatus und den Arzneimittelanwendungen neben einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess (BLAHA u. BLAHA 1995) auch Aussagen bezüglich der Schlachttauglichkeit unterstützt werden (EDWARDS et al. 1997). Nach BLOCKS et al. (1994) sind antibiotische Gruppenbehandlungen, während der Mastperiode beobachtete klinische Symptome und Haltungsfaktoren signifikant mit den am Schlachthof erhobenen Daten assoziiert.

In Bezug auf respiratorische oder Durchfallerkrankungen während der Mastperiode stellten WILLEBERG et al. (1985) eine signifikante Häufung des Schlachtbefundes

„chronische Veränderungen des Respirationstrakts“ bei den betroffenen Tieren fest.

Folgerichtig ist der landwirtschaftliche Betrieb ein wichtiger und grundlegender Bestandteil der Lebensmittelproduktionskette.

So mästet ein Schweinemäster nicht mehr länger nur Schweine, sondern er produziert ein Lebensmittel, für das er mitverantwortlich ist (BLAHA 1999). Dieser Anteil der landwirtschaftlichen Primärproduktion an der Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit wird als „Pre-Harvest Food Safety“ bezeichnet (BLAHA 2001).

Ein Qualitätsmanagementsystem stellt aber keine Einbahnstraße dar, in der landwirtschaftliche Betriebe einseitig Daten zu den Schlachttieren den Schlachthofbetreibern und der amtlichen Behörde bereitstellen. Das Qualitätsmanagement in Wertschöpfungsketten lebt vielmehr vom Wissens- und Informationsaustausch entlang der gesamten Kette (PETERSEN 2003). So könnte bei einer zuliefererbezogenen Dokumentation und Rückmeldung der Organbefunde die Grundlage für ein Instrument zur Prozesssteuerung geschaffen werden (ADAM 1999). Diese rückgemeldeten Daten könnten dem Landwirt und dem betreuenden Tierarzt dienen, die Herdengesundheit einzuschätzen (PREDOIU u. BLAHA 1993;

KUTSCHERA et al. 2001). Ausgehend von dieser Ist-Analyse können gemeinsam mit dem Tierarzt Konzepte zur Gesundheitsprophylaxe erarbeitet werden.

SCHROEDER (1994) sieht weiterhin die Möglichkeit anhand der Organbefunde die Effizienz von präventiven Maßnahmen zu kontrollieren und die Landwirte durch das Sichtbarwerden des Erfolgs zu motivieren.

Durch die bestandsbezogene Rückmeldung von Schlachtdaten und den darauf aufbauenden Gesundheitsvorsorgeprogrammen konnten in niederländischen Projekten die Rate der pathologisch-anatomischen Lungenveränderungen von 25%

im Jahr 1981 innerhalb von sechs Jahren auf 10% (TIELEN 1987) und die Leberveränderungen von 10% auf 1% gesenkt werden (TIELEN et al. 1976; ELBERS 1991).

Der Aufbau von Prüf- und Qualitätssiegeln, die ein Mindestniveau für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit garantieren, tragen dieser Entwicklung Rechnung. In Deutschland wurden mit dem „QS-System“ („Qualität und Sicherheit GmbH“) und in den Niederlanden mit dem „IKB-System“ („Integrale Kettenüberwachung“) zwei Standards geschaffen, die Produktionsmethoden für die landwirtschaftliche Primärproduktion bis zur Zulieferer- und Verarbeitungsindustrie festlegen.

Die Teilnahme am „QS-System“ ist freiwillig. So werden nach einem erfolgreichen Audit durch ein neutrales Prüfinstitut die Betriebe in drei „QS-Kategorien“ eingeteilt (SCHUMACHER 2003). Bestandteil dieses Qualitätssiegels ist neben dem Aufbau von Qualitätssicherungssystemen und einer Rückmeldung der Schlachtbefunde zum Landwirt auch ein Salmonellenmonitoring und –reduzierungsprogramm. Inhaltlich ist dieses Programm stark an den nationalen Entwurf zur „Verordnung zur Verringerung des Eintrags von Salmonellen durch Schlachttiere bei der Fleischgewinnung“

angelehnt (BLAHA 2003). Am Schlachthof werden entsprechend eines Beprobungsplans Fleischsaftproben entnommen, die anhand eines ELISA-Tests auf Salmonellenantikörper untersucht werden. Dieser Test kann ebenso mit Blutproben auf einen Zeitpunkt kurz vor der Schlachtung verlegt werden. Liegen ausreichend Untersuchungsergebnisse vor, wird der Bestand in eine der drei „QS- Salmonellenkategorien“ eingeteilt. Nach dieser Erstkategorisierung erfolgen vierteljährlich anhand eines „rollenden“ Mittels aktuelle Einteilungen. Im Weiteren werden Betriebe mit der Kategorie II mit einer Tendenz zur Kategorie III sowie die Kategorie III-Betriebe unter Verwendung eines Maßnahmenkatalogs aufgefordert, Eintragsquellen für Salmonellen zu ermitteln und eine Reduzierung der Salmonellenbelastung des Bestandes einzuleiten (BLAHA 2003).

Somit besteht dieses Monitoringsystem aus drei Säulen: der Ermittlung der Salmonellenbelastung von Tierbeständen, der Übermittlung der Ergebnisse an die landwirtschaftlichen Betriebe und an die Schlachthöfe und der Nutzung der Ergebnisse. So können die Salmonellenantikörperuntersuchungen einerseits von den landwirtschaftlichen Betrieben für einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess genutzt und andererseits können diese Ergebnisse von den Schlachthofbetreibern angewendet werden, um logistische Schlachtungen zu organisieren, in denen Tiere aus Kategorie-III-Betrieben zeitlich getrennt angeliefert und geschlachtet werden.