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Notwendige Weichenstellungen für die Entwicklung der heimischen Pelletswirtschaft

Im Dokument Tagungsband 20 . (Seite 45-48)

Dr. Christian Rakos proPellets Austria

Hauptstraße 100, 3012 Wolfsgraben DI Johannes Schmidl

Save Energy Austria GmbH rakos@propellets.at www.propellets.at

Mit der breiten Einführung von Pellets ab den späten 1990er-Jahren ist es möglich geworden, aus dem heimischen Rohstoff Holz, der in Österreich ausreichend zur Verfügung steht und sich im Kreislauf der Natur stetig erneuert, einen genormten, förderbaren, bequem und breit einsetzbaren Brennstoff herzustellen. Damit lassen sich Heizanlagen betreiben, deren Komfort dem der fossilen Mitbewerber entspricht.

Diese Möglichkeiten sind eine notwendige Voraussetzung, um auch den Wärmemarkt zu dekarbonisieren. Für sich allein genügen sie aber noch nicht.

Aktuelle Entwicklung

Die Anzahl neu verkaufter Pelletskessel ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Sieht man sich mögliche treibende Faktoren dafür an, erkennt man einen überdeutlichen Zusammenhang: die Höhe des Ölpreises ist klar mit der Anzahl neu installierter Pelletskessel korreliert: hoher Ölpreis führt zu hohen Installationszahlen, niedriger Ölpreis – wie in den vergangenen Jahren – lässt die Neuinstallationszahlen in den Keller rutschen.

Klimaziele und CO2-Steuer

Wenn wir die Klimaschutzziele von Paris ernst nehmen – und nicht nur das österreichische Parlament, sondern die meisten Länder der Welt haben das beschlossen – so bedeutet das: wir müssen praktisch vollständig aus der Verbrennung fossiler Energie aussteigen. Entsprechend wird die Nachfrage nach Öl und Gas sinken (müssen), der Marktpreis dieser fossilen Energieträger wird dann erwartbar ebenfalls zurückgehen. Wenn wir nicht gegensteuern, zerstört damit eine erfolgreiche Energiewende ihre eigenen Grundlagen.

Gegensteuern bedeutet: es bedarf einer klaren politischen Weichenstellung, die die Energiewende voranbringt, auch dann, wenn diese beginnt, Fahrt aufzunehmen. Teil einer Klima- und Energiestrategie – die aufgrund der vorgezogenen Nationalratswahl liegengeblieben ist, jetzt aber rasch fertiggestellt werden muss – soll eine CO2-Steuer mit erkennbarer Lenkungswirkung sein.

Es gibt Beispiele aus anderen Ländern, aus denen sich das Design einer derartigen Steuer übernehmen lässt. Sie kann mit den richtigen Lenkungseffekten ausgestattet werden: damit lassen sich flankierende sozialpolitische Maßnahmen finanzieren, die etwa die kostengünstige Finanzierung neuer Heizanlagen sicherstellen. Einkommensschwachen, von Energiearmut betroffenen Haushalten kann damit geholfen werden. Ebenso lassen sich mit einer CO2-Steuer Maßnahmen für die energieintensive Industrie finanzieren, mit denen etwa die Lohnnebenkosten verringert werden können, sodass diese nicht in ihrem Bestand bedroht wird.

Normative Eingriffe

Zusätzlich wird es notwendig sein, auch die Bauordnungen an die neuen Erfordernisse anzupassen.

Es gibt Ansätze dazu – etwa in Niederösterreich und Salzburg – die Nutzung fossiler Energieträger auszuschließen oder zumindest deutlich zu erschweren. Solche Eingriffe müssen auch für die Heizungserneuerung gelten.

Angesichts der außerordentlich langen technischen Lebensdauer von Heizanlagen – eine Analyse des Ölkesselbestandes durch e7 hat jüngst ergeben, dass 200.000 Kessel älter als 25 Jahre sind, 26.000 sind sogar vor 1971 (!) installiert worden – dürfen wir keine Zeit mehr verlieren. Ein Ölkessel, der heute eingebaut wird, hat gute Chancen, auch nach 2050 noch betrieben zu werden, also zu einer Zeit, wo Österreichs Energiewirtschaft schon vollständig dekarbonisiert sein sollte. Das muss man im Auge behalten. Man könnte auch das Maximalalter von Heizanlagen auf 30 Jahre beschränken und Heizanlagen, die älter als 25 Jahre sind, jährlich überprüfen. Wenn sie gewisse, klar zu definierende Qualitätskriterien nicht einhalten, müssten sie ersetzt werden.

Elektrifizierung

Es ist viel von der Elektrifizierung nicht nur des Transport-, sondern auch des Wärmemarktes die Rede. Dem steht allerdings seit Jahren eine negative Nettoimporttangente gegenüber: Österreich importiert derzeit jährlich die doppelte Jahresproduktion, die aus Zwentendorf gekommen wäre. Noch einmal so viel elektrische Energie wird derzeit noch fossil produziert. Wir sind also weit davon entfernt, auch nur die derzeit benötigte elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen bereitzustellen.

Angesicht dessen insbesondere in der wasser- und sonnenlichtarmen Winterzeit zusätzliche elektrische Lasten im Wärmemarkt zu schaffen, ist auch mit zusätzlicher PV auf den Hausdächern nicht zu rechtfertigen.

Die saisonale Illusion

Entsprechend ist es notwendig, den sicher prinzipiell begrüßenswerten Ausbau der Wärmepumpe nicht nur bilanziell, sondern insbesondere auch im Winter durch ein entsprechendes Ökostromangebot zu sichern. Geschieht das nicht, unterliegt man im Strombereich der sogenannten

„saisonalen Illusion“.

Das gilt natürlich noch mehr für die Stromdirektheizungen, die sich neuerdings auch

„Infrarotheizungen“ nennen. Durch die progressive Besteuerung des Leistungspreises ließe sich eine nicht mehr bewältigbare, im Wesentlichen aus importiertem Kohle- und Atomstrom gedeckte Winterspitze im Stromverbrauch verhindern.

Speicher

Pellets, wie Biomasse generell, sind ein – wiewohl unerkannter – sensationell günstiger Energiespeicher, der es obendrein leicht macht, das Energieangebot vom Sommer in den Winter zu verschieben. Ein Vergleich der Kosten eines Pelletslagers mit jenen eines Tesla-Power-Wall verdeutlicht, dass sich eine kWh an Energie in Form von Pellets um ein Zehntausendstel (!) der Kosten speichern lässt, die für eine kWh an elektrischer Energie aufzuwenden sind. Dennoch sollte, um die Versorgungssicherheit weiter zu erhöhen, ein gewisses Mindestmaß an Pellets bevorratet werden, vielleicht auch auf gesetzlichen Auftrag.

Technologieneutral, nicht energieträgerneutral

In Norwegen wurde heuer ein Verbot der Verbrennung von Mineralöl in Heizungen ab 2020 beschlossen. Damit geht das ölreiche Land im Norden Europa ein weiteres Mal voran. Norwegen vollzieht die Energiewende technologieneutral, aber nicht energieträgerneutral: der Einsatz von Bioöl in Heizanlagen bleibt weiterhin erlaubt.

Das ist nur eines der vielen Beispiele, von denen sich Österreich das eine oder andere abschauen könnte.

Im Dokument Tagungsband 20 . (Seite 45-48)