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Notendrucke in den Digitalen Sammlungen der Bayerischen Staatsbibliothek

Im Dokument M I T T E I LU NG E N (Seite 49-52)

Unter den ständig anwachsenden Bestän-den der Digitalen Bibliothek – derzeit über 30.000 frei über die Homepage der Bibliothek abrufbare Titel (siehe www.

muenchener-digitalisierungszentrum.de –> Digitale Sammlungen) – befindet sich mit ca. 1.200 Bänden mittlerweile auch eine große Anzahl von Notendrucken und musikspezifischer Fachliteratur. Der Großteil dieser Musik-Digitalisate wurde aufgrund von Bestellungen über die Do-kumentlieferdienste der Bibliothek (z. B.

Dokumentlieferung Altes Buch) erstellt und bereitgestellt.

Seit Anfang 2008 haben wir nun – ganz im Zeichen unseres Jubiläumsjahrs – ein besonderes Glanzstück unter den digitali-sierten Musikalien online: die berühmte Gesamtausgabe der Werke Georg Fried-rich Händels (1685–1759), die der Mu-sikwissenschaftler und begeisterte Hän-del-Forscher Friedrich Chrysander im Zeitraum von 1858 bis 1902 veröffent-licht hat. Chrysanders edle, von ihm selbst gestochene Ausgabe präsentiert Händels gewaltiges Gesamtschaffen in der bis heute vollständigsten Form. Der große deutsche Barock-Komponist

Frank W. Krahl ist Mitarbeiter im Referat Digitale Bibliothek der Bayerischen Staatsbibliothek

Titelseite des Händel-Projekts auf der MDZ-Homepage

Partitur der Oper „Riccardo Primo“

(Band 74)

erfreut sich derzeit ja wieder einer außergewöhnlich großen und anhalten-den Popularität, – man spricht von einem regelrechten „Händel-Boom“. So stan-den von Händels über 40 italienischen Opern allein in München zehn verschie-dene Neuproduktionen in den Jahren seit 1994 auf dem Spielplan der Bayeri-schen Staatsoper. Darüber hinaus sind seine etwa 30 Oratorien und geistlichen Chorwerke sowie seine Instrumental-musik fester Bestandteil des Konzert-repertoires und erklingen nicht nur im Rahmen der jährlich stattfindenden Hän-del-Festspiele in Göttingen, Halle (Saale) und Karlsruhe.

Die insgesamt 105 Einzelbände der Chry-sander-Ausgabe (94 Bände, zudem eine Reihe von Alternativ- und Supplement-Bänden) befinden sich bereits seit den Jahren ihres Erscheinens im umfangrei-chen Bestand der Musiksammlung der

Bayerischen Staatsbibliothek und wur-den im Herbst 2007 vom Münchener DigitalisierungsZentrum (MDZ) in enger Abstimmung mit der Musikabteilung zur Digitalisierung vorbereitet. Seit ihrer Online-Bereitstellung hat die

Händel-Auch über die ViFaMusik kann die Händel-Ausgabe aufgerufen werden

Notentextes basiert und die Musikbei-spiele mit entsprechenden Partiturstellen und Klangbeispielen verknüpft (Bild- und Audiodateien).

Für die Entwicklung dieses Programms wird ein Test-Repertoire digitalisierter Notendrucke benötigt, das in Absprache

mit dem Leiter der Musik-abteilung, Dr. Hartmut Schaefer, ausgewählt wird.

Ihm sei an dieser Stelle für die fachkundige Beratung und hilfreiche Unterstüt-zung unseres Vorhabens besonders gedankt.

Da die Noten-Digitalisate sowohl für die Weiterfüh-rung des PROBADO-Pro-jekts als auch für die frei zugängliche Online-Präsen-tation auf unseren Plattfor-men im RahPlattfor-men der Biblio-theks-Homepage und ViFaMusikgedacht sind, muss es sich dabei um urheberrechtlich freie Titel handeln, die bislang noch nicht anderweitig im Inter-net vorliegen.

So konnte neben der Chrysanderschen Händel-Ausgabe inzwischen auch eine Franz-Liszt-Ausgabe (die 33-bändige so genannte Carl-AlexandAusgabe, er-schienen 1907–1936) in die Digitalen Sammlungen aufgenommen werden. In absehbarer Zeit wird die Reihe mit den alten Gesamtausgaben der Werke von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann sowie der ersten Folge der Denkmäler deutscher Tonkunstihre Fort-setzung finden.

nur eine Bereicherung unserer Digitalen Sammlungen sowie des Fachportals ViFa-Musik (www.vifamusik.de) dar, sondern wird auch in dem von der Deutschen For-schungsgemeinschaft geförderten PRO-BADO-Projekt zur Anwendung kommen.

In PROBADOarbeiten vier universitäre Informatikinstitute und zwei Bibliotheken an der Einbindung von nicht-textuellen Dokumenten in bibliothekarische Ge-schäftsgänge. Die Bayerische Staatsbib-liothek und die Universität Bonn sind für das Musik-Teilprojekt verantwortlich.

Dabei wird u. a. ein inhaltsbasiertes Suchprogramm für musikalische Themen entwickelt, das rein auf der Ebene des Ausgabe zahlreiche Zugriffe zu verzeich-nen und erfreut sich eines regen nationa-len wie internationanationa-len Interesses und Feedbacks.

Diese Erweiterung des digitalisierten Notenbestandes – die Händel-Ausgabe umfasst 18.500 Seiten – stellt aber nicht

Ein sehr großer Teil der in der Musik-abteilung der Staatsbibliothek zu Berlin befindlichen Musikdrucke gehört zur Deutschen Musiksammlung. (DMS). Kurz gesagt handelt es sich dabei um die Pflichtstücksammlung an Musikdrucken für den Zeitraum 1906 bis 1945.

Als sich deutsche Bibliothekare zu Beginn des 20. Jahrhunderts heftige Gedanken über die Einrichtung einer „Reichsbiblio-thek“ machten, schlug der seit 1900 als Ober-Bibliothekar an der Berliner König-lichen Bibliothek wirkende Wilhelm Alt-mann (1862–1950) im Jahre 1903 vor, auch eine „Reichsmusikbibliothek“ zu gründen.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges galt Leipzig als die bedeutendste Stadt bezüglich der Buchverlage in Deutsch-land sowie der Musikverlage auf der Welt: es gab aber damals für Sachsen keine Pflichtstückregelung und somit nicht einmal eine zentrale Sammelstelle für das Königreich Sachsen, geschweige denn für das Deutsche Reich.

Einem in der „Zeitschrift der Internatio-nalen Musikgesellschaft“ 1903 erschiene-nen Aufsatz Altmanns mit dem Titel

„Öffentliche Musikbibliotheken. Ein

from-mer Wunsch“ folgte am 1. Januar 1904 der älteste Musikverlag der Welt „Breit-kopf & Härtel“ (Leipzig) mit einem Aufruf zur Gründung einer Reichsmusikbiblio-thek. Daraufhin befasste sich der „Verein der deutschen Musikalienhändler zu Leip-zig“ mit diesem Thema. Der Vorstand dieses Vereins warb sehr intensiv bei zahlreichen Musikverlagen für die Idee, je ein Exemplar der Produktion an eine zen-trale Sammelstelle im Deutschen Reich freiwillig abzugeben. Der Reichskanzler lehnte die Gründung einer Reichsmusik-bibliothek aus finanziellen Gründen ab.

Dr. Joachim Jaenecke

ist Referent in der Generaldirektion der Staatsbibliothek zu Berlin

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