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Wenn NP ן und NP

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verschiedenen Numerus aufweisen, sind sie nicht referenz- identisch, es 9ei denn, eines der beiden Ѵэгкаппеп is t in einem casus rectus eine durch ein Zahlwort (größer als eins) bedingte Singularfom und das andere ein Plural - in diesen Fällen is t Referenzidentität zwischen NP^ und NP

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trotz formaler Numerus-Verschiedenheit möglich.

2.2,2■ Kasus

Die zweite morphologische Kategorie, die im Zusammenhang mit der definiten vs. indefiniten Interpretation von russischen Nominal- gruppen relevant wird, is t der Kasus, und zwar genauer die Ver- wendung des Genitiv an Stellen, wo man normalerweise den Nomina- tiv oder den Akkusativ erwarten würde, weil es sich um das Subjekt bzw. das direkte Objekt handelt. Aus dieser Bemerkung läßt sich schon ablesen, daß die Kategorie des Kasus nicht a lle in wirksam wird, sondern nur im Zusammenhang mit anderen syntaktischen Fak-

toren, wie eben der Funktion einer Nominalgruppe als Subjekt1 bzw. Objekt. Wir werden daher in Abschnitt 2.4. noch einmal auf diese Problematik zurückkommen.

In diesem Abschnitt wollen wir nur kurz die Struktur des Phäno- mens an zwei Beispielen erläutern.

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-ו Ob es sich in diesen Fällen tatsächlich um Subjekte handelt, is t in der russischen Sprachwissenschaft umstritten. Die Be- urteilung hängt im wesentlichen von den Kriterien ab, die man für die Definition der Subjekt-Funktion benutzt; sie f ä l l t unterschiedlich aus je nachdem, ob man rein morphologische Kriterien oder aber logisch-semantische Kriterien heranzieht.

Eine kurze Darstellung der verschiedenen Konzepte findet sich in KOSTINSKIJ 1967; wir wollen auf dieses grammatik-theoreti-

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(7) ... biletov "èjr Ameriki" voobSæ ne prodaet . ...

Karten

(Gen.) Air America Überhaupt nicht verkauft.

Biletov ne suS5estvuet

Karten (Gen.) nicht existiert (Sing.!).

... (Flug-)Karten verkauft die Air America überhaupt nicht.

Es existieren keine (Flug-)Karten. (2.2.2.-1 (30/27))

Dieses Beispiel enthält zwei negierte Sätze (sie sind die typisch- sten Fälle des besagten Phänomens), wobei im ersten das direkte Objekt im Genitiv steht und im zweiten das (logische) Subjekt.

In beiden Fällen wird die Existenz des jeweiligen Referenten ver- neint. Es kann also bestenfalls in einem abgeleiteten Sinne von Referenzidentität gesprochen werden, nämlich dann, wenn in das Textmodell (es sei daran erinnert, daß sich die Definition von Referenzidentität auf Entitäten im Textmodell bezieht) eine "ge- nerische" Entität eingeführt wird, auf die sich dann beide Aus- sagen beziehen können: "Karten werden nicht verkauft" und "Karten existieren nicht".

Es is t noch darauf aufmerksam zu machen, daß in diesem Beispiel nicht die für solche Genitivobjekte bzw. -Subjekte typische Po- sition vorliegt. Sie befinden sich normalerweise hinter dem Prä- dikat (vgl. GLADROW 1979, Kap. 3.10.). Allerdings müssen die hier vorliegenden Sätze vermutlich mit einer expressiven Betonung auf dem jeweiligen Vorkommen von "b ile t" ("Karte") im Genitiv Plural gesprochen werden, was die Aussagen über die Position im Satz re- la tiv ie r t (vgl. dazu die Überlegungen in Abschnitt 3.2. zum Zu- sammenhang zwischen Wortfolge und Intonation).

(8) ... ser'eznye posledstvija, к kotorym prive la by

... ernste Folgen , zu denen führte (Konjunktiv-Part.)

vojna me&u Indiej i Pakistanem. "NaXa partija ... ne choXet Krieg zwischen Indien und Pakistan . "Unsere Partei ... nicht w ill vojny meXdu Indiej i Pakistanern ..."

Krieg (Gen.) zwischen Indien und Pakistan ..."

... die ernsten Folgen, zu denen ein Krieg zwischen Indien und Pakistan führen würde. "Unsere Partei ... w ill keinen Krieg zwischen Indien und Pakistan ..." (2.2.2.-2 (29/3))

Beispiel (8) enthält mit dem 2. Vorkommen von "vojna" ("Krieg") ein weiteres Beispiel für ein direktes Objekt im Genitiv in einem

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negierten Satz, diesmal in der typischen Position hinter dem Prä- dikat. In diesem Beispiel is t das erste Vorkommen von "vojna"

ein normales Subjekt im Nominativ, allerdings können wir hier ebenfalls ־ wie in Beispiel (7) - feststellen, daß eine generi-

sehe Interpretation der entsprechenden Nominalgruppen naheliegt (dies wird gestützt durch den Konjunktiv in dem Satz des 1. Vor- kommens von "vojna").

Es is t aufgrund des vorliegenden Materials nicht möglich, weiter- gehende Schlüsse über das Vorkommen von Subjekten bzw. Objekten im Genitiv zu ziehen, denn diese Beispiele sind zu selten. Das hängt sicher damit zusammen, daß solche Vorkommen typischerweise als erste Vorkommen auftreten, also nicht als Wiederholungen, die wir ja in der vorliegenden Untersuchung ausschließlich untersucht haben•

Es is t typisch für diese Vorkommen (wenn auch keine Regel im s trik - ten Sinne, vgl. GLADROW 1979, Kap. 3.10.) , daß sie ins Deutsche mit dem unbestimmten A rtikel Übersetzt werden müssen. Fraglich is t allerdings die Schlußfolgerung; es bleibt nämlich offen, ob es sich dabei um eine indefinite oder um eine generische Interpreta- tion handelt. Die Vermutung scheint aufgrund unserer Beispiele naheliegend, daß ein solches Vorkommen eines Genitivsubjekts oder -objekts nur dann referenzidentisch mit einem vorhergehenden Vor- kommen desselben Nominallexems sein kann, wenn beide generisch

(bzw. unspezifisch, was ggf. im Sinne einer Unterordnung der Ge- nerizitäts-Opposition unter die Definitheits-Opposition als inde- fin ite Generizität aufzufassen wäre) in te rp re tie rt werden können.

Es gibt weitere Gründe dafür, daß wir das Phänomen der Subjekte und direkten Objekte im Genitiv hier nicht genauer behandeln wol- len (abgesehen von der geringen Zahl von einschlägigen Beispielen in unserem Material):

- es handelt sich u.E. um ein sekundäres Kriterium, das nicht un- abhängig, sondern nur in Verbindung mit anderen Faktoren wirk- sam wird (eine ähnliche Meinung v e r t r it t GLADROW 1979, Kap. 3.10., wo die betrachtete morphologische Opposition mit Wortstellung

und Intonation in Zusammenhang gebracht wird, die als die

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nlerenden Faktoren angesehen werden); daher werden wir das Phänomen im Abschnitt 2.4. im Kontext der verschiedenen syn- taktischen Funktionen der betrachteten Nominalgruppe (in dem die Wortfolge eine wichtige Rolle spielt) noch einmal aufgrei- fen;

- in bezug auf die Kasus-Opposition beim direkten Objekt dürfte es grundsätzlich sehr schwierig sein, anhand von Textbeispielen zu in unserem Sinne befriedigenden Ergebnissen zu kommen, weil es sich hier offensichtlich um eine im Wandel begriffene Norm handelt: der Akkusativ des direkten Objekts in negierten Sätzen

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is t eindeutig auf dem Vormarsch (vgl. dazu etwa RAVIC 1971, wo übrigens eine umfangreiche Liste von formalen Bedingungen für den obligatorischen Gebrauch des Akkusativs beim direkten Ob-

jekt in negierten Sätzen angegeben wird).

Daraus fo lg t, daß man bestenfalls für den Gebrauch des Genitivs als dem markierten Glied der Opposition eine tendenzielle Regel angeben kann:

Genitiv-Regel

Wenn

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als Subjekt oder direktes Objekt im Genitiv steht, is t Referenz- Identität mit NP ן relativ unwahrscheinlich.

Wie bereits gesagt, g i l t diese Regel nur für den nicht-generischen Gebrauch von Nominalgruppen. Jedenfalls beweisen die beiden Bei- spiele dieses Abschnitts, daß die tentative Regel nicht durchgän- gig g i l t , die in OBST 1981 (S. 66f.) formuliert wird: das Russische kann hier offensichtlich rein mechanisch nach dem Schema

,Ersterwähnung = Genitiv', , Zweit-, Dritterwähnung usw. = Akkusa- tiv * Vorgehen; der Grund hierfür könnte darin liegen, daß die ne- ben der Referenzidentität noch vorkommenden anderen Referenzver- hältnisse, die ohnehin schon schwierig zu erkennen und zu analy- sieren sind, von Sprechern einer artikellosen Sprache vollends nicht bemerkt werden."

Die Regel müßte zumindest e x p liz it die Fälle von generischen Ver- wendungsweisen ausnehmen. Den Versuch einer Deutung der Tatsache, daß unsere Genitiv-Regel (und vermutlich auch die Regel von OBST)

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für nicht-generische Nominalgruppen z u t r if f t (zumindest tenden- z i e l l ) , für generische aber nicht, unternehmen wir in Abschnitt 3.2..

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2.3. Absolute(?) Regeln aufgrund von syntaktischen Faktoren

Entsprechend der hier gewählten Systematik in der Darstellung der relevanten Faktoren folgen nun die syntaktischen Bedingungen

für die Referenzidentität von wiederholten Vorkommen eines Nomi- nallexems in russischen Texten. In diesem Abschnitt wollen wir uns mit den konfigurationeilen Faktoren beschäftigen, die sich auf das Vorkommen von wiederholten Nomina in einem Satz bezie- hen, und uns die Frage stellen, wieweit diese Faktoren zu abso-

luten Beschränkungen der Möglichkeit von Referenzidentität füh- ren. Solche Beschränkungen sind häufig in Arbeiten beschrieben worden, die in der Tradition der transformationeilen Grammatik stehen. Dort werden für den Bereich der Anaphora o ft absolute syntaktische Bedingungen für die Koreferenz zwischen bestimmten Elementen in bestimmten syntaktischen Konfigurationen angegeben.

In den meisten Arbeiten geht es dabei um die Koreferenz zwischen nominalen und pronominalen Elementen, allerdings gibt es auch Arbeiten (z.B. REINHART 1981), die sich e x p liz it mit nominalen Anaphern beschäftigen.

Es wäre auch für unsere Zwecke sehr wünschenswert, aufgrund sol- cher Faktoren Regeln aufstellen zu können; denn syntaktische Kon- stellationen lassen sich re la tiv einfach beschreiben und auch ggf. re la tiv einfach maschinell überprüfen. Nun is t allerdings im Hinblick auf die Vorbilder in der Transformationsgrammatik zu sagen, daS diese nur insoweit für uns direkt verwendbar sind, als sie eine Oberflächen-Analyse zulassen; denn ihre Aussagen sind ja a lle in bezug auf Tiefenstrukturen gemacht worden, und es is t nicht in jedem Fall t r iv ia l, daß man aus einer syntakti- sehen Oberflächenstruktur in der Analyserichtung (die uns hier interessiert) auf einfache oder auch nur entscheidbare Weise zur entsprechenden Tiefenstruktur kommen kann.

Die Feststellung solcher syntaktischer Faktoren, die zu absoluten Beschränkungen der Referenzidentität führen, stößt natürlich im Rahmen unserer Materialuntersuchung auf eine gewisse Schwierig- k e it. Das hängt damit zusammen, daß solche Regeln immer negativ formuliert sind, d.h. sie sagen, was verboten is t. (Eine Ausnahme

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hierzu bildet übrigens REINHART 1983). Es is t plausibel, daß die

"verbotenen" Konstellationen in unserem Material auch nicht vor- kommen. Hier is t also ein Punkt, an dem unsere Materialuntersu- chung durch gezielte Introspektion und Informantenbefragung er- gänzt werden müßte, um die Hypothesen, die wir vorläufig entwik- kein werden, weiter zu stützen.

Wir werden im folgenden zunächst die Fälle behandeln, in denen bei wiederholtem Vorkommen eines Nominallexems in einem Satz Re-

ferenzidentität vorliegt. Wir haben dabei den Satzbegriff ganz naiv folgendermaßen gefaßt: ein Satz is t für uns das, was im ge- schriebenen Text zwischen zwei Satzendpunkten steht (auch in der transformationeilen Grammatik scheint dieser Satzbegriff der häu- figste zu sein). In diesem Sinne führt also auch die Koordination von zwei Sätzen durch eine Konjunktion zu einem Satz. Hier t r i f f t unsere Feststellung mit der Üblicherweise gemachten zusammen: in diesen Fällen bestehen keine Beschränkungen für die Referenziden- t i t ä t . Zur Illu s tra tio n dieser Tatsache dienen die Beispiele (9) und (10) im Text sowie die Beispiele 2.3.-1 bis 2.3.-3 im Anhang.

(Die Teilsätze können unter Umständen auch e llip tis c h sein, wie etwa in Beispiel 2.3.-1.)

(9) Eto proizoXlo pod ruko\rodstvan partii , i sam Das geschah unter Führung Partei (Gen.), und selbst Revoljucicnnyj savet sformirovan partlej

Revolutions- Rat gebildet Partei (Instr.).

Das is t unter der Führung der Partei geschehen und der Revo- luticnsrat selbst is t durch die Partei gebildet ѵюпЗеп. (30/24)

(10) Ustanovleno, £to do uXastka spuska polet korablja Festgestellt, daß bis Иіазе Abstieg (Gen.) Flug Schiff (Gen.)

"Sojus-11" prochodil normal ,no, kosncnavty dejstvovali v

"Sojus-11" verlief normal , Kosmonauten handelten in sootvetstvii s progranrnoj poleta

Ubereinstiimung mit Prograircn Flug (Gen.).

Es wurde festgestellt, daß der Flug des Raunschif f s So jus 11 bis zur Abstiegsphase normal verlief, die Kosmonauten handelten ent- sprechend dem Flugprogranm (dem Programm des Fluges) . (29/2)

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In subordinierten Sätzen, bei denen das eine Vorkommen des

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trachteten Nominallexems im Matrixsatz und das andere im unter- geordneten Satz vorkommt, scheint es ebenfalls - zumindest in bestimmten Fällen - keine Einschränkungen zu geben. Dies wird durch Beispiel (11) im Text und durch Beispiel 2.3.-5 im Anhang

illu s t r ie r t .

(11) Sessi ja Ispolkana Kcnpartii Indii Tctgung Exekutivkomitee (Gen.) kann. Partei (Gen.) Indiens prinjala rezoljuciju ..., v kotoroj gavoritsja , ?to nahm־an Resolution ..., in der wird-gesagt, daß konpartija osoznaet ...

каш. Partei erkennt ...

Eine Tagung des Exekutivkomitees der karinunistischen Partei Indiens nahm eine Resolution ... an, in der es heißt ,”Haß die kommunistische Partei (klar) erkennt ... (2.3.-4 (29/3))

Zu Beispiel (11) is t noch anzumerken, daß die Wiederholung des Nomens "kompartija" (Abkürzung für "kommunistiSeskaja p a rtija ") in dem untergeordneten "daß"-Satz gewissermaßen erstaunlich is t und sich wohl nur dadurch erklären läßt, daß ein Pronomen an dieser Stelle eventuell zu einer Mehrdeutigkeit geführt hätte:

das feminine Personalpronomen "ona" hätte sich auch auf "re- zoljucija" beziehen können.

In Beispiel 2.3.-5 lie g t möglicherweise eine generische Verwen- dungsweise des Nomens "amerikancy" (1״Amerikaner") vor, jedenfalls handelt es sich hier um referenzidentische Vorkommen dieses No- mens.

Wenn sich die Ergebnisse, die in REINHART 1981 für das Englische dargelegt werden, auf das Russische allgemein und auf unseren speziellen Objektbereich übertragen lassen, dann is t zu erwarten, daß Referenzidentität unter den Bedingungen der Subordination nur dann möglich is t , wenn das Vorkommen im Matrixsatz nicht die Sub-

jektposition besetzt (in Beispiel (11) hat das 1. Vorkommen die Funktion eines Genitivattributs innerhalb des Subjekts; in Bei- spiel 2.3.-5 hat das Vorkommen im Matrixsatz die Funktion eines Genitivattributs in einem Präpositionalobjekt. Beide Fälle er- füllen also nicht die Voraussetzungen für c-coramand, die bei REIN HART die wesentliche Rolle für das Verbot der Koreferenz spielen)

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Beispiel (12) is t unser letztes Beispiel für Referenzidentität bei wiederholten Vorkommen eines Nominallexems in einem Satz.

Dies is t der einzige F a ll, in dem die beiden Vorkommen tatsäch- lieh in einem einfachen Satz liegen und doch referenzidentisch sind (ob es sich hier um ein Gegenbeispiel zur Wirksamkeit der c־ command־ Bedingungen im Russischen handelt, ließe sich nur dann le tz tlic h entscheiden, wenn man sich für eine bestimmte Tiefen- struktur entscheiden würde; wir wollen darauf verzichten, weil die Textrepräsentation in Con*Tra keine direkte Entsprechung zur Ebene der (syntaktischen) Tiefenstruktur hat).

(12) ... sovetskie ljudi ... obespeSivajutsja obSžestvan

... sowjetische Menschen ... werden-versorgt Gesellschäft (Instr.)