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2. Grundlagen

2.3 Nachhaltigkeit in der Logistik

Den angesprochenen Beitrag zu einer NE können und müssen auch die Logistikunter-nehmen leisten, wenn sie sich langfristig gesehen der Akzeptanz der Gesellschaft und Politik sicher sein wollen. Die Logistik ist einer der größten Wirtschaftszweige in Deutschland und sichert die Verfügbarkeit der Waren für Gesellschaft und Industrie. 116 Der Wunsch, das Waren überall und nahezu zu jeder Tageszeit zur Verfügung stehen führt national und global gesehen zu einem starken Anstieg des Transportvolumens.117 Der Transport der produzierten Güter führt somit zu starken Belastungen der Umwelt.

Dabei haben die Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO2-Emissionen), die durch das hohe Verkehrsaufkommen verursacht werden, für die Logistik die größte Bedeutung.118 Neben den CO2-Emissionen ist auch der Lärm, welcher durch die einzelnen Verkehrs-träger verursacht wird, ein Faktor, der zu Beeinträchtigungen führen kann.119 Zum heu-tigen Zeitpunkt kann die Logistik noch nicht behaupten, ein Teil der Lösung zu sein vielmehr ist sie ein Teil des Problems.120 In Anbetracht der öffentlichen Diskussion, um den Klimawandel und dessen Folgen muss sich auch die Logistikbranche anpassen und versuchen ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.121 Zum Schlagwort dieser Anpassungen und neuer Konzepte zum Umweltschutz wurde der Ausdruck „Grüne Logistik“. Die Grüne Logistik hat sich zum Megatrend innerhalb der Branche entwickelt:

Es gibt wohl kaum ein Logistikunternehmen, das sich noch nicht mit dieser Thematik auseinandergesetzt hat.122 Gerade große Unternehmen glänzen in den Medien durch neue Konzepte, die die Prozesse der Logistik „grüner“ machen sollen. Es stellt sich allerdings die Frage, was genau hinter der grünen Logistik steckt und welche Ziele da-mit verfolgt werden?

Mit den Zielen und Beweggründen der Unternehmen steht und fällt auch der Beitrag, den eine grüne Logistik zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Um die lo-gistischen Prozesse aufrecht zu erhalten, ist ein hoher Energieaufwand notwendig.123 Dieser ist mit stark steigenden Kosten und einer hohen Umweltbelastung verbunden.

Ziel logistischer Unternehmen muss es in erster Linie sein, den Energieverbrauch zu senken, ohne dabei die Gesamtleistung des Systems zu verringern. Die Optimierung der Prozesse und der Einsatz neuer Technologien stehen dabei im Vordergrund. Es

116 Vgl.: Middendorf, (2008), S. 407 - 410

117 Vgl.: Ehnert et. al., (o. J.), S. 1

118 Vgl.: Dekker, Bloemhof, Mallidis, (2012), S. 2

119 Vgl.: Die Bundesregierung, (2008), S. 14

120 Vgl.: Bretzke, Barkawi, (2010), S. 15

121 Vgl.: Sadowski, (2010), S. 1-5

122 Vgl.: Lohre, Herschlein, (2010), 9

123 Vgl.: Middendorf, (2008), S. 407 – 410, die Quelle bezieht sich auf die nächsten drei Sätze.

Seite | 33 wäre aber zu einfach zu sagen, dass dies das einzige und primäre Ziel einer grünen Logistik sei. Die Gründe, warum die Prozesse der Logistik in Zukunft grüner gestaltet werden sollten, sind genauso vielfältig wie die Ziele, die durch die neuen Konzepte erreicht werden sollen. Beispielhafte Ziele grüner Logistik werden im Folgenden kurz beschrieben:

KL I M A S C H U T Z D U R C H RE D U Z I E R U N G D E R CO2-EM I S S I O N E N

In der Logistik werden gerade durch den Transport Emissionen in Form von Kohlendi-oxid an die Umwelt abgeben. Die Menge der Emissionen hängt dabei von dem Ver-kehrsträger, der zurückgelegten Strecke aber auch von Eigenschaften der Güter wie Menge, Gewicht oder Volumen ab.124 Im Jahr 2008 wurden allein in Europa durch den LKW-Verkehr ca. 1,62 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen emittiert.125 Durch die Ver-ringerung der Emissionen kann ein erheblicher Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden. In Bezug auf die Logistik kann dies beispielweise durch die Verlagerung des Transports auf Bahn oder durch Fahrtrainings erreicht werden. Fahrzeugflotten, die den neusten Schadstoffklassen entsprechen, tragen ebenfalls zur Einsparung der Emissionen bei.126

RE D U K T I O N D E R EN E R G I E K O S T E N

Die oben genannten Bemühungen, die CO2-Emissionen zu verringern, führen zu einem weiteren positiven Nebeneffekt. Werden je gefahrenem Kilometer weniger Emissionen verursacht, dann wird auch weniger Treibstoff verbraucht.127 In dem Transportsektor wird Diesel als Haupttreibstoff eingesetzt. Ähnlich wie die Benzinpreise sind auch die Dieselpreise in den letzten Jahren stark gestiegen. Lag der Dieselpreis pro Liter im Jahr 2010 durchschnittlich bei 1,22 €, müssen 2012 schon 1,49 € pro Liter berechnet werden.128 Die Reduktion des Treibstoffverbrauches ist dementsprechend nicht nur eine Maßnahme zum Schutz der Umwelt. Vielmehr können durch diesen Schritt die variablen Kosten, die einen erheblichen Teil der Gesamtkosten ausmachen, gesenkt werden.129

124 Vgl.: Logistikinitiative, (2010), S. 15

125 Vgl.: DHL, (2010), S. 9

126 Vgl.: Sadowski, (2010), S. 17 - 20

127 Andersherum führt eine Einsparung von Treibstoff auch zu einer Verringerung der Emissio-nen.

128 http://www.aral.de/toolserver/retaileurope/annualstatement.do (Stand 23.04.2012)

129 Vgl.: Sadowski, (2010),S. 10

Neben den beschriebenen Zielen sind die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene oder das Schiff, sowie die Optimierung der Logistikimmobilien weitere Ansatzpunkte für eine grüne Logistik. Um die genannten Ziele zu erreichen, reicht eine Konzentration auf die internen Prozesse nicht aus, vielmehr muss das gesamte Logistiknetzwerk betrach-tet werden.130

Die Logistikbranche ist durch ihre Lieferketten und Logistikprozesse sehr eng mit den unterschiedlichsten Wirtschaftsektoren verbunden. Das bedeutet, dass die Logistik strategisch gesehen ein wichtiger Hebel für die wirtschaftliche Entwicklung und die Reduzierung der CO2-Emissionen ist.131 Die Ausführungen zeigen, dass die Ziele der Grünen Logistik meist zu einem ökologischen und ökonomischen Nutzen für die Unter-nehmen führen.132 Diese Schlussfolgerung wird zusätzlich unterstützt, wenn betrachtet wird, dass die Einsparung von Energie zum einen zu einer Verminderung von klima-schädlichen Gasen führt und zum anderen Kosten einspart. Allerdings fehlt bei dem Konzept der Grünen Logistik die Betrachtung der sozialen Dimension einer nachhalti-gen Entwicklung. An diesem Punkt können die Konzepte zur Grünen Logistik kritisiert werden. Zurzeit entwickelt fast jedes Logistikunternehmen ein eigenes Konzept und verfolgt damit unterschiedliche Ziele, meist handelt es sich hierbei „nur“ um ökologi-sche Ziele.133

Zu beachten ist auch, dass gemeinsame Standards zur Bewertung der Handlungen, unabhängig davon welche Dimension der Nachhaltigkeit beachtet wird, bisher kaum existieren. Die erhobenen Zahlen und Daten sind somit innerhalb der Branche nicht zuverlässig miteinander vergleichbar. Dies macht es zum einen schwierig die Maß-nahmen der Unternehmen zu bewerten und zum anderen leidet die Glaubwürdigkeit der Bemühungen der Unternehmen. Allerdings muss hier beachtet werden, dass sich die Branche erst am Anfang der Entwicklung befindet. Angesicht der steigenden Transport- und Energiekosten werden die Maßnahmen der Unternehmen steigen und in ihrer Wirkung effektiver werden. Diese Anpassungen werden, getragen von einem notwendigen technologischen Wandel, alle Prozesse der Logistik betreffen.134

130 Vgl.: Riha, (o. J.), S. 134

131 Vgl.: DHL, (2010), S. 14

132 Vgl.: Sadowski, (2010), S. 77

133 Vgl.: Kahl, Lorre, (2009), S. 17 19, die Quelle bezieht sich auf die nächsten drei Sätze

134 Vgl.: DHL, (2010), S. 18 - 21

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