• Keine Ergebnisse gefunden

Die vor Studienbeginn erlernten und gespielten Instrumente sowie die gesangliche Praxis der Studierenden lassen vermuten, dass musikalischen bzw. musikbezoge-nen Aktivitäten entsprechende Bedeutung beigemessen wurde. Die Auswertung der Daten auf die Frage, mit welcher Häufigkeit Singen, Musizieren, Hören und Tanzen in der Kindheit ausgeübt wurden (vgl. Tabelle 9), belegt die Präzedenz des Musizierens (96,4% führten „sehr häufig“ und „häufig“ an), gefolgt von der Musikrezeption (85,5%), dem Singen (85,1%) und – mit großem Abstand – dem Tanzen (38,9%). In der Phase der Jugend steigen die Prozentsätze an und rangieren beim Musizieren, Singen und Hören zwischen 98,3% und 90,1%. Das Tanzen fällt gegenüber den anderen Aktivitä-ten wiederum deutlich ab (46,5% „sehr häufig“ und „häufig“).7

7 Auch in der Befragung von 50 Jugendlichen, welche die 12. Schulstufe von Tiroler Gymnasien be-suchten, stellte sich heraus, dass die Erinnerungen an das Tanzen – im Unterschied zum Singen, Musizieren und Hören – sowohl im schulischen wie im außerschulischen Kontext äußerst spärlich ausfallen (vgl. Langer/Preyer/Waldauf 2006, S. 79, 116, 130, 142).

Die Daten zu den musikalischen Aktivitäten vor Studienbeginn belegen somit, dass mit der instrumentalen und vokalen Praxis, dem Musikhören sowie dem Tanzen in der Kindheit ein Grundstein gelegt, der in der Phase der Jugend intensiviert wurde und schließlich zum Lehramtsstudium Musikerziehung führte.

Tabelle 9: Musikalische Aktivitäten in Kindheit und Jugend, Angaben in Prozent (n=mindestens 460)

Kindheit Jugend

„sehr häufig“ und

„häufig“ „selten“ und „nie“ „sehr häufig“ und

„häufig“ „selten“ und „nie“

Singen 85,1 14,9 90,1 9,9

Musizieren 96,4 3,6 98,3 1,7

Hören 85,5 14,5 96,1 3,9

Tanzen 38,9 61,1 46,5 53,5

In einem nächsten Schritt wird der Frage nachgegangen, welche Musikstile und -gat-tungen die musikalische Praxis der Befragten in Kindheit und Jugend dominierten. Im Fragebogen standen jene Kategorien zur Auswahl, welche auch den Befragten für die Einschätzung der Musikgenres ihrer Familienmitglieder und Bezugspersonen vor-gelegt wurden (siehe Abschnitt 3.2): Blas- und Marschmusik, geistliche Musik, Jazz, Kinderlieder, Klassische Musik (im Sinne der Tradition der europäischen Kunstmusik), Musical, Oper, Operette, Pop-/Rockmusik, Schlager, Volksmusik, Word Musik, zeit-genössische Musik sowie die offene Antwortmöglichkeit „weitere“. Die Ergebnisse werden anhand der fünf am häufigsten genannten Genres interpretiert.

Das Singen in der Kindheit (vgl. Tabelle 10) wird – nicht unerwartet – wesentlich von Kinderliedern bestimmt (83,6%). Mit klarem Abstand folgen Pop-/Rockmusik (42,6%), geistliche Musik (40,3%), Volksmusik (34,7%) und Musical (27,7%). Als weitere Mu-sikstile und -gattungen, welche nicht kategorisiert wurden, wurden „Chormusik“,

„einfache Chorstücke (verschiedene Stile)“, „Filmmusik“, „volkstümliche Musik“ (2 Nennungen) sowie „Weihnachtslieder“ angeführt. Das Musizieren konzentrierte sich vornehmlich auf die Klassische Musik (59,3%), auf den nachfolgenden Rängen reihen sich Kinderlieder (47,1%), Volksmusik (35,3%), Blas- und Marschmusik (32,4%) so-wie Rock-/Popmusik (26%) ein. Unter der offenen Antwortmöglichkeit wurde das Mu-sizieren von Weihnachtsliedern genannt. Die Musikrezeption bezog sich überwiegend auf Rock-/Popmusik (71,6%). Ca. die Hälfte der Befragungsgruppe bringt das Musik-hören mit Kinderliedern (53,1%), Klassischer Musik (52,7%), Musical (50,7%) sowie Volksmusik (46,2%) in Verbindung. Beim Tanzen finden sich auf den obersten Plätzen

der Rangreihe mit fast identischen Werten Rock-/Popmusik (22,6%) und Volksmusik (22,5%). Rang drei bis fünf nehmen Kinderlieder (14,1%), Schlager (13,9%) und Mu-sical (9,2%) ein.

Die Ergebnisse spiegeln wider, dass eine Pluralität an Musikstilen und -gattungen vorherrscht, welche die Bandbreite von sog. Ernster Musik, Volksmusik und Popu-larmusik umfasst. Wenngleich sich die Ränge der Musikstile und -gattungen beim Singen, Musizieren, Hören und Tanzen unterscheiden, ist ablesbar, dass Kinderlieder, Rock-/Popmusik, Volksmusik und Musical die Kindheit der befragten Studierenden maßgeblich begleiteten.

Tabelle 10: Musikstile und -gattungen in der Kindheit, Mehrfachnennungen, Angaben in Pro-zent (n=mindestens 417)

Musikstile Singen Musizieren Hören Tanzen

Blas- und Marschmusik 5,1 32,4 36,2 5,3

Geistliche Musik 40,3 22,2 33,3 0

Jazz 4,9 11,7 29,2 3,2

Kinderlieder 83,6 47,1 53,1 14,1

Klassische Musik 17,4 59,3 52,7 4,5

Musical 27,7 9,4 50,7 9,2

Oper 6,0 2,6 30,9 0,4

Operette 3,2 2,1 25,2 1,1

Pop-/Rockmusik 42,6 26,0 71,6 22,6

Schlager 16,8 11,8 33,5 13,9

Volksmusik 34,7 35,3 46,2 22,5

World Music 7,2 5,5 19,2 4,9

Zeitgenössische Musik 4,9 9,8 16,0 2,8

In der Phase der Jugend (vgl. Tabelle 11) erfolgte das Singen vorrangig im Bereich der Rock-/Popmusik (64,2%), der geistlichen Musik (52,5%), der Klassischen Musik (48%), des Musicals (44,1%) und der Volksmusik (35,1%). Als offene, nicht nach-codierte Textantworten wurden „volkstümliche Musik“ (2 Nennungen), „Chormusik“,

„Oberkrainer Musik“ sowie „Tanzmusik“ angeführt. Die instrumentale Praxis zielte we-sentlich auf Klassische Musik (78,9%) ab, klar dahinter finden sich Rock-/Popmusik (51%), Blas- und Marschmusik (42%), Volksmusik (40,7%) sowie geistliche Musik (35,8%). Auch bei der Musikrezeption hält Rock-/Popmusik mit 84% die Vormacht-stellung, dahinter rangieren Klassische Musik und Musical mit 70,6% bzw. 60,8%.

Im Unterschied zur Kindheit gewinnen Jazz (55,4%) und Oper (51,4%) quantitativ an

Bedeutung. Ebenso wie beim Musizieren wurde „Filmmusik“ als weiteres Genre ge-nannt. Als tanzbare Musik in der Jugend präsentieren sich Rock-/Popmusik (28,3%), Volksmusik (21,6%), Schlager (14,4%), Musical (9,8%) sowie Blas- und Marschmusik (6,4%). Fern der im Fragebogen aufgelisteten Musikgenres wurden „Lateinamerikani-sche Tanzmusik“, „Tanzmusik (Standards und Latin)“ mit 2 Nennungen, „Tanzschul-musikmischung“ sowie „klassische Tanzmusik“ angeführt.

Für die Phase der Jugend lässt sich festhalten, dass die für die Kindheit konstatierte Vielfalt an Musikstilen und -gattungen bestehen bleibt, dass Rock-/Popmusik beim Singen, Hören und Tanzen zur dominierenden wird, dass Klassische Musik an Zu-wachs gewinnt und dass neue Genres wie Jazz und Oper an die oberen Stellen der Musikrezeption rücken.

Augenfällig erscheinen die hohen Prozentsätze der geistlichen Musik beim Singen und Musizieren. In eine ähnliche Richtung verweisen die Befunde zu den pädago-gischen (Vor-)Erfahrungen der Studierenden (siehe Abschnitt 5.3): 49% der Befrag-ten nennen Lernerfahrungen im Kontext der Kirche, welche sie vor der universitären Ausbildung sammelten. Auch die Ergebnisse der Forschungsarbeit von Siedenburg belegen die Affinität der Musikstudierenden zum kirchlichen Umfeld: 50% der 296 be-fragten Personen bestätigten, im Jugendalter „oft“ oder „manchmal“ im Rahmen der Kirchengemeinde musiziert zu haben (vgl. Siedenburg 2009, S. 338). Einschränkend muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die instrumentale Praxis „nicht grund-sätzlich im Zusammenhang mit traditioneller Kirchenmusik“ stand (Siedenburg 2009, S. 207). Inwiefern „die Kirche als Instanz der musikalischen Sozialisation“ (Sieden-burg 2007, S. 207) auch für die Befragten der vorliegenden Untersuchung gelten mag, kann aufgrund des Datenmaterials nicht hinreichend geklärt werden, wenngleich sich Hinweise darauf finden.

Tabelle 11: Musikstile und -gattungen in der Jugend, Mehrfachnennungen, Angaben in Prozent (n=mindestens 417)

Musikstile Singen Musizieren Hören Tanzen

Blas- und Marschmusik 8,5 42,0 35,8 6,4

Geistliche Musik 52,5 35,8 36,2 0,2

Jazz 17,5 34,3 55,4 3,8

Kinderlieder 20,3 10,7 8,5 0,2

Klassische Musik 48,0 78,9 70,6 6,2

Musical 44,1 25,2 60,8 9,8

Oper 16,8 9,0 51,4 0,2

Operette 10,0 9,0 36,0 0,6

Pop-/Rockmusik 64,2 51,0 84,0 28,3

Schlager 17,5 13,7 27,5 14,4

Volksmusik 35,1 40,8 40,7 21,6

World Music 10,7 8,7 29,6 5,5

Zeitgenössische Musik 10,7 24,9 27,9 3,2