Umgekehrt gibt es auch Bedingungen, wo die größte
Aktivität
des Waldes die Auswaschung der Böden
nicht hintanhalten
kann.Wo die Niederschlagsmengen ein gewisses Maß überschreiten, wie
im
Gebiet des Amazonas,findet
auch unter den dichtestentropischen Urwäldern eine sehr starke Auswaschung statt.
Wir
habenan anderer Stelle (17) hervorgehoben, wie außerordentlich große Mengen an Salzen, besonders an Kali,
jährlich
vom Amazonas in den Ozean befördert werden.Aber
wir
glauben, dieLogik
der vorstehenden Ausführungen ist zwingend genug, um zu zeigen,warum
im allgemeinenim
feucht-tropischen Gebiet derWald
der besteFruchtbarkeitsfaktor
sein muß. JedeLichtung
der Vegetation und auchnur
teilweiseFreilegung der Böden
ruft —
neben der Gefahr der Erosion — auch die Vergrößerung der inneren Auswaschung hervor.In
Kaffee- und Obstbaumplantagen, besonders ohne den Schutz von Schattenbäumen— in
Brasilienwird auf
diesen zumeist verzichtet —,wird
diese schon sehr
merkbar
; aber besonders großwird
sieunter
noch weniger tiefwurzelnden, und noch weniger transpirierendenKulturen, namentlich wo einjährige Pflanzen gebaut werden, die während
des Beginns
ihrer Entwicklung
weder gegen äußere noch innere Auswaschung nennenswerten Schutz bieten.An dieser Stelle sei besonders daran erinnert, daß
nicht nur
die Niederschlagsmengenin
den feuchten Tropengebieten an sichbedeutend höher sind als
in
gemäßigten Zonen, sondern daß ihre Verteilung auchprinzipiell
verschieden ist. DieFrühlings-
und Herbstregen, dieim
gemäßigtenKlima
die unbestellten oder kaum bewachsenen Felder treffen, sind außerordentlich sanft und nichts anderes alswohltätig.
DieFrühjahrs-
und Herbstregenin
den Tropen aber setzenim
allgemeinenmit
derselben verheerenden Stärke ein, diein
der beifolgenden Tabelle gutcharakterisiert
ist, und derwir
weiter nichts hinzuzufügen habenTab. 2. A'ergleieh der Regendauer in Deutschland und in Java nach Mohr (l. c, p. 126).
a: Durchschnittszahl der Regenstunden.
Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jahr Potsdam 70.8 80.6 62.5 46.8 38.3 32.2 41.8 45.9 43.9 35.9 77.7 80.5 656.7 Batavia 74.6 51.2 35.8 24.5 21.6 12 9 9.6 7.4 11.6 20.4 39.7 47.8 357.1
b: Durchschnittliche Gesamtzahl von Regenstunden mit über 10 mm Regen.
Potsdam — — — - 0 7 0.7 0.3 0.1 0.2 — — 2.0
Batavia 8.4 5.6 3.8 3.0 2.8 1.9 1.2 1.2 2.1 3.2 3.5 40 40.7
3. Gegenmaßregeln.
Die
für
die Bedingungen des gemäßigten Klimas geeignetenKulturmethoden
sind in tropisch-feuchten Zonen unangebracht und habenhier
außerordentlich großen,oft nicht
iviedergutzu-machenden Schaden hervorgerufen.Aus den vorstehenden Ausführungen geht ohne weiteres hervor, welches der
prinzipielle
Weg aller Schutzmaßnahmen sein muß:Begünstigung baumartiger
Kulturen mit
großen Transpirationsleistungen,mit
tiefgehendenWurzeln
undmit
möglichst dauerndem Schutz der Bodenoberfläche. Diese Tatsachewar
schon den alten eingeborenen Ackerbauern bekannt, die z. B.vor
derAnkunft
der Weißen in
Mittelamerika
ein als «Milpa» bezeichnetes System befolgten, das sichim
wesentlichen offenbarnicht
von den in Niederländisch-Indien gebräuchlichen Methoden (Lalang, Kain-gin) unterschied: Bepflanzung derfrisch
geschlagenen Urwald-rodungennur
während eines bis weniger Jahre, und dannVerlegung der
Kulturen in
neue Rodungen, unter Wiederbewalden-lassen der verlassenenKulturflächen.
Dieses System kann durchausnicht
alsprimitiv mit
wenigenWorten
abgetan werden, setzt doch jede frische Rodungmit
einfachen WTerkzeugen eine großeArbeitsleistung voraus; es
kann
daher erstallmählich
und infolgeuralter Erfahrungen
eingeführt worden sein.Aber
für
unsere Zeitenmit
den ständig anwachsenden Ansprüchen an den Boden alsErnährer
immer dichterer Bevölkerungen ist esnicht
mehr vereinbar. Indes ist esklar,
daß bei derWahl
derKulturpflanzen
den baumartigen und tiefwurzelnden der Vorzugvor
den niederen und flachwurzelnden Gewächsen gegeben werden muß, und den ausdauerndenvor
den einjährigen. Natürlichgilt
diesnicht
ohne Ausnahme: unter den einjährigenKörnerfrüchten stellt der Reis eine durchaus angebrachte
Kulturpflanze
dar, abernur wo
er auf Schwemmland der Flüsse undin
denNiederungen
mit
hohem Grundwasserstand angebautwird, auf
die sichja all
dasnicht
bezieht, wasauf
den vorhergehenden Seiten dargelegt wurde. Weizen undGerste dagegen sowie Baumwolle solltenfür
feuchte tropische Gebietenur mit
Vorsicht empfohlen werden.Abgesehen von der Auswaschungsgefahr sind sie selbst bei
künstlicher
Düngungoft
auf die Dauer wenig rentabel (vgl. besondersBoergers
Berichte [2] aus dem uruguayanischenInstitut
vonEstanzuela), denn unter feucht-tropischen oder subtropischen
Bedingungen
wird
auch dieseleicht
weggewaschen.Weidegräser entwickeln selbst
unter
wenig dichtem Weidegang oftnur
ungenügend tiefe Wurzeln. Die Gräser der S. 225 erwähnten Campos cerrados senden ihreWurzeln
etwa bis 1,50 m und vertrocknen in der Trockenzeit, wenn sie das ihnen zugänglicheBodenwasser erschöpft haben.
Ihre
Gegenwirkung gegen die innere Auswaschung mußnatürlich
gering sein.Zuckerrohr
dagegen,
mit
seiner dichten ausdauernden Vegetation und seinen vieltiefer
gehenden Wurzeln, leidet wenigunter
der Trockenheit und schützt den Boden so sehr gegen Auswaschung, daß unter seinemSchutz auch Düngerzugaben von größerem Nutzen sind.
Wir
gehen auf alle diese Fragen
hier nicht
näher ein, schonweil wir
noch gar
nicht
über genügendErfahrungen
verfügen, die unter denhier
interessierenden Gesichtspunkten gesammelt wären.Wir
erwähnen aber noch die Frage der Gründüngung.Gründüngung
wird mit
Rechtfür
tropisch feuchte Gebiete empfohlen:sie schützt den Boden, reichert denselben an Humus an, aber vor allem kann sie auch eine
Wurzeltäligkeit
entfalten, die von höchstemWert
ist.Hier
istvor
allem die Luzerne zu erwähnen (Medi-cago saliva), derenWurzeln
außerordentlichtief
gehen können (bis über 20 m) und deren hoherWerl
schonim Altertum erkannt
wurde. Sie ist durchihr
tiefes Wurzelsystem der Trockenheit am besten gewachsen, wie z. B. aus den interessantenErfahrungen
vonWhite
(31) vom Escalante Valley hervorgeht. Aber die Pflanzegilt
auch alsFruchtbarkeitsbringer,
und dieseihre
Rollewird
uns nun leicht verständlich; es handelt sich dabeinicht
so sehr um den Stickstoff, derja im
allgemeinen in unseren Bödenreichlich
vorhanden ist, als um Phosphor und
Kali,
die vonihr
aus der Tiefe heraufbefördert werden.Diese wichtige Futterpflanze bevorzugt allerdings neutrale
Reaktion des Rodens, so daß sie
auf
den ausgewaschenen und sauren Böden des schon degradierten Landes zum Anbau weniger in Frage kommt. Welche Pflanzen hierin ähnlicher
Weise nutzbar gemacht werden könnten, müssen besondere Untersuchungenerweisen.
Natürlich wird
man bei der Wiederherstellung des schonentwerteten Landes zunächst an die Wiederbewaldung denken. Was die außerordentlich ausgedehnten Gebiete
betrifft,
die heutein
Südbrasilienmit
Campos cerrados bestanden sind, so geht aus unseren Untersuchungen (S. 225) hervor, daß eine Wiederbewal-dung vielfach möglich sein muß. Diesewird
heutein
Brasilien fast ausnahmslosmit
Anbau vonEukalyptus
versucht, welchertatsächlich den Verhältnissen hier heule noch am meisten entspricht, gibt
Eukalyptus
dochin
6—7 Jahren bereits einen reichenErtrag
an Brenn- und Stangenholz.Immerhin
muß der Bodenvor
der Pflanzung vorbereitet werden, die Pflänzchen werden einzelngepflanzt, und
in
den ersten Jahren müssen Nachpflanzungenvorgenommen werden. Dies alles verteuert die
Kultur
so sehr, daß sienur in
der Nähe der Verbrauchszeniren oder von Eisenbahnen und guten Straßen rentiert.An die
Möglichkeit
dernatürlichen
Wiederbewaldung hat man hier noch kaum gedacht, obwohl sie doch das naheliegendste wäre.Der magere und arme Wuchs der Campos cerrados — bei dem großen Reichtum an Bodenwasser
— wird nur
durch diejähr-lichen Brände verursacht, die meist absichtlich angelegt werden, weil sie die der Weide dienenden Gräser begünstigen und
ihr
Austreiben
im Frühjahr,
wenn der Futtermangel am spürbarsten ist, beschleunigt. Aber dieses selbe Brennen verhindert die Entwicklungder perennierenden Gewächse und schwächt
indirekt
deren Wurzeln, so daß diesenur
schwer die nötige immerfeuchte Tiefeerreichen können.
Wird
der Brand ausgeschlossen, so läßt sichzeigen
(Ferri,
4,für
Lagoa Santa), daß die Cerradobäume üppigerwachsen und dichtere Kronen bilden. Wenn erst einmal Schatten und Humus der Erdoberfläche zuteil werden, besteht die Möglichkeit,
daß auch anspruchsvollere WTaldpflanzen
in
das Gebietzurückkehren. Bevor diese Bedingungen
erfüllt
sind,hat
esnatürlich
wenig Sinn,auf
den ausgedörrten Feldern den Anbauwertvoller
Waldbäume zu versuchen. Solche Experimente werden gewöhnlich mißglücken, und irgendeinen Schlußauf
dieUnmöglichkeit
ihres Anbausin
diesen Gebieten zu ziehen (was leider geschieht), istnatürlich
abwegig.Wir
haben zuletztnur
von den uns besser bekannten Möglichkeitender Gegenmaßregeln
in
Brasilien gesprochen, weil diesenatürlich für
jede Gegend andere sein werden, undweil
sie in jedemEinzelfall
besonders untersucht werden müssen. Ueber-haupt scheint es uns heute unmöglich, bereits irgendein sicheres Rezept anzugeben. Das einzige, was gesagt werden kann, ist, daß der ganze Erscheinungskomplex einem sehr sorgfältigen Studiumunterworfen
werden sollte, wobei diehier
aufgezeigten Gesichtspunkteberücksichtigt
werden müssen.In
USA. hat manzur
Bekämpfung der Oberflächen-Erosion im «Soil Conservation
Service» eine Körperschaft geschaffen, deren Erfolge außerordentlich
groß zu sein scheinen. Der inneren Auswaschung der tropischfeuchten
Böden
wird
mannur in
ähnlicher Weise begegnen können, durch Zusammenarbeit der Behördenmit
den sachverständigstenForschern und
Praktikern.
Ausblick.
Die
im
vorgehenden behandelte Bodenverschlechterung hatnicht nur
ihre verderblichen Folgenfür Landwirtschaft
und finanzielleWohlfahrt
der betreffenden Länder. Heuteläßt
sich bereits eine andere höchst wichtige Erscheinungmit ihr in
Verbindung bringen. Die Gesundheit und dieVolkskraft in
den meistentropisch feuchten Gebieten ist so sehr der
in
gemäßigten Klimaten unterlegen, daßwir
diese Tatsache fast als selbstverständlich ohne weitere Frage hinnehmen. Die Klimatologen sprechen von einem noch «unbekanntenKlimafaktor»,
der es nötig macht, daß die ausgemäßigtem
Klima
kommenden Ausländer in regelmäßigenIntervallen nach
dort
zurückkehren, um ihre Gesundheit wiederherzustellen (9). Die Ursachen sind noch unbekannt, aber sie könnten
mit
denhier
behandelten Dingen im Zusammenhang stehen.Denn
immer
mehr werden «Spurenelemente» bekannt, deren Fehlen bestimmte Pflanzen-,Tier-
und Menschenkrankheiten hervorrufen.Noch stehen
wir
erst am Beginn der Erforschung dieser außerordentlich wichtigen Krankheitsursachen.Im
Zusammenhangmit
der großen inneren Auswaschung muß mannatürlich
daran denken, daß die Elemente, diehierfür
in Frage kommen, aus den Böden der Tropen besondersleicht
verschwinden, Diese Frage aber gehört bereitsin
das Gebiet der Tropenmedizin.Wir
habenim
vorstehenden versucht,auf
dem uns zurVerfügung stehenden Raum das
für
unsere Frage Allerwesentlichste herausgreifen. Wegen Einzelheiten verweisenwir
auf dieangeführte
Literatur:
die Belegefür
unsere Angaben finden sichin
den Boletins 3 und 4 des Botan.Instituts
der Universität Säo Paulo.Résumé.
Après le déboisement de la
forêt
vierge, une détérioration rapide et intense du sol se déclare en conditions tropicales humides. Cette dégradation s'étend déjà sur des vastes espaces, ayantproduit
desdommages économiques et culturels incalculables.
Notre tâche la plus importante est de comprendre comment la forêt peut produire et
maintenir
unefertilité qui
diminue bientôt aprèsl'élimination
des forêts.Dans cette communication,
l'attention
est attirée sur l'activitédes racines des arbres de la grande forêt. A
part
les qualités favorables, bien connues, de la forêt, qui consistent dans laprotection contre l'érosion superficielle, dans la
production
d'humus,dans la conservation de
l'humidité
des couches supérieures du sol et dans lafacilité
qu'elle apporte au développement d'une richemicroflore
et faune, laforêt
s'oppose de la manière la plusefficace au lessivage des sols.
Les causes essentielles de ce lavage, particulièrement poussé sous un
climat
chaud et humide, sont : 1° la faculté minime d'adsorp-tion des solstropicaux
parrapport
aux sels ; 2° la grande profondeurde la décomposition des roches, d'où résulte la
formation
d'une couche de sol de 15-20 m. et plus. Par suite, l'excès d'eaupendant la période des pluies peut pénétrer jusqu'à une grande
profondeur, entraînant aussi les sels.
La grande consommation d'eau
par
la forêt diminue la quantitéde la Solution drainée, interceptant les sels, qui retournent aux sommets des arbres et finalement achèvent le
circuit,
avec la chutedes feuilles, à la surface du sol. Le
fait
le plusimportant
est que les racines atteignent la roche mère, dans laquelle des ionsnouveaux sont puisés, qui compenseront les pertes du lessivage. Ces
sels, eux aussi, atteignent finalement la surface du sol.
Cette activité
fertilisante
de la forêt cesse quand le contact avec la roche estinterrompu par
le déboisement ;il
ne sera jamaisrétabli
par l'introduction
de plantes cultivées à racines peuprofondes.
Si nous désirons combattre ce lessivage,
il faut
écarter lesméthodes agricoles des pays tempérés. Nous devons reconnaître les dangers inhérents à la culture des plantes aux racines peu pro fondes, de courte durée et dont la culture entraîne l'existence de friches. La préférence doit être donnée à une végétation permanente,
à une couverture dense de type forestier et à des plantes à racines profondes. — Ceci naturellement ne s'applique pas aux rizières sur les sols alluvionaux.
Finalement on attire
l'attention
sur lefait
que le lavage peut affecter aussi quelques-uns des « trace-éléments » si importants pour préserver la santé des plantes, des animaux et de l'homme lui-même.Summary.
Soil degradation, after the
felling
of thevirgin
forest, is rapid and intensein
tropicalhumid
conditions.This
degradation has already befallen very large areasprovoking
immeasurable economicand
cultural
damages.Our most
important
task is to understand, wherein consists the rôle of the forestin
producing andmaintaining
afertility,
whichsoon diminishes when the forest disappears.
In
this paper attention is drawn to theactivity
of tree-roots.Besides the already well
known
favorable influence of the forest, consistingin
protection against erosion, production of humus,conservation of
humidity
in the top layers of the soil, andin
thepromotion of an active soil
flora
and fauna, forests counteract mostefficiently
thelixiviation
of the soil.Leaching in
humid
tropics is especially heavy as a consequence of 1) the small adsorption power of tropical clays sothat
the cations are easily washed out; 2) Ihe greatprofundity
ofrock
decomposition,
that
resultsin
theformation
of a soil mantle of15-20 m. and more. Consequently the excess water of the
rain
periodwill
percolate to a great depth.The heavy consumption
of
water by forests diminishes thequantity
of the downwarddraining
solution, intercepting the salts,which return
to the treetops andfinally, with
the decay, end on the ground,but
this timein
the upper layerof
the soil. Of more importance is the factthat
the roots reach down to the decomposingrocks,
from
where fresh ions arebrought in
solution, making up the losses oflixiviation.
These salts toofinally
reach thesurface of the soil.
This fertilizing activity
of the forest ceases, when the contact isinterrupted
byfelling
the trees;it
neverwill
be restablished by crop vegetation
with
shallow roots.If
we arewilling
to controllixiviation,
we have to avoid theagricultural
methods of the temperate climate; we must beconscious of the danger constituted by shallow7 rooted, short lived crop
plants and by bare
fallow.
Preference must be given to permanent vegetation, especially to a dense cover of treelike, deep-rooted plants.—This, of course, does not refer to rice paddiesin alluvial
soils.
Finally
attention isdrawn
to Ihe factthat
leaching may also affect some of the "trace elements", so veryimportant for
preservingthe health of plants, animals and man himself.
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