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IV. Abkürzungsverzeichnis

5. Diskussion

5.1. Methodenauswahl

Die Vorgehensweise bei der Literaturanalyse, angelehnt an Webster und Watson (2002), erwies sich als sinnvoll und zielführend. Die Literaturrecherche zu einem vergleichsweise jungen Modell der Sharing Economy im B2B-Kontext lieferte eine geringe Anzahl relevanter Ergebnisse. Die bestehende Forschungslücke rechtfertigte somit das Vorgehen, geeignete Literatur zu Sharing Economy im B2C und C2C zu analysieren und auf den B2B-Kontext zu übertragen. Dabei erwies sich die Vorwärts- und Rückwärtssuche als ein zweckmäßiges Hilfsmittel. Ein geringer Teil der ausgewählten Literatur stammte nicht aus ausgewiesenen wissenschaftlichen Fachzeitschriften, sondern aus renommierten Magazinen wie Fast Company oder Harvard Business Review . Renommierte Autoren, deren wissenschaftliche Publikationen zum Thema Sharing Economy in hochrangigen Journals erschienen, stellten dort ihre Beiträge zur Verfügung. Dies rechtfertigte, trotz fehlenden Rankings des Magazins, diese Publikationen zur Theoriebildung heranzuziehen. Des Weiteren ist der Mangel an Publikationen der Tatsache geschuldet, dass Beiträge einige Zeit benötigen, um in wissenschaftlichen Journals veröffentlicht zu werden. Für die Strukturierung der Literatur wurde, wie von Webster und Watson (2002) beschrieben, die Konzeptmatrix und Literaturtabelle als vorteilhaft erachtet. Diese ermöglichte eine strukturierte Abarbeitung und Darstellung der Ergebnisse der Literaturanalyse.

Die Expertenauswahl erfolgte analog zu der Expertendefinition von Meuser und Nagel (1991) wonach ein Experte angesprochen wird als jemand, der in irgendeiner Weise Verantwortung trägt für den Entwurf, die Implementierung oder die Kontrolle einer Problemlösung oder wer über einen privilegierten Zugang zu Informationen über Personengruppen oder Entscheidungsprozesse verfügt. Meuser Nagel : und

75 zog einige Vor- und Nachteile für die Erhebung nach sich. So wurde die Entscheidung Geschäftsführer sowie Mitarbeiter in Führungspositionen als Befragte heranzuziehen als vorteilhaft erachtet, da diese, angelehnt an die Definition von Meuser und Nagel, über privilegierten Zugang zu Entscheidungsabläufen und Verantwortung über Personengruppen verfügen (vgl. ebd.). Die Personen haben demnach im Unternehmen ihre Expertise bereits unter Beweis gestellt und konnten folglich die Fragen, die das Wissen über die Unternehmensabläufe und -struktur voraussetzen, adäquat beantworten. Dies ermöglichte ein realistisches Abbild der praktischen Umsetzung in Verbindung mit den theoretischen Grundlagen der Literaturanalyse. Dass die befragten Experten (zu dem aktuellen Zeitpunkt) allesamt in einem IT-Unternehmen tätig waren, wurde als nachteilig empfunden. Im Hinblick auf das Forschungsobjekt wäre eine Auswahl der Experten aus einem Unternehmen, das in der Sharing Economy tätig ist, möglicherweise vorteilhafter gewesen. Allerdings sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass der IT-Sektor und somit auch die IT-Kommunikationsunternehmen als Möglichmacher der Sharing Economy gelten (vgl. Belk 2014: 1595f), was die Auswahl der Experten rechtfertigt. Die gewählte Altersgruppe mit Teilnehmern zwischen 30-55 Jahren entspricht möglicherweise nicht dem zu erwartenden Altersdurchschnitt der meisten Sharing Economy Nutzer. Dies liegt daran, dass jüngere Personen noch nicht in den Führungspositionen vertreten sind. An der Stelle wäre eine Auswahl einer jüngeren Altersgruppe an Fachkräften denkbar. Jedoch wäre die Qualifizierung als Experte insbesondere bei Entscheidungsprozessen im Unternehmen und dessen Strukturen stark zu hinterfragen. Alle Befragungen wurden an Mitarbeitern eines Unternehmens durchgeführt, wodurch eine Limitation entsteht, da lediglich eine Branche abgedeckt werden konnte. Obwohl die Experten bemüht waren ihre Antworten und Gedankengänge so allgemein und branchenunspezifisch wie möglich zu gestalten, wurden die erbrachten Beispiele größtenteils auf die eigene, informationstechnische Branche bezogen. Somit ersetzt die Befragung keine breite Studie, jedoch lässt sie die ersten Tendenzen erkennen und ermöglicht eine Aufstellung von Hypothesen mit allgemeinem Charakter. Die Interviewanzahl von fünf wurde für die Untersuchung des Forschungsgegenstandes als angemessen erachtet. Bei einer erneuten Durchführung sollte jedoch eine höhere Anzahl der Teilnehmer sowie der Unternehmen in Betracht gezogen werden. Durch die Beschränkung der Befragten auf mindestens Zwei pro

76 Unternehmen (Geschäftsführung und Führungsmitarbeiter) und eine Erweiterung der Auswahl über die unterschiedlichen Branchen hinaus, könnte ein breites Spektrum an Businessmodellen dargestellt werden. Positiv anzumerken ist, dass unter den Experten kein Austausch bzgl. der Befragung stattfand und so eine Beeinflussung der Ergebnisse minimiert werden konnte.

Die Anfertigung eines Interviewleitfadens (vgl. Lamnek/Krell 2016: 307) wurde für die Durchführung der Interviews als ein nützliches Hilfsmittel zur Orientierung wahrgenommen. Dieser wurde mithilfe eines Pretests an einem unabhängigen Experten auf seine Tauglichkeit geprüft. Gleichzeitig konnten der Gesprächsverlauf sowie die Interviewführung geübt werden. Da mithilfe des Pretests Optimierungen an dem Leitfaden und der Struktur des Interviews vorgenommen werden konnten, wurde die Durchführung und die Auswahl des Befragten als hilfreich bewertet.

Der Leitfaden verhalf dazu, sich nicht in den, für das Thema irrelevanten, Inhalten zu verlieren. Weiterhin ermöglichte dieser einen unkomplizierten Einstieg in das Gespräch und das Thema, sowie das Abfragen von Information zu allen relevanten Themengebieten. Der Fragenblock zur Umsetzbarkeit brachte einen schlüssigen Gesprächsverlauf hervor, bei dem der Interviewer teilweise ohne Gegenfragen oder alternativen Hilfestellungen auskam. Der Übergang von dem privaten in den geschäftlichen Kontext erfolgte über den Akteur und erwies sich sowohl für die Befragten als auch für den Interviewer als eine logische Überleitung zum B2B-Kontext.

In den einzelnen Fällen, in denen seitens der Befragten keine Angaben zu den Faktoren oder Akteuren gemacht werden konnten, wurde auf die Antworten aus dem privaten Kontext verwiesen. Die privaten Erfahrungen konnten somit als Denkimpulse auf den B2B-Bereich übertragen werden.

Die Beantwortung der Fragen zu den Einflussfaktoren bereitete den Befragten keine Schwierigkeiten und bot dem Interviewer einen großen Informationsgehalt. Ebenso stellten die Experten Verbindungen zum eigenen Unternehmen her, was dem Interviewer praxisnahe Einblicke gewährte. Im abschließenden Teil des Leitfadens rekapitulierten die Befragten das Interview, um so die Fragen zur Umsetzung im Unternehmen beantworten zu können. Dies gelang einigen Experten erst mit dem Bezug

77 der Antworten auf das eigene Unternehmen. Durch die Assoziation fiel die Beantwortung leichter und bot einen hohen Informationsgehalt.

Der Beginn des Interviews setzte sich aus einer Begrüßung sowie einer kurzen Vorstellung des Experten, seiner Tätigkeit und des Unternehmens zusammen. Die Verabschiedung erfolgte mit einer Danksagung und einem kurzen Ausblick über die Inhalte und den weiteren Verlauf der Arbeit.

Die Methode der persönlichen Interviews wurde als sinnvoll und ergiebig erachtet. So konnten während des Interviews Unklarheiten schnell beseitigt und auf einzelne Antworten mithilfe von Rückfragen genauer eingegangen werden. Stellt man die gewählte Erhebungsmethode anderen Methoden gegenüber, so kann man unterstellen, dass die qualitative Erhebung der Interviews für den Forschungsgegenstand die voraussichtlich größte Informationsmenge hervorgebracht hat. Durch Rückfragen konnte bei spezifischen Themen der Inhalt vertieft werden, was bspw. mit vorgefertigten Fragebögen nicht umsetzbar wäre.

Die Wahl der einfachen Transkription als Aufbereitungsmethode erwies sich als angemessen. Unterbrechungen durch Nachdenken, Husten oder Lachen wurden durch dieses Verfahren nicht erfasst, da diese keine Relevanz für den untersuchten Inhalt darstellten. Die grammatikalischen Anpassungen des Transkriptes wurden als notwendig angesehen, um das Leseverständnis zu maximieren.

Die Methode der Datenauswertung als eine Mischform aus der zusammenfassenden und der strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2002) erwies sich als effektiv. Mithilfe des deduktiven Verfahrens wurden zum einen Kategorien aus dem Interviewleitfaden und zum anderen aus dem entwickelten B2C-Modell abgeleitet.

Durch induktive Kategorienbildung konnten die Textstellen, die keiner Kategorie zugeordnet werden konnten, im Nachhinein zu neugebildeten Kategorien kodiert werden. Diese Ergänzung der Kategorienbildung durch induktive Verfahren wurde als hilfreich und sinnvoll erachtet. So wurden unter der Oberkategorie Faktoren mithilfe des induktiven Verfahrens neue Unterkategorien wie Flexibilität hinzugefügt.

Letztlich wurden die ausgewählten Methoden für die Untersuchung der Literatur- sowie der qualitativen Erhebung, als sinnvoll und angemessen erachtet. Die Interviewanzahl von fünf wurde als geeignet angesehen.

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